50. Kapitel Die Fahne

Blitze zuckten. Donner grollte. Ein eisiger Wind fegte von den Bergen herab. Noah ging immer weiter.

Um ihn herum eilten die Tiere aus dem geheimen Zoo in Richtung Sektorausgang, damit Mr Darby die Mauer so schnell wie möglich verschließen konnte. Immer wieder sah Noah Yetis und duckte sich jedes Mal ins Gehölz, bis sie an ihm vorbei waren.

«Wie konnte das alles nur passieren?», murmelte er.

Er näherte sich den Hügeln und den Berghöhlen und überlegte, wie viele Yetis sich wohl hier noch befanden und auf ihn warteten.

«Was zum –!»

Etwas Kaltes hatte sein Bein berührt. Er sprang zur Seite und stieß mit dem Kopf gegen einen Ast. Als er sich wieder gesammelt hatte und nach unten sah, stand Podgy da. Der Pinguin sah ruhig und entspannt aus wie immer.

«Ich dachte, du wärst mit den anderen gegangen. Was ist passiert?»

Podgy watschelte zu Noah herüber und schlug mit seinen Flossen. Es war offensichtlich, dass er Noah nicht in diesem schrecklichen Land alleinlassen wollte.

«Du hättest nicht zurückkommen dürfen», sagte Noah. Er schwieg eine Weile, dann fügte er hinzu: «Aber ich bin doch froh, dass du es getan hast.»

Gemeinsam marschierten der Junge und der Pinguin in Richtung der Hügel und passten auf, nicht mit den Yetis zusammenzustoßen, die auf die Maueröffnung zuliefen. Die Kreaturen sprangen wie Affen auf allen vieren voran, dann wieder liefen sie wie Menschen auf den Hinterbeinen. Sie schienen sich ihrer Körper nicht sicher zu sein, als wüssten sie selbst nicht, wie sie am besten vorankommen sollten.

Während Noah und Podgy gingen, erhellten Blitze den Himmel, und Noah erkannte immer mehr Einzelheiten der Umgebung. Als sie den Aufstieg begannen, glaubte Noah, vor einer der Höhlen einen Farbfleck zu erkennen. Er blieb stehen und starrte angestrengt hinüber. Nichts. Hoffentlich spielte ihm das Licht in dieser Ödnis keine Streiche. Er ging mit Podgy weiter und betrat einen unebenen Pfad. Zu ihrer Linken erhob sich der nackte Felsen.

Fünf Minuten später flüsterte Noah: «Podgy, sieh doch!»

Ungefähr fünfzehn Meter über ihnen, am Rande einer Felswand, befand sich der dunkle Eingang zu der Höhle, die Noah vorhin aufgefallen war. In dem Felsen steckte ein Stock mit einer roten Fahne.

«Da ist Megan.»