17. Kapitel Auf dem Weg zum Pinguin-Palast

Noah fuhr leise über die verschlungenen Wege des Zoos. Licht kam von den Straßenlampen und den Eingängen der Zoogebäude und schnitt waffelförmige Schneisen in die Dunkelheit. Noah umfuhr diese Lichtschneisen, um nicht gesehen zu werden.

Nachdem er am Giraffengehege vorbeigefahren war, bog er in einen von Bäumen gesäumten Pfad ein. Dieses Gebiet war als Naturschutzgebiet ausgezeichnet worden. Sein Fahrrad raste spritzend durch Pfützen und polterte über zwei Holzbrücken. Am Ende des Weges erreichte Noah den Hauptweg wieder. Er schoss am Nilpferd-Gehege vorbei, rollte durch die Polarstadt und am Haus der Kriechtiere vorbei.

In der Nähe des Affenhauses erspähte er zwei Personen, die auf ihn zukamen. Er sprang vom Fahrrad und versteckte sich im Gebüsch. Als die Blätter aufhörten zu rascheln, konnte er hören, dass die Stimmen zwei Männern gehörten, die beim Näherkommen lauter wurden. Schließlich konnte Noah verstehen, was sie sagten.

«Und dann ist Tank gekommen und hat sie rausgeschmissen», sagte der eine.

«Er hat sie doch hoffentlich nicht verletzt, oder?» Dieser Mann hatte eine nervige, quietschende Stimme. Sie erinnerte Noah an ein Plastikspielzeug.

«Nicht dass ich wüsste. Ich habe nur gehört, dass er sie losgeworden ist.»

Noah merkte auf einmal, dass die Männer über sie sprachen.

«Die kommen bestimmt wieder.»

«Dann hoffen wir mal, dass sie nicht gleich die Polizei mitbringen», quiekte der andere Mann.

«Herrgott noch mal, Henry! Sag doch so was nicht!»

Als die Männer an Noah vorbeikamen, wechselten sie das Thema. Ihre Schritte wurden leiser, und schließlich hörte man auch ihre Stimmen nicht mehr.

Noah blieb einen Moment sitzen und versuchte seine Gedanken zu sortieren. «Warum traue ich dir nicht, Tank?», sagte er zu sich selbst. Er überlegte einen Moment und stellte dann fest, dass seine Gefühle keine Rolle mehr spielten. Es war schon zu spät, um umzukehren. Darum sprang er erneut aufs Fahrrad und schoss den Weg entlang.

Er fuhr am Affenhaus vorbei, dann am Vogelgehege, hielt schließlich am Pinguin-Palast an und versteckte sein Fahrrad im Gebüsch. Dann zog er den Schlüssel aus seiner Tasche und hielt ihn ans Schloss. Der Schlüssel veränderte sich wieder wie von Zauberhand, und als er die Hand drehte, öffnete sich – klick! – die Tür. Die Angeln quietschten, als Noah die Tür mit seiner Schulter aufschob. Vor ihm lag das dunkle Innere des Pinguin-Palastes.

«Ich bin auf dem Weg, Megan.»

Er holte tief Luft und trat hinein. Er war auf alles vorbereitet.

Zumindest glaubte er das.