38. Kapitel Das Haus der Kolibris

Als Mr Darby die Action Scouts durch den Wald führte, sagte er nichts über das außergewöhnliche Gebäude, in dem sie sich befanden. Er sagte auch nichts über die Vögel, die über ihnen kreisten, oder über die Polizeiaffen und die unglaublich hohen Bäume. Er führte sie einfach einen sich schlängelnden Pfad entlang und pfiff dabei eine fröhliche Melodie vor sich hin.

Der Pfad führte zu einem Glasgebäude von etwa fünfzehn Metern Höhe – ein winziges Gebäude, verglichen mit dem Flugwald. Lichtpunkte funkelten wie Sterne auf dem Glas. Mr Darby öffnete eine Tür und bat die Scouts und ihre tierischen Freunde herein.

Genau wie der Flugwald war auch dieses Gebäude überwuchert – Pflanzen und Bäume glänzten von Tau. Kleine Wasserfälle platschten über Felswände und ergossen sich in enge Flüsse. Kolibris bevölkerten die Luft. Sie schossen vor und zurück oder blieben in der Luft stehen, wie nur diese Vögel es können. Hin und wieder saugten sie den Nektar der Blumen durch ihren nadelfeinen Schnabel. Ihre Flügel flimmerten darüber.

Mr Darby streckte den Arm aus und machte eine weite Geste. «Willkommen im Haus der Kolibris!»

Marlo hüpfte von Noahs Schulter und flatterte in die Bäume hinauf, wo er fröhlich hin und her schoss. Als Noah ihn so mit den Kolibris herumalbern sah, fragte er sich, ob Marlo es wohl genoss, einmal der größte Vogel zu sein.

Die Scouts folgten dem alten Mann und Tank einen Kiesweg entlang bis zu einer Lichtung, wo gepolsterte Sessel neben einem Marmorspringbrunnen standen. In der Mitte des Brunnens ragte die Statue eines Kolibris in die Höhe. Sie war so bunt bemalt, dass sie durch die Wassertropfen wirkte wie in Farbe getaucht.

Etwa ein Dutzend Leute in grünen Labormänteln standen in einer Gruppe zusammen. Sie beobachteten die Kolibris, nahmen Proben aus Blumen und schrieben eifrig auf grüne Klemmbretter.

«Entschuldigt mich», sagte Mr Darby zu ihnen. «Ich brauche diesen Platz für eine private Besprechung. Könnten Sie mich bitte allein lassen?»

Als die Leute in den Labormänteln die Scouts sahen, leuchteten ihre Gesichter auf. Dann kamen sie Mr Darbys Bitte nach und eilten davon, wobei sie sich gegenseitig etwas zuflüsterten und neugierige Blicke auf Noah, Ella und Richie warfen.

«Bitte», sagte Mr Darby und deutete auf die Sessel. «Nehmt doch Platz.»

Noah ließ sich auf eines der weichen Polster fallen und versank beinahe darin.

«Wie kommt es, dass uns hier alle kennen?», fragte er.

«Eine berechtigte Frage», sagte Mr Darby. Er nahm zwischen Ella und Richie Platz, die auf ihren eigenen gepolsterten Sesseln saßen. «Aber vielleicht fangen wir lieber damit an zu definieren, was hier eigentlich heißt.»

«Das wäre mir allerdings lieb», sagte Ella schnell.

Mr Darby lachte, und seine dunkle Sonnenbrille rutschte ihm die Nase herunter. Doch bevor seine Augen zu sehen waren, schob er sie wieder hoch.

«Weißt du, Ella, es heißt, dass du ein wenig ungeduldig sein kannst.»

«Ich habe einfach nur Appetit auf Neues», verteidigte Ella sich.

Mr Darby lachte wieder. «Ich dachte, Richie wäre derjenige mit der schillernden Sprache.»

«Eher der mit den schillernden Schuhen», gab Ella zurück.

«Nicht mehr», verbesserte Richie.

«Ach ja, das habe ich ganz vergessen.» Ella sah ihren Gastgeber direkt an. «Richie wurde von einem Affen bestohlen. Ich glaube, die Straßen hier sind nicht wirklich sicher, Mr Darby.»

«Nichts ist gefährlicher als die Neugierde eines Tieres», antwortete Mr Darby.

«Außer vielleicht die Neugierde meiner Schwester», warf Noah ein. «Wissen Sie, wo sie ist, Sir?»

Mr Darbys Gesichtsausdruck wurde ernst. «Megan», sagte er tonlos.

Die Scouts richteten sich schlagartig auf.

«Dann haben Sie sie gesehen?», fragte Noah.

«Nicht wirklich.»

«Aber es geht ihr doch gut, oder?», fragte Richie.

«Ich weiß es nicht.»

«Was meinen Sie damit?», fragte Noah mit zitternder Stimme. Die Kehle wurde ihm trocken.

Mr Darby faltete die Hände in seinem Schoß. Kolibris flatterten um ihn herum. Drei landeten auf seinen Schultern und zupften vorsichtig an seinem Mantel.

«Es gibt so viel zu erzählen», sagte Mr Darby. «Wo soll ich bloß anfangen?»

«Wie wäre es mit dem Anfang?», schlug Richie vor.

«Natürlich», sagte Mr Darby. Er beugte sich vor, und ein Schatten fiel über sein Gesicht, sodass es beinahe furchterregend wirkte. Die Kolibris wirbelten mit sirrenden Flügeln um ihn herum. «Aber ich muss euch warnen: Die Geschichte ist so voller Magie und Traurigkeit, dass nur wenige sie glauben.»

Noah deutete mit der Hand auf das Haus der Kolibris und sagte: «An diesem völlig verrückten Ort werden Sie keine Schwierigkeiten haben, uns zu überzeugen.»

«Gut», sagte Mr Darby. Er strich sich über den Bart. «Dann lasst uns anfangen. Unsere Geschichte beginnt mit einem Kind, wie so viele Geschichten. Und der Name dieses Kindes war …»