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In der Schulbibliothek und im Internet versuchte ich herauszufinden, wie der spanische Name des Ortes lautete und wo er lag, aber ein Agua Negra fand ich nirgendwo. Schließlich erinnerte ich mich an den Professor für Anthropologie, den Felicity Melroy schon zweimal erwähnt hatte. Wer, wenn nicht so einer, kannte die spanischen Entsprechungen zu den Namen, die die Ureinwohner ihrer Gegend gegeben hatten? Ich rief Felicity Melroy an.

»Ja, klar«, sagte sie, »ich stelle dir den Kontakt her. Graham hockt gern bis in die Nacht über seinen Büchern in der Uni. Graham Torres y Torres, heißt er. Er wird dich sicher gern nach der Schule empfangen. Ich frage ihn und rufe dich dann wieder an. Und es bleibt bei unserem Ausflug? Am übernächsten Wochenende?«

»Ja«, sagte ich.

»Über die Finanzen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Du bist von mir eingeladen.«

Das hatte ich mir noch gar nicht überlegt. Es war beschämend und beruhigend. Mochte sein, dass meine Eltern mir was zustecken würden, aber bitten würde ich sie nicht. Dabei war ich chronisch knapp bei Kasse. Clara hatte allerdings noch weniger. Mit ein paar meiner Klamotten hatte ich ihr schon aushelfen können, aber ein paar Sachen hatte ich ihr auch gekauft, Dinge, die alle Mädchen besaßen: einen Haartrockner zum Beispiel, Tampons, die ihre Oma ihr bestimmt nicht gekauft hätte, weil sie ihr den Gebrauch nicht erklären konnte, und Zeitschriften und Bücher, immer wieder Bücher. Clara hatte sich so lange für jede Kleinigkeit bei mir bedankt, bis ich ihr einmal erklärt hatte: »Es ist nur Geld! Dafür bedankt man sich nicht.«

»Ist das eine Regel bei euch?«, hatte sie mit einem Augenzwinkern zurückgefragt.

»Ja, bei uns ist das so.«

Und wir hatten gelacht. Nachdem wir uns gegenseitig so oft hatten erklären müssen, welche Bräuche bei ihr und bei uns herrschten, war ein Spiel daraus entstanden. »Das ist eine Regel bei uns!«, sagten wir, wenn die eine von uns nicht wollte, dass die andere groß Fragen stellte.

»Danke für jetzt und immer«, hatte Clara erwidert und sich danach nie wieder für das Kleingeld bedankt, dass ich für sie ausgab. Als Juanita mitbekam, dass ich Claras Bücher bezahlte, kam bei ihr auf einmal auch Geld zum Vorschein. Immer in kleinen Scheinen. Sie verkaufe viel Tee und Kräuter auf der Straße, erklärte sie uns. Sie war in der Tat oft den ganzen Tag außer Haus.

Felicity rief mich am folgenden Tag an und teilte mir mit, dass ich Professor Graham Torres y Torres am Montagabend in seinem Büro in der Universidad Nacional antreffen würde. Er sei informiert und warte auf mich.

Vorher musste ich noch ein Wochenende herumbringen. Elena und John Green wollten Samstagabend in La Candelaria zu einem Jazzkonzert. Elena hatte mich gedrängt mitzukommen. Aber Jazz! Ätzend! Elena redete seit Wochen ständig über John, was er alles machte, dass er neun Jahre älter war als sie, über britische Lebensart und all das. Sie hatte jedenfalls kein Problem mit dem Namen John. Sie war verknallt. Warum sie mich dann unbedingt dabeihaben wollte, verstand ich nicht.

Am Vormittag saß ich auf dem Balkon vor meinem Zimmer, überlegte, ob ich am Abend wirklich mit den beiden durch La Candelaria ziehen wollte, und schaute in die Grünanlagen hinab. Ein junger Mann war dort zugange. Er trug beigefarbene Hosen und ein enges T-Shirt, das seine schmalen Hüften und den sportlichen Oberkörper betonte. Seine Haut schimmerte bronzefarben in der Sonne, sein Haar war kurz und schwarz.

In der ersten Sekunde schoss mir das Herz förmlich zum Hals heraus, doch dann drehte er sich um, und meine Erregung fiel in sich zusammen wie ein Strohfeuer. Der Junge sah auch gut aus, stellte ich fest, als ich wieder ruhiger atmen konnte. Aber er löste in mir nicht das aus, was Damián in mir ausgelöst hatte: gleich beim ersten Anblick. Mein ganzer Organismus hatte gestoppt. Und beim Neustart war ich eine andere gewesen.

Aber ich stand nicht auf Indios. Ich war nicht eine von den Weißen, die dunkle Haut und muskulöse Indiokörper grundsätzlich attraktiv fanden. Nein, ich hatte mich in Damián verliebt, in ihn als Person.

Am Abend kamen Elena und John Green, um mich abzuholen. Elena wusste, dass sie meine Eltern fragen musste, ob ich mitdürfte, denn ich würde sie nicht fragen. Es war mir auch total gleichgültig, ob sie mir die Erlaubnis erteilten. Genau deshalb erlaubten sie es mir. John Green, der Militärattaché, war ja dabei. Mein Vater fragte mich sogar, ob ich genügend Geld hätte, und gab mir was.

Der Militärattaché war schon gegen elf ziemlich betrunken. So viel zu unserem volljährigen Aufpasser. Wir schleppten ihn durch die engen Gassen der Altstadt und setzten ihn in ein Taxi.

Wahrscheinlich lag es daran, dass Elena und ich auch einiges getrunken hatten, jedenfalls erzählte ich ihr unter dem Siegel der Verschwiegenheit, dass ich vielleicht wüsste, wo die deutsche Geisel Susanne Schuster gefangen gehalten wurde, und dass ich am Montag einen Professor für indigene Kulturen treffen würde, der vielleicht helfen konnte, den Ort zu identifizieren. Elena regte sich fürchterlich auf und schrie mich immer wieder an, das müsse ich den Behörden melden, wenigstens der deutschen Botschaft.

»Die wissen das doch längst«, widersprach ich. »Die haben Undercover-Leute in die FARC eingeschleust und von Hubschraubern aus längst alle Camps in den Wäldern fotografiert.«

»Und wenn nicht? Du musst es der Polizei sagen!«

»Vermutlich ist Susanne längst tot.«

»Und wenn nicht? Es hat doch im Februar einen Versuch gegeben, sie freizukaufen. Aber dann hat die FARC einen Rückzieher gemacht, weil zu viel Militär in der Gegend war.«

»Eben! Das Militär ballert immer gleich herum. Deshalb darfst du niemandem davon erzählen, Elena. Hörst du!« Ich hatte plötzlich das Gefühl, den schwersten Fehler meines Lebens gemacht zu haben. »Das musst du mir versprechen.«

Sie versprach es hoch und heilig. Und bis heute glaube ich, dass sie ihr Versprechen gehalten hat.

Am Montagmorgen war mein Vater schon weg. Meiner Mutter sagte ich, dass ich nach der Schule noch zu Clara gehen würde. Sie nickte. Sie hatte wieder einmal Migräne und würde wohl nicht ins Labor gehen. »Aber um sechs bist du zu Hause«, sagte sie wie immer. Grundsätzlich musste ich bei Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein

Nach der Schule fuhr ich zur Universidad Nacional. Das Gelände der Staatlichen Universität war eine Oase in der Stadt, ruhig und entspannt. Im Park liefen verwilderte Pferde und eine Kuh herum und schauten den Joggern nach, die abends die Wege bevölkerten. Ich musste ein bisschen herumfragen, bis ich das Gebäude der Anthropologen fand. Dass das rote Klinkergebäude das Institut der Wirtschaftswissenschaftler enthielt, wusste ich damals noch nicht.

Eine Studentin nannte mir die Zimmernummer von Professor Graham Torres y Torres. Ich stieg eine Treppe hinauf und bog um eine Ecke. Ein langer Gang dehnte sich schummrig vor mir. Vor einem Schwarzen Brett am Ende des Gangs im Gegenlicht eines Fensters stand ein Student und las die Anschläge.

Mein Herz setzte aus. »Damián?« Ich weiß nicht, ob ich es sagte oder nur dachte.

Er drehte den Kopf. Das Gesicht lag im Schatten des Gegenlichts, schwarzes Haar schimmerte. Er trug Jeans, die ihm locker auf den schmalen Hüften saßen, darüber ein T-Shirt und eine der blauen Wetterjacken, wie sie jeder Zweite trug. Über der Schulter hing ein Rucksack.

Es war anders als am Samstag auf dem Balkon, als ich beim Anblick eines fremden Gärtners erschrak. Diesmal war ich absolut sicher. Es war gar keine Frage. Es war Damián. Seine Gestalt hätte ich überall wiedererkannt. Sie war in meine Seele eingebrannt, sie erzeugte unweigerlich Schwingungen von Glück und Sicherheit. Vielleicht war es auch nicht so sehr seine Gestalt als vielmehr diese Art, sich zu bewegen, so kraftvoll und leicht und doch nie lässig.

Zwei Sekunden standen wir unbeweglich oder war es nur der Bruchteil einer Sekunde oder eine Ewigkeit? Dann war der Spuk vorbei. Der Student war verschwunden. Schnell und leise, als hätte er den kleinen Moment von Blindheit eines Wimpernschlags genutzt, um sich unsichtbar zu machen.

Hätte ich bis dahin noch gezweifelt, wäre ich mir jetzt sicher gewesen. So verschwinden konnte nur Damián, und nur er hätte einen Grund gehabt, sich bei meinem Anblick in Luft aufzulösen.

Ich rannte los, den Gang entlang. Aber ich, eine Weiße, war zu langsam, zu trampelig, um einen Indianer einzuholen. Ich stieß auf eine Tür zu einem Treppenhaus und lauschte. Es waren keinerlei Tritte auf den Stufen mehr zu hören.

Mir wurden die Knie weich. Ich riss das Fenster am Ende des Gangs auf und holte tief Luft. Das Rauschen der riesigen Stadt drang herein. Also war Damián doch wieder in Bogotá, dachte ich. Aber wenn er wieder hier war, wieso wussten dann Clara und Juanita nichts davon? Oder hatten sie es mir nur verschwiegen? Oder war das eben doch nur ein Spuk gewesen? Eine Halluzination?

Benommen klopfte ich an der Tür des Professors. Graham Torres y Torres war ein älterer Herr in Karohemd und Jeans und empfing mich freundlich lachend. Er hatte einen Bart wie viele spanische Professoren, war aber groß gewachsen wie ein Engländer. Er war das Abbild der englisch-spanischen Mischung seines Namens.

»Ich kenne Ihren Vater, Miss Auweiler«, begrüßte er mich. »Ich habe mich auf dem Diplomatenball mit ihm unterhalten. Ihr Vater ist ein kluger Mann mit vielen Idealen. Wie weit ist er denn mit seinem mobilen medizinischen Dienst gekommen?«

»Zwei Wagen gibt es schon, die in den Slums unterwegs sind, soviel ich weiß«, antwortete mein kommunikativer Autopilot. »Leandro ... ich meine Señor Perea finanziert sie.«

»Solche Männer sollte es mehr geben. Setzen Sie sich. Was darf ich Ihnen anbieten? Ich fürchte, außer Kaffee und Wasser habe ich nichts.«

»Nichts, danke, Herr Professor.«

»Nennen Sie mich Graham. Sie heißen Jasmin, nicht wahr? Freut mich sehr. Felicity hat mir erzählt, dass Sie in den Sommerferien die Sprache der Páez oder Nasas studiert haben. Es ist selten, dass sich deutsche Schülerinnen für die indianischen Sprachen interessieren. Sie haben meist alle Hände voll damit zu tun, Spanisch zu lernen. Sie müssen ziemlich sprachbegabt sein. Sie haben ein kleines Lexikon und eine Grammatik verfasst, hat mir Felicity erzählt. Haben Sie sie dabei? Ich bin schon sehr neugierig darauf.«

So schwatzte er freundlich vor sich hin, während er hinter seinem Schreibtisch Platz nahm, auf dem sich Bücher türmten. Er wies mir einen Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs zu, auf dem, wie ich vermutete, normalerweise seine Studenten Platz nahmen. Ich gab ihm meinen Hefter mit dem Wörterbuch.

»Sehr schön!«, murmelte er blätternd. »Vorzüglich ... Ach, interessant!« Sein Murmeln wurde immer leiser in dem Maß, wie er sich festlas, und verstummte dann ganz. Ich weiß nicht, wie lange wir schweigend saßen. Es war mir recht. So konnte ich meine Gedanken ungestört der Begegnung auf dem Gang zuwenden. Und es waren keine angenehmen Gedanken. Damián hatte die Flucht ergriffen. Er wollte mich nicht sehen, nicht mit mir sprechen. Das musste ich endlich akzeptieren. Es war aus. Und ich würde ihn auch nicht in Tierradentro treffen, selbst wenn ich ihm eine E-Mail geschickt hätte oder schicken würde und selbst wenn Elena oder Felicity oder das Schicksal für mich intrigiert hätte. Er wollte mich nicht sehen. Ich sagte mir im Kopf jedes einzelne Wort vor: »Er ... will ... dich ... nicht ... sehen! Finde dich damit ab. Vergiss ihn.«

»Jasmin!«

Ich schreckte aus meinen Gedanken. Der Professor blickte mich mit großen blauen Augen an. Er sah aus, als hätte er schon mehrmals gerufen.

»Ja?«, sagte ich.

Was mache ich eigentlich hier?, fragte ich mich. Mein Hirn war wie leergefegt. Nichts von dem, was bis eben noch Bedeutung gehabt hatte, war jetzt noch wichtig. Es war völlig gleichgültig, was mit mir geschah oder mit einer gewissen Susanne Schuster oder mit meinen Eltern. Es war nicht mehr wichtig, was meine Eltern mir verboten oder erlaubten. Es war alles ganz und gar gleichgültig geworden, ganz still und starr.

»Das ist sehr beeindruckend!«, sagte Professor Graham Torres y Torres. »Ich wünschte, meine Studenten brächten so etwas zustande. Was wollen Sie denn später mal studieren? Ich würde Ihnen zu etwas Sprachlichem raten. Und womit kann ich Ihnen nun helfen?«

Ich starrte ihn an. Ich hatte keine Ahnung. Ich war tot. Ich war nicht mehr Jasmin Auweiler aus Konstanz, die sich in Bogotá in einen Indio verknallt hatte, ich war so etwas wie eine Pflanze, die grün und dumm im Sumpf vor sich hinvegetierte.

»Felicity sagte mir, Sie suchten jemanden, der die indianischen Namen der Region kennt. Sie hätten da einen Namen und wüssten nicht, wo der Ort liegt.«

Hatte ich das Felicity erzählt? Nun denn.

»Ich suche einen Ort, der auf Nasa Yuwe Schwarzes Wasser heißt«, sagte ich wie automatisch. »Es soll ein Tal sein. Irgendwo im Cauca in der Gegend von Yat Wala oder Yat Pacyte, falls Sie wissen, wo das ist.«

»Schauen wir mal«, sagte der Professor, stand auf, zog aus einer Papprolle ein großes Papier und entrollte auf seinem Tisch über den Büchern eine Landkarte. Aus reinem Höflichkeitsreflex stand ich auf, um ebenfalls einen Blick auf die Karte zu werfen. Der Professor hatte an vielen Stellen Orte, Dörfer und Gebäude eingezeichnet und mit den offiziellen und indianischen Namen versehen.

»Seit gut dreißig Jahren«, erzählte er, »sammle ich Namen. Früher bin ich da noch überall selbst herumgestapft, heute berichten mir die Studenten, was sie bei ihren Reisen notieren.«

Wir suchten eine Weile. Ich fand den Weg, den wir von Popayán aus genommen hatten, erst auf der Straße, dann mit den Pferden. »Da hat übrigens eine Steinlawine den Weg überrollt«, konnte ich Graham mitteilen. Auch das Anwesen von Clara, Maria, Tano, Ana und Alejandra war verzeichnet. Aber es stand nur ein spanischer Name dabei.

»Sie nennen es Yat Pacyte«, unterrichtete ich den Professor.

Er lächelte. Auch er wusste, was das wörtlich übersetzt hieß: »Das Haus den Hang hinauf.«

Mit einem spitzen Bleistift trug er den Namen auf seiner Karte ein. Der Bach, das Tal und die umliegenden Gipfel hatten bereits indianische Namen. Wir fanden auch den Smaragdsee, der in der Sprache der Nasa-Indianer e’ts hieß, Esmeralda, wovon sich der Name des Kolibris ableitete, und unsere Zeigefinger landeten schnell bei Yat Wala, dem Großen Haus am Gelben See. Der Fluss, der ihn speiste, hieß Yu’wala yaj, der bittere Fluss.

»Er enthält Schwefel und Salze«, erläuterte mir der Professor. »Und da haben wir es ja: Yu’ cjuch, das Schwarze Wasser. Sehen Sie es? Das liegt schätzungsweise dreißig Kilometer westlich vom Großen Haus. Warum interessiert Sie dieser Ort denn, wenn ich fragen darf?«

»Wie sieht es denn dort aus?«

»Es ist das Ende eines Tals, nicht sonderlich hoch, aber mitten im tiefsten Regenwald.«

In diesem Moment machte ich den entscheidenden Fehler, denn ich sagte, ohne nachzudenken: »Ein gutes Versteck.«

»Hm«, sagte der Professor. Sein Blick sprang mich kurz an, dann senkte er sich wieder auf die Karte. »Ein sehr entlegenes Gebiet im Cxab Wala Kiwe, dem Territorium des Großen Volkes. Es liegt auch nicht unter einer der gängigen Hubschrauberflugrouten. Wenn sich dort ein Camp befände, würde man es nicht bemerken, wenn nicht gerade irgendwo ein Feuer brennt und Rauch aufsteigt. Rauch sieht man kilometerweit. Es sei denn, der Nebel hängt in den Tälern. Dann natürlich nicht.«

Was redete er eigentlich? Mein Verstand taumelte. »Ja, ja«, wiederholte ich. »Ein gutes Versteck.«

»Dort in der Gegend wurde vor drei Jahren die deutsche Lehrerin entführt.«

»Susanne Schuster«, purzelte es aus mir heraus.

»Wissen Sie was über die Entführung?«, fragte der Professor weiter, die Augen immer noch auf der Karte und in einem Ton, als mache er nur Small Talk.

»Nichts«, antwortete ich. Dann wachte ich endlich auf. »Ich weiß wirklich nichts über die Entführung, was nicht alle wissen.« Es klang viel zu sehr nach Entschuldigung und Ausrede, ich hörte es selbst. »Seit meiner Ankunft in Bogotá reden alle über Susanne Schuster. Beim Diplomatenball, in der Schule, überall.«

»Es ist eine äußerst tragische Sache. Susanne war eine einfache Lehrerin, sie hatte Ideale, sie wollte die Kinder in den Bergen unterrichten. Sie sprach Nasa Yuwe. Und ausgerechnet so jemand wird entführt. Eine von den Guten, verstehen Sie? Ich kannte sie. Eine sympathische Frau. Seit Februar gibt es keinerlei Nachrichten mehr von ihr. Aber wenn Sie ...« Er blickte mich hoffnungsvoll an. Geradezu sehnsüchtig. »Wenn Sie irgendetwas wissen, dann ...«

»Ich weiß nichts! Echt nicht! Woher auch?«

Wie ich mich vom Professor verabschiedete und aus dem Büro hinauskam, erinnere ich mich nicht. Völlig unbeachtet ließ ich im Anthropologischen Institut auch die Erkenntnis zurück, dass Professor Graham Torres y Torres für Susanne Schuster womöglich mehr empfand als das übliche von Grauen geprägte Mitleid für ein Entführungsopfer, das man persönlich gekannt hat. Aber hätte ich in den folgenden Tagen über die Gefühle des Professors nachgedacht, wäre dann wirklich alles anders gekommen?

Irgendwie gelangte ich nach Hause, irgendwie gelang es mir, mit meinen Eltern eine halbwegs normale Abendbrotunterhaltung zu führen, wobei ich vergaß, dass ich eigentlich nicht mehr mit ihnen redete. Und irgendwie kam ich ins Bett, stand anderntags wieder auf und ging in die Schule. Irgendwie vergingen diese Tage, ohne dass sie sich nennenswert in meinem Gedächtnis verankerten.

Ich schämte mich bis ins Mark, dass ich nicht viel eher begriffen hatte, dass Damián wirklich nichts von mir wollte. Für ihn war ich immer nur ein kleines blauäugiges Mädchen gewesen, das ihn anhimmelte und ihm nachlief wie ein Teenie einem angesagten Popstar, das ihm inzwischen lästig wurde. Er war vier Jahre älter als ich. Was konnte so einer auch schon mit einer sechzehnjährigen Schülerin aus Deutschland anfangen, die in ein paar Monaten wieder weg sein würde. Er hatte sich mit mir nur ein bisschen die Zeit vertrieben. Er hatte mir die Bären gezeigt, weil man junge Mädchen mit so was beeindrucken konnte. Hätte er noch ein bisschen mehr Zeit gehabt, hätte er mich womöglich sogar flachgelegt, einfach weil ich so verknallt war und ihn dazu einlud. Und ich war so bescheuert gewesen, zu glauben, er sei der Mann meines Lebens. Ich hatte mich mit dem Gedanken vertraut gemacht, mein Leben in Kolumbien zu verbringen, hatte mich mit meinen Eltern überworfen. Und ich hätte mit ihm geschlafen. Ich wäre so kopflos gewesen, so blöd, so blind!

 

Von mir unbemerkt wurde es Samstag, und ich saß mit Felicity Melroy und dreißig anderen Touristen in einem komfortablen Bus, der uns nach Tierradentro bringen würde, durch saftige Ebenen, hinauf ins gewaltige Bergmassiv, vorbei an prächtigen Wasserfällen.

Felicity merkte schnell, dass ich innerlich zu einer Pflanze geworden war und automatisch Tonbänder mit Kommunikation abspulte, und fragte so lange, bis es aus mir heraussprudelte.

»Wie habe ich mich nur so täuschen lassen können!«, klagte ich. »Warum merkt man es nicht eher, warum schlägt man alle Warnungen in den Wind? Ist das immer so? Dann will ich mich nie wieder verlieben. Nie wieder!«

Sie lachte nicht. Wir unterhielten uns sehr lange, während der Bus in den Abend rollte. »Mit dem Verlieben ist das so eine Sache«, erklärte sie mir. »Sie läuft auf zwei Ebenen ab. Du siehst einen Jungen. Irgendwas an ihm lässt dir keine Ruhe. Dann sprichst du mit ihm und entweder er wird plötzlich uninteressant oder es funkt. Und weißt du, warum das so ist? Nicht, weil er ein blöder Schwätzer ist oder weil er interessante Sachen sagt. Es liegt daran, dass man sich nahe kommt, und dabei kommt die Nase ins Spiel. Ich fand den Gedanken immer eklig, aber es ist so. Es gibt in unserem Gehirn eine Instanz im Riechzentrum, die dir sagt: Der passt zu mir. Und zwar rein genetisch. Der ist gut, um jede Menge gesunde Kinder mit ihm zu haben. Das ist natürlich nicht das, woran wir zuerst denken, wenn wir uns verlieben. Wir denken, mit dem möchte ich leben. Wir mühen uns ab, Gemeinsamkeiten zu finden. Wenn wir Glück haben, dann haben wir ähnliche Interessen, dann können wir miteinander reden und stellen uns unser gemeinsames Leben einigermaßen ähnlich vor. Nach einiger Zeit lässt die Verliebtheit nach. Dann müssen wir anfangen einander zu lieben. Liebe ist nämlich was anderes als Verliebtsein. Sie ist dazu da, dass wir beieinander bleiben, auch wenn wir uns manchmal streiten und über den anderen ärgern. Du hast dich in Damián verliebt. Aber ob du ihn liebst, kannst du jetzt noch gar nicht wissen. Deine andere Ebene, deine biologische, die mit der Nase zu tun hat, die gaukelt dir vor, dass du ihn liebst. Dabei willst du ihn nur haben. Ich rede von Sex. Aber du musst nicht alles glauben, was deine Biologie dir weismachen will. Das geht vorbei. Glaub mir.«

»Und wann?«

»Na ja, so nach anderthalb bis zwei Jahren. Oder wenn du dich in einen anderen verliebst. Gibt es denn da keinen Jungen in Deutschland?«

Ich dachte an Simon. Lange hatte ich schon nicht mehr an ihn gedacht. Ich schüttelte den Kopf.

»Na, du bist noch jung!«, sagte Felicity. Sie blickte mich von der Seite an. »Habt ihr schon miteinander ...?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Wärst du denn darauf vorbereitet gewesen? Entschuldige, wenn ich das frage, ich will dich nicht in Verlegenheit bringen. Die heutige Jugend ist ja aufgeklärt, nicht wahr? Ich meine, ihr wisst im Prinzip, wie es geht. Aber ich sage dir, es ist anders. Vor allem passiert es schneller, als man denkt. Plötzlich ist man mittendrin und dann hat man nichts dabei.«

Sie hatte durchaus recht.

»Warst du schon beim Frauenarzt? Oder ist dir das Thema peinlich?«

»Nein«, behauptete ich.

Sie lachte. »Mir war es ungeheuer peinlich, als meine Mutter den Versuch unternahm, mich aufzuklären. Eigentlich wollte ich damals gar nicht wissen, wie meine Eltern mich produziert hatten. Außerdem wollte ich nicht, dass meine Mutter sich mit dem beschäftigte, was ich mir unter körperlicher Liebe vorstellte. Sie sollte sich da nicht einmischen. Das war meins. Eltern sind für solche Gespräche nicht die richtigen. Aber deine Mutter sollte mit dir wenigstens mal beim Frauenarzt gewesen sein.«

»War sie aber nicht.«

»Himmel, ich sag’s ja immer: ein Ärztehaushalt! Es ist immer das Gleiche. Ein Arzt vertraut keinem anderen Arzt. Jedenfalls schließe ich daraus, dass du die erste Erfahrung noch nicht gemacht hast.«

»Das ist richtig.« Seltsamerweise war es mir nicht peinlich, es zuzugeben.

»Besser so«, antwortete sie. »Zu früh ist auch nicht gut. Das sage ich nicht aus moralischen Gründen. Aber Sex ist halt etwas, was deiner Biologie noch mal mächtig Aufwind verschafft. Da glaubst du dreifach an die Liebe, auch wenn es dem Mann nur darum ging, dich ins Bett zu kriegen. Dann ist er fort, und du denkst immer noch, es sei Liebe gewesen. Wenn man älter ist, steckt man das leichter weg.«

Später, nach einer kurzen Pinkelpause im letzten Gasthaus vor dem Ende der Zivilisation, drückte sie mir was in die Hand. »Für alle Fälle. Und steck es schnell weg.«

Ich versenkte es in der Tat ziemlich schnell in meiner Jackentasche. Denn es war ein in Plastik verpacktes rotes Kondom.

Wir kamen spät in der Nacht in San Andrés de Pisimbalá an. Es war ein dunkles Städtchen mit einer alten weißen Indianerkirche und einem Hotel namens El Refugio, in dem wir untergebracht wurden. Felicity Melroy besaß das Geld und das Alter, auf einem Einzelzimmer zu bestehen, sodass ich auch ein Einzelzimmer bekam. Der Rest der Reisenden waren Paare. Ein örtlicher Reiseleiter erklärte uns, dass wir morgen die Grabhöhlen von Tierradentro und die beiden Museen im Ort besuchen und abends an einer Tanzveranstaltung im Hotel teilnehmen würden. Am Montag würden wir dann wieder nach Bogotá zurückkehren.

Nichts war mir je so sinnlos vorgekommen wie diese Reise. Sie war absurd! Die Erkenntnis überfiel mich erneut wie ein Blitz und lähmte mich schlagartig. Ich kam kaum die Treppe hoch. Ich brachte es gerade noch fertig, Felicity eine gute Nacht zu wünschen. Tränen liefen mir die Wangen hinunter, als ich die Tür meines Zimmers hinter mir zumachte. Wie sollte ich das nur alles schaffen? Aufstehen morgen, Felicity Rede und Antwort stehen, Wandmalereien würdigen.

So lange hatte ich durchgehalten, jetzt war ich am Ende mit meiner Kraft. Nichts ging mehr. Ich hatte nicht einmal mehr die Kraft, mich auszuziehen. Ich ließ mich einfach aufs Bett fallen. Selbst zum Schlafen, so kam es mir vor, war ich zu müde. Ich würde mit offenen Augen auf dem Bett liegen und an die Decke starren. Ins Wachkoma fallen. Und nichts, absolut nichts, würde mich bewegen können, wieder aufzustehen.

Plötzlich ein Geräusch. Ein Rascheln. Oder?

Es war stockfinster. Ich musste doch geschlafen haben. Dabei erinnerte ich mich nicht, das Licht ausgemacht zu haben. Vermutlich wieder mal ein Stromausfall. In diesem fürchterlichen Land fielen ständig Strom oder Wasser aus. Wäre doch nur morgen schon der Tag, an dem ich mit meinen Eltern das Flugzeug besteigen und das Land endlich wieder verlassen durfte. Ich hasste den Dauerfrühling in den Hochebenen der Anden. Den Regen, den Nebel. Ich sehnte mich nach Schwarzbrot, nach Käsespätzle, nach Maultaschen, nach dem Winter am Bodensee, nach klarer Luft, nach Breitengraden, wo die Winter dunkel und kalt waren, die Sommer warm und die Sommertage lang. Wo die Dämmerung der Sonne Zeit ließ, Luft und Wolken rosig zu färben. Dann kam die blaue Stunde, in der See und Berge, Häuser und Büsche, Vögel und Autos unmerklich ihre Farben verloren und Straßenlaternen und Leuchtreklamen plötzlich die Herrschaft übernahmen. Und noch lange sah man im Westen den hellen Schimmer der Sonne.

Ich wollte heim, Vanessa wiedersehen, Simon, meine Klassenkameraden, den Schulhof. Ich hatte es so satt! Ich war nicht geschaffen für die Fremde. Es war zu anstrengend, nichts war einem vertraut, die Menschen lebten und dachten nach anderen Regeln. Alles musste man erklären, alles sich erklären lassen. Ich würde Leute wie Clara und Juanita nie verstehen. Und sie mich nicht. Und wozu auch? Wir lebten doch besser in unseren eigenen Kreisen und in den Ländern, deren Blumen und Tiere, deren Autokennzeichen und Wetter wir kannten. Es war ein Irrsinn alles! Ein riesiger Irrtum! Ein Fehler!

Meine Eltern bereuten es doch auch längst.

Mein Vater war kein einziges Mal mit einer der mobilen Krankenstationen, die er ins Leben gerufen hatte, mitgefahren. Die Reise in die Nebelberge hatte ihn geheilt von aller Sozialromantik. Er hatte begriffen, dass Widerstände und das Desinteresse zu groß waren für ihn, den Idealisten. Sie brauchten keinen Deutschen, der ihnen zeigte, wie man den Armen half. Im San Vicente spielte er den Dr. Alemán, von dem sich die Reichen voller Vertrauen operieren ließen. Und meine Mutter hasste das Labor. Ständig hatte sie Migräne, an die Höhenluft und das Klima hatte sie sich nie wirklich gewöhnt. Kokablätter lehnte sie ebenfalls ab. Sie würde doch nicht wie die alten Männer auf der Straße mit einer dicken Backe voller Blätter herumlaufen!

Es raschelte wieder. Vermutlich eine Maus. Und noch einmal. Nein, das war keine Maus! Mäuse knisterten, aber hier schlurfte etwas, schleifte ...

Der Schreck fuhr mir in die Glieder, ganz plötzlich. Da war noch jemand im Zimmer!

Ich versuchte, die Dunkelheit mit meinen Blicken zu durchlöchern, ich hielt den Atem an, lag schreckstarr auf meinem Bett, das Blut rauschte mir in den Ohren. Was sollte ich tun? Mich schlafend stellen?

Wie war er überhaupt reingekommen? Hatte ich meine Zimmertür nicht abgeschlossen? Ein verhängnisvoller Fehler in diesen Gegenden. Schon kam einer und ermordete mich und verschwand mit meiner geringfügigen Barschaft und mit Simons Uhr. Ja, diese Uhr, Simons Pfand meiner Wiederkehr, sie musste mich retten, sie musste mich doch nach Deutschland zurückbringen.

Aber für solche Gedanken war jetzt eigentlich keine Zeit. Statt über Simons Uhr nachzudenken, sollte ich mir lieber überlegen, wie ich meiner Ermordung entkam. Falls ich das überhaupt wollte.

Es war wie verhext. Meine Angst entwischte mir wieder. Zu berauschend war die Idee: meine Ermordung nicht verhindern, ihr nicht zu entkommen trachten, sich ihr hingeben. Der Tod war nicht das Schlimmste. Er war Frieden. Mein kurzes Leben fand ein Ende in einer Absteige irgendwo in den Nebelbergen, weil ein Dieb ein paar Pesos haben wollte und eine alte goldene Uhr. Wozu auch noch länger leben? Was konnte jetzt noch kommen? Studium, Arbeit, Haushalt, Kinder. Glück war das nicht. Das konnte ich an meinen Eltern sehen. Ja, meine armen Eltern! Sie wären traurig, ohne Zweifel. Das tat mir leid. Aber sie hatten wenig Mitgefühl und Verständnis gezeigt in den letzten Wochen und Monaten. Da konnte ich auf sie auch keine Rücksicht nehmen. Ich musste jetzt an mich denken. Und sterben ... ein Segen, eine Wohltat, eine Erlösung!

Einen halben Atemzug später saß ich senkrecht im Bett und das Herz pumpte. Da war wirklich einer! Er hatte sich geräuspert, nicht absichtlich und laut, sondern so, wie jemand, ohne es zu merken, einen kleinen Belag auf den Stimmbändern mit etwas mehr Druck als normal wegatmet.

»Hallo? Ist da jemand?«, wollte ich rufen, bekam aber keinen Laut heraus. Im nächsten Moment hörte ich einen fremden Atem, etwas stieß an mein Bett, das Holz knarrte, die Matratze senkte sich, Hände fassten nach mir und hielten mich fest.

»Scht!«, zischte es.

Und dann flochten sich die Finger der fremden Hand in meine.

Der Ruf des Kolibris
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