George Johanssen zog die Tür hinter sich zu und ließ sich an dem mit Papieren, Schachteln und allerlei Geräten bedeckten Tisch nieder. Das kleine Büro war wie eine Insel in dem überfüllten Krankenhaus, der einzige Ort, an den sich das Personal für eine kleine Weile zurückziehen konnte, um etwas zu essen, einen Kaffee zu trinken, ein kurzes Gespräch zu führen, bevor es sich wieder in den Strom stürzte. In den niemals versiegenden Strom des Leidens und des Todes, dessen sie nicht Herr werden konnten, sosehr sie auch kämpften.

Keine Frage – er brauchte ein paar Stunden Schlaf. Die Bilder und Zettel an der Wand, ja selbst der Fernsprecher, tanzten schon vor seinen Augen, ein bedenkliches Zeichen. Vermutlich erschien ihm seine Arbeit auch aus diesem Grund in solch düsterem Licht.

Es gab schließlich viele Erfolge, das musste er sich immer wieder sagen. Knochenbrüche verheilten, Geschwüre wurden herausgeschnitten oder durch Salben zum Verschwinden gebracht, man führte Operationen durch, von denen die meisten gelangen, nur machten später eintretende Entzündungen oft den Erfolg zunichte. Die hygienischen Verhältnisse in der Klinik waren unaussprechlich. Bewundernswert waren nur die Geduld und Leidensfähigkeit der Afrikaner und ihr Vertrauen in den weißen bwana daktari, dem er leider nur allzu oft nicht gerecht werden konnte. Für die Unglücklichen, die mit Typhus, Cholera oder der Schlafkrankheit hierhergebracht wurden, gab es nur selten eine Rettung. Man sonderte sie ab und versorgte sie so gut es ging, doch wichtiger war es, sich um die Angehörigen zu kümmern, die oft den Erreger schon in sich trugen. Er hatte Impfungen gegen Typhus durchgeführt, doch nun war der Impfstoff ausgegangen, und er musste warten, bis eine neue Lieferung eintraf. Zornig dachte er an die Ärzte im Gouvernementskrankenhaus, die nicht bereit waren, ihnen auszuhelfen, sondern ihre Medikamente für die weißen Patienten aufsparten. Doktor George Johansson war dort ohnehin nicht gut angeschrieben: Man hatte seine Veröffentlichung über die medizinische Versorgung der Einheimischen in Afrika gelesen und hielt ihn für einen Unruhestifter und Nestbeschmutzer.

»Wie schade, dass Sie Ihr Talent so verschwenden, lieber Kollege«, hatte man zu ihm gesagt. »Ihr Buch über die Besteigung des Kilimandscharo ist großartig. Auch die Veröffentlichung über den Nil – wir haben sie begeistert verschlungen. Aber Sie leisten dem Deutschen Reich und dem Kolonialgedanken einen Bärendienst, wenn Sie weiterhin derart ungereimtes Zeug zu Papier bringen …«

Er hatte in Deutschland und auch in England durchaus Zuspruch für seine Kritik erhalten. Bis auf einige gut gemeinte Spenden, die er verschiedenen Krankenhäusern zugeführt hatte, war der praktische Erfolg jedoch gering gewesen. Die medizinische Versorgung der Eingeborenen interessierte die Kolonialherren nur, wenn größere Epidemien ausbrachen, dann sorgten sie sich um die Arbeitskräfte und ihre eigene Gesundheit. Vor allem hier in Deutsch-Ostafrika wehte inzwischen ein anderer Wind. Man war es leid, dass die Kolonien immer noch keinen Gewinn abwarfen, und hatte zu Methoden gegriffen, die in britischen und niederländischen Kolonien längst gang und gäbe waren. Zu hunderten schleppte man die Eingeborenen auf die Plantagen und zwang sie zur Fronarbeit, wer sich weigerte, wurde in Ketten gelegt, wer nicht gehorchte, bekam die kiboko zu spüren. Es war noch nicht lange her, da rühmte sich das Deutsche Reich, den Sklavenhandel der Araber in den Kolonien abgeschafft zu haben – nun versklavte es die Schwarzen selbst, um auf dem Weltmarkt Gewinne mit Baumwolle, Sisal und Kautschuk zu machen.

»Doktor muss essen!«

Shira hatte einen Teller mit Samosas und Curry aus der Küche geholt und schob die Papiere auf dem Tisch zusammen, um ihm die Mahlzeit vorzusetzen. Die junge, indische Krankenschwester hatte sich offensichtlich vorgenommen, für sein leibliches und seelisches Gleichgewicht zu sorgen, denn sie hielt sich fast immer in seiner Nähe auf, lächelte ihn an und nutzte jede Gelegenheit, ihm einen Becher Kaffee oder ein kleines Gebäckstück zu bringen. Er ließ sich die Fürsorge gern gefallen, lohnte es ihr, indem er ihr Lächeln erwiderte und sich auf kurze Gespräche einließ. Shira war zierlich von Gestalt und hatte eng stehende schwarze Augen, sie konnte geräuschlos durch die Gänge huschen, und wenn sie die Verbände von einer Wunde löste, bemühte sie sich, dem Kranken keine Schmerzen zu verursachen. Möglicherweise hatte sie sich in den englischen Doktor Johansson verliebt, wahrscheinlich sogar.

Er hatte gerade zwei Bissen gegessen, da stieg der Lärm im Flur heftig an, und er eilte aus dem Büro, um nachzusehen, was dort vor sich ging. Eine afrikanische Krankenhelferin versuchte drei Frauen davon abzuhalten, in das Zimmer der Typhuspatienten einzudringen, doch die Mutter des erkrankten Jungen wollte sich nicht zurückweisen lassen. George musste vermitteln und erklären, versuchte, die Frauen zu beruhigen, machte Versprechungen, die wohl kaum einzuhalten waren, und musste am Ende doch energisch werden. Es fiel ihm schwer, diese Frauen fortzuschicken. Sie waren arm und hatten Lebensmittel für den Jungen gekauft, denn die Küche der Klinik konnte nur eine Mahlzeit am Tag ausgeben. Der Junge war jedoch so gepeinigt, dass er sowieso keine Nahrung zu sich nehmen konnte.

Zurück im Büro, schob er den Teller zur Seite und bat Shira, ihm einen Becher Kaffee einzugießen. Die Hand, mit der er den Becher an den Mund führte, zitterte leicht, er hatte seit vorgestern kaum geschlafen und heute die Nacht durchgearbeitet, jetzt war es später Nachmittag. Während er den schwarzen Kaffee trank, fiel sein Blick auf den Fernsprecher an der Wand, und ihm schien, als starre ihn das Zyklopenauge des Holzkastens boshaft an.

Weshalb war Charlotte so kurz angebunden gewesen? Die Betroffenheit darüber hing ihm seit Tagen nach. Fünf Jahre lang hatten sie einander nicht gesehen, doch als er jetzt ihre Stimme gehört hatte, war es, als sei die Zeit stehen geblieben.

Was hatte er am Fernsprecher nur für einen Unsinn geredet – es war kein Wunder, dass sie nichts darauf zu sagen wusste. Das Glück. Charlotte war kein Mensch, der wie er dem Glück hinterherlief. Sie tat das, was notwendig war, mutig und zuverlässig, sie folgte nicht irgendwelchen Träumen, sie packte das Leben an, nahm, was sich ihr bot. Vielleicht hatte sie gerade darum das Talent, glücklich zu sein. Max von Roden war der Richtige für sie gewesen, aufrecht und ehrlich, einer, der sich ein erreichbares Ziel setzte, kein Phantast und Glückssucher wie ein gewisser George Johanssen.

Eine schwarze Krankenschwester stürzte in den Raum und fragte nach frischem Verbandsstoff. Er schickte sie in den Lagerraum, wo noch eine Kiste stand; wenn die verbraucht war, würde man auf die gewaschenen alten Verbandsstoffe zurückgreifen müssen. Als sie fort war, überlegte er, ob er hinüber in die Aufnahme gehen sollte; er wusste, dass noch Kranke vor dem Gebäude saßen, die man bisher wegen des großen Andrangs nicht eingelassen hatte. Doch stattdessen blieb er tatenlos auf seinem Stuhl sitzen und überließ sich seinen düsteren Gedanken.

Er hatte einst auf Sansibar versucht, Charlotte zu verführen, und er schämte sich zutiefst, wenn er daran dachte. Damals hatte er wider sein eigenes Gewissen, wider seinen festen Vorsatz gehandelt. An diesem verfluchten Tag hatte er sich ihre Zuneigung zum zweiten Mal und damit endgültig verscherzt, aus purem Leichtsinn, aus Dummheit, weiß der Teufel aus welchem Grund noch, vermutlich deshalb, weil es ihm gelungen war, das schlummernde Feuer in ihr zu wecken. Sie hatte ihn als haltlosen Verführer erlebt und verachtete ihn seitdem. Deshalb ihre kurzen Antworten. Vielleicht war dieser Eindruck nicht einmal falsch – es war ihm noch niemals gelungen, eine Frau für längere Zeit glücklich zu machen. Er dachte an seinen Besuch auf der Plantage vor fünf Jahren, durchlebte noch einmal das peinigende Gefühl, dass ein anderer gekommen war, dem nun gehörte, was er verspielt hatte. Ein netter, anständiger Bursche, der vielleicht sein Freund hätte sein können, aber so wie die Dinge lagen, hatte er sich vorgenommen, nie wieder dorthin zurückzukehren. Er hatte zwei Jahre in Ägypten verbracht, dann in einer Klinik in Südafrika gearbeitet und war schließlich nach England gereist, weil er Sehnsucht nach seinen Kindern verspürt hatte. Es war eine unsinnige Idee gewesen, Marie hatte sich vehement gegen ein Treffen gewehrt, und er hatte schließlich resigniert, um seinen Kindern den Zwiespalt zu ersparen. Nur einmal hatte er sie gesehen, in der Regent Street, als ein Automobil an ihm vorüberratterte und er auf dem Rücksitz Marie erkannte. Neben ihr saß Berta, gekleidet wie eine junge Dame, ihnen gegenüber Johannes, den er kaum wiedererkannte. Er war sich sicher, dass auch Marie ihn gesehen hatte, doch sie zeigte keinerlei Regung, und auch er verharrte stumm und reglos, blickte dem Automobil nach, bis es im Verkehrsgewühl verschwand.

Es reichte langsam mit dem Selbstmitleid. Er stellte den leeren Becher neben die Kaffeekanne, räumte den halb abgegessenen Teller zur Seite und begab sich zur Aufnahme. Er würde bis heute Abend durcharbeiten, allerdings keine Operationen durchführen, sondern nur Diagnosen stellen und Wunden behandeln. Danach wollte er in sein Quartier nahe der Inderstraße gehen und ein paar Stunden schlafen. Er arbeitete ehrenamtlich im Krankenhaus und bekam keinen Lohn, dafür nahm er sich die Freiheit, seine Arbeit nach eigenem Gutdünken einzuteilen.

In dieser Nacht schlief er wie betäubt, ohne ein einziges Mal aufzuwachen, trank am Morgen etwas Whisky, mit Wasser vermischt, und sank wieder ins Reich der Träume. Erst am Nachmittag kam er zu sich und rief nach seinem schwarzen boy, verlangte Waschwasser und frische Wäsche, dann begab er sich in die Inderstraße, um in einer Garküche eine Kleinigkeit zu essen. Bei seiner Ankunft in Daressalam war er – aus welchem Grund auch immer – als Erstes in die Inderstraße gelaufen. Doch das Haus, in dem Charlotte damals ihren Laden geführt hatte, war abgerissen. Stattdessen prangte dort ein Neubau, ein weißer Kasten mit großen Fenstern, Satteldach und einem lächerlichen, säulengestützten Vorbau. Ein deutscher Zollbeamter wohne dort, hatte man ihm erzählt, das Haus aber gehöre Kamal Singh, dem Inder.

Bei einer Goanesin erwarb er eine Teigtasche, die mit Hühnerfleisch, Reis und Bohnen gefüllt war und nach Zitronengras duftete. Sie war mit Chili feurig gewürzt und trieb ihm das Blut rasch durch die Adern, doch als er den letzten Bissen verzehrt hatte, fühlte er, dass die Benommenheit des langen Schlafes endlich vergangen war. Ihm kam eine Idee, unsinnig, möglicherweise sogar alles andere als gut, und doch konnte er nicht widerstehen. Charlotte musste längst in Kilwa angekommen sein, vermutlich war sie inzwischen weiter nach Naliene gereist. Aber es war auch möglich, dass sie und Klara sich in Kilwa aufhielten, der Zeitpunkt der Entbindung schien in nicht allzu weiter Ferne zu liegen. Er hatte Charlotte nicht beunruhigen wollen, aber er sorgte sich ein wenig um Klara. Sie war schon über dreißig, nicht mehr ganz jung also, und es war ihr erstes Kind. Sein französischer Kollege Gaspard Rameau hatte den Stabsarzt Dr. Lott einmal als boucher beschrieben, als Metzger, was nicht viel Gutes verhieß. George war Dr. Lott noch nie begegnet und wollte ihm nicht unrecht tun, zudem von Rameau kein verlässliches Urteil zu erwarten war – er war empfindlich und nörgelte gern an Kollegen herum.

George lenkte seine Schritte zum Postamt. Er mochte vom Klinikfernsprecher aus nicht gern Privatgespräche führen, zumal Shira, die Allgegenwärtige, vermutlich mit gespitzten Ohren mithören würde. Sie konnte recht gut Deutsch, ihr Vater hatte einen Posten im Hafenamt.

In dem weitläufigen Eingangsbereich des Hauptpostamts herrschte ungewöhnlich viel Betrieb. Mehrere indische Geschäftsleute standen beieinander und schienen sich zu beraten, Afrikaner unterhielten sich gestikulierend, ein deutscher Postbeamter eilte mit einem Telegramm durch den Raum und verschwand hinter einer Tür.

»Ein Gespräch zum Bezirksamt Kilwa Kivinje.«

Der junge Telegraphenbeamte zuckte die Schultern.

»Bedaure – momentan ist die Leitung gestört.«

Das war zwar ärgerlich, aber nicht weiter ungewöhnlich – solche Unterbrechungen kamen immer wieder vor. Man hatte erst kürzlich einige Giraffenbullen abschießen müssen, die immer wieder die Telegraphenstangen umgebrochen hatten, auch Nashörner, Blitzeinschlag oder Steppenbrände konnten der Leitung gefährlich werden.

»Dann versuche ich es morgen wieder.«

Er war enttäuscht, hatte er doch gehofft, eine Nachricht von Charlotte zu erhalten oder vielleicht sogar sie selbst sprechen zu können. Plötzlich wurde ihm bewusst, wie sehr er darauf gehofft hatte, und er musste sich selbst zur Ordnung rufen. Welch zweifelhaftem Glück lief er jetzt wieder hinterher? Er hatte ausgespielt, es gab nichts mehr zu gewinnen. Und doch …

»Ah – Dr. Johanssen!«

Der deutsche Kollege aus dem Gouvernementskrankenhaus hatte den Arm gehoben und steuerte jetzt quer durch den Raum auf ihn zu. Wie hieß dieser Mensch doch? Dr. Wildermut, oder Meierhut … egal, es lohnte sich nicht, den Namen zu behalten.

»Jetzt haben Sie es! Was sagen Sie dazu? Hm?«

George war wenig an einem Gespräch interessiert. Nur der Höflichkeit halber blieb er stehen, fest entschlossen, den nun unweigerlich folgenden Angriffen mit Ironie zu begegnen.

»Guten Tag – oder vielmehr guten Abend«, grüßte er.

»Sagen Sie besser: Gute Nacht! Haben Sie es noch nicht mitbekommen? Die verdammten Neger machen einen Aufstand. Einen deutschen Baumwollpflanzer haben sie ermordet. Mehrere Akiden erschlagen. Wie die Berserker fallen sie dort im Süden über die Missionen und Polizeiposten her, Inder sind abgestochen worden, ihre Läden in Brand gesteckt …«

George starrte in das gerötete Gesicht des Arztes, der sich jetzt mit einem weißen Schnupftuch den Schweiß abwischte und dann den dunkelblonden Schnurrbart mit dem Finger nachzog.

»Im Süden, sagen Sie?«

»Sind Sie denn vom Himmel gefallen, Johanssen? Gestern kam die Meldung aus Kilwa Kivinje. In der Nähe von Matumbi auf einer Baumwollplantage wurden die Aufseher niedergemacht, und seitdem sind die Schwarzen dort unten außer Rand und Band. Das kommt dabei heraus, wenn man diese Burschen mit Samthandschuhen anfasst! Leute wie Sie, Johanssen, leisten solchen Frechheiten Vorschub. Sehen Sie es endlich ein? Der Neger braucht keine medizinische Versorgung – er braucht die kiboko, und wenn das nicht fruchtet, eine Kugel durch den Kopf!«

Der Mann war so aufgeregt, dass George die Beleidigungen nicht einmal ernst nehmen konnte. Stattdessen wurde ihm mit Entsetzen bewusst, dass Naliene nicht weit von Matumbi lag – wenn Charlotte zur Mission hinausgeritten war, dann steckte sie jetzt mitten im Gebiet der Aufständischen.

»Eine verfluchte Sache. Genau wie in Südwest, da sind sie auch frech geworden. Als ob diese Neger sich mit ihren verdammten Buschtrommeln quer über den Kontinent miteinander abgesprochen hätten …«

»Und was ist mit Kilwa Kivinje? Ist dort noch alles ruhig?«

»Keine Ahnung. Die Kabel sind unterbrochen, wahrscheinlich haben diese Dreckskerle sie durchgeschnitten. Irgend so ein afrikanischer Quacksalber soll ihnen weisgemacht haben, sein maji-maji, dieses Wunderwasser, lasse unsere Gewehrkugeln von ihnen abprallen. Na, die werden staunen, wenn erst unsere Truppen unten bei ihnen eintreffen …«

»Sind sie schon unterwegs?«

»Nur ein Teil. Siebzig Mann sind mit dem Gouvernementsdampfer nach Samanga abgefahren, und sechzig Mann sind von Lindi nach Kilwa abgezogen worden. Unten im Hafen liegt die Bussard, die wird weitere hundertzwanzig Soldaten hinunter nach Kilwa bringen, aber sie müssen erst abwarten, bis alle eingetroffen sind. Das wird den Negern schlecht bekommen, mein Lieber. Und Sie, Johanssen, werden jetzt endlich begreifen, dass diese Burschen dumpfe, feige Mörder sind, die man mit der Peitsche zu …«

George machte eine knappe, ironische Verbeugung und eilte davon, ohne die weiteren Ausfälle des Kollegen zu beachten. Ein Aufstand. Es war in den Kolonien immer wieder zu solchen Erhebungen der Eingeborenen gegen die weißen Eroberer gekommen, alle hatte man bisher brutal niedergeschlagen, und genau das würde vermutlich auch dieses Mal geschehen. Maji-maji – das Wunderwasser, das sie unempfindlich gegen die Gewehrkugeln machen sollte. Großer Gott – würden sie tatsächlich im festen Glauben an diesen Zauber gegen die Maschinengewehre der deutschen Schutztruppen anrennen?

In der Bucht von Daressalam ankerten mehrere größere Schiffe, darunter auch der Kreuzer Bussard der kaiserlichen Marine. Ein Küstendampfer legte gerade am Landungssteg an, und George konnte sehen, dass er von Passagieren und Gepäckstücken förmlich überquoll. An ihrem Turban konnte man erkennen, dass es sich überwiegend um Inder handelte – vermutlich waren sie vor den aufständischen Afrikanern im Süden geflüchtet. Indische Händler hatten die Eingeborenen jahrzehntelang in die finanzielle Abhängigkeit getrieben – jetzt richtete sich der Zorn der Aufständischen auch gegen sie. Inder, Araber und Europäer – wer immer den aufgebrachten Kriegern in die Hände fiel, würde mit dem Leben bezahlen.

George spürte, wie der Wind sein Haar zerzauste. Der Marinekreuzer würde von Daressalam bis Kilwa weniger als vierundzwanzig Stunden benötigen. Das Unglück war nicht aufzuhalten.

Himmel über dem Kilimandscharo
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