50

Fassungslos starrte Jeremy auf den Leichnam, der halb in den Morast versunken war. Die Kleidung klebte schwarz, schwer und feucht an dem schmalen Körper. Ein viel zu großes Unterhemd, eine Jeans, Turnschuhe. Die Frau musste noch jung gewesen sein, vor allem war sie noch nicht so lange tot wie die anderen, die vor ihr in dieser Grube verscharrt worden waren. Neben ihr aufgereiht lagen die Überreste mehrerer Gerippe.

»Was ist das?«, stieß er hervor. »Ein Massengrab?«

Cara, mit weit aufgerissenen Augen, hing in Martens Armen wie eine Puppe. Er hatte die Spritze wieder herausgezogen, hielt sie aber weiterhin an ihren Hals.

»Das ist Charlies Rache«, sagte Marten. Cara schüttelte den Kopf, war aber nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen.

»Sie haben …« Jeremy zählte. »… gemeinsam so viele Menschen getötet?«

»Nicht Charlie, Idiot. Das ist die Rache für ihr Schicksal. – Deine Mutter, Cara, hat nach dir noch drei Kinder geboren. Erinnerst du dich an sie?«

»Nein«, sagte sie tonlos.

»Das dachte ich mir. Deshalb bist du ja hier, um dir das anzusehen. Da unten liegen sie. Da unten liegen deine Schwestern. Drei waren es. Süße, niedliche Mädchen. So süß und niedlich wie du. Ich habe mich oft gefragt, warum ihr leben durftet und die anderen nicht. Vielleicht, weil ihr schon zu groß gewesen wart, als der Horror so richtig anfing.«

»Schwestern?« Caras Frage klang wie ein Röcheln.

Jeremy versuchte, das Grauen zu verstehen, das sich vor seinen Füßen auftat.

»Charlie hat sich das gefragt«, fuhr Marten fort. »Ganz bestimmt hat sie das, obwohl es das Einzige war, worüber sie nie mit mir gesprochen hat. Warum landen die einen in einem Grab, und warum dürfen die anderen leben?«

»Ich … ich weiß es nicht.«

Sie rutschte aus Martens festem Griff, weil ihre Füße sie nicht mehr tragen konnten. Mit einem Ruck zog ihr Peiniger sie wieder hoch. Jeremy wunderte sich, dass sein Gehirn diese Szene überhaupt noch erfassen konnte. Drei Babyskelette, vier Gerippe von erwachsenen Menschen – und eine Leiche. Dazu der Mann, der all das angerichtet hatte, und Cara in seiner Gewalt.

»Wer hat die Babys getötet?«, fragte er. »Wer?«

»Charlie.«

»Nein!« Caras Schrei, langgezogen, aus wunder Kehle, drang Jeremy durch Mark und Bein. »Nein! Nein! Du lügst!«

»Okay. Ich lüge.« Marten grinste. Doch Jeremy erkannte hinter diesem Grinsen die nackte Verzweiflung. Marten tat nur so abgebrüht. In Wirklichkeit litt er maßlos unter dem, was geschehen war, und dem, was noch kommen würde. Trotzdem fühlte Jeremy kein Mitleid. Der Mann war ein Mörder. Egal, aus welchen Gründen.

»Sie?«, fragte er. »Waren Sie es?«

»Nein.«

»Wer dann?«, schluchzte Cara. »Sag es doch endlich, du gottverdammter Dreckskerl!«

»Hab ich doch schon längst. Deine Mutter, cara mia. Deine Mutter war es. Direkt nach der Geburt musste Charlie einen Eimer Wasser holen. Hätte sie doch wenigstens allein gemordet. Hätte sie das alles doch hinter verschlossenen Türen gemacht, während dein Vater betrunken in der Ecke lag. Aber nein, sie musste ja Charlie dazuholen. Die große, kräftige Charlie. Drei Kinder hat sie auf die Welt geholt. Drei Mal hielt sie ihre kleinen Schwestern in den Händen.«

Er lockerte seinen Griff etwas, mit dem Ergebnis, dass Cara zu Boden glitt. Er hockte sich neben sie und presste ihren Oberkörper an seinen, die Spritze im Anschlag. Plötzlich sah Jeremy, dass Marten blinzelte, als ob ihm Staub in die Augen gekommen wäre.

»Zwei haben gelebt. Sie haben geatmet. Geschrien. Sie hatten Hunger. Erinnerst du dich wenigstens an ihre ersten Schreie? Die Schreie deiner kleinen Schwestern?«

»Ja«, flüsterte Cara.

»Gesunde, kleine, rosige Mädchen. Charlie sollte einen Eimer Wasser holen. Sie dachte, um das Klo zu putzen, denn eure Mutter hat auf der Toilette entbunden. Als sie zurückkam, lag das Baby auf dem Boden. Es lag nur ein einziges Mal in den Armen seiner Mutter. Ein einziges Mal hob sie es hoch. Um es zu küssen? Nein. Sie steckte es kopfüber in den Eimer.«

Cara krümmte sich zusammen und legte die Hände vors Gesicht. Marten schlug sie mit einer unwilligen Bewegung weg.

»Sie hat sie ersäuft wie junge Katzen. Und dann hat sie Charlie den Eimer in die Hände gedrückt und weggeschickt. Charlie lief nachts mit ihrer kleinen toten Schwester durch Wendisch Bruch, und nur die Hunde haben es bemerkt. Nur die Hunde.«

Er riss ihren Kopf hoch und hielt ihr wieder die Spritze an den Hals. Jeremy tastete nach der Holzbohle. Sie war zu groß, zu schwer, um sie als Waffe einzusetzen. Und trotzdem. Die Hoffnung war nichts anderes als ein einziges großes Trotzdem.

»Lass das«, sagte Marten müde. »Sie ist tot, noch bevor du das Ding aufgehoben hast.«

Jeremy ließ die Hände sinken.

»Und wo warst du?«, schluchzte Cara. »Marten, großer Bruder, Rächer der Unschuldigen, wo warst du?«

Er stach ihr die Spritze in den Hals. Sie schrie und starrte Jeremy mit weit aufgerissenen Augen an.

»Und wo warst du, Cara?«

»Sie war ein Kind!«, rief Jeremy. »Was wird das hier? Ein Tribunal über die einzig Unschuldige in diesem ganzen gottverlassenen Dorf?«

»Sie hätte etwas tun können! Sie! Gerade sie! Aber sie hat weggeschaut wie alle anderen.«

»Weil sie nicht anders konnte, Marten. Ich bin Psychologe. Ich kann Ihnen das erklären.«

Marten zog die Nadel aus Caras Hals, und Jeremy verbuchte dies als winzigen Erfolg.

»Dann erkläre mir, wie das passieren kann. Alle haben es gewusst. Keiner macht das Maul auf.«

»Einer wartet auf den anderen«, erwiderte Jeremy. »Im Guten wie im Bösen. Einer muss anfangen. Seien Sie das, Marten.«

»Nein.«

Es war kein Staub in Martens Augen. Es waren Tränen. Cara tastete vorsichtig nach ihren Wunden.

»Du kannst doch nicht immer weiter töten«, flüsterte sie. »Hör auf. Ich flehe dich an.«

Marten wischte sich mit der Hand über die Lider. Er ärgerte sich über seine Schwäche. Seine Stimme klang wieder hochmütig und kalt.

»Du verstehst es immer noch nicht. Was muss eigentlich passieren, bis du endlich kapierst, was mit Charlie geschehen ist? Deine Mutter hat ihre eigenen Kinder direkt nach der Geburt getötet, und anschließend drückte sie ihrer eigenen Tochter den Eimer mit dem kleinen Leichnam in die Hand. Wie findest du das?«

»Ich … ich weiß nicht.«

»Charlie musste nicht nur mit ansehen, wie ihre Geschwister umgebracht wurden. Sie wurde auch ihr Totengräber. Wohin geht man nachts in einem Dorf mit einem Eimer, in dem eine Babyleiche steckt? Was sollte sie tun? Wo den kleinen Körper begraben? Oder ihn gleich in die Wende werfen? Sie kam zu mir. Ich habe ihr die Last abgenommen. Und ich habe es noch zwei weitere Male getan.«

Und endlich verstand Jeremy. Die Logik im Wahn. Das Töten der letzten Unschuld. Cara, das Sonnenkind, Charlie, die Schattenfrau. Und Marten, der die Schatten nicht mehr vertreiben konnte und deshalb alles mit sich ziehen wollte in die Dunkelheit.

»Das war die Nacht, in der Charlie aufhörte, Charlie zu sein. Sie war nicht mehr das Mädchen, das ich kannte. Mit dem ich ein Herz in die Bank geritzt habe. Charlie und Marten, für immer. Das mir seinen Talisman geschenkt hat, der mich beschützen sollte.«

Marten griff unbewusst an seine Silberkette, ließ dann die Hand sinken. Jeremy wusste, dass Sie keinen Anhänger mehr hatte.

»Die Heilige Katharina?«, fragte er. Sie haben den Talisman zurückgebracht, als Charlie ihn am meisten brauchte. Sie waren der Seelsorger. Wie haben Sie sich da einschmuggeln können?«

»Die Menschen sehen, was sie erwarten. Einen Priester, einen Clown, einen Loser. Nur Charlie sah etwas anderes in mir. Doch das war nach dieser Nacht vorbei. Sie hat sich vor allem geekelt, auch vor mir. Und sie wollte nicht mehr leben. Das war das erste Mal, dass sie sich aufhängen wollte. Das weißt du aber noch, oder?«

Cara nickte zögernd. Jeremy wagte nicht, sich zu rühren. Das Ausmaß der Tragödie, die sich in diesem kleinen Dorf abgespielt hatte, lähmte ihn.

»Dann wurde es besser. Im Sommer darauf dachte ich, es wäre alles nur ein Alptraum gewesen. Aber die Männer kamen weiter zum Hof. Und deine Mutter wurde wieder schwanger. Und so kam es, dass Charlie wieder nachts mit einem Eimer durch das Dorf ging. Sie lief vorbei an all den adretten Häusern von Wendisch Bruch, wo hinter sauberen Gardinen brave Ehemänner in ihren Betten lagen und schweigsame Ehefrauen ihnen die Kissen aufschüttelten. Wie muss Charlie sich gefühlt haben? Ich weiß es nicht. Mir fehlt das Vorstellungsvermögen. Es ist ein Wunder, dass sie nicht wahnsinnig geworden ist.«

»Hör auf! Hör auf!«

»Nein! Denn es hat ja nicht aufgehört. Wer war wohl dieses Mal der Vater? Der Bäcker, der immer sonntagabends kam, bevor er in die Backstube ging? Der Elektriker, der es gerne ein bisschen härter mochte? Der Fleischer, der immer ein Hundehalsband dabeihatte? Die Gäste aus der Linde, die Gefallen daran fanden, wenn sie sich deine Mutter zu zweit vornehmen konnten? Warum ist sie nicht gegangen? Warum hat sie nicht wenigstens die beiden Kinder beschützt, die sie am Leben gelassen hatte?«

»Hör auf!«, schrie Cara und wand sich in seinem Griff. »Ich will es nicht hören! Ich will nicht!«

»Du musst aber. Charlie musste auch. Sie hörte viel, und sie durchlitt noch viel mehr. Alles, während du in deinem Bettchen lagst und so getan hast, als wäre die Welt in Ordnung. Und so stand Charlie eines Nachts erneut mit einem Eimer in unserem Garten. Sie sprach kein Wort. Sie stellte ihn ab und ging, und ich tat, was zu tun war.«

Jeremy blickte in die Grube. Die kleinen, schwarzen Skelette trieben ihm die Tränen in die Augen. Er versuchte, sich zu beherrschen. Nicht hier. Nicht vor Cara, dachte er. Tränen sind kein Trotzdem.

»Sie waren das?«, fragte er. »Sie haben die Kinder hier … begraben?«

Marten nickte. Er zog ein Bein zu sich heran und suchte nach einer bequemeren Position.

»Wir haben uns nicht mehr gesehen«, fuhr er fort. »Charlie machte sich so gut wie unsichtbar. Doch im Jahr drauf geschah es wieder, und wir wussten, es würde nie aufhören. Nicht, solange die Männer auf den Hof kämen, nicht, solange deine Mutter noch leben würde. Denn sie war wieder schwanger. Und sie lag wieder in den Wehen.«

Cara röchelte. Sie lag in Martens Arm wie in den Fängen eines Raubtieres.

»In dieser Nacht bin ich selber auf den Hof. Bruno hat mich geweckt. Charlie und ich wollten wenigstens dieses Kind retten. Wir hatten vor, es weit weg von hier auszusetzen. Doch wir kamen zu spät. Sie hatte eine Totgeburt. So kam noch eine kleine Leiche in dieses unbeweinte Grab.«

Er sah zu Jeremy, der immer noch wie erstarrt dastand.

»Und dann war Charlie an der Reihe. Deine Mutter erholte sich nicht so schnell, sie hatte viel Blut verloren. Aber dein Vater wollte saufen, also musste der Rubel rollen. Und so sah er sich um, und sein Blick fiel auf die älteste seiner Töchter, vierzehn Jahre alt und unversehens zur Frau gereift. Ihre Jungfräulichkeit wurde auf einer Auktion versteigert, und mein Vater gab das höchste Gebot ab. Mein eigener Vater. Ich habe es erst hinterher erfahren. Ich wollte ihn damals schon töten, aber ich war noch zu jung. Im letzten Moment kommt doch so etwas wie Scheu auf. Man rammt seinem Vater nicht einfach so die Schaufel ins Genick. Ich habe von ihm abgelassen und ihm den Rücken zugekehrt. Das hatte ich dann davon. Er hatte diese Scheu nämlich nicht.«

Er deutete auf seine Nase und die Narbe in seinem Gesicht.

»Oh Gott«, schluchzte Cara. »Es tut mir so leid. So leid.«

»Nein, Cara. Du tust dir selbst leid, dass du das anhören musst. Bereust du jetzt wenigstens?«

»Ja. Ja!«, schrie sie in Todesangst.

»Als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, war klar, dass keiner etwas tun würde, um das zu stoppen. Keiner. Also konnte man nur die aus der Welt schaffen, die für all das Leid verantwortlich waren. Ich weiß noch, wie ich in der Nacht von hinten in die Backstube kam. Er stand am Trog und wollte gerade den Teig herausholen. Er hat wohl nicht geglaubt, dass ein Junge ihm gefährlich werden könnte. Er hat mich ausgelacht. Er sagte, die Weiber vom Hof können nur ficken. Und jeder soll doch das machen, was er am besten kann. Oder?«

Er sah zu Jeremy. »Oder?«

Jeremy sagte nichts. Er überlegte, wie er Marten überwältigen könnte, ohne Cara in Gefahr zu bringen. Ihm fiel nichts ein. Das Maß an Grauen war übervoll. Charlies Worte kamen ihm in den Sinn: So tief in Blut gestiegen …

»Also hab ich ihm seinen Teig ins Maul gestopft. Und dann habe ich ihm mit einem Besenstiel gezeigt, wie sich das anfühlt. Damit er eine ungefähre Ahnung davon bekam, von was er eigentlich redet. Begreifen. Es geht ums Begreifen, kapiert?«

Cara nickte hastig.

»Eines Tages ging mein Vater Zigaretten holen. Weiter als bis zu diesem Stall ist er nicht gekommen.«

Jeremy erkannte mit Schaudern einen schwarzen Schädel neben dem Gerüst eines Brustkorbes, halb versunken und verkrustet von Dreck und Sedimenten.

»Als er hier vor der Grube lag und die drei Babyleichen sah, hat er sehr schnell verstanden. Ich habe ihn da unten liegen lassen.«

»Sie haben ihn …« Jeremy fehlten die Worte.

»Ja. Er hat vier Tage überlebt.«

»Er war Ihr Vater.«

»Er war Charlies Mörder. Er und die anderen.«

»Ich verstehe«, flüsterte Cara. »Ich verstehe jetzt, Marten. Lass uns gehen.«

»Der Schreiner hatte einen Badeunfall. Ausgerechnet in der Wende. Und dann musste einer nachts aufs Dach klettern, die Antenne richten, und rutschte ab. Die Unfälle häuften sich. Und ein Gerücht ging um. Dass alle, die auf dem Hof gewesen waren, eines unnatürlichen Todes starben. Da packten sie ihre Siebensachen und wollten nur noch weg. Zwei habe ich auf dem Weg ins Ausland erwischt. Einer wollte nach Amerika. Jetzt liegt er da unten. Und Charlie stieg immer wieder auf den Dörrboden und wollte sich aufhängen. Da wusste ich, es würde nur aufhören, wenn sie Wendisch Bruch verlassen würde. Aber sie wollte nicht. Wegen dir, Cara. Wegen dir ist sie in dieser Hölle geblieben. Wegen dir konnte sie nicht vergessen. Sie fühlte sich schuldig. Sie war die stumme Gehilfin einer Kindsmörderin, und sie war vergewaltigt worden. Die Männer von Wendisch Bruch hatten sich erst an deiner Mutter vergangen und wollten jetzt auf Charlie umsteigen. Deshalb mussten sie weg.«

»Und der Mann im Tierpark? Was war mit dem?«

Marten sah zu Boden. Wieder wischte er sich unwillig über die Augen. »Charlie und ich hatten uns lange nicht gesehen. Aber wir lebten ja in derselben Stadt. Wir waren zusammen, ohne zusammen zu sein. Und es war gut so. Aber im Mai rief sie mich an. Sie sagte, sie hätte einen wiedergesehen. Den Letzten von denen aus Wendisch Bruch. Im Tierpark. Was sie tun sollte. Ob sie ihn ansprechen sollte. Zur Polizei gehen.«

»Sie war auf dem richtigen Weg«, sagte Jeremy. »Sie hatte mit alldem abgeschlossen. Sie hatte wieder ein Leben. Sie haben es zerstört!«

»Das hatte sie nicht! Ich sagte ihr: Beobachte ihn, lass ihn nicht aus den Augen. Ich bin in einer Stunde da. Ich habe ihn gefesselt und geknebelt und dann gewartet, bis es Nacht wurde. So lange war ich bei ihr. Wir haben nicht viel geredet. Wir haben uns noch nicht einmal berührt. Ich wollte nur wissen, was man braucht, damit jemand bei vollem Bewusstsein bleibt, sich aber nicht wehren kann. Charlie sagte es mir. Und sie gab mir die Medikamente. Sie wusste nicht, was ich vorhatte. Vielleicht glaubte sie an einen Denkzettel, sie hat nicht näher gefragt.«

Cara rutschte in seinen Armen Richtung Boden, und er ließ sie fallen. Als sie auf Jeremy zukriechen wollte, hielt Marten sie an ihrem linken Knöchel fest. Er brauchte nicht viel Kraft dazu.

Er zog sie zu sich heran wie eine Puppe. Sie weinte, und für einen unglaublichen Moment legte Marten die Arme um sie und hielt sie an sich gedrückt.

»Ich hätte mich gestellt, wenn es ihr geholfen hätte. Aber sie war schneller. Sie hat meine Schuld gebüßt. Sie war ein Engel. Ein beschmutzter, entwürdigter, in den Staub getretener Engel.«

»Nein«, schluchzte Cara. »Nein! Du hast alles noch schlimmer gemacht! Wegen dir ging alles wieder los! Wegen dir hat sie sich umgebracht!«

»Du bist immer noch blind und taub, Cinderella. Kannst du immer noch nicht ertragen, wenn dein weißes Kleidchen schmutzig wird? Du wirst es jetzt endlich lernen zu verstehen.«

Jeremy suchte verzweifelt den Raum nach etwas ab, das er als Waffe benutzen konnte. Die Zeit der Geständnisse war abgelaufen, nun tickte eine andere Stoppuhr. Marten begriff, dass seine Taten nicht so gewürdigt wurden, wie er sich vorgestellt hatte.

Er ließ Cara los und stand auf. »Geh zu ihm. Rein in die Grube. Beide.«

»Ich sag keinem was. Wirklich. Ich schwöre es!«

»Und er?«

Sie sah sich hastig nach Jeremy um. »Er auch nicht. Jeremy, nicht wahr? Du schweigst? Was ist? Sag was!«

Jeremy starrte in die Grube, und was er sah, ließ sein Herz zu Eis gefrieren.

»Legt euch nebeneinander.«

Jeremy löste seinen Blick von der Leiche der Frau zu seinen Füßen. Noch nie in seinem Leben hatte ihn ein solches Grauen erfasst. War das der Moment, in dem man wahnsinnig wurde? Brock, dachte er. Wie schade, dass ich Ihnen das nicht mehr erzählen kann. Er stieg hinab in den glitschigen, knöcheltiefen Morast und wäre beinahe ausgerutscht.

»Hinlegen!«

»Da … da liegt schon jemand.«

Marten kam einen Schritt näher und warf einen Blick in die Grube. »Ja, es wird langsam etwas eng. Tut mir leid. Sie zuerst, Herr Jeremias.«

Jeremy rührte sich nicht.

Marten zog Cara vom Boden hoch und gab ihr einen Stoß, sodass sie direkt in Jeremys Arme fiel. Mit einem Schrei stolperte sie zur Seite.

»Nein!«, schrie sie. »Nein!«

»Hinlegen!«

»Komm, Cara«, sagte Jeremy und zog sie an sich. Er küsste sie auf die Stirn, löste sich von ihr und legte sich in den übelriechenden Schlamm.

»Jeremy!«, schrie Cara. »Wir werden sterben!«

Marten gab ihr einen kräftigen Stoß. Sie fiel mit einem angsterfüllten Schrei in den Morast. Er beugte sich vor, um ihr die Spritze in den Hals zu rammen, da geschah etwas Ungeheuerliches. Die schwarzverschmierte Leiche schlug die Augen auf. Das Weiße ihrer Augäpfel leuchtete im Dunkeln, ihr Gesicht war maskenhaft starr. Sie schnellte hoch und versetzte Marten einen Handkantenschlag. Es gab ein lautes Knacken, und Marten sackte ohnmächtig zusammen. Sein Körper fiel auf die Frau und blieb liegen.

Cara beugte sich zur Seite, würgte und erbrach sich in den Schlamm.

»Könnten Sie …« Die Frau sprach keuchend, als ob ihr jede Luft zum Atmen fehlte. » … könnten Sie mir bitte helfen?«

Jeremy löste sich aus der übelriechenden Masse und zerrte Martens Körper von ihr weg. Dann kletterte er aus der Grube, zog sie hoch und schleifte sie in die Mitte des Raumes. Sie war zu schwach, um aufzustehen, und blieb liegen, während Jeremy sich um Cara kümmerte. Sie zitterte und keuchte, doch als er ihr auf die Beine geholfen hatte, konnte sie stehen bleiben. Dann holte er Stroh und begann vorsichtig, das Gesicht der Frau zu reinigen.

Ihre Lider flatterten.

»Wir bringen Sie hier weg«, sagte er. »Es ist vorbei.«

Gemeinsam beugten sie sich über den leblosen Körper der Frau. Jeremy setzte sich neben sie und berührte ihre Schultern.

Sie öffnete die Augen. Er achtete darauf, dass seine Hände auf ihrem Körper blieben, an Schultern, Armen, Händen. Dass der Kontakt zu den Lebenden aufrechterhalten wurde.

»Alles wird gut. Können Sie mich hören?«

Die Frau nickte. Cara lief zum Tor und spähte hinaus.

»Ein Streifenwagen!«, schrie sie. »Oben, auf dem Hügel! Leute! Hunde! Die Polizei kommt! Jeremy!«

Sie lief zu ihm zurück und küsste ihn. Schluchzte, weinte, umarmte die Frau, die regungslos alles über sich ergehen ließ, und umklammerte Jeremy so fest, dass ihm beinahe die Luft wegblieb. Ein Glücksgefühl überflutete ihn. Sie hatten überlebt. Einfach nur überlebt.

Gemeinsam schleppten sie die Frau vor den Schuppen und legten sie vorsichtig ab. Mehrere Männer jagten den Hügel herunter und kamen auf sie zugerannt, einer in Zivil.

»Gehring«, brüllte er, noch bevor er sie erreicht hatte. »Haben Sie sie gefunden?«

Jeremy presste Cara an sich, die immer noch wacklig auf den Beinen stand. Er wollte etwas sagen, da stürzte sich der Mann schon über die Frau auf dem Boden, die mehr wie eine Moorleiche als wie ein lebendiger Mensch aussah.

»Beara!«, schrie er. »Aufwachen! Kommen Sie zu sich, ja? Gleich kommt Hilfe.«

Er strich ihr übers Gesicht und zupfte zwei Strohhalme aus ihren Haaren. Er sah hilflos aus und schien nicht zu wissen, was er tun sollte. Dabei war es so einfach, dachte Jeremy. Es gab Momente im Leben, da überlegte man nicht. Da tat man, was einem die Situation befahl, weil es sonst vielleicht keine Gelegenheit mehr geben würde.

»Beara? Ist alles okay?« Gehring klopfte ihr auf die Wange.

Die Frau schüttelte schwach den Kopf. Alles andere wäre eine Lüge gewesen.

»Das war knapp. Mein Gott, war das knapp. Eine Hundertschaft durchkämmt gerade das Dorf. Was ist da drin in dem Schuppen? Wo haben Sie eigentlich die ganze Zeit gesteckt? Hören Sie mich?«

Jeremy war mittlerweile davon überzeugt, dass Gehring nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte.

»Beara, hallo! Kommen Sie zu sich, ja? Halten Sie durch, bitte!«

Und dann beugte sich der Mann endlich zu ihr herab, nahm den schmalen, leblosen Körper in die Arme und presste sie an sich. Wiegte sie in seinen Armen, hielt sie fest und murmelte leise Worte, die Jeremy nicht verstand und auch nicht hören wollte.

Jeremy sah, dass sie bei diesem Mann in guten Händen war.

Die beiden Polizisten begleiteten sie auf den Hügel. Krankenwagen rasten heran, noch mehr Polizeiwagen. Eine ganze Armada schwärmte in Wendisch Bruch aus und flutete wie ein grünes Ameisenheer die Häuser und Gärten. Irgendwo am Himmel hinter den Gewitterwolken ging die Sonne unter.

Jeremy sah noch einmal zurück zum Schafstall. Marten wurde auf eine Trage geschnallt, er war nicht bei Bewusstsein. Gehring blieb bei der Frau, der gerade eine Infusion gesetzt und eine Sauerstoffmaske übergezogen wurde.

»Ich dachte, sie wäre tot«, sagte er.

»Ich auch.« Cara zitterte. Er legte beide Arme um sie und versuchte, sie zu wärmen.

»Und dann schlägt sie auf einmal die Augen auf und legt ihren Finger an die Lippen. Es war wie in einem Horrorfilm. Grotesk. Schauerlich. Unfassbar. Aber in diesem Moment wusste ich, wer da unten überlebt, der hat einen Plan.«

»Ich hab keinen«, flüsterte Cara. »Und ich fühle mich, als wäre ich das Opfer einer Schiffskatastrophe. Alles ist untergegangen. Ich kann das alles noch gar nicht begreifen. Marten hat ein halbes Dorf ausgerottet, um Charlie zu rächen. Und sie hat es geschehen lassen.«

»Ich glaube, sie wusste es nicht. Vielleicht hat sie es geahnt. Das kann sein. Aber erst als Leyendecker ermordet wurde, muss ihr wirklich in aller Unerbittlichkeit klar geworden sein, was Marten für sie getan hat.«

»Aber sie hat die Schuld auf sich genommen! Sie hat ihn geschützt!«

»Nein, Cara, das hat sie nicht.« Er zog sie an sich. »Sie hat dich geschützt. Ihr ganzes Leben lang. Du bist die Einzige, die einigermaßen unbeschadet aus dieser Sache herausgekommen ist, weil du deinen Kopf in den Wolken hattest.«

»Deshalb hat Marten mich so gehasst. Und Charlie auch.«

»Rede dir das nicht ein. Charlie hat vielleicht das Leben nicht mehr ertragen, aber sie wollte dich schützen. Nicht nur vor Marten, auch vor der Erinnerung. Sie hat sich wie ein Erzengel davorgestellt. Ich wünschte, wir hätten mit ihr reden können. Richtig. Nicht nur, um ein Gutachten zu erstellen. Vielleicht hätten wir ihr helfen können.«

Cara schüttelte den Kopf. »Nicht, solange Marten da gewesen wäre. Er wusste, dass es aus für ihn gewesen wäre, sobald ich mich erinnere.«

»Er wusste es in dem Moment, in dem Bruno zurückkam. Ich glaube, der Hund hat mitbekommen, was mit dieser Frau passiert ist.« Jeremy und Cara sahen, wie sie gerade auf einer Trage den Hügel hinaufgeschafft wurde. »Und dann kamst du. Da wusste er, dass es vorbei war. Es gab niemanden mehr, auf den er seinen Hass projizieren konnte. Nur noch dich und deine Unschuld. Und beides wollte er auslöschen.«

»Ich werde nicht mehr normal sein. Nie mehr.«

Sie wollte sich aus seinen Armen winden, aber er hielt sie fest und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. »Bloß nicht. Das wäre ja langweilig.«

Er wollte sie küssen, aber sie wandte ihren Kopf zur Seite. »Ich bin krank. Ich habe gesehen und war blind. Ich habe gehört und war taub. Ich werde mir das nie verzeihen können.«

»Doch, das kannst du. Ich werde dir dabei helfen, wenn du mich lässt. Du bist schon auf dem besten Weg, dich selbst zu heilen, würde der Psychologe in mir sagen.«

»Und du?«, fragte sie misstrauisch. »Was sagst du?«

Er zögerte einen Moment und entschied sich dann für die Wahrheit. »Alles, was da unten geschehen ist, hat tatsächlich, so grotesk und schrecklich es war, auch etwas mit Liebe zu tun. Ich liebe dich, Cara.«

»Wie kannst du ausgerechnet jetzt …«

»… von Liebe reden? Ganz ehrlich? Weil ich glaube, dass ich das nicht durchgestanden hätte, wenn es weniger gewesen wäre.«

»Du hättest abhauen können.«

»Das hätte ich.«

»Du bist geblieben.«

»Das bin ich.«

»Wir haben überlebt.«

»Das ist doch schon mal ein Anfang.«

»Aber ich weiß nicht, wie ich damit weiterleben soll.«

Er strich ihre feuchten, schlammverschmierten Haare aus dem Gesicht.

»Ich kann dir dabei helfen, wenn du willst. Es ist deine Entscheidung.«

Sie schloss die Augen. »Jeremy«, flüsterte sie. »Ich will. Du ahnst ja gar nicht, wie sehr.«

Jemand legte eine Decke um sie. Er hüllte sie ein und hoffte, dass ihnen noch ein paar Augenblicke ganz für sich blieben.

»Herr Saaler?« Ein Polizist trat auf ihn zu und hielt ihm ein Handy entgegen. »Ich habe Ihren Vater am Apparat. Wollen Sie mit ihm sprechen?«

Jeremy nickte und schälte sich mit einer Hand aus der Decke heraus, um das Gespräch anzunehmen.

»Paps?«, sagte er und merkte erst, als er den Kosenamen ausgesprochen hatte, dass er ihn zum ersten Mal seit seiner Kindheit wieder verwendete. Am anderen Ende der Leitung war es still.

»Hallo? Vater?«

»Ist … ist alles in Ordnung?«

»Ja«, sagte er. »Mach dir keine Sorgen. Ich melde mich. Tu mir einen Gefallen und rufe Brock an. Er hatte Recht. Sag ihm das.«

Er spürte Caras Wärme und dachte, dass jeder Mensch eine Familie brauchte.

»Und ich bringe jemanden mit nach Hause.«

»Ist sie … ist sie das?«

Offenbar war Jason Saaler informiert. Jeremy rechnete mit seiner sofortigen Enterbung.

»Ja.«

Schweigen. Schließlich sagte sein Vater: »Na, dann werde ich mir die junge Dame mal ansehen.«

Jeder Mensch brauchte das. Auch Jason Saaler.

Sanela spürte, wie durch den Infusionsschlauch das Leben in sie zurückkehrte. Sie lag auf einer Trage am Fuß eines Hügels. Das Erste, was sie sah, waren die in orangerotes Licht getauchten Gewitterwolken am Himmel, die die Sonne verschluckt hatten und nun von innen heraus zu leuchten schienen. Sie hörte Sirenen, Rufe, das Bellen von Hunden, und sie sah Gestalten in Uniformen herumhuschen und eine Frau, die ein Absperrband abrollte.

Kriminalhauptkommissar Lutz Gehring, großes Tier der Sedanstraße, beugte sich über sie und tätschelte ohne Unterlass die Hand mit der Infusionsnadel.

»Geht’s wieder?«, fragte er. »Frau Beara? Erkennen Sie mich?«

»Ja«, stöhnte sie und schob die Maske hoch. »Lassen Sie … bitte … meine Hand los. Das tut weh.«

»Oh, Verzeihung. Na, dann kommen Sie erst mal wieder auf die Beine, alles Weitere werden wir dann schon sehen. Guter Riecher, Frau Beara, guter Riecher.«

Er trat unruhig von einem Fuß auf den anderen.

»Kaum zu glauben, wie Sie es da drin ausgehalten haben. Ich habe mir die Grube eben kurz angesehen. Die Spurensicherung wird gleich hier sein. Wer weiß, was wir alles da drin finden.«

»Vier Erwachsene, drei Kinder«, flüsterte sie. »Zwei Mal äußere Gewalteinwirkung, glaube ich. Es sind Löcher in den Schädeldecken.«

Er sah sie an, dann drehte er sich weg. Er wischte sich etwas aus den Augen, wahrscheinlich eine von diesen winzigen Fliegen, die man aus Versehen sogar einatmete.

»Sie haben einen Kaffee bei mir gut. Ich werde mal sehen, ob ich einen auftreiben kann.«

Er ging los, ohne sich noch einmal umzusehen. Mühsam versuchte sie, den Kopf zu heben, doch sie war zu schwach. Seltsam. Diese eine, letzte Bewegung da unten, dieser Handkantenschlag, mit dem sie den Täter außer Gefecht gesetzt hatte, musste sie alle verbliebene Kraft gekostet haben. Es war der letzte Funke Leben gewesen, den sie noch in sich gespürt hatte. Eine Explosion, wie die damals im Keller, ein letztes Aufbäumen, ein Nein, ich gebe mein Leben nicht zurück. Es gehört mir. Bis zum letzten Atemzug.

Bevor sie in den Krankenwagen geschoben wurde, kam Gehring mit dem Kaffee zurück. Seine Augen waren rot. Mussten ja viele Fliegen hier herumschwirren.

»Ist es so schlimm?«, flüsterte sie.

Er schüttelte den Kopf, und so wie er das tat, war es ein Ja.

»Dienstaufsichtsbeschwerde? Aber deshalb müssen Sie doch nicht heulen. Ich versuche es einfach nächstes Jahr nochmal.«

Er wollte ihr den Kaffee reichen, aber sie lehnte mit einer schwachen Handbewegung ab. Sie hätte noch nicht einmal den Becher halten können.

»Hören Sie … wenn Sie wieder fit sind …«

»Gebe ich alles zu Protokoll. Ja.«

»Nein. Ich dachte, wenn Sie wollen, könnten wir ja mal …« Er brach ab, sah sich um, ob sie auch niemand belauschte, und fuhr sich dann mit einer linkischen Bewegung über seine Haarstoppeln. Dabei machte er ein Gesicht, als hätte er den Faden verloren. Gehring sprachlos. Das musste ins Jahrbuch.

»Nach Hoppegarten, zocken gehen?«, fragte sie.

Er nickte.

»Ich dachte, Sie setzen nicht auf Außenseiter.«

Er trank einen Schluck Kaffee und vermied es dabei, sie anzusehen. »Von dieser Sache werden Sie noch als Dozentin an der Hochschule erzählen, wissen Sie das?«

Sie war zu müde, um zu lächeln. Ein Samariter kam und hob die Trage am Fußende an, um sie in den Wagen zu schieben.

»Also dann«, sagte er.

»Also dann«, flüsterte sie. »Und nicht vergessen. Die Außenseiter.«

»Ich habe es begriffen«, rief er ihr zu. Aber da wurde die Tür schon geschlossen.

Das Dorf der Mörder
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