Kapitel
33

Unmittelbar vor dem Tipi nahm Wareagle den Jungen aus Blaines Armen und schlug eine Seite des Zelteingangs nach hinten.

»Ich komme mit«, beharrte Susan und folgte dicht hinter Johnny.

Wareagle warf dem Häuptling einen fragenden Blick zu. Der zögerte einen Moment und nickte dann steif. Johnny verschwand mit Susan im Zelt.

»Wanblee-Isnala hat uns viel von Ihnen erzählt, Blaine McCracken. Ich spüre, Sie sind einer von uns.«

Die Worte des alten Mannes überraschten Blaine. Er hatte gar nicht mitbekommen, daß Silver Cloud neben ihn getreten war. »Wenn Johnny Ihnen die Wahrheit über mich gesagt hat, dann würden Sie mich bestimmt nicht bei sich haben wollen.«

»Da hat er uns etwas anderes berichtet. Er erklärte, Ihr Geist sei unseres Volkes würdig. Und er sagte, Sie hätten die Seele eines Kriegers.« Der Häuptling lächelte. »Aber er meinte, am wichtigsten von allem sei, daß Sie langsam anfingen, die Dinge zu begreifen, die er Ihnen beibringe.«

»Ich war immer schon etwas langsam im Lernen.«

Silver Cloud sagte mit Blick auf das Tipi: »Wanblee-Isnala macht sich große Sorgen.«

»Ich weiß.«

»Der Junge beunruhigt ihn.«

»Auch das ist mir klar.«

»Macht der Junge Ihnen denn nicht zu schaffen?«

»Ich bin mir nicht ganz sicher.«

Der alte Mann nickte wissend. »Mein spiritueller Sohn ist nach unseren alten Bräuchen erzogen worden und richtet sich auch heute noch danach, müssen Sie wissen. Das bedeutet, daß er immer noch die alte Geschichte von dem Krieger im Gedächtnis hat, der eines Tages herausfand, wie man Feuer als Waffe einsetzen kann. Die feindlichen Stämme fürchteten ihn deswegen und schmiedeten Pläne, um ihn unter allen Umständen zu beseitigen. Aber das erwies sich dann als nicht erforderlich. Wissen Sie, warum?«

»Weil sein eigener Stamm ihn vorher umgebracht hat.«

»Sehr gut. Und warum hat der Stamm das getan?«

»Weil der Krieger das Feuer gegen seine Brüder wandte.«

»Durch einen Unfall? Aus Böswilligkeit? Oder aus Machtstreben?«

»Das hat keine Rolle gespielt«, antwortete McCracken. »Sie hatten einfach das Gefühl, daß ihnen gar keine andere Wahl blieb.«

Will Darkfeather half Johnny, den Jungen auf die Decke zu legen, die er auf dem hartgestampften Boden im Innern des Zelts ausgebreitet hatte. Ein aromatisch duftendes Feuer brannte in der Mitte und schickte rote Flammen zum Rauchabzug empor. Der Medizinmann griff hinter sich nach einer schwarzen Tasche. Erst jetzt schien er Susan Lyle zu bemerken.

»Ich kann mich nicht daran erinnern, sie hereingebeten zu haben«, sagte er zu Wareagle. Verglichen mit Johnny war er ein kleiner Mann, der kaum etwas von einem Vollblut-Sioux an sich hatte. Er trug sein Haar kurz und ordentlich gekämmt. Seine Haut sah aus, als sei sie eher von der Sonnenbank als von Natur aus gebräunt. Seine intensiv blickenden Augen waren ständig in Bewegung.

»Ich habe mich selbst hereingebeten«, erklärte Susan.

»Tatsächlich?«

»Ich bin Ärztin.«

»Ich bin Arzt.«

»Ich meine, ich bin eine ausgebildete Ärztin.«

»Ich bin ebenfalls ausgebildet. Nun, wenn Sie schon einmal hier sind, können Sie sich auch nützlich machen und mir den Namen dieses Jungen verraten.«

»Joshua Wolfe.«

»Wie das Tier?« Darkfeather sah Joshua zweifelnd an. »Der hier ist kein Wolf. Nicht einmal ein Wolfsjunges. Ich denke, ich werde ihn trotzdem ›Junges‹ nennen.« Er zog ein Stethoskop und einen Blutdruckmesser aus seiner Tasche. »Ja, Junges ist ein guter Name für ihn.«

»Sein Zustand ist stabil«, erklärte Susan rasch. »Ich habe ihn vorhin noch überprüft. Der Puls ist etwas schwach, Pupillenreaktion in Ordnung. Aber ich glaube, er hat sich eine Gehirnschädigung zugezogen. Und auch wenn er keinen Anfall erlitten …«

Der Medizinmann zog eines von Joshuas Lidern hoch und leuchtete ihm mit einer dünnen Taschenlampe ins Auge. »Nein, keine Gehirnschädigung«, konstatierte er.

»Wie können Sie sich da so sicher sein?«

»Ich bin Medizinmann, falls Sie das schon vergessen haben sollten. Ich weiß ein paar Dinge, die man Ihnen in der Medizinischen Fakultät nicht beibringen kann.«

»Dieser Junge braucht mehr als einen Medizinmann!« platzte es aus Susan heraus, die nicht länger an sich halten konnte. Sie trat rasch auf die Decke zu und machte Anstalten einzugreifen.

»Häuptling Silver Cloud war ebenfalls der Ansicht, daß unser Stamm mehr als einen Medizinmann braucht«, bemerkte Darkfeather, während er das linke Lid hinabsinken ließ und das rechte hochzog. Danach setzte er das Stethoskop auf Joshuas Herz. »Deswegen hat er mich zur John Hopkins Medical School geschickt. Der Staat hat mir ein Stipendium gewährt, und ich habe als Drittbester meines Seminars abgeschlossen.«

Susan blieb zwar stehen, gab sich aber noch nicht geschlagen.

»Und wissen Sie, was ich an der John Hopkins gelernt habe, Frau Doktor? Daß die alten Bräuche meines Volks manchmal wirksamer sind, als es die moderne Medizin je sein kann. Ich erkannte, daß das, mit dem ich geboren bin, und das, was mir mitgegeben wurde, eine Mischung ergeben hat, die alles übersteigt, was man mir je in irgendeinem Unterricht beibringen könnte.«

Er öffnete Joshuas Hemd und entdeckte die schwarzblauen Flecken, wo der Elektroschock die Brust des Jungen getroffen hatte.

»Wissen Sie zufällig, wieviel Volt man ihm verabreicht hat?«

»Nein. Aber genug, um ihn zu töten. Zumindest ist das an seinen Reaktionen auf diese …«

»Dann übernehme ich die Behandlung jetzt, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Darkfeather betastete die Druckstellen auf der Haut. »Und damit wären wir beim Knackpunkt, Frau Doktor. Wir stehen vor der Frage: moderne Medizin oder die alten Bräuche. Nun, ich weiß genau, was die Lehrbücher sagen, wie man ein schweres Trauma behandeln muß, das von Elektroschocks ausgelöst wurde. Und ich verfüge hier über alles, was für eine solche Behandlung erforderlich ist. Ich befürchte allerdings, Junges wird ins Koma fallen, während wir noch darauf warten, daß die Behandlung wirkt.«

»Haben Sie denn eine Alternative anzubieten?«

»Ich biete nichts an, Frau Doktor, ich heile. Zum Glück für Junges wirken unsere alten Methoden in diesem Fall nämlich auch.«

Johnny, der am Zeltausgang stand, mußte lächeln. Er ging nach draußen, als Darkfeather einen Sack aus gewobener Wolle aus einer Ecke holte, der oben mit einer Schnur zusammengebunden war. Er löste den Knoten und kippte den Sack auf dem Boden aus.

Susan kannte nichts von dem, was da zum Vorschein kam. Alles war in luftdicht verschlossene Plastikbeutel verpackt, wohl eine Konzession des studierten Medizinmannes an den Fortschritt. Einige Beutel enthielten Pulver, von denen eines die Farbe und Konsistenz von Asche hatte. Ein anderes war ebenso fein, aber hellbraun. In einem weiteren Beutel befand sich etwas, das wie Holzkohle aussah. Aber Darkfeather nahm eine Tüte zur Hand, die mit einer rötlichen Substanz gefüllt war. Sie sah aus, als habe der Medizinmann sie vom Boden abgekratzt.

»Bei diesem Pulver handelt es sich um die Rinde von einem seltenen Baum aus der Echinacea-Familie«, erklärte er Susan. »Er wächst nur an der nordwestlichen Pazifikküste. Ich habe sie mir selbst besorgt.«

»Und wozu dient diese Borke?«

»Sie läßt Menschen sich besser fühlen.«

»Menschen, die Elektroschocks verabreicht bekommen haben?«

»Menschen, die sich von ihrem Wesen gelöst haben – mitunter infolge eines Elektroschocks. Wir setzen es auch bei Fällen von Epilepsie oder Schlaganfällen ein. Die äußeren Symptome mögen sich stark voneinander unterscheiden, aber was im Innern vor sich geht, ist stets das gleiche. Diese Rinde hier wirkt von innen.«

Susan sah ihn zweifelnd an. »Wollen Sie es im oral verabreichen?«

»Nicht ganz. Sehen Sie zu.«

Darkfeather schüttete eine tüchtige Portion der zerstoßenen Borke in eine kleine schwarze Pfanne und goß ein wenig Wasser dazu. Er verrührte das Ganze, bis das rötliche Pulver sich auflöste, und gab dann noch etwas Wasser hinzu. Schließlich stellte er die Pfanne in die Aufhängung über dem Feuer in seinem Tipi.

»Dauert ein paar Minuten«, erklärte er.

»Und was passiert dann?«

»Warten Sie's ab.«

Susan beugte sich über die Pfanne, um sich den Inhalt aus der Nähe zu betrachten. Das Borkenpulver hatte sich in eine Paste verwandelt, die an feuchten Lehm erinnerte.

Darkfeather gab währenddessen noch etwas von der zerstoßenen Rinde auf einen Teller, fügte ebenfalls Wasser hinzu und verrührte die schlammige Masse mit einem Holzlöffel, bis dessen Ende davon dick überzogen war.

»Wissen Sie, warum ich das tue?«

»Sie wollen den Pfanneninhalt verrühren, aber gleichzeitig verhindern, daß Fasern des Holzes den chemischen Prozeß beeinträchtigen.«

»Sehr gut«, lobte der Indianer. »Es besteht noch Hoffnung für Sie.«

Der Medizinmann schob den Löffel in die Pfanne, deren Inhalt langsam köchelte, und fing an zu rühren. Er ging dabei sehr behutsam vor und achtete darauf, daß die unbedeckte Fläche des Löffels nicht in das Rot geriet. Die Masse sah jetzt aus wie ein wäßriger Brei. An manchen Stellen blubberte sie, an anderen gerann sie. Der Indianer versuchte, sie gleichmäßig konsistent zu halten.

Während Susan interessiert zusah, fiel ihr zum ersten Mal das Aroma auf, das der Pfanne entstieg. Susan mußte an Laub denken, das an einem Herbsttag verbrannt wurde, bis wenig später ein übelkeitserregender, süßlicher Geruch das Zelt erfüllte.

»Das Aroma ist Bestandteil der Therapie, Frau Doktor«, erklärte Darkfeather. »Fragen Sie mich nicht nach dem Warum, aber das Einatmen der Dämpfe trägt ebenso zur Heilung bei wie die äußerliche Anwendung.«

Als der Brei flächendeckend blubberte, hob er die Pfanne aus der Aufhängung und stellte sie neben Joshuas Oberkörper auf den Boden.

»Also gut«, sagte der Medizinmann, »auf geht's …«

Er zog eine Art Pinsel aus dem Sack und tauchte ihn in die Rindenpaste. Dann zog er ihn wieder heraus, hielt ihn über die Brust des Jungen und bestrich zuerst die Male, die die Schockstöße hinterlassen hatten. Joshua zuckte zusammen, als die Masse mit seiner Haut in Berührung kam, aber Susan konnte nicht sagen, ob das an der Hitze des Breis oder an seinen Wirkstoffen lag.

Darkfeather fuhr damit fort, den Jungen zu bestreichen, und wirkte dabei ein wenig wie ein Künstler, der auf einer menschlichen Leinwand malt. Schließlich waren der Bauch und die Brust Joshuas bis zum Hals bedeckt.

Nun machte er sich über das Gesicht seines Patienten her, bestrich es zur Gänze, verrieb die Masse an den Schläfen und tief in dem Haaransatz.

»Ich glaube, ich sollte besser nicht fragen, wie das Zeug wirkt«, sagte Susan.

»Sie dürfen ruhig fragen, aber ich kann Ihnen darauf keine Antwort geben, weil ich es nicht weiß. Und wie auch bei der Schulmedizin wirkt es nicht in jedem Fall.« Er lehnte sich zurück und betrachtete sein Werk. »Bei Einbruch der Morgendämmerung wissen wir mehr, so oder so.«

Thurman traf den fetten Mann kurz nach Mitternacht. Wie üblich stopfte der Dicke wieder irgend etwas in sich hinein, und Thurman war froh, daß er sich nicht wieder über seine Genüsse ausließ.

»Wir haben McCracken gefunden«, meldete Thurman.

»Großartig. Und wie?«

»Er hat mit jemandem telefoniert, der sich nun auf dem Weg zu ihm befindet.«

»Man sollte doch annehmen, daß jemand, der für McCracken arbeitet, etwas strengere Sicherheitsmaßnahmen ergreift.«

»Seine Kontaktperson verfügt über das beste Sicherheitssystem weit und breit. Schließlich stammt es von uns. Zahlt sich eben aus, die entsprechenden Chiffres zu sammeln.«

»Und was ist mit dem Jungen?«

»Der steckt bei McCracken. Wir wissen allerdings nicht, ob er noch lebt.«

»Das spielt jetzt keine Rolle. Diese Geschichte muß zu Ende gebracht werden. Nehmen Sie das persönlich in die Hand?«

»Selbstverständlich.«

»Ich habe bereits das nötige Personal angefordert, um alle verbliebenen Spuren am Mount Jackson zu vernichten. Nichts darf dort mehr auf uns hinweisen. Kein Anzeichen dafür, daß sich dort jemals etwas abgespielt hat. Sie wissen schon, was. Haben wir uns verstanden?«

»Klar.«

Der Dicke atmete erleichtert aus. »Wissen Sie was, Thurman, ich gewinne langsam den Eindruck, daß aus der ganzen Angelegenheit doch noch so etwas wie ein Erfolg für uns werden könnte.«

»Wir müssen reden, Blainey.«

Wareagle hatte McCracken unweit des Zelts entdeckt, wo er hinaus auf die Felder des Reservats blickte.

»Wie läuft's da drinnen, Indianer?«

»Will Darkfeather behandelt den Jungen nach den alten Methoden.«

»Er wird schon wissen, was …«

»Das ist es nicht, worüber ich mit dir sprechen wollte, Blainey.«

McCracken bemerkte den angespannten Unterton in der Stimme seines Freundes. »Dann schieß los.«

»Häuptling Silver Cloud hat uns erwartet.«

McCracken zuckte die Achseln. »Den Eindruck hatte ich auch.«

»Er erwartet auch noch andere.«

»Gruppe Sechs.«

»Da ist er sich nicht ganz sicher.«

»Glaubst du denn, daß er recht hat?«

Wareagle sah ihn mit verschlossener Miene an. »Bei uns hatte er auch recht.«

Ein heißer Wind fegte über sie hinweg. Blaine drehte sich halb, um ihn nicht ins Gesicht zu bekommen. »Wenn sie tatsächlich kommen, hast du dann so etwas wie einen Plan?«

»Ich habe einen«, ertönte hinter ihnen die ledrige Stimme von Häuptling Silver Cloud.

Alan Killebrew wachte abrupt auf und griff sofort nach seiner Tasse mit dem bitteren, starken Kaffee. Er konnte durch die Glasscheibe vor ihm erkennen, daß sich niemand im Isolations-Labor auf Ebene Vier aufhielt. Killebrew fuhr mit seinem Rollstuhl näher an das Glas heran und rieb sich mit einer Hand durch das Gesicht. Wie lange mochte er geschlafen haben?

Lange genug, daß jemand hier eindringen konnte, um die Kontaminierung zu überprüfen, die er gemeldet hatte?

Aber nein. Wenn festgestellt worden wäre, daß keine Kontamination vorlag, hätten sie ihn längst befragt, warum er Alarm ausgelöst habe.

Davon abgesehen bezweifelte er sehr, daß jemand hier das Risiko auf sich nahm und ein kontaminiertes Gebiet betrat. Killebrew betete darum, daß er damit so lange durchkam, bis Susan endlich auf seine verzweifelten Anrufe reagierte. Sie hatte ihm klargemacht, daß er niemandem außer ihr vertrauen dürfe, und angedeutet, daß noch viel mehr an der Geschichte dran sei, über das sie aber noch nicht reden könne.

Killebrew hatte ihr einige Nachrichten aufs Band gesprochen, so wie sie es ihm aufgetragen hatte, doch bislang hatte Susan Lyle sich noch nicht wieder bei ihm gemeldet.

Vielleicht war das SKZ für ihr Verschwinden verantwortlich. Möglicherweise waren sie schon auf dem Weg zu ihm.

Er stellte die Tasse auf das Sims unter der Scheibe. Die starke Dosis Koffein zusammen mit den Geheimnissen, die er für sich behalten mußte, hatten ihn in einen zitternden Paranoiker verwandelt. Killebrew sagte sich, daß man ihn bestimmt beobachten würde, wenn es entsprechende Möglichkeiten gäbe. Und wenn das Labor auf Ebene Vier nicht abgeriegelt gewesen wäre, hätten sie sicher längst ein Notarzt-Team hereingeschickt.

Doch davon würde Dr. Furlong Gage, der Direktor des SKZ, sich sicher nicht mehr lange aufhalten lassen.

»Dr. Killebrew!«

Gage allein besaß die Codes, mit denen sich die Magnetverriegelung öffnen ließ, die zur Zeit die Ebene Vier von der Außenwelt absperrten. Bislang hatte Killebrew ihm noch keinen Anlaß gegeben, diese Codes zu aktivieren.

»Dr. Killebrew!«

Seit ihrer letzten Unterhaltung waren Stunden vergangen, und er war sich schmerzlich bewußt, daß ihm die Antworten und Erklärungen ausgingen.

»KILLEBREW!«

Er merkte, daß er wieder eingenickt war, und wurde beim Klang von Dr. Gages Stimme aus dem Lautsprecher schlagartig hellwach.

»Ich bin hier, Sir.«

»Sie werden Ebene Vier unverzüglich verlassen!«

»Sir, meine Anzeigen hier …«

»Halten Sie sich und uns nicht mit irgendwelchen Analysen auf. Wenn Dr. Lyle Ihnen das hier befohlen hat, dann will ich das sofort erfahren!«

Killebrew erstarrte in seinem Rollstuhl.

»Sollten Sie an der Sache beteiligt sein, in die Dr. Lyle verwickelt ist, dann rate ich Ihnen dringend, jetzt reinen Tisch zu machen, solange Ihnen noch Zeit dazu bleibt.«

»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie …«

»Dr. Lyle befindet sich zur Zeit auf der Flucht vor dem Gesetz, Dr. Killebrew. Ich ersuche Sie, mit uns zusammenzuarbeiten, damit der Schaden wiedergutgemacht werden kann, den sie angerichtet hat. Mir wurde berichtet, sie habe vorsätzlich die Hot Zone in Cambridge kontaminiert, und zwar infolge eines unautorisierten Experiments.«

Killebrews Kinnlade fiel herab.

»Die ganze Geschichte ist schrecklich schiefgelaufen«, fuhr Gage fort. »Ich biete Ihnen hier und jetzt die Chance, Ihre eigene Haut zu retten. Die Behörden stehen bereit und warten nur auf Ihr …«

Killebrew beendete die Verbindung und preßte die Hände auf die Räder seines Rollstuhls, um sich zur Ruhe zu zwingen. Die Sache entwickelte sich schlimmer, als Susan sich hatte ausmalen können. Sein Blick wanderte zurück zu dem Isolations-Labor hinter der Glasscheibe.

Sie wollen den Organismus. Um ihn allein geht es hier …

An die Leichen, die in einer anderen Abteilung des Komplexes lagen, kam er nicht heran. Aber er konnte seine eigenen Unterlagen und Notizen vernichten. Sollten sie doch ganz von vorn anfangen müssen. Vielleicht verschaffte das Susan die nötige Zeit, hinter die ganze Wahrheit zu kommen, ehe sie sie erwischen konnten.

Zuerst die Türen. Ein Kurzschluß im Öffnungsmechanismus, damit sie sich durch die Türen schweißen mußten. Damit würde er ein paar Minuten gewinnen.

Und mehr brauchte er nicht.

Häuptling Silver Cloud blickte nach Westen zu den Hügeln und auf das Land, das das Mondlicht der Nacht entrissen hatte. »Das Tal der Toten«, sagte er nur.

»Ein uralter Friedhof, Blainey«, erklärte ihm Johnny, »der auf einem legendären Schlachtfeld errichtet wurde. Der Ort ist heilig und besitzt eine ungeheure Macht.«

»Jahrhundertelang war er für mein Volk die letzte Verteidigungsstellung«, fuhr der alte Häuptling fort. »Demjenigen, der sich dort verschanzt, bietet er Vorteile, die kein Angreifer je überwinden kann. Wir sind auf die Schlacht vorbereitet. Seit längst vergessenen Zeiten sind wir vorbereitet.«

»Sobald es zum Kampf kommt, wird das Tal uns mit allem versorgen, was wir für die Verteidigung brauchen«, sagte Wareagle. Aber seine Miene drückte nicht nur Zuversicht aus. »Allerdings hat die Sache einen Haken, Blainey, und der wird dir sicher nicht gefallen …«