Kapitel
20

Joshua Wolfe wartete, bis das Zimmermädchen in dem Raum im zehnten Stock des Hyatt Grand Cypress Hotels fertig war, bevor er durch die geöffnete Tür trat.

»Na, da komme ich ja genau richtig«, sagte er und streifte den Rucksack ab, als wäre er der rechtmäßige Gast dieses Zimmers.

Die Frau lächelte ihm zu und ging.

Knapp fünf Stunden war es her, daß er den Männern, die Harrys Wohnung überwacht hatten, entwischt und zum Flughafen Key West entkommen war, wo er sich an Bord eines US-Pendlerflugzeugs nach Orlando schlich. Zwanzig Minuten lang hatte er sich in der einzigen Toilette versteckt, bis die Fluggäste kamen. Dann hatte er einen Sitz belegt, während die Flugbegleiterin den Passagieren ihre Plätze zuwies. Er nahm einen Platz in der vordersten Reihe, weil er sich dachte, es wäre einfacher, falls der echte Sitzinhaber kam, sich weiter hinten einen anderen Sitz zu suchen. Zum Glück beanspruchte niemand den Platz, und die Flugbegleiterin dachte sich anscheinend nichts bei Joshuas Anwesenheit.

In Orlando angekommen, ließ er sich einfach mit dem Menschenstrom treiben und gelangte in einer futuristischen Bahn voller müder oder erlebnishungriger Reisender, überwiegend Familien mit Kindern, zum Hauptterminal. Das Gedränge schob ihn zur Gepäckausgabe, wo sein Blick über die vielen verschiedenen Reisetaschen schweifte, die die Reisenden trugen oder über die Schulter hängten. Er suchte nach einem Laptop-Koffer, möglichst mit einem Laptop, in das ein Modem eingebaut war. Sobald er die Sorte Köfferchen erspäht hatte, schloß Josh sich im Gewimmel unauffällig dem Mann an, der es trug. Eine Frau begleitete den Mann, zwei Jungen und ein Mädchen folgten dichtauf. Eine fünfköpfige Familie also, das bedeutete viel Gepäck und für Josh die erwünschte Gelegenheit.

Die Familie erreichte das Verteilerband, wo ihr Gepäck zum Vorschein kommen sollte. Wie Josh gehofft hatte, setzte der Mann den Laptop-Koffer auf dem Boden ab, ließ ihn beim restlichen Handgepäck stehen. Dann stellte er sich ganz vorn am Fließband an, noch ehe sich dort etwas tat. Die beiden Jungs vertrieben sich die Zeit mit einem Gameboy, das Mädchen stand zwischen ihren Brüdern und der Mutter und hielt deren Hand. Schließlich ertönte lautes Gequietsche, das Fließband rollte an, die ersten Gepäckstücke näherten sich ihren Eigentümern. Nach der Anzahl der Leute zu urteilen, die sich um das Fließband drängten, mußte ihr Flugzeug voll ausgebucht gewesen sein. Alle versuchten sich gleichzeitig auf das Gepäck zu stürzen, ausgenommen die zwei Jungs, die sich nur für ihren Gameboy interessierten.

Josh ging direkt auf die Laptop-Tasche zu, kniete hin und täuschte vor, seinen Schnürsenkel zu binden; als er sich wieder aufrichtete, hatte er den Laptop-Koffer in der Hand und den eigenen Rucksack über der Schulter. Ohne sich umzuschauen, ging er auf einen der Ausgänge zu. Schnurstracks suchte er einen Taxistand auf und nannte dem Fahrer als Ziel Disney World. Erst als das Taxi abfuhr, blickte Josh sich zum ersten und einzigen Mal um und überzeugte sich davon, daß ihm niemand gefolgt war.

Als er eine halbe Stunde später aus dem Taxi stieg, hatte er dem Rucksack ein Sweatshirt entnommen und statt dessen das Laptop hineingezwängt. Er kaufte eine Eintrittskarte und fuhr mit der Monorail, der Einschienenbahn, zum eigentlichen Haupteingang des Disney-Parks. Die riesige Ausdehnung des Geländes erstaunte ihn und schüchterte ihn gleichzeitig ein. Allerdings beruhigte ihn die Gegenwart der zahlreichen anderen Teenager: Selbst wenn es den Machern gelang, ihm bis nach Disney World zu verfolgen, könnten sie ihn in einer solchen Menschenmenge nie finden. Er hatte die Absicht, so lang im Magic Kingdom zu bleiben, bis er die zweite CLAIR-Ampulle sicher versteckt hatte. Sie dauernd bei sich zu tragen, machte seine Lage noch komplizierter, und je weniger er mitschleppte, desto besser. Zwar wog die Ampulle nur einige Gramm, aber sie lastete immer drückender auf ihm.

Es war kaum eine Stunde vergangen, bis er das perfekte Versteck entdeckt hatte und mit dem hoteleigenen Bus ins Hyatt Grand Cypress Hotel gefahren war. Es hätte manches vereinfacht, in einem der Disney-World-Hotels zu wohnen, doch ihm war klar, daß die Macher, hatten sie seine Spur erst einmal nach Orlando verfolgt, dort mit der Suche beginnen würden.

Kaum hatte im Hyatt Grand Cypress Hotel das Zimmermädchen die Tür von außen geschlossen, warf Josh seine Sachen auf das Doppelbett und legte im Halbkreis um das Laptop den Inhalt der von dem Macher erbeuteten Brieftasche aus.

Neun verschiedene Ausweise mit sechs verschiedenen Namen. Die Aufgabe, die sich Josh vorgenommen hatte, würde langwierig und riskant sein – eine Herausforderung, wie der von ihm bevorzugte Begriff lautete, und er stand gerne vor Herausforderungen. Daß man solchen Leuten wie den Machern nicht auf die Spur kommen könne, hielt Josh für reinen Quatsch. Jeder hinterließ irgendwelche Spuren, besonders dann, wenn eine Behörde Mitarbeiter an eine andere Behörde auslieh, und Josh hegte den Verdacht, daß das gestern der Fall gewesen war.

Er stöpselte das Netzteil des Computers in eine Wandsteckdose und verband per Kabel das integrierte Modem mit der Telefonbuchse.

»Der Bengel ist in Orlando«, meldete Sinclair.

»In Orlando?« wiederholte Fuchs.

»Er ist gesehen worden, wie er in Key West zu einem Pendlerflugzeug nach Orlando schlich. Wir sind zu spät gekommen, um ihn in Orlando abzufangen, haben aber an der Gepäckausgabe mitangehört, wie ein Mann angab, ein Jugendlicher habe ihm den Computer gestohlen. Seine Beschreibung paßte haargenau auf Joshua Wolfe.«

»Einen Computer hat er geklaut?«

»Wohin er vom Flughafen aus verschwunden ist, wissen wir nicht, aber wir befragen alle Bus- und Taxifahrer, um das herauszufinden.«

»Und die Mietwagenfirmen, Sinclair.«

»Aber der Junge ist doch erst …«

»Mit einem Computer und einem Modem kann er sich jedes gewünschte Alter geben, einen Mietwagen ordern und bereitstellen lassen. Und die Kreditkarte des Präsidenten mit den Kosten belasten. Oder meine, Sinclair, oder Ihre, wenn er uns kennen würde.«

»Ich überprüfe das sofort, Sir.«

»Halten Sie mich auf dem laufenden.«

Josh kannte die Paßwörter für den Zugang zu sämtlichen Haupt-Datenbanken der Nation. Er hatte vor, die Personaldateien der diversen Geheimdienste nach den sechs Namen zu durchkämmen, die in den Ausweisen des Machers standen. Wenn er Erfolg hatte, konnte Josh aufdecken, wer den Mann nach Key West geschickt hatte und wer – letzten Endes – die Verantwortung für Harry Limes Verschwinden trug.

In mancher Hinsicht erwies sich diese Aufgabe als leichter, als Joshua erwartet hatte, in anderer Beziehung als schwieriger: einfacher wegen der Mühelosigkeit, mit der er Zugriff auf die entsprechenden Datenspeicher erlangte, langwieriger aufgrund der vorhandenen Informationsmassen. Die Personaldateien der aktiven Agenten, die sich für die verschiedenen geheimdienstlichen Organisationen Washingtons betätigten, hatten einen immensen Umfang. Josh versuchte es mit jedem der sechs Namen, die er aus der Brieftasche des Machers kannte. Nach einer Stunde wurde er beim FBI fündig.

Unter dem Decknamen Cole Chaney hatte sich der Mann bei der Sprengung eines großen internationalen Drogenhändlerrings als Überwachungsspezialist bewährt. Auf der Gehaltsliste des FBI stand Chaney nicht, jedoch war seine reguläre Mitarbeiterschaft genehmigt und aktenkundig gemacht worden.

Bei den weiteren Nachforschungen hielt Josh sich an diesen Namen und recherchierte danach in sämtlichen Datenspeichern, auf die er Zugriff bekam. Wie sich herausstellte, hatte Chaney im Laufe der Zeit schon für so gut wie jeden Dienst gearbeitet, und eine gründlichere Suche ergab, daß seine gesamten übrigen Decknamen bei der CIA registriert waren und in einer Dateiliste mit der Bezeichnung ›Cousins‹ standen. Cousins waren wohl Gelegenheitsagenten, die die CIA nur in bestimmten Fällen heranzog, wenn Sie mehr Leute brauchte, als sie permanent bezahlen konnte; festangestellte Agenten und Agentinnen waren dagegen unter ›Brüder‹ beziehungsweise ›Schwestern‹ verzeichnet.

Als nächstes ging Josh chronologisch vor um zu klären, wer Chaney eigentlich für seinen heutigen Einsatz in Key West angefordert hatte. Auf dem Laptop-Monitor erschien der Hinweis WIRD BEARBEITET und blieb für lange Minuten stehen, während Joshua geduldig das Ergebnis abwartete. Selbst für die ausgeklügeltsten Computer waren solche Recherchen eine schwierige Aufgabe. Zudem war es sehr gut möglich, daß Chaneys heutiger Einsatz noch nicht vermerkt worden war oder man ihn eventuell überhaupt nie speicherte.

Allmählich legte sich Joshuas Angst, und Aufregung verdrängte sie vollends, als der Monitor neue Informationen anzeigte. Umfangreich waren sie nicht, nur wenige Zeilen lang, aber sie erregten Joshs Neugier.

CHANEY COLE: AB BEORDERT GRUPPE SECHS
6/30/96
CODE ZO-9XR-57 TRANSFER VON DALLAS
KEINE RESTRIKTIONEN

Da hatte er es! Was KEINE RESTRIKTIONEN besagen sollte, wußte er nicht; doch sein Hauptaugenmerk galt einem anderen mysteriösen Begriff.

Gruppe Sechs.

Von einer derartigen Organisation hatte er noch nie gehört. Er hatte nicht einmal eine Ahnung, was sie sein sollte. Aber jetzt stand nahezu mit Gewißheit fest, daß sie nicht nur mit Chaney, sondern auch mit ihm, den Machern und folglich auch mit Harrys Verschwinden etwas zu tun hatte.

Gespannt tippte Josh den genannten Code ein. Das allerdings half ihm nicht weiter, denn die Buchstaben- und Zahlenfolge lieferte lediglich zusätzliche Informationen über Chaney. Für Gruppe Sechs hatte er kein Paßwort, darum konnte er nicht ins Innere ihrer Datenbanken eindringen.

Josh versuchte es nochmals mit dem Code, benutzte die vorangestellten Buchstaben ZO, variierte aber die Anordnung der nachfolgenden Buchstaben und Ziffern. Als das zu nichts führte, wiederholte er seine Bemühungen, indem er die 57 an den Anfang setzte, jedoch wieder ohne Ergebnis. Als letzten Versuch tippte er den mittleren Teil des Codes ein: 9XR. Sein Herz hüpfte, als auf der Bildfläche eine Aufforderung erschien: BITTE SPEZIFIZIEREN.

Er war drin! Oder jedenfalls fast. Joshua tippte ein zweites Mal 9XR sowie die spontan erdachte Zeichenfolge 1XA ein. Es dauerte ein paar Sekunden, bis die Gruppe-Sechs-Datenbank die Eingabe mit dem Hinweis BEREIT quittierte.

Er hatte es geschafft! Die Hauptdatenspeicher der Gruppe Sechs, was immer sie auch sein mochte, standen ihm offen.

Aufs äußerste gespannt beugte Josh sich vor und hämmerte auf die Tastatur ein.

»Ja, was gibt's?« fragte Fuchs in seine Gegensprechanlage.

»Hier ist Larsen, Colonel, Kommunikationszentrale. Ich bedaure, daß ich Sie stören muß, Sir, aber wir haben hier so eine Art Notfall.«

Fuchs sah Haslanger an und drückte die Taste für Mithören. »Wieso, Larsen?«

»Eben bin ich von unserem Computernetzwerk auf das Eindringen eines Hackers aufmerksam gemacht worden, Sir. Jemand schnüffelt von außen in unseren Systemen herum. Ich hätte gern Ihre Erlaubnis zum Abschalten und Neuladen.«

Eisige Kälte griff nach Fuchs. »Können Sie den Ursprungsort des Eindringens feststellen?«

»Ja, aber das dürfte ein paar Minuten dauern, Sir. In dieser Zeit könnte der Hacker unermeßlichen Schaden anrichten.«

»Lokalisieren Sie ihn«, befahl Fuchs.

»Sir, aber …«

»Finden Sie ihn!«

Joshua Wolfe befaßte sich nur noch mit den Informationen, die der Laptop-Monitor ihm zeigte. Für ihn existierte rundum kein Zimmer mehr, und unter ihm stand kein Bett. Es gab für ihn lediglich den Bildschirm und seine Finger, die über die Tastatur flitzten und der Mattscheibe Leben einhauchten.

Er hatte sich einen Weg in die Datenspeicher der Gruppe Sechs gebahnt und war von ihrem Inhalt höchst fasziniert. Wenn sie nicht die hochentwickeltste, modernste und am besten ausgestattete Forschungseinrichtung war, die er je kennengelernt hatte, blieb sie jedenfalls nicht weit davon entfernt. Die herausragendsten Labors der Universität Harvard waren Kinkerlitzchen gegen die Laboratorien dieser geheimnisvollen Organisation, von der er bis vor wenigen Minuten noch nie etwas gehört hatte. Mit ihrer Ausstattung könnte er analysieren, welche Eigenschaft CLAIRs das Unheil in Cambridge verursacht hatte, er könnte den speziellen Bestandteil der Formel identifizieren, der den Fehler enthielt, und ihn korrigieren.

Allerdings dämpfte die Realität ein wenig Joshs Enthusiasmus über die Informationen auf dem Monitor. Wenn Gruppe Sechs Chaney angefordert hatte, mußte es Gruppe Sechs sein, die hinter ihm her war, und dann hatte sie auch Harrys Verschwinden veranlaßt. Aber warum? Was machte Gruppe Sechs eigentlich?

Josh widmete seine Aufmerksamkeit wieder dem Laptop und studierte die weiteren Informationen.

Die Kommando- und Kommunikationszentrale von Gruppe Sechs befand sich in der dritten Etage. Als Fuchs hereinstürzte – und hinter ihm Haslanger –, hatte Larsen gerade den Aufenthaltsort des ins Computernetzwerk eingedrungenen Störenfrieds lokalisiert.

»Wir haben ihn, Sir, er sitzt in Orlando, Florida, im Hyatt Grand Cypress Hotel.« Larsen wandte den Blick vom Bildschirm. »Sir, bitte erlauben Sie mir, die Systeme abzuschalten. Er ist tief drin und er sieht sich die geheimsten Dateien an.«

»Nein«, entgegnete Haslanger. »Erst wenn er gefaßt ist.«

»Denken Sie an den Zeitfaktor, Sir. Noch ein paar Minuten, und er kann sich jeden Teil unseres Netzwerks anschauen, den er will. Er könnte unsere Datenbanken löschen!«

Fuchs drückte schon einen Telefonhörer ans Ohr. »Verbinden Sie mich mit Sinclair. Er ist in Orlando im Einsatz, und er hat ein Handy.«

Josh starrte auf den Monitor. Während der letzten Minuten hatte er sein Tempo deutlich verlangsamt; er war beeindruckt von dem, was Gruppe Sechs schon alles erreicht hatte, aber das Gebiet, auf dem sie sich betätigte, flößte ihm Schaudern ein.

Waffen. Gruppe Sechs konzipierte Waffen. Sie verfügte über die beste Ausstattung, die beste Technik und die beste Hard- und Software, die man sich vorstellen konnte, und benutzte das alles, um sich Waffen auszudenken.

Was wollte sie von ihm? In welchem Verhältnis stand Gruppe Sechs zu den Machern? Josh kannte die Antwort nicht, und seine Gedanken drifteten in eine andere Richtung.

Die beste Ausstattung …

Nach seiner Kenntnis waren Inventar und Ausrüstung ihrer Laboratorien ohne Beispiel; im Vergleich dazu wirkten die Labors, in denen er an der Harvard-Universität hatte arbeiten müssen, wie Chemiebaukästen für Schulkinder.

Josh sah immer neue Dateien durch. Es kam ihm eigenartig vor, daß er Zugriff auf die am strengsten gehüteten Geheimnisse der Gruppe Sechs hatte, doch in keinem Datenspeicher eine Anschrift der Organisation entdeckte.

Aber vielleicht, dachte er, kann ich mir die Mühe sparen.

»Wir gehen nun in Position, Sir«, gab Sinclair durch.

»Jetzt sitzt er in der Falle, Doktor«, meinte Fuchs zu Haslanger.

»Da ist doch irgend etwas faul«, sagte der Greis. »Der Junge muß doch wissen, daß wir ihn ausfindig machen können.«

Der Colonel blickte Larsen an. »Ist er immer noch drin?«

Larsen schaute auf den Bildschirm, tippte einige Tasten. »Ja, Sir.«

»Kann man feststellen, was er sich ansieht?« fragte Haslanger.

»Ich glaube ja. Lassen Sie mich mal eben umschalten und was probieren … Ja, da ist es. Während der letzten Minuten hat er sich die Aufzeichnungen über unsere Experimente in der Molekulartechnik angeschaut.«

Haslanger und Fuchs tauschten einen Blick aus.

»Doktor, was sucht er?«

Haslanger starrte den Bildschirm an. »Ich weiß es nicht.«

Sinclairs Team umfaßte unverändert fünfzehn Mann, zu wenig, um das weitläufige Grundstück des Hyatt Grand Cypress Hotels abzuriegeln, aber vollauf ausreichend, um den Jungen festzunehmen, der sich nach aktuellen Meldungen noch immer in Zimmer 1063 aufhielt. Das Zimmer hatte Ausblick auf den großen Pool-Komplex des Hotels, der aus drei separaten, aber miteinander verbundenen Wasserbecken bestand, die in einer künstlich angelegten Hügellandschaft mitsamt Wasserflächen, Kaskadentunneln und Wasserrutschbahnen lagen.

Erst nachdem der Agent, der mit einem Fernglas am künstlichen Strand postiert war, die Anwesenheit Joshua Wolfes in dem Zimmer bestätigt hatte, entschloß sich Sinclair zum endgültigen Zuschlagen. Er verteilte den Rest seines Teams strategisch über das zehnte Stockwerk. Drei Männer mußten sich Schulter an Schulter einen Meter vor der Tür von Zimmer 1063 aufstellen, während ein vierter daran ein ultramodernes, mit Kopfhörern gekoppeltes Abhörgerät befestigte. Er horchte kurz, ehe er sich an Sinclair wandte.

»Der Junge arbeitet nicht mehr am Computer«, teilte der Beamte mit dem Abhörgerät mit. Er entfernte es von der Tür, und ein breitschultriger, muskelbepackter Agent nahm seinen Platz ein. »Aber anscheinend hat er seinen Standort nicht verändert.«

Sinclair trat beiseite und kontaktierte per Sprechfunkgerät den Mitarbeiter am Strand. »Können Sie ihn noch sehen?«

»Nein, Sir.«

Sinclair hatte das Gefühl, daß seine Nerven bald versagen mußten, und entschied, nun keine Zeit mehr zu vergeuden.

»Vorwärts«, befahl er dem Muskelmann, der direkt vor der Tür stand.

Ein harter Tritt mit dem stahlkappenbewehrten Stiefel, und die Tür flog ins Zimmer. Sie knallte gegen die Wand, wäre vielleicht abgeprallt und wieder zugefallen, hätten sich nicht die drei Männer mit den Betäubungspistolen vor Sinclair über die Schwelle gedrängt. Sie verharrten in aufeinander abgestimmten Schußpositionen. Ihre geduckte Haltung ermöglichte es Sinclair, über sie hinweg eine einzelne Gestalt auf dem Bett sitzen zu sehen, einen ausgestöpselten Laptop auf der einen sowie einen schwarzen Rucksack auf der anderen Seite. Die Person stand auf und griff lässig nach dem Rucksack. Die Kiefer malmten einen Kaugummi von Wange zu Wange.

»Wo waren Sie so lange?« fragte Joshua Wolfe.