Nachdem Mahmoud ganze drei Tage lang mit Sanyare in einem Zimmer eingesperrt gewesen war und das Gefühl hatte, es würde gar nichts passieren, nie wieder, flog plötzlich die Tür auf und der Mann, den sie Yusuf nannten, kam mit Rashid hereingestürmt. Die beiden schwenkten ihre Gewehre.

Als er vor dem Fernseher gelegen hatte, hatte Yusuf faul und lässig gewirkt, aber jetzt war er völlig verändert. Offensichtlich hatte er das Kommando.

»Auf die Beine!«, rief er. »Wir machen ein Bild von dir.«

Rashid grinste und schlug Mahmoud auf den Rücken. »Du wirst berühmt!«

Yusuf hatte eine Zeitung unter dem Arm, die er auf Kopfhöhe ohne Vorwarnung quer durchs Zimmer genau auf Mahmouds Kopf zuwarf. Automatisch streckte er die Hand aus und fing sie auf, bevor sie ihn traf.

»Die neuesten Nachrichten«, sagte Rashid mit einem Blick auf die Schlagzeile und kicherte. »Du musst ja auf dem Laufenden sein.«

DRITTER TANKER VON PIRATEN GEKAPERT, schrie Mahmoud die Schlagzeile entgegen. Was meinte Rashid? Wollten sie ihn an die Piraten verkaufen?

»Keine Angst«, sagte Sanyare leise. »Das soll deiner Familie nur zeigen, dass du heute noch lebst.«

Yusuf stieß Mahmoud an die Wand und Rashid richtete die Kamera auf ihn.

»O.K., und jetzt lächeln«, verlangte er.

Eigentlich war das nur als Spott gedacht, aber Mahmoud lächelte trotzdem und zeigte nervös die Zähne. Rashid machte bereits das Bild und schrie wütend: »Bist du ein Idiot? Willst du, dass deine Schwester glaubt, dass du dich hier wohlfühlst? Weißt du nicht, dass wir dich umbringen, wenn sie das Lösegeld nicht bezahlt?«

Mahmoud wusste, dass sie ihn mit der Brüllerei einschüchtern wollten. Sie wollten einen jämmerlichen, zitternden Jungen auf dem Foto zeigen. Aber er wollte nicht, dass ihn so jemand sah und zwang sich, weiterzulächeln. Seine Muskeln verkrampften sich immer mehr, bis sie vor Anstrengung schmerzten, aber er wagte es nicht, nachzulassen. Das Lächeln war das Einzige, was ihn daran hinderte zu weinen.

Als Rashid ein halbes Dutzend Fotos geschossen hatte, ging Yusuf zu ihm und sah sie sich an. Was er sah, ließ ihn auflachen.

»Mehr brauchen wir nicht«, sagte er zu Rashid. »Die hier genügen für unsere Zwecke völlig.«

Er entriss Mahmoud die Zeitung, ging mit Rashid hinaus und knallte die Tür hinter sich zu. Wieder blieb Mahmoud mit Sanyare zurück.

Endlich konnte er aufhören zu lächeln.

Schöne Khadija
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