Dezember 1880

Akazie-Klein.epsAm Heiligen Abend saß Charlotte, in ein Federbett gewickelt, in der Wohnstube, wo ein Strauß Kiefernzweige auf der Kommode prangte, mit bunten Kugeln und Zuckergebäck geschmückt. Daheim hatte es immer einen Tannenbaum gegeben, und Mama hatte auf dem Klavier Weihnachtslieder gespielt, nicht solche, wie man sie hier sang, sondern englische Lieder. Aber Charlotte war so schwach, dass sie nicht einmal traurig wurde. Die langen Reden des Großvaters über die Geburt des Herrn und das Licht der Welt, die Weihnachtschoräle, die Tante Fanny so laut und falsch mitsang, das kummervolle Schweigen der Großmutter – all das berührte sie nicht, so als geschähen diese Dinge nicht hier in der Wohnstube, sondern weit entfernt von ihr in einem fremden Haus. Es war ihr sogar gleichgültig, dass Paul die prächtige Ritterburg und die Pferde zum Geschenk erhielt, die ihrem kleinen Bruder Jonny gehört hatten. Paul weinte ein paar Tränen, als er diese Gaben entdeckte, vielleicht vor übergroßem Glück, vielleicht aber auch, weil er Jonny gemocht hatte und den Spielkameraden vermisste. Charlottes Geschenke waren eine Schale mit Gebäck, ein fein gesticktes Taschentuch von Klara und ein neues Kleid mit gehäkeltem Spitzenkragen, doch sie sah sie nicht einmal an.

Als zwei Tage später die ersten Verwandten zu Besuch kamen, konnte sie schon angekleidet und in ein warmes Tuch gehüllt auf einem Stuhl sitzen. Sie sei ein tapferes Mädchen, sagte man ihr, die Großeltern hätten sie sehr lieb. Gewiss sei sie fleißig und gehorsam, doch das Wichtigste sei, dass sie ganz schnell wieder gesund werde. Sie wolle den Großeltern doch keinen Kummer bereiten.

Charlotte nickte verlegen und antwortete jedes Mal nur »Ja, gewiss«, aber dennoch empfand sie die Besuche als angenehm. Das fröhliche Schwatzen und Kaffeetrinken belebte die triste Wohnstube und ließ auch die Großmutter wieder lächeln, wenn auch verhalten. Geschenke wurden verteilt, wobei besonders Charlotte reich bedacht wurde, und seltsamerweise gefiel es ihr jetzt, wenn die Tanten und Cousinen sie in die Arme nahmen. Es tat ihr wohl, so viel Leben zu spüren. Wer konnte so ausgiebig und albern lachen wie ihre Cousine Marie, die schon fast erwachsen war und dennoch ständig mit ihrer Schwester Menna dummes Zeug schwatzte? Marie hatte dichtes, goldblondes Haar, das sie manchmal am Hinterkopf aufsteckte wie eine erwachsene Frau. Sie brauchte es nicht mit der Brennschere zu kräuseln, wie Ettje es neulich versucht hatte, denn Marie hatte Naturlocken. Auch ihr Gesicht war hübsch, vor allem der kleine Mund mit den herzförmigen Lippen und die Art, wie sie lächelte.

Als die Feiertage vorüber waren, wurde es wieder still im Haus, die Stadt war grau und eintönig wie zuvor, und der Nebel mischte sich mit dem Rauch, der aus den Schornsteinen der Häuser aufstieg. Es war bitterkalt, Eisschollen trieben auf dem Fluss, und auf der Nesse, die inmitten der Ledaschleife lag, waren Gräser und Büsche weiß gefroren.

Charlotte war genesen, ihre Kräfte kehrten zurück, und das Leben trug sie voran. In der Schule hatte sie keine Mühe, brauchte kaum hinzuhören und hatte doch längst begriffen, was anderen mühsam eingepaukt werden musste. Wenn sie aufpasste – was sie nicht immer tat –, war sie bei den Besten. Schwieriger war es mit den Freundschaften, da blieb Klara ihre einzige Vertraute, denn Charlotte Dirksen war nicht einfach, und sie hatte ihren eigenen Kopf.

Zu Hause focht sie beharrlich um ihre Stellung, wollte sich der vier Jahre älteren Ettje nicht unterordnen, und es verging kein Tag, an dem die beiden nicht aneinandergerieten. Wenn die Großmutter nicht hinsah, verpasste Ettje der lästigen Cousine so manchen Stoß – noch war sie ihr an körperlicher Kraft überlegen. Charlotte war dafür umso gewandter und wusste die Großmutter auf ihre Art für sich einzunehmen.

Beim Abtrocknen schichtete sie das Geschirr aufeinander und trug nicht jedes Stück einzeln in den Schrank, wie Ettje es tat, sie fegte zuerst die Ecken aus und kehrte anschließend alles in der Mitte zusammen, das ging rascher. Wenn sie Socken waschen musste, seifte sie zuerst alle ein, um sie dann miteinander in der Schüssel auszuwaschen.

»Du wirst dir noch das Gehirn verrenken vor lauter Faulheit!«, spottete Ettje.

»Ich bin fertig mit meinem Anteil, und du hast noch drei Socken zu waschen!«, hielt Charlotte dagegen.

Ende März begann Tante Fanny öfter als gewöhnlich zu seufzen, was niemand weiter zur Kenntnis nahm. Seltsam war jedoch, dass sie nun mit der Großmutter in der Küche lange Streitgespräche führte, ja, sie wagte sogar, ihr zu widersprechen, und wenn ihr gar nichts mehr einfiel, brach sie in Tränen aus.

»Soll er so enden wie mein armer Peter? Totgearbeitet hat er sich für einen Hungerlohn, der uns kaum zum Leben gereicht hat. Nie werde ich vergessen, wie ich ihn sterbend in meinen Armen hielt und er mich anflehte, für unsere Kinder zu sorgen …«

»Hör auf zu nölen – es geht nun einmal nicht.«

»Es könnte schon gehen, wenn man nur wollte …«

Charlotte hatte rasch bemerkt, dass es klug war, nicht in die Küche zu gehen, solange die beiden miteinander stritten. Es führte nur dazu, dass man mit einem unangenehmen Auftrag fortgeschickt wurde, denn die Kinder sollten den zähen Kampf der beiden Frauen nicht mitbekommen.

Paul war am meisten verunsichert, zumal ihn seine Mutter jetzt ohrfeigte, wenn er schlechte Schulnoten nach Hause brachte. Gleichzeitig aber sorgte sie sich mehr denn je um ihn, schob ihm beim Mittagessen unauffällig die besten Bissen zu und drückte ihn immer wieder liebevoll ans Herz. Besonders das war ihm peinlich, denn er war schon zehn und mochte nicht mehr wie ein Kleinkind gehätschelt werden.

Anfang April, die Osterfeiertage waren nicht mehr weit, hatte der Streit der beiden Frauen plötzlich ein Ende. Dafür wusste Paul zu erzählen, dass die Großeltern am Abend in ihrer Schlafkammer lange miteinander redeten. Er musste es wissen, schließlich schlief er im Arbeitszimmer des Großvaters auf dem Sofa, und die Kammer der Großeltern war gleich nebenan, nur durch eine dünne Holzwand von seinem Sofa getrennt.

»Die Großmutter will, dass ich aufs Gymnasium gehe«, erzählte er düster. »Das hat Mama ihr eingeredet.«

»Das ist doch großartig!«

»Gar nicht. Die von Ubbo Emmus sind hochnäsig und verdreschen uns immer. Ich verliere alle meine Freunde, wenn ich dahin muss.«

»Na und?«

Charlotte verstand ihn nicht. Auf dem Gymnasium lernte man Latein und konnte später Arzt oder sogar Schiffskapitän werden. Insgeheim hätte sie auch gern ein Gymnasium besucht, aber das war ganz und gar unmöglich, dort wurden nur Jungen aufgenommen.

»Und überhaupt ist Paul viel zu dumm für die Lateinschule«, versetzte Ettje und zog die Oberlippe abschätzig in die Höhe. »Da wäre das viele Geld nur zum Fenster hinausgeworfen.«

Drei Tage nach Ostern, als die Schule noch nicht wieder begonnen hatte, rief der Großvater Charlotte nach dem Frühstück in sein Arbeitszimmer.

»Komm herein, und setz dich dort auf das Sofa.«

Das Sofa war diesmal aufgeräumt, Pauls Bettzeug ordentlich zusammengerollt und unter einer Decke verborgen, die beiden runden Häkelkissen standen prall aufgeschüttelt jedes in seiner Ecke. Charlotte setzte sich dazwischen und wartete. Sie spürte, dass etwas sehr Ernstes sein musste, denn der Großvater starrte mit verkniffenem Gesicht vor sich auf den Schreibtisch, auf dem ein beschriebenes Papier lag.

»Ich bin nicht glücklich über diese Entscheidung«, begann er, ohne sie anzuschauen. »Dennoch habe ich sie nach reiflicher Überlegung getroffen, weil sie dem Wohl aller dient. Damit du, Charlotte, später zu deinem Recht kommst, habe ich dieses Schreiben aufgesetzt.«

Er las ihr die Worte vor, langsam und mit leiser Stimme, als müsse er selbst gründlich prüfen, ob nicht ein Fehler darin war. Zweimal hielt er inne, nahm die Feder aus dem Tintenfass und verbesserte etwas, dann las er weiter, sah dabei immer wieder zu ihr hinüber, um festzustellen, ob sie auch genau zuhörte.

Charlotte begriff rasch, worum es ging. Das Gymnasium kostete Geld, auch die Bücher waren teuer, und Paul brauchte ordentliche Kleidung, keine geflickten Jacken und Hosen. Dieses Geld wollte der Großvater von ihr ausleihen, er nahm es von der Summe, die sie von ihren Eltern geerbt hatte und die für ihre Mitgift bestimmt war. Das tat er ungern, mit vielen Gewissensbissen und nur unter der Bedingung, dass Paul ihr später alles zurückzahlen würde.

»Es ist nicht anders möglich, Charlotte. Wir sparen schon jetzt, wo wir können, aber ich bin nicht bereit, eine Hypothek auf das Haus aufzunehmen, das einmal meine Kinder erben sollen. Dein Geld ist da, und du brauchst es im Moment noch nicht. Ich habe einen Teil davon in Papieren angelegt, dieser Teil wird nicht angetastet werden. Den Rest will ich für Pauls Ausbildung ausgeben, die irgendwann gewiss Früchte tragen wird …«

Pfarrer Dirksen hatte zwei Söhne studieren lassen, was schwer gewesen war; man hatte es sich vom Munde absparen müssen. Aber eine gute Ausbildung war wichtig für einen Mann, nur so konnte er eine Position erreichen und seine Familie ernähren. Die Mitgift für die beiden Töchter Dirksen war entsprechend knapp ausgefallen, Edine hatte einen Pfarrer geheiratet, so war sie gut versorgt, für Fanny hatte sich nur ein Buchbinder gefunden.

Das Schreiben sollte von Tante Fanny, der Großmutter und auch dem Großvater unterzeichnet werden, als Zeuge würde auch der Superintendent Doden seine Unterschrift darunter setzen. Der Großvater wollte es dann aufbewahren und Charlotte aushändigen, wenn sie volljährig war. In zehn Jahren also.

»Ich möchte, dass du eines weißt, Charlotte: Ich bin um dein Wohl besorgt und werde niemals zulassen, dass dir Unrecht geschieht …«

Sie hörte ihm ruhig zu, denn sie hatte längst verstanden, dass er ein schlechtes Gewissen hatte. Aber das war ganz unnötig, das Geld war ihr gleich. Sollte Paul es doch bekommen, dann würde Ettje ihr nicht ständig vorwerfen können, sie sei reich.

»Geh jetzt hinunter, Charlotte, und bewahre Stillschweigen über diese Angelegenheit. Vor allem dies musst du mir versprechen.«

Sie stand auf und nickte mit ernster Miene, doch sie machte keine Anstalten, aus dem Zimmer zu gehen.

»Ich möchte Klavierstunden nehmen, Großvater!«

Er hatte sich schon wieder über das Schreiben gebeugt, jetzt hob er verblüfft den Kopf. Er hatte befürchtet, Charlotte könne widersprechen oder weinen – sie hätte wohl Grund dazu gehabt. Stattdessen aber stellte sie eine Forderung.

»Klavierstunden? Aber … aber du hast das Klavier ja nicht einmal angerührt, seitdem es im Haus ist.«

»Ich will jetzt aber fleißig üben. Papa hat immer gewollt, dass ich Klavierspielen lerne, und Mama hat mir Unterricht gegeben.«

Klavierunterricht kostete Geld, das wusste sie recht gut. Aber wenn sie schon nicht aufs Gymnasium gehen konnte, dann wollte sie wenigstens das.

»Wir werden sehen«, murmelte Pastor Dirksen. »Du kannst ja vorerst ein wenig für dich üben. Irgendwo in einer Kiste müssen noch die Noten deiner Mutter sein, ich werde einmal nachsehen …«

Paul wartete schon hinter der Tür des Arbeitszimmers, auch er war zum Großvater hinaufgeschickt worden. Es war klar, dass er dort die frohe Botschaft seines baldigen Gymnasiumbesuchs erfahren und dazu noch jede Menge Ermahnungen und Anweisungen zu hören bekommen würde. Als er nach einer ganzen Weile wieder unten in der Küche auftauchte, strahlte Tante Fanny vor Glück, Paul aber machte ein Gesicht, als habe man ihn zu lebenslänglicher Festungshaft verurteilt.

Der Großvater hielt sein Wort. Schon am folgenden Morgen fand Charlotte einen Stapel Noten auf dem Klavier, einige waren staubig und hatten sogar Eselsohren, aber das störte sie nicht. Sie kannte alle diese Hefte. Sie hatten in einem Schrank gelegen, und Mama hatte oft davorgestanden, sie mit den Fingern durchgeblättert und dann dieses oder jenes Notenbuch genommen, um daraus zu spielen. Auch Charlotte hatte zwei Notenhefte besessen, darin standen langweilige Stücke für Anfänger und stumpfsinnige Fingerübungen, die man kaum Musik nennen konnte. Eigentlich war sie recht froh, dass diese Noten im Stapel nicht zu finden waren.

Sie musste eine Lampe und zwei Nippesfigürchen wegräumen, die ihre Großmutter oder Tante Fanny auf den Deckel der Tastatur gestellt hatte, dann konnte sie das Klavier öffnen. Über den Tasten lag immer noch das schmale Band aus grünem Filz, das Mama mit farbiger Seide bestickt hatte. Charlotte warf es achtlos aufs Sofa, zog sich den Schemel zurecht und setzte sich in Positur. Musik war etwas Wundervolles, sie hatte Mamas Spiel auf dem Klavier geliebt und sehr bewundert, manchmal hatte sie ihr sogar die Seiten der Noten umblättern dürfen, was ihr stets im richtigen Moment gelungen war. Aber selbst zu spielen war mühselig und schrecklich öde, und so oft sie Mama zuliebe auch geübt hatte – es wurde niemals wirkliche Musik daraus.

Zaghaft berührte sie eine Taste und verzog das Gesicht. Der Ton klang ganz anders und schrecklich fremd. Sie probierte eine C-Dur-Tonleiter, dann einige Akkorde und schüttelte sich. Die Tasten gehorchten nicht mehr, es erklangen andere Töne, wenn man sie herunterdrückte. Nichts war mehr so wie im Haus ihrer Eltern – sogar das Klavier hatte sich hier in der Stube verändert, es war ihm ergangen wie den Kleidern ihrer Mutter, die jetzt von Tante Fanny und Ettje getragen wurden und keinerlei Ähnlichkeit mehr mit Mamas zierlichen Gewändern hatten.

»Großmutter, das Klavier muss kaputt sein. Die Töne klingen anders als früher.«

»Das kommt dir nur so vor.«

»Nein, es muss repariert werden.«

»Das fehlte noch. Wo sowieso keiner diesen Kasten braucht.«

Beharrlich setzte sich Charlotte jeden Nachmittag an das verwandelte Klavier und versuchte wenigstens ihre Finger dazu zu bringen, ihr besser zu gehorchen. Die Klänge taten ihr so weh, dass ihr manchmal die Tränen über die Wangen rollten, doch sie gab nicht auf. Nicht um alles in der Welt wollte sie vor dem Großvater als leichtfertige Schwätzerin dastehen, eine, die erst große Töne spuckte und hinterher nichts zustande brachte.

»Was für eine Katzenmusik«, stöhnte Ettje. »Wie lange sollen wir das noch aushalten?«

Es ging Ettje gar nicht um die falschen Töne, sondern darum, dass Charlotte Klavier übte und in dieser Zeit keine Aufgaben im Haus übernehmen musste. Vorhänge waschen, Betttücher plätten, vor der Haustüre fegen – das alles blieb für Ettje. Dabei musste sie sowieso mehr arbeiten als die anderen, denn seit diesem Frühling war sie mit der Schule fertig, und die Großmutter legte Wert darauf, dass aus ihr eine gute Hausfrau wurde.

»Ich weiß nicht, wozu das Geklimper gut sein soll«, meinte die Großmutter unmutig, als sie miteinander beim Abendbrot saßen. »Das kommt alles nur daher, weil du unbedingt das Klavier in unsere Stube stellen wolltest, Henrich.«

Der Großvater kaute schweigend an seinem Schmalzbrot, was ihm große Mühe bereitete, denn er hatte nicht mehr alle Zähne. Aus diesem Grund musste er auch vorher die Rinde vom Brot abschneiden, die bekam Paul, der sie gern in die Milch tunkte.

»Wahrscheinlich möchte sie eine feine Dame werden, die in den Salons verkehrt und auf Bällen tanzt«, bemerkte Tante Fanny.

»Tanzen kann man gar nicht, wenn Charlotte spielt«, meinte Paul. »Eher muss man davonlaufen.«

Klara sprach selten bei Tisch, dieses Mal aber war sie so empört, dass sie einen Satz wagte.

»Klavierspielen ist sehr schwer, und ich finde, dass Charlotte es schon ziemlich gut kann!«

Sie wurde rot, weil jetzt alle den Blick auf sie richteten. Aber sie senkte den Kopf nicht, wie sie es sonst tat, wenn jemand sie tadelnd ansah; sie hielt den Augen der Familie stand.

»Gut genug, um die Ratten und Mäuse aus dem Haus zu jagen!«, höhnte Paul.

»Still jetzt«, fuhr die Großmutter dazwischen. »Kehre besser vor deiner eigenen Tür, Paul!«

Paul hatte Spaß daran, auf Charlotte herumzuhacken, da er selbst eine harte Zeit durchlebte. Der Unterricht auf dem Gymnasium ging bis in den Nachmittag hinein, und dann waren noch Hausaufgaben zu erledigen, die er jeden Abend dem gestrengen Blick des Großvaters unterbreiten musste. Seine Zensuren waren bisher jämmerlich, was bedeutete, dass er auch den Sonntagnachmittag über lernen musste. Und das gerade jetzt, wo draußen überall die Wiesen grünten und die ehemaligen Kameraden auf dem Plytenberg oder in Leerort herumstromerten, Kaulquappen fingen und nach Kiebitzeiern suchten.

Der Großvater kaute langsam zu Ende und nahm dann einen großen Schluck aus der Teetasse, dabei sah er Charlotte nachdenklich an. Sie hatte die Arme aufgestützt und den Kopf hineingelegt, was eigentlich bei Tisch nicht gestattet war, doch die Großmutter hatte für dieses Mal darüber hinweggesehen. Vor allem deshalb, weil Charlotte alle Hänseleien wortlos ertragen hatte – vielleicht hatte die mühsame Erziehung zur Sanftmut ja doch endlich einmal gefruchtet.

»Ich habe gestern mit Kantor Pfeiffer gesprochen«, sagte der Großvater. »Wir sind uns einig geworden, dass du am Freitag um vier bei ihm vorbeischauen darfst, um ihm vorzuspielen. Wenn du ein Talent zur Musik hast, will er dir Unterricht geben.«

»Klavierunterricht?«, rief Tante Fanny voll Empörung. »Das ist ja gediegen. In vier oder fünf Jahren könnte Ettje schon heiraten, und für ihre Mitgift ist kein Geld übrig. Aber Charlotte bekommt Musikunterricht!«

»Du hast schon genug bekommen, Fanny!«, entgegnete Pastor Dirksen kurz angebunden.

Charlotte hätte eigentlich froh sein müssen, dass der Großvater vor der ganzen Familie für sie eingetreten war, aber sie war alles andere als begeistert. Kantor Pfeiffer war ein dürres Männlein mit wehendem, grauem Haar und ungepflegtem Bart, ein Mensch, der sogar am Sonntag eine ausgebeulte Hose trug und von dem die Leute sagten, er sei ein »komischer Kauz«. Früher hatte er in der Lutherischen Kirche die Orgel gespielt und auch die Sänger dirigiert, aber jetzt war er im Ruhestand, genau wie ihr Großvater, und er spielte manchmal wochentags ganz allein für sich die Orgel. Das konnte man hören, wenn man an der Kirche vorbeiging.

Wenn überhaupt, dann hätte Charlotte lieber bei Musiklehrer Böttcher Klavierspielen gelernt; der war glatt rasiert, trug einen blütenweißen, steifen Kragen und besaß sogar eine goldene Uhr mit Kette. Er unterrichtete am Gymnasium und hatte auch viele private Schüler. Aber er war katholisch, das gefiel dem Großvater gewiss nicht, und vielleicht nahm er auch mehr Geld.

Widerwillig zog sie am Freitagnachmittag die Jacke an und steckte das zusammengerollte Notenheft darunter, damit nicht jeder gleich sah, was sie bei sich trug. Kantor Pfeiffer wohnte in der Süderkreuzstraße, gleich hinter der Lutherischen Kirche, wo auch Schule und Armenhaus standen. Er wohnte aber nicht in einem schönen, neuen Haus wie Superintendent Doden, sondern in einem winzigen Backsteingebäude, das zwischen zwei größeren Häusern eingeklemmt war und sich neben den wohlhabenden Nachbarn ganz besonders armselig ausnahm. Zu allem Überfluss bekam sie noch den Auftrag, Nähgarn und Häkchen einzukaufen, denn Tante Fanny nähte inzwischen Wäsche und Kinderkleider für einige Familien in der lutherischen Gemeinde.

Es war Anfang Mai, aber noch sehr kühl, und dazu wehte eine steife Brise, die an Haaren und Rock riss – nur gut, dass sie die Jacke fest zugeknöpft hatte. Auf der Osterstraße spielten einige Mädchen Fangen, zwei davon waren ihre Schulkameradinnen, doch sie kümmerten sich nicht weiter um Charlotte, fragten auch nicht, ob sie mitspielen wollte. Sie hätte es sowieso nicht gedurft, die Großmutter wollte nicht, dass sich ihre Enkelinnen auf der Straße herumtrieben. Mit den Knaben war das etwas anderes – Paul und Jonny waren früher oft mit ihren Kameraden unterwegs gewesen, sogar außerhalb der Stadt in den Wiesen.

In der Norderstraße prallte plötzlich ein kleines Geschoss gegen ihren Arm, und sie blieb wütend stehen.

»Wer mit Klüten schmeißt, der ist selber ein Rabenaas!«, brüllte sie in den offenen Hauseingang hinein. Wer dort stand, konnte sie nicht erkennen, aber es waren ganz sicher Pauls ehemalige Kameraden, die dem unglücklichen Gymnasiasten jetzt spinnefeind waren.

»Schwarze Hexe!«, schallte es zurück.

»Hexe mit gelben Augen!«

»Negerin!«

Zwei weitere Lehmkügelchen flogen ihr entgegen, doch sie wich ihnen geschickt aus. Dafür traf eines davon den Gastwirt Zindler, der mit tief herabgezogener Mütze aus seinem Haus getreten war.

»Verflixte Lausbengels! Wenn ich euch erwische …«

Charlotte lief davon, ohne hinter sich zu sehen, und hoffte dabei inständig, der Gastwirt möge wenigstens einen der Burschen zu fassen bekommen. Doch das war fraglich, denn er hatte einen dicken Bauch, und die Bengel waren schnell auf den Füßen.

Sie versuchte sich damit zu trösten, dass die Feindseligkeiten eher Paul als ihr gegolten hatten, sie hatte sie nur abbekommen, weil sie seine Cousine war. Aber die Beschimpfungen waren ihr nicht unbekannt, sie hörte sie immer wieder. Indianerin, Negerin, Hexe, gelbäugige Katze … Auch Paul sagte das zu ihr, wenn er wütend auf sie war.

Sie war fremd hier in Leer, sie gehörte nicht hierher, und sie wollte auch nicht hierher gehören. Die Stadt war hässlich, lag geduckt am Ufer des grauen Flusses, und es war kalt, sogar im Sommer. Weshalb hatte der Großvater sie nicht nach Indien reisen lassen, wo immer die Sonne schien und die Menschen freundlich waren? Die Eltern ihrer Mutter hatten einen Brief in englischer Sprache geschrieben und darum gebeten, Charlotte zu sich nehmen zu dürfen. Aber die Großmutter hatte gesagt, sie würde sich eher die rechte Hand abhacken, als das Kind ihres verstorbenen Sohnes in die Fremde zu schicken.

Die Glocke neben der Pfeiffer’schen Haustür war abgerissen, einen Türklopfer gab es schon gar nicht, und auf ihr zaghaftes Pochen hin machte niemand auf. Fröstelnd stand sie da und überlegte, ob sie vielleicht zu früh dran war und erst Nähgarn und Häkchen kaufen sollte. Dann aber entschied sie, die Sache besser gleich hinter sich zu bringen, und drückte einfach die Klinke herunter.

Der Flur war eng, es roch nach feuchtem Holz und schimmeligen Tapeten, auch ein wenig nach Haferbrei.

»Hallo? Ist jemand zu Hause?«

Rechts tat sich eine Tür auf, und die gebückte Gestalt von Kantor Pfeiffer wurde sichtbar.

»Die kleine Dirksen«, sagte er und nickte dabei mehrere Male, als müsse er sich diese Tatsache selbst bestätigen. »Charlotte, nicht wahr? Komm herein, min Deern. Meine Schwester ist nicht da, sonst hätte sie dir aufgemacht …«

Er wohnte mit seiner Schwester zusammen. Ob er keine Frau hatte? Vielleicht war sie gestorben, er selbst war ja auch schon ziemlich alt …

Die Stube war nicht gerade groß und äußerst seltsam eingerichtet. Es gab weder Sofa noch Sessel, nur zwei Stühle und einen kleinen Tisch, der voller Zeitschriften lag. Ringsum an den Wänden standen Holzregale, in denen ebenfalls Bücher und Journale untergebracht waren, sie stapelten sich auf einem Tischlein unter den beiden schmalen, hohen Fenstern, nur der große Schrank mit den Glastüren schien voller Noten zu sein. Wo ein freies Plätzchen an der Wand geblieben war, hatte man Geigen aufgehängt, fünf an der Zahl.

»Dann zeig mir einmal, was du kannst, Charlotte. Hast du Noten mitgebracht? Dein Großvater sagte mir, du würdest fleißig üben. Warte, ich drehe dir den Schemel zurecht …«

Das Klavier war ein ganzes Stück größer als das ihrer Mama: ein einschüchternder, schwarzer Kasten mit schön geschnitzten Säulchen unter der Tastatur und zwei verschnörkelten, goldenen Kerzenhaltern zum Ausklappen. Die Tasten waren jedoch schon ziemlich vergilbt, und ein rascher Blick zeigte ihr, dass es auch nicht mehr davon gab als in dem Klavier ihrer Mama.

Ein scheußliches Quietschen ertönte, als Kantor Pfeiffer an der runden Sitzfläche des Hockers drehte. Charlotte kämpfte indes mit dem zusammengerollten Notenheft, das sich kaum mehr glätten lassen wollte.

»Aha!«, sagte er nach einem kurzen Blick und nickte wieder dreimal. Sonst sagte er nichts, aber er schien das Stück zu kennen.

Sie kletterte auf den Hocker, rutschte darauf herum und rieb sich die kalten Hände. Wenigstens wollte sie sich Mühe geben, wenn der Großvater ihr schon einen Klavierlehrer besorgt hatte – selbst wenn der ein komischer Kauz war.

Die aufsteigende Tonfolge der rechten Hand erklang – Charlotte hielt verblüfft inne. Ungläubig schlug sie einige Töne an, lauschte, und endlich begriff sie. Natürlich – dieses Klavier war in Ordnung, die Töne saßen an der richtigen Stelle!

»Der Anschlag ist sehr leicht«, sagte Kantor Pfeiffer, der sich ihr Verhalten auf seine Weise erklärte. »Bei deinem Klavier zu Hause lassen sich die Tasten wohl schwerer herunterdrücken …«

Sie hatte kaum hingehört und begann das Stück jetzt von vorn. Es klang ungewohnt, nachdem sie sich wochenlang mit dem verwandelten Instrument herumgeplagt hatte, zugleich aber war es wundervoll, ja berauschend. So hatte es bei Mama geklungen, das waren die Melodien, die Akkorde, die sie in Erinnerung hatte. Mit den Klängen stieg auch die schöne Stube im Elternhaus wieder vor ihr auf mit ihren leuchtend gelben Vorhängen und den dunklen Intarsienmöbeln aus Indien. Die Gestalt ihrer Mutter, am Klavier sitzend, zierlich, mit hochgestecktem glänzendem Haar, das Kinn leicht angehoben, die Augen geschlossen, der Musik nachlauschend. Was für ein Zauber in diesen Tönen doch lag! Sie konnte gar nicht mehr aufhören zu spielen, und es war ihr ganz gleich, dass sie schrecklich viele Fehler machte. In ihrem Inneren vernahm sie jetzt wieder die wirkliche, die echte Musik, die voller Wärme und Kraft war und ihr die Tür zu einer verlorenen Glückseligkeit öffnete.

Er hörte ihr geduldig zu, ohne sie zu unterbrechen. Nur einmal, im zweiten Satz, lief er hinaus auf den Flur, weil seine Schwester heimgekommen war. Als er zurückkehrte, schloss er leise die Stubentür und setzte sich.

Sie kam nur bis zum dritten Satz, dann waren ihre Finger vollkommen kraftlos vor Anstrengung. Der vierte Satz war der schönste, da stürzten die Töne wie wilde Wasserströme von einem Berg herunter, und die linke Hand musste komplizierte Akkorde greifen – das schaffte sie sowieso nicht.

Kantor Pfeiffer schwieg eine ganze Weile und ließ sie vor dem Klavier sitzen. Als sie sich zu ihm umdrehte, sah sie, dass er Tee trank; eine Schale Kekse stand zwischen den Bücherstapeln, daneben eine zweite Tasse.

»Beethoven«, sagte er schließlich gedehnt. »Sonate Opus zwei – ein frühes Werk. Großartige Musik.«

Ja richtig, das war von dem Komponist Beethoven, jetzt sah sie es auch, es stand ganz klein rechts über den Noten.

»Noch viel zu schwer für dich, Charlotte. Wir werden mit Mozart beginnen, eine kleine Sonate. Und dann Bach, der große Johann Sebastian Bach, unerreicht in seiner Meisterschaft. Für den Anfang ein Stück aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach, das war seine Frau …«

»Sie … Sie wollen mir also Unterricht geben?«

»Wir wollen es miteinander versuchen, Charlotte.«

Er stellte die Tasse sorgfältig auf den Tisch und stand auf. Mit einer sanften, fast schüchternen Handbewegung machte er ihr deutlich, dass sie ihm am Klavier Platz machen solle, und sie erhob sich rasch. Er drehte den Schemel wieder herunter, setzte sich und spielte – o Wunder – ganz ohne Noten. Das Stück klang in ihren Ohren sehr merkwürdig. Als habe man die Melodien in ein enges Zimmer gesperrt, wo sie hin- und hergingen, sich höflich voreinander verbeugten, aneinander vorbeiliefen und sich doch immer wieder trafen.

»Gefällt es dir?«

Sie schob die Unterlippe vor und überlegte, ob sie ihm die Wahrheit sagen sollte, dann begriff sie, dass er sie längst an ihrem Gesicht abgelesen hatte. Es sah nicht zornig oder beleidigt aus, eher verlegen.

»Es klingt komisch. Mama hat so etwas nie gespielt. Aber wenn es Ihnen so gut gefällt, dann will ich es lernen.«

»Du musst langsam und gründlich zu Hause üben, Charlotte. Jede Hand einzeln, das ist wichtig, denn jede Hand hat ihre eigene Melodie …«

»Ich kann aber nicht gut üben. Mamas Klavier ist kaputt. Die Töne sind nicht mehr dort, wo sie hingehören.«

»Du meinst … es ist verstimmt?«

»Verstimmt. Ja, die Töne sind verstimmt. Sie sind tiefer als vorher, manche ganz viel, andere nur ein bisschen …«

»Das ist wohl durch den Transport geschehen. So darfst du auf keinen Fall üben, Charlotte. Sag deinem Großvater, dass ich morgen vorbeikomme, um das Instrument zu stimmen.«

Er konnte es reparieren! Ob er dafür viel Geld verlangen würde?

»Setz dich jetzt, und probier einmal die rechte Hand!«

Das war leicht, aber er hatte dennoch vieles auszusetzen, schrieb mit einem Bleistift die Fingersätze über die Noten, verlangte von ihr, die Töne niemals auseinanderzureißen, sondern sie so eng wie möglich aneinanderzubinden. Nun musste sie das Gleiche mit der linken Hand machen, doch die war nicht so gelenkig wie die rechte und musste sich viel mehr anstrengen.

Danach gab es Tee, und sie durfte Kekse essen, während er ihr von Johann Sebastian Bach erzählte, der auch ein Kantor gewesen war und viele Kinder gehabt hatte. Er spielte ihr einige Stücke vor, die ihr sehr konfus und schwierig erschienen, aber das sagte sie nicht, denn sie wollte ihn nicht kränken.

Beim Spielen beugte er sich weit nach vorn, saß mit gekrümmtem Rücken da und – das war das Merkwürdigste – summte vor sich hin. Mal folgte sein Summen der Melodie der rechten, mal der der linken Hand, manchmal war es aber auch ganz kraus und schien gar nicht zu seinem Spiel zu passen.

»Nächsten Freitag, Charlotte!«, sagte er, als sie gehen durfte. »Und du übst keinen Ton, bevor ich dein Klavier gestimmt habe – versprich mir das! Die Noten darfst du mitnehmen, aber roll sie nicht zusammen, das vertragen sie schlecht.«

Kantor Pfeiffer erschien am folgenden Nachmittag im Hause Dirksen, und Tante Fanny musste die Lampe und die Nippesfigürchen vom Klavier forträumen, damit er den Deckel öffnen konnte. Für das Stimmen nahm er keinen Pfennig Geld, aber er wollte, dass Charlotte ihm dabei half. Sie durfte die Tasten einzeln anschlagen, und er drehte mit dem Stimmschlüssel so lange an den Wirbeln, bis der Ton wieder richtig klang.

»Stimmt es jetzt?«, fragte er sie jedes Mal.

»Zu hoch. Sie müssen ihn wieder herunterschrauben. Nur sooo viel!«

Sie zeigte es ihm mit Zeigefinger und Daumen und sah, wie er anfing zu grinsen. Sein Mund blieb dabei geschlossen, nur die Falten in seinem Gesicht wurden länger und tiefer. Er war schon ein Kauz, aber zugleich auch ein Fuchs, denn sie hatte den Verdacht, dass er nur fragte, um herauszufinden, ob sie die Töne richtig hören konnte.

Himmel über dem Kilimandscharo
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