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Pontus Örstedt stand zwar nicht im Telefonbuch, aber das Einwohnermeldeamt brauchte nur wenige Minuten, um die Adresse für Hamad herauszusuchen. Noch vor zehn Uhr am Donnerstagvormittag stand er vor einer Tür in der Surbrunnsgatan im Stadtteil Vasastan und drückte auf die Klingel. Der Kerl war offensichtlich auf der Hut, denn Hamad wurde nicht eingelassen, bevor er nicht seinen Polizeiausweis vor das Guckloch gehalten hatte.

Der Wohnungsinhaber war ein paar Jahre jünger als er selbst und zeigte einen durchtrainierten Körper, als er ihm in Unterhosen und mit wirrem Haar die Tür öffnete.

»Nachteule?«, bemerkte Hamad.

»Bullenschwein«, konterte Örstedt. »Was zum Teufel ist denn los?«

»Deine Homepage. Amator6.nu. Ich hätte gerne, dass du ein paar von den Schweinereien löschst, die niemanden glücklich machen.«

Pontus Örstedt fuhr sich mit der Hand durch das Haar und lachte. Laut und aufrichtig.

»Ach so, die«, sagte er. »Diese Seite macht vielen Menschen Freude, das kann ich dir sagen.«

»Schon möglich. Aber nicht denen, die dort zur Schau gestellt werden.«

»Du weißt doch, wie die Seite heißt. Aus dem Namen geht hervor, dass es sich um Amateure handelt. Glückliche Amateure, die ihre Aufnahmen selbst an mich geschickt haben und nichts anderes wollen, als zur Schau gestellt zu werden.«

»Ich weiß zumindest von zwei Fällen, bei denen das nicht stimmt. Und von denen möchte ich, dass du sie entfernst.«

»Sonst?«

»Sonst werde ich dafür sorgen, dass du Probleme bekommst«, antwortete Hamad. »Große Probleme.«

»Oh, da bekomme ich aber Angst«, grinste Örstedt. »Willst du mir etwa drohen?«

»Nein, ich stelle nur fest.«

»Wofür willst du mich denn drankriegen?«

»Kupplerei«, schlug Hamad vor.

Örstedts Miene verdunkelte sich, was Hamad als gutes Zeichen deutete. In gewisser Weise zumindest.

»Ruf die Seite auf«, befahl er, worauf Örstedt die Tür hinter ihnen schloss und mit dem Polizisten im Schlepptau in die Küche ging, wo der Rechner auf dem Tisch stand.

Hamad schaute sich um und bemerkte, dass die Einrichtung schlecht zu dem jungen Mann passte, der dort wohnte.

»Wohnung zur Untermiete?«, tippte er. »Schöne Spitzengardinen.«

Örstedt antwortete nicht, hatte aber die Seite sofort aufgerufen.

»Welche willst du jetzt haben?«, fragte er mürrisch.

»›Lucy in the Sky‹ und ›Bad cop, good cop‹.«

»Oh verdammt. Hat Jensi dich geschickt?«

Örstedt machte ein amüsiertes Gesicht. Hamad erlaubte sich ein verächtliches Schnauben.

»Das geht dich gar nichts an. Woher hast du diesen Cop-Film?«

»Jemand hat ihn mir geschickt, keine Ahnung, wer. Lucy habe ich selbst eingestellt. Und komm mir nicht mit dem Märchen, dass sie es nicht mag«, fügte er lächelnd hinzu.

»Sie begreift gar nicht, worum es geht. Und das weißt du ganz genau. Hast du noch mehr?«

»Nein, wirklich nicht.«

»Dann weg damit. Wenn ich noch mehr solcher Bilder von Jenny zu sehen kriege, dann komme ich zurück. Und dann werde ich nicht allein sein.«

Örstedt tat, was ihm gesagt wurde.

»Und nimm den anderen Film auch raus«, fuhr Hamad fort. »Und finde heraus, woher du ihn bekommen hast. Hast du selbst ihm den Namen gegeben?«

»Das glaube ich nicht. Woher zum Teufel sollte ich denn wissen, dass die Braut in dem Film eine Bulette ist? Viel Uniform trägt sie ja nicht gerade.«

Er brach erneut in höhnisches Gelächter aus. Hamad spielte mit dem Gedanken, ihm einen Karateschlag in den Nacken zu verpassen, riss sich aber zusammen. Nachdem er eine Weile in seinen E-Mails herumgescrollt hatte, klickte Örstedt schließlich auf eine alte Mail mit einer angehängten Datei.

»Hier hast du sie«, sagte er.

Der Film war tatsächlich bereits vom Absender auf den Namen »Bad cop, good cop« getauft worden und war von einem kurzen Text begleitet, in dem mitgeteilt wurde, dass er selbst und seine Freundin die neugierigen Zuschauer gerne zu einer Schüssel Buntem aus dem heimischen Schlafzimmer einladen würden. Hamad merkte sich das Datum und die Zeit, zu der die Mitteilung verschickt worden war. Sich die Adresse des Absenders zu merken, verlangte ihm keine besondere Anstrengung ab.

»Lösch die Mail und dann leerst du den Papierkorb«, kommandierte Hamad. »Den von Outlook und auch den vom Desktop.«

»Jetzt beginnt mir einiges klar zu werden«, grinste Örstedt, während er pflichtschuldigst erledigte, was ihm aufgetragen worden war. »Or not ...«

Hamad widerstand seinen Impulsen und verließ Örstedt ohne ein weiteres Wort und ohne ihm ein Härchen zu krümmen.