15. Kapitel Der Schlüssel

Fünfzehn Meter vor dem Eingang des Zoos zügelte Noah seine Geschwindigkeit. Im Leerlauf fuhr er bis zum Tor, stieg ab und duckte sich hinter den Büschen. Neben dem Tor befand sich ein Glashäuschen. Drinnen sah man Licht, und ein kleiner Fernseher lief, doch der Wärter war nicht da. Noah lief geduckt zum Tor und schob dabei sein Fahrrad neben sich her.

Er zog den goldenen Schlüssel aus der Tasche und setzte ihn am Schlüsselloch an. Er passte nicht. Auch als er es noch einmal versuchte, passierte nichts.

«Komm schon, du dummes Ding …»

Ein Husten war zu hören. Von drinnen kam ein Wärter in seine Richtung. Noah versuchte, den Schlüssel hineinzuzwängen, doch noch nicht einmal die Spitze passte.

«Komm schon, komm schon, komm schon!», murmelte er. «Jetzt mach!»

Noch ein Husten – diesmal schon viel näher. Noah hörte die schlurfenden Schritte des Mannes.

«Jetzt geh, du dummes –»

Dann geschah etwas Magisches. Der Schlüssel verwandelte sich. Sein Bart glättete sich, und der zackige Rand wurde gerade. Noah starrte verwirrt auf den flachen Schlüssel in seiner Hand.

«Wa–?»

Noah hörte, wie die Schritte des Wärters das Ende eines Weges erreichten, der zwischen zwei langen Hecken entlangführte. In Panik schob Noah den Schlüssel ins Schloss. Diesmal glitt er hinein, und das Schloss öffnete sich mit einem sanften Klicken. Als er den Schlüssel wieder herauszog, waren die scharfen Kanten wieder da.

«Das gibt’s doch nicht!», murmelte er.

Sekunden bevor der Wärter um die Hecke kam, packte Noah sein Fahrrad, huschte durch das Tor und sauste in die Schatten hinein.

Er war drinnen. Zumindest ein Stück.