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Da Sjöberg, Sandén, Hamad und vor allem auch Einar Eriksson nicht da waren, hatte Petra Westman alle Hände voll zu tun, um sämtliche Kontakte von Mikael Rydin in rasendem Tempo abzuarbeiten. Lange, wortreiche Erklärungen, was sie eigentlich wolle, eingebettet in plausible Lügen, warum sie es wolle, wechselten sich mit unbeantworteten Anrufen unter Barbro Dahlströms Festnetzanschluss ab. Eine Handynummer besaß sie leider nicht. Und niemand von denen, die Westman erreichen konnte, hatte eine Ahnung, ob Rydin irgendwo ein Haus besaß. Auch wusste niemand, wo er sich aufhielt oder welche Pläne er für die unmittelbare Zukunft hatte.

Der Bildschirm strahlte ihr nach wie vor höhnisch das Ergebnis ihrer letzten missglückten Suche ins Gesicht. Unzählige Worte in Verbindung mit dem Ausdruck »Das hässliche Entlein« hatte sie abgefragt: Restaurants, Biergärten, Kindergärten, Spielplätze, Kleingartenkolonien, Bibliotheken, Theater und noch vieles mehr, aber einen Treffer hatte sie nicht gelandet. Während sie ein weiteres Mal die üblichen fünf Signale bei Barbro Dahlström abwartete, erwog sie die Möglichkeit, sämtliche Schildermacher in der Region durchzutelefonieren, aber eine Suche auf Eniro ergab 228 Treffer, was diese Maßnahme auf kurze Sicht undurchführbar machte. Außerdem handelte es sich laut Hamad um eine alte Pforte und damit vermutlich auch um ein altes Schild.

Stattdessen kam sie auf die Idee, nach anderen Märchen in Kombination mit den bereits getesteten Gewerben zu suchen, da es ja sein konnte, dass sämtliche Häuser in dem betreffenden Gebiet nach Märchen benannt waren. Doch auch damit hatte sie keinen Erfolg. Plötzlich ging ihr auf, dass die zugrunde liegende Idee vielleicht trotzdem gar nicht so dumm war. Wenn das hässliche Entlein in einem Gebiet lag, in dem alle Häuser nach Märchen benannt waren, dann trug die Straße vielleicht auch einen entsprechenden Namen. Nach einer Reihe mehr oder weniger fantasievoller Versuche in Eniros Kartenmaterial landete sie endlich einen Treffer. Sie wählte Sjöbergs Nummer.

»Der Märchenpfad«, sagte sie. »In der Kleingartenkolonie Tantolunden gibt es einen Weg namens Märchenpfad. Das ist nur so eine Eingebung, aber im Augenblick ist es das Beste, was ich habe.«

»Gute Arbeit, Petra. Wir gehen dem nach. Und ich habe das Gefühl, dass wir nicht mehr viel Zeit haben. Ich sorge dafür, dass die schweren Geschütze von der nationalen Einsatzgruppe dort aufgefahren werden und ein paar Rettungswagen bereitstehen. Mikael Rydin könnte sich dort befinden, und er könnte bewaffnet sein. Wenn Einar dort ist, befindet er sich vermutlich in einem äußerst kritischen Zustand.«

»Verstanden. Wo bist du gerade?«

»Auf der Höhe von Segeltorp. Ich beeile mich.«

»Wann bist du dort?«

»Bei diesem Wetter kann ich bestenfalls in zehn bis zwölf Minuten in Tantolunden sein. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert. Wartet auf mich.«

Sjöberg warf einen Blick auf seine Armbanduhr.

»Und passt bitte auf. Keine Sirenen, kein Theater. Wenn Rydin sich dort aufhält, darf er keinen Verdacht schöpfen, sonst sucht er noch das Weite. Haltet mich auf dem Laufenden, wo ihr euch gerade befindet.«

»Okay, alles klar«, sagte Westman mit einem hörbaren Lächeln.

»Ich hoffe nur, dass wir auf der richtigen Spur sind«, sagte Sjöberg. »Und dass wir dann auch noch rechtzeitig da sind, um das Schlimmste zu verhindern.«