48. Kapitel Der Kampf geht weiter

Little Bighorn tauchte mit Ella auf dem Rücken zwischen den Bäumen auf. Tank und Richie folgten dicht hinter ihnen. Plötzlich hörte Ella Kampfgeräusche. Sie sah Blizzard, der gegen einen Yeti kämpfte. Sein Kopf steckte im festen Griff des Biests, sodass er bereits vorn in die Knie ging, während er versuchte, sein Hinterteil in der Luft zu halten.

Dann sah sie Noah – und bekam einen riesigen Schreck. Ein Yeti zog ihn in einen Teich, und Noah krallte sich verzweifelt in den Morast. Ella sprang von Little Bighorn herunter und rannte zum Ufer, doch als sie endlich dort ankam, war es schon zu spät. Noah war verschwunden! Sie ließ sich auf die Knie fallen und starrte ins Wasser. Ein Blitz zuckte über den Himmel und zeigte ihr ein paar kleine Wellen, sonst nichts.

«Richie!», schrie sie über ihre Schulter. «Hast du das gesehen?»

Richie war drei Meter vom Wasser entfernt stehen geblieben. Seine Augen waren vor Schreck weit aufgerissen, und er nickte stimm.

Ella rief laut nach Podgy, doch der Pinguin brauchte keine Anweisungen. Er schoss auf das trübe Wasser zu, stieß sich ab und tauchte.

Ella sah zu Blizzard hinüber. Der Yeti hatte seine Arme um ihn gewickelt und zwang den Eisbären langsam zu Boden. Dann hörte sie das Krachen von Gehölz, und eine Gruppe von Yetis brach aus der Dunkelheit hervor. Sie warfen sich auf den großen Bären und brachten ihn schließlich zu Fall.

Tank und Little Bighorn stürmten auf die Yetis zu. Das Nashorn senkte den Kopf und richtete sein Horn auf. Plötzlich erkannte Ella, was für eine tödliche Waffe es eigentlich war.

Little Bighorn stieß in einen Yeti, doch sein Horn fuhr gerade noch an dessen Bauch vorbei und schob sich stattdessen zwischen seine Beine. Mit einem kurzen Ruck wirbelte er das Biest hoch in die Luft. Dann pflügte er die drei anderen Yetis zu Boden. Tank dagegen griff die vier Yetis an, die Blizzard bekämpften. Einen nach dem anderen packte er an den Schultern und schleuderte ihn zur Seite.

«Entschuldigung», brüllte Tank, «aber ihr sitzt auf meinem Freund!»

Blizzard rollte auf die Füße und schüttelte den Kopf. Er warf seinen massiven Körper nach vorn und stürzte sich dann auf zwei Yetis, die er zu Fall brachte.

Ellas Blick schoss zu Richie hinüber. Präriehunde wuselten um seine Füße herum – einige starrten immer noch auf seine Hacken. Selbst in diesem Chaos dachten die Tiere an nichts anderes als an Richies gestohlene Glitzerschuhe.

Ella warf die Arme in die Höhe und rief: «Wollt ihr Fellbälle jetzt endlich mal helfen?»

Die Präriehunde sahen sich mit zuckenden Nasen an, als wollten sie sagen: «Spricht sie mit uns?»

Im nächsten Moment landete einer der Yetis, der von Tanks rechtem Haken getroffen worden war, vor den Präriehunden im Matsch. P-Dog sprang der Kreatur auf den Kopf und biss in seine flache Nase, woraufhin der Yeti ein hässliches Jaulen ausstieß und sich an die Schnauze griff. Die Präriehunde nahmen sich an P-Dog ein Beispiel und griffen die anderen Yetis an. Sie verbissen sich in ihren Hacken und langhaarigen Zehen.

Marlo und Dodie warfen sich aus der Luft in den Kampf. Sie schossen herab und zwickten die Yetis mit ihren spitzen Schnäbeln.

«Ella!», rief Richie.

Ella wirbelte herum. Richie stand nun am Rand des Teiches und starrte über das dunkle Wasser.

«Ich sehe Noah nicht!», sagte er. «Nicht eine Spur von ihm!»

«Wie lange ist er denn jetzt schon unten?»

«Zu lange!»

«Sollen wir hinterher?»

«Ich – ich weiß nicht!», stammelte er. «Ich fürchte, Podgy ist unsere einzige Hoffnung!»

Sie hatten nichts mehr zu sagen. Sie konnten nur warten.

Ella drehte sich wieder zu dem Kampf um. Tank rammte einen Yeti mit dem Kopf und warf ihn zu Boden. Little Bighorn und Blizzard rangen mit einer Gruppe von Yetis. Die riesigen Tiere zerstampften die Büsche und brachen Äste entzwei. Die Präriehunde wuselten immer noch mittendrin herum, bissen in Hacken und die haarigen Zehen der Yetis.

Richie packte Ella an der Schulter. «Das ist doch Wahnsinn!»

Das Dunkle Land lag im Chaos. Unzählige Yetis stürmten die Hügel herab und liefen auf die Öffnung in der Mauer zu. Einige Tiere der Geheimen Gesellschaft versuchten sie abzuwehren, doch es gelang ihnen nicht. Überall sah man sie bewusstlos im Matsch liegen. Und immer noch kein Zeichen von Megan. Die Welt brach auseinander.

«Wir sind in eine Falle gegangen», sagte Ella mit flacher Stimme.

«Was?»

«Die ganze Sache war geplant. Die Yetis haben Megan gefangen genommen, weil sie wussten, dass wir irgendwann durch die Mauer kommen und nach ihr suchen würden. Das ist ihre erste Chance seit achtzig Jahren, um hier herauszukommen.»

Ella riss die Augen auf, als ein Yeti gegen P-Dog trat. Der Präriehund segelte durch die Luft und landete mitten im Teich. Er versuchte verzweifelt, mit seinen kleinen Vorderbeinen zu strampeln, doch er ging nach kurzer Zeit unter.

«P-Dog!», schrie Richie.

Er rannte zum Teich, doch Ella packte ihn am Ellenbogen. «Warte!» Sie deutete in den Himmel. «Guck mal!»

Die Scouts legten den Kopf in den Nacken. Dodie schoss senkrecht auf den Teich herunter. Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte er mit seinen kleinen Flügeln und seinem übergroßen Schnabel komisch ausgesehen. Der Dodo schlug auf dem Wasser auf, dass es zu allen Seiten aufspritzte. Einen Moment später tauchte er wieder auf, hob sich in die Luft und trug den Präriehund am Schwanz gepackt in seinem Schnabel. P-Dogs Augen schossen hin und her, als versuchte er zu begreifen, was in den letzten zehn Sekunden seines Lebens schiefgelaufen war. Dodie flog einen Kreis in der Luft und ließ P-Dog in Richies offene Arme fallen.

«Alles in Ordnung?», fragte Richie.

P-Dog blinzelte bloß und vergrub sich wie ein dickes, pelziges Baby in Richies Armen.

«Richie», sagte Ella, «wie lange ist Noah jetzt schon da unten?»

Richie antwortete nicht, und sein Schweigen machte ihr Angst.

Ella beugte sich zum Wasser vor und flüsterte: «Komm schon, Noah! Komm schon, Podgy!»

Um sie herum tobte der Kampf. Und die Yetis gewannen.