Historische Anmerkung
An einer Biegung des Tigris gelegen, war Ninive einst der Stern in der Krone des großen assyrischen Reiches. Gewaltige Mauern, an der schmalsten Stelle zwei Meter dick und insgesamt fast fünfzehn Kilometer lang, mit fünfzehn mächtigen Toren versehen, schützten die Stadt. Von den Ausläufern des Taurus-Gebirges führte ein Aquädukt Wasser für die prunkvollen Tempel, Bibliotheken, Paläste und Gärten heran.
Ninives Pracht war nicht von Dauer. Im Jahr 612 v. Chr. belagerte Kyaxares, König der Meder, unterstützt von Babyloniern aus dem Süden und Stämmen aus der Schwarzmeer-Region, die Stadt. Ninive konnte sich nicht lange halten und fiel schon nach kurzer Zeit. Die Stadt wurde in Brand gesteckt, geplündert und verlassen und sollte sich davon nie mehr erholen.
Im Laufe der Jahrhunderte bedeckte der Wind die zerstörte Hauptstadt mit Staub aus dem umliegenden Flachland und warf auf diese Weise einen Hügel auf, einen sogenannten »Tell«, der kilometerweit zu sehen war. Ninive verschwand. Im Laufe der Zeit geriet die Stadt in Vergessenheit und wurde aus dem Gedächtnis der Menschheit gelöscht.
Mitte des neunzehnten Jahrhunderts führten der französische Diplomat Paul Emile Botta, der englische Forscher Sir Austen Henry Layard und der irakische Archäologe Hormuzd Rassam Grabungen an dem Hügel durch, den die Fachwelt als Kujundschik kannte. Sie förderten bemerkenswerte Objekte zutage: monumentale Skulpturen von geflügelten Stieren mit Menschenköpfen, kunstvolle Friese und eine umfangreiche Bibliothek aus tönernen Schrifttafeln.
Unter diesen erstaunlichen Fundstücken befand sich auch ein Basaltblock mit einer eingravierten Inschrift. Kaum jemand ahnte damals, dass dies eigentlich die bedeutendste Entdeckung von allen war.