»… und niemand darf vor seinem Tod und seinem Begräbnis

glücklich genannt werden.«

Ovid

Es war so weit – der entscheidende Eintrag stand bevor. Endlich würde er erfahren, was damals passiert war. Gleich würde er wissen, wer ihn um sein Leben betrogen hatte.

Sein Puls beschleunigte sich. Jetzt war der Moment gekommen – der Moment der Wahrheit. Er griff erneut nach Novaks Aufzeichnungen und las weiter.

Tell Brak, 19. Mai 1978

All meine Hoffnungen, all meine Träume sind dahin, haben sich in Luft aufgelöst, sind gestorben. Alles war umsonst. Und nicht nur das …

Die Ereignisse der heutigen Nacht sind zu unerträglich und peinvoll, als dass ich sie zu Papier bringen könnte – jedes Wort, jeder Buchstabe ist schmerzhaft und sticht in meine Seele. Ich fühle mich leer und dumpf und bezweifle, dass ich jemals wieder meines Lebens froh werde.

Vielleicht finde ich einen Weg, mit dem Geschehenen umzugehen, vielleicht aber auch nicht. Die Zeit wird zeigen, wohin mein Weg mich führt. Meine Aufzeichnungen jedenfalls enden hier.

»NEIN!«, schrie er und blätterte fassungslos um. Nichts. Nichts außer vergilbten, unbeschriebenen Seiten, die ihn mit ihrer Jungfräulichkeit schadenfroh verhöhnten. Verzweifelt blätterte er weiter und ignorierte die Tränen, die ihm vor Wut, Zorn und Enttäuschung in die Augen stiegen. »NEIN!« Novaks misshandeltes Gesicht starrte ihm von jeder Seite entgegen und lachte ihn aus. Es war ein dreckiges, gemeines Lachen, das ihm zu verstehen gab, dass er das eigentliche Opfer war – immer schon gewesen war und immer bleiben würde.

»NEIN!«, schrie er erneut. »NEIN!« Er schmiss das Tagebuch gegen die Wand und fing hemmungslos an zu schluchzen.