33. Kapitel Ein Bär, ein Pinguin und ein Trupp Polizeiaffen

Während Blizzard durch die Stadt der Artenvielfalt tapste, sah Noah sich um. Ihm war, als sei er mitten in ein Märchen geraten, in dem Mensch und Tier ebenso wie Stadt und Natur in Harmonie miteinander lebten. Er legte den Kopf in den Nacken und sah Hunderte von Vögeln über die Stadt fliegen. Sie segelten zwischen den Gebäuden hin und her und schossen durch die engwachsenden Baumäste. Ihre Schatten glitten wie dunkle Wesen über die Straßen. Noah hatte das Gefühl, er könnte die Hand ausstrecken und diese Flecken berühren.

Blizzard trottete an Tigern vorbei, an Wölfen und einer Rhinozerosfamilie. Ein Elefant pflückte mit Hilfe seines Rüssels Blätter von einem Ast. Ein Känguru sprang auf den Panzer einer Schildkröte, um an einem dicken Opossum zu schnüffeln, das von einem Ast herunterbaumelte.

Vor vielen Türen sah Noah Samtvorhänge hängen, die genauso aussahen wie der, durch den er gerade gekommen war. Neben jedem Vorhang bezeichnete ein Holzschild den entsprechenden Sektor.

«Diese Sektoren», murmelte Noah, «verbinden den Städtischen Zoo mit diesem Ort hier. Aber wie?»

Ein Gorilla rempelte gegen Blizzard. Der Bär knurrte, doch der Gorilla beachtete ihn gar nicht und hastete weiter. Noah fiel etwas ins Auge – der Gorilla trug ein Paar Turnschuhe, die ihm seltsam bekannt vorkamen.

Sekunden später hörte Noah die Stimme eines Mannes, der etwas von einer Sicherheitslücke schrie. Er sah über seine Schulter. Da war Charlie Red! Der unangenehme Wärter aus dem Haus der Kriechtiere brüllte irgendwelche Befehle in sein Walkie-Talkie. Zur gleichen Zeit sprang ein Trupp von Affen aus einem dunklen Gang auf die Straße.

Neben Blizzard nahm ein Vater seine kleine Tochter auf den Arm und sagte zu seiner Frau: «Die Polizeiaffen sind gerufen worden! Da ist irgendwas los.»

Noah warf Podgy einen fragenden Blick zu. «Polizeiaffen?»

Die Affen rasten durch die Stadt und schlängelten sich zwischen den anderen Tieren hindurch. Einer sprang einem Löwen auf den Rücken, ein zweiter schoss zwischen den langen Beinen einer Giraffe hindurch, ein dritter setzte in einem Sprung über einen Koalabären und einen Briefkasten. Einige der Affen waren Languren wie Mr Tall Tail. Sie hatten dicke, betonte Augenbrauen und zottelige Bärte im Gesicht. Es gab auch Paviane mit ernsten Gesichtern. Sogar Charlie Red, der wie ein Verrückter herumhüpfte, wirkte wie ein Affe. Noah hätte sich nicht gewundert, wenn er auf einen Baum gesprungen wäre und sich unter den Armen gekratzt hätte.

«Hinter wem sind die denn her? Ich sehe gar kei–»

Doch dann sah er, wie Ella und Richie den Fußweg entlangrannten. Hinter ihnen waren Charlie und seine Polizeiaffen also her!

«Nein!», keuchte Noah. Er gab Blizzard einen Klaps und sagte: «Blizzard! Meine Freunde sind hier, und sie stecken in Schwierigkeiten!»

Blizzard verschwendete keinen Moment. Er schoss über die Straße, und jedes Tier, das kleiner war als ein Auto, wich ihm aus. Alle erkannten sofort, dass Blizzard keinen Spaß verstand.

«Los, Blizzard!», schrie Noah.

Podgy hüpfte auf dem Rücken des Eisbären herum wie ein Kissen auf einem wilden Stier. Einmal flog er so hoch in die Luft, dass Noah ihn an seinen Flossen packen und zurückziehen musste. Dann fiel ihm etwas auf: Die Affen waren nicht die einzigen Tiere, die seine Freunde verfolgten. Es waren auch Präriehunde hinter ihnen her! «Ella! Richie!», schrie er.

Doch sie hörten ihn nicht, sondern preschten durch einen der Samtvorhänge von Sektor 13, wie das Schild darüber zeigte. Blizzard lief ihnen hinterher, wobei er beinahe auf ein paar Präriehunde trat. Neben dem Vorhang befand sich ein weiteres Schild. KEIN ZUTRITT FÜR UNGEFLÜGELTE stand darauf.

«Ungeflügelte?», sagte Noah. «Was ist das denn?»

Doch Blizzard schob sich bereits durch den Vorhang und stieß dabei sein donnerndes Brüllen aus.