Kapitel
17

Joshua Wolfe sah die Männer sofort, die Harry Limes Wohnung belauerten, als er in Key West die South Street hinabradelte. Ihr Anblick überraschte ihn nicht, aber es waren mehr, als er erwartet hatte, und zudem taten sie nichts, um ihre Überwachungstätigkeit zu kaschieren. Sie hatten drei Ford-Taurus-Limousinen, und in jeder saßen zwei Männer; dazu kam eine Gruppe Straßenbauarbeiter, ein Postbote, der so tat, als sortiere er in seinem abgestellten Lieferwagen Postsendungen, und drei Gärtner, die zwischen den Sträuchern vor dem Gebäude der Südpark-Residenz, in der Harrys Wohnung lag, Geschäftigkeit vortäuschten. Und zweifellos lungerten noch zwei oder drei weitere Männer im Haus herum.

Entmutigt radelte Josh vorbei, ohne das Tempo zu vermindern. Bisher hatte er gehofft, daß niemand einen Zusammenhang zwischen ihm und der Katastrophe in Cambridge herstellen würde. Aber wenn man so viele Leute auf die Lauer legte, bedeutete das, man wußte, wer für das Unheil im Einkaufszentrum die Verantwortung trug. Der verfluchte Rucksack, den er auf der Flucht verloren hatte, mußte den Hinweis auf ihn gegeben haben, und den Machern war klar gewesen, daß er zu guter Letzt in Key West auftauchen würde.

Die Macher … das war die Bezeichnung, die er den emotionslosen Männern gegeben hatte, die von Zeit zu Zeit in seinem Leben aufkreuzten, und die selbst dann, wenn sie sich nicht blicken ließen, nicht weit weg waren. Er kannte keinen von ihnen mit Namen. Früher hatte er in ihnen seine Beschützer und Förderer gesehen. Sie waren immer zur Stelle gewesen, sobald ein Problem auftauchte.

Er erinnerte sich daran, wie er eines Tages, als er sieben Jahre alt war, von der Schule nach Hause gekommen war und ein verbeulter Chevrolet ratternd am Straßenrand gehalten hatte. Mit einem Quietschen war die Beifahrertür aufgeflogen, und ein widerlicher, unrasierter Kerl hatte nach ihm geschnappt. Josh war starr vor Schreck gewesen und hatte den Mief gerochen, den der Mann ausdünstete, während seine schmierige Pfote Joshuas Hemd streifte.

Im nächsten Augenblick hatte hinter dem Chevy ein anderes Auto am Bordstein eine Vollbremsung hingelegt. Zwei Männer in Anzügen waren herausgesprungen und zu ihm gelaufen. Einer hatte Josh dem Griff des Widerlings entwunden, während der andere den Schuft aus dem Wagen gezerrt und ihm die Beine weggetreten hatte. Bei seinem Sturz hatte er sich das Gesicht aufgeschlagen. Mehr hatte Josh nicht sehen können, bevor die beiden Retter ihn in ihr Fahrzeug schoben.

Damals hatte er begriffen, daß die häufigen Umzüge von Harry und ihm auf die Macher zurückgingen. Fast sofort nach dem Zwischenfall mit dem Mann im Chevrolet wurde der nächste Umzug fällig. In der Begründung dafür fiel mehrmals der Ausdruck Sicherheitslücke.

Als Joshua älter wurde, traten die Macher immer seltener in Erscheinung, und nach seiner Immatrikulation an der Universität Stanford schienen sie gänzlich verschwunden zu sein. Doch er wußte, daß sie noch da waren. Vielleicht gehörte der Hausmeister des Wohnblocks zu ihnen, oder im Studentenheim der ältere Kommilitone in dem Zimmer weiter unten im Korridor. Josh hätte gern auch weiterhin geglaubt, ihnen sei ausschließlich an seinem Schutz gelegen, aber eigentlich war ihm mittlerweile klar, daß es wahrscheinlich nie so gewesen war. Man beobachtete ihn, weil er einen bestimmten Weg gehen sollte. Falls er davon abwich oder eine unerwünschte Richtung einschlug, konnte man sofort eingreifen und ihn auf den rechten Pfad zurückbringen.

So blieb die Situation, bis er das Medizinstudium beendet hatte und nach Harvard ging; da hatte man versucht, ihn endgültig von Harry Lime zu trennen. Josh war nie darüber informiert worden, daß Harry sich in Key West niederlassen mußte, aber er machte nie ein Geheimnis daraus, daß er es trotzdem erfahren hatte. Vielmehr wollte er sogar, daß die Macher es merkten, und nach seiner Überzeugung konnten sie nicht lange dazu gebraucht haben. Um sie noch mehr zu provozieren, hatte er Harry zu Weihnachten besucht.

Seitdem hatte er jedoch keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt, und Josh fühlte sich deswegen nicht ganz wohl in seiner Haut. Immer wieder hatte er sich vorgenommen, Harry anzurufen; er hatte wirklich den festen Vorsatz gehabt. Aber die Arbeit an CLAIR hatte ihn so stark beansprucht, daß er kaum noch irgendwo anders als im Labor gewesen war.

Er hatte sein Äußerstes getan, um den Machern CLAIRs Existenz zu verheimlichen, und für seine Aufenthalte im wissenschaftlichen Forschungszentrum und im Malinkrodt-Laboratorium falsche Gründe vorgeschoben. Seine Angaben in den Protokollbüchern erweckten den Anschein, als befasse er sich mit eher alltäglichen Dingen, und niemand hatte irgendeine Veranlassung, daran zu zweifeln. Sollte irgendwer ihm am Sonntag in die Citypassage gefolgt sein, war derjenige jetzt tot und das einzige Opfer, für das Josh kein Bedauern empfand.

Am dringendsten war es jetzt nötig, wieder Ordnung in sein Leben zu bringen, und den Anlauf dazu konnte er nur bei Harry machen. Das Fahrrad hatte er sich vor der Jugendherberge unten an der Straße ›geliehen‹, wo es von jemandem unabgeschlossen stehengelassen worden war. Wenn er radfuhr, so seine Überlegung, erschwerte er es den Beobachtern, auf ihn aufmerksam zu werden. Außerdem fast alle fuhren in Key West Fahrrad – zumindest die, die nicht die pinkrosa und gelbgestrichenen Mopeds vorzogen, die man überall auf der Insel sah. Nachdem er an Harrys Wohnung vorübergestrampelt war, radelte Josh, während er sein weiteres Vorgehen plante, die South Street hinab auf eine Verkehrsampel an der Ecke zur Simonton Street zu.

Die Anwesenheit so vieler Macher sprach dagegen, daß sich Harry Lime wohlbehalten in seiner Wohnung aufhielt. Bestimmt hatte man ihn fortgebracht, damit Josh keine Hilfe bekam oder sich von Harrys Freunden und Bekannten keine Hilfe besorgen konnte. Die schreckliche Furcht, Harry möglicherweise nie wiederzusehen, ließ in Joshuas Hals einen Kloß entstehen. Er mußte mit allem rechnen, und das flößte ihm neue Entschlossenheit ein. Daß die zweite CLAIR-Ampulle im Rucksack versteckt war, den er während des Flugs nach Miami und der Busfahrt nach Key West nie aus den Augen gelassen hatte, spendete ihm eigenartigen Trost.

Natürlich mußte er sich als erstes unbemerkt Zutritt zu Harrys Wohnung verschaffen; das war an sich schon eine beachtliche Herausforderung, aber Josh war darauf vorbereitet. Höchstwahrscheinlich wußten die Macher nicht, daß in jedem Gebäude der Südpark-Residenz die vier Wohneinheiten so konstruiert waren, daß man sie auf Wunsch durch leichte Umbauten zusammenlegen konnte. In einem Einbauschrank der an der Hausrückseite gelegenen Nachbarwohnung gab es eine Verbindungstür zu einer Speisekammer direkt neben Harrys Küche.

Joshua bog in die Alberta Street ein und von da aus in die Washington Street ab, die parallel zur South Street verlief. Wie erhofft, entdeckte er auf der Straße und an der Hausrückseite keine Beobachter. Er fuhr zurück bis zum Washington Street Inn und stellte das Fahrrad dort auf dem Gehweg ab. Dann huschte er in eine Gasse, die das Inn von dem Wohnhaus trennte. Ein Zaun umgab das Grundstück, und die schon im Dezember, bei Joshs Besuch, morschen Latten waren seither noch lockerer geworden. Er schlüpfte durch den Zaun und betrat den Rasenstreifen zwischen dem Zaun und der rückwärtigen Nachbarwohnung.

Eines der hinteren Fenster stand offen – nur der Rolladen war halb heruntergelassen. Josh glaubte sich daran zu erinnern, daß diese Wohnung saisonweise vermietet wurde. Er konnte nur hoffen, daß die momentanen Mieter gerade nicht zu Hause waren. Er schob den Rolladen ein Stück weit hoch und schwang sich über das Fenstersims in die Wohnung. Eine Sportskanone war Josh nicht, aber immerhin geschickt genug, um lautlos auf den Teppich zu hüpfen, der den ausgetretenen Spaniolen-Fliesenboden bedeckte. Schnell verschaffte er sich einen Überblick und schlich zu dem Einbauschrank mit der Verbindungstür zu Harrys Speisekammer.

Er fand den Einbauschrank unverschlossen vor und tastete sich durch ein Sammelsurium von Mänteln und Kleidersäcken. Anscheinend hatte niemand den gegenwärtigen Bewohnern erzählt, was für ein Sommerwetter in Key West herrschte. Hinter der Textiliensammlung tastete er nach dem Türgriff. Er spürte den Riegel, der die Tür verschloß, schob ihn beiseite, drehte den Türknauf und drückte vorsichtig. Zunächst sperrte sich die Tür, gab dann aber doch mit einem vernehmlichen Scharren über den gefliesten Fußboden nach.

Josh öffnete sie weit genug, um das in der Speisekammer aufgebaute Vorratsregal sehen zu können. Er lauschte so lange, bis er sicher war, daß niemand in der Küche war. Anschließend räumte er das größte Regalfach leer und setzte seinen Rucksack auf den Fußboden. Danach zwängte er sich selbst zwischen den Regalbrettern in die Speisekammer und richtete sich auf.

Joshuas Herz wummerte schneller. Seine Brust zog sich zusammen. Hier war sein Zuhause, soweit er überhaupt ein Zuhause haben konnte. Vielleicht bestätigte das Fehlen jeglicher Gerüche mehr als alles andere, daß Harry fort war. Man roch weder Pizzareste noch Aftershave, nichts von alldem, auf das Josh an Harry ungern verzichten würde. Seine Füße schienen bleischwer zu sein, während er sich durch die Speisekammer vorwärtstastete. Es grauste ihm vor dem, was ihn erwarten mochte; oder vielmehr davor, was er vermissen würde.

Er stand an der Tür zur Küche, als ihn eine Stimme aus dem Wohnzimmer erstarren ließ.

»Irgendwas bemerkt?«

»Hier nicht«, antwortete eine knisternde Stimme, vermutlich aus einem Sprechfunkgerät.

»Ich glaube nicht, daß er kommt.«

»Fürs Denken wirst du nicht bezahlt, also wart es ab. In zwanzig Minuten wirst du abgelöst.«

»Gut, ich könnte mal wieder etwas Sonne vertragen.«

Lautlos durchquerte Josh die Küche und näherte sich vorsichtig dem breiten Durchgang zum Wohnzimmer. Es gab auch eine Eßecke, aber Harry hatte dort nur einen kleinen Küchentisch stehen. Josh flitzte am Wohnzimmereingang vorbei zu dem Faxgerät auf dem Küchentisch. Den Macher sah er nicht; er konnte nur hoffen, daß der Mann nicht plötzlich auf die Idee verfiel, in die Küche zu kommen.

Als Josh vor dem papierlosen Faxgerät stand, wurde ihm bewußt, daß er den Schraubenzieher, den er brauchte, um den Apparat aufzuschrauben, vergessen hatte. Aber egal: In Harrys Kram-Schrankfach würde sich bestimmt ein Kreuzschraubenzieher finden lassen. Langsam öffnete er es, eine Aufgabe, die durch das Durcheinander im Innern beträchtlich erschwert wurde. So leise wie möglich tastete er sich durch das Wirrwarr und entdeckte tatsächlich hinter einer Plastikflasche Pfeffersoße einen Kreuzschraubenzieher, einen von mehreren, die Harry für alle Fälle an verschiedenen Stellen der Wohnung für Josh bereitliegen hatte. Daß Josh das letzte Mal nicht mit umgezogen war, hatte er wohl ganz vergessen.

Josh widmete sich dem Faxgerät. Er drehte es um und besah sich die Hinterseite. Mit dem Kreuzschraubenzieher entfernte er das erste der kleinen Schräubchen. Im Dezember hatte er Harry gefragt, warum er nie mehr Papier in das Gerät legte, und Harrys Antwort war ungefähr darauf hinausgelaufen, daß er es nur angeschafft hätte, um Leuten, die ihm eine Nachricht schicken wollten, das Leben zu erleichtern. Ob er eingehende Faxe zu sehen bekam oder nicht, war ihm egal. Er hatte sich nicht einmal die Fax-Mitteilungen angesehen, die ihn erreichten.

Josh legte die Schrauben zu einem ordentlichen Häufchen zusammen und nahm die Rückabdeckung des Geräts ab. Die inneren Bestandteile waren mühelos zugänglich. Alles war aus solidem Material und für jemandem, der es sich schon einmal genau angeschaut hatte, leicht erkennbar. Josh kannte den Zweck jedes Schaltkreises, jeder Diode und jedes Chips, und wußte, wo sie zu finden waren. Er lokalisierte den gesuchten Chip und löste ihn heraus. Zur vorläufigen Verwahrung hatte er einen verschließbaren Plastikbeutel dabei.

Während er die Abdeckung wieder am Apparat befestigte, rutschte ihm der Schraubenzieher aus der Hand. Er versuchte, ihn in der Luft zu erwischen, und es gelang ihm fast, ihn am Küchenschrank abzufangen. Doch das Werkzeug entglitt ihm noch mal und fiel klirrend auf den Fliesenfußboden. Ein Moment völliger Stille folgte.

Panik verengte Joshua die Kehle. Dann hörte er Schritte, die sich der Küche näherten. Innerhalb eines Sekundenbruchteils schätzte er den Abstand zur Speisekammer als zu groß ein, um noch rechtzeitig aus der Küche flüchten zu können. Schon fiel der erste Zipfel eines Schattens auf die weißen Küchenfliesen, da fuhr Joshuas Hand in das Schrankfach und packte die Plastikflasche mit der Pfeffersoße. Seine Finger tasteten nach dem Bügel der Spritzvorrichtung. Er hatte sie noch nie verwendet und deshalb keine Ahnung, was zu erwarten war. Aber dann überraschte ihn die Hochdruck-Spritzkraft des rötlichen Strahls doch ziemlich.

Der Soßenstrahl hatte eine erstaunliche Dicke und traf den Mann mitten ins Gesicht. Er schrie, griff unwillkürlich an seine Augen und geriet auf dem Fliesenboden ins Taumeln. Bei dem Versuch, sein Funksprechgerät aus der Tasche zu reißen, faßte seine Hand versehentlich eine dünne Brieftasche, die im nächsten Moment ins Küchenbecken flog. Mit der Schulter prallte er gegen einen Küchenschrank, und als dessen Inhalt auf ihn herabprasselte, torkelte er gegen den Herd.

Der Mann stieß ein wahres Geheul aus, und sein Gesicht war brandrot geworden. Er versuchte verzweifelt, zurück ins Wohnzimmer zu kommen. Josh nahm die Brieftasche, ehe er zurück in die Speisekammer sprang.

Er schob den Rucksack durchs Regal in den Einbauschrank der Nachbarwohnung und kletterte dann selbst rüber. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß er den versiegelten Plastikbeutel mit dem Faxgerät-Chip tatsächlich in der Tasche hatte, rannte er zu dem Fenster, durch das er in die Wohnung eingestiegen war; diesmal kletterte er reichlich überstürzt übers Fensterbrett und kam ziemlich unsanft auf dem Rasen auf. Mühsam rappelte er sich hoch, bekam zunächst keine Luft und mußte sich erst einmal an die Hausmauer lehnen, um zu verschnaufen. Als er wieder atmen konnte, drosch er die morschen Latten aus der Einzäunung und rannte in die Gasse hinter dem Washington Street Inn.

In der Nähe quietschten die Bremsen eines grünen Ford Taurus. Josh wirbelte herum und floh in die Gegenrichtung. Ein verrotteter Maschendrahtzaun säumte den Hinterhof der benachbarten Häuser. Joshua schwang sich über den Draht. Er lief durch den Hinterhof und stieg an der anderen Seite durch ein Loch in der Umzäunung. Das nächste Grundstück, ein Garten, hatte an drei Seiten einen gut zwei Meter hohen Palisadenzaun. Allerdings stand das Gartentor einen Spaltbreit offen. Josh benutzte diesen Ausgang und gelangte auf die Washington Street.

Er lief auf ein heruntergekommenes Motel zu, auf dessen Parkplatz mehrere Mietfahrzeuge der Firma Casa Key West Vacation Rentals parkten. Dazu gehörten auch reihenweise auf dem Gehweg abgestellte Mopeds, die von Touristen wie auch von Einheimischen gemietet werden konnten. Josh hielt es für das erfolgversprechendste Mittel zur Flucht, sich so ein Moped zu schnappen, überlegte es sich jedoch anders, als er einen zweiten grünen Ford Taurus vorbeirasen, ruckartig bremsen und im Rückwärtsgang heranbrummen sah.

Nun rannte Josh blindlings drauflos, seine Lungen brannten, und das Pochen in seinem Schädel mahnte ihn zum Aufgeben. Doch der Gedanke an Harry und an die Macher, die ihn abgeholt haben mußten, rief bei ihm den Zorn hervor, den er zum Durchhalten brauchte. Er hörte, daß wenigstens eines der Autos ihm ständig hinterhersauste, während er durch eine Reihe nebeneinanderliegender Gärten hetzte, durch Sträucher jagte und Zäune übersprang. Schließlich gelangte er an ein Haus, das kaum mehr war als eine Bruchbude. Zwei verrostete Jeeps ohne Reifen verstellten die an die Waddell Street grenzende Zufahrt. Direkt vor Josh erstreckten sich sattgrüne Tennisplätze, deren hohe Maschendrahtzäune ihm den Weg verwehrten. Falls seine Orientierung stimmte, lag der Strand nur einen Häuserblock entfernt, doch selbst wenn er die Absicht gehabt hätte, zum Wasser zu fliehen, wäre ihm der direkte Zugang versperrt gewesen.

Als er das inzwischen schon bekannte Brummen eines Taurus-Motors hörte, verdrückte er sich in das dichte Grün der Sträucher und Hecken vor dem Coconut Beach Club. Er brach sich Bahn wie durch einen Dschungel, in diesem Fall ein Dschungel, der an eine Tiefgarage grenzte, und ihm blieb keine andere Wahl, als hineinzuflüchten. Er rannte durch die hell erleuchtete Betongarage und verließ sie an der anderen Seite. Hier war wieder der Dschungel, und Joshua war darüber heilfroh, denn gleich darauf rumorte ein Ford Taurus vorbei, fast direkt gefolgt von einem zweiten.

Während er Atem holte, spähte er durch die Sträucher. Die Straße endete an der Ecke Vernon Street, an der ein kleines Lokal oder Restaurant mit dem Namen Louie's Backyard lag. Ganz konnte er das Schild nicht erkennen, weil davor ein roter Lieferwagen parkte. Ein Mann in blauer Montur schleppte einen vollgestopften, weißen Sack die Stufen herab, warf ihn ins offene Fahrzeugheck und ging dann ins Gebäude zurück.

Josh beobachtete, wie die beiden Ford Taurus auf der Waddell Street hin und her fuhren. Er sah, daß nur ein paar Macher in den Autos saßen; offenbar war die Mehrzahl zu Fuß nach ihm auf die Suche gegangen. Sie wußten, in welchem Gebiet sie nach ihm suchen mußten, und es war lediglich eine Frage der Zeit, bis sie ihn in die Enge trieben und sich griffen.

Er mußte sofort weg hier. Aber wohin?

Der Mann in der blauen Montur kam zum zweitenmal mit einem weißen Sack aus Louie's Backyard und schmiß ihn ebenfalls in den Laderaum des Lieferwagens. Auch dieser Sack war prall gefüllt, aber womit? Joshs Augen weiteten sich.

Natürlich!

Joshua handelte, ehe er überhaupt Zeit zum Zögern hatte. Ein kurzer, höchstens drei Sekunden langer Sprint, und er hechtete in den Laderaum des Fahrzeugs, plumpste auf die Wäschesäcke, die voller dreckiger Tischdecken, schmutziger Dienstkleidung und bekleckerter Servietten aus dem Lokal sein mußten. Der Fahrer brachte einen dritten Sack, bevor er die Hecktür schloß und Josh in Dunkel hüllte.

Der rote Wäschewagen war längst abgefahren, als der grüne Ford Taurus, in dem Sinclair, der Teamchef, saß, das nächste Mal vorbeibretterte. Er ordnete noch einige Beobachtungsfahrten mehr an, kam danach jedoch ziemlich rasch zu der Einsicht, daß der Junge irgendwie entwischt war. Trotzdem ließ er das Team die Suche noch eine halbe Stunde lang fortsetzen, bevor er Gruppe Sechs anrief.

»Verbinden Sie mich mit Colonel Fuchs«, sagte er. »Und zwar sofort.«