Hungrig und erschöpft erreichten sie endlich das Lager. Unterwegs waren die letzten Kamele gestorben und sie besaßen nichts mehr außer dem, was sie mit sich trugen.

Mahmouds kleine Schwestern begannen zu weinen, als sie die hässlichen provisorischen Zelte an der Straße sahen. Es waren Hunderte und Hunderte, dicht beieinander, und davor saßen Kinder und spielten im Dreck.

»Uskag«, sagte Zainab. Schmutzig. Und dann begann sie zu weinen.

Mahmoud betrachtete das Gesicht seiner Mutter, als sie das Lager sah. Machte sein Anblick sie auch unglücklich? Tat es ihr leid, dass sie so weit gelaufen waren, um an einen so erbärmlichen Ort zu kommen?

Doch sie zeigte keine Regung. Sie sah aus wie immer, stark, entschlossen und fröhlich.

»Weine nicht wegen solcher Kleinigkeiten«, ermahnte sie Zainab. »Solange die Dürre währt, ist dies ein guter Ort für uns. Wir suchen uns einen Platz und dann gehe ich los und besorge uns etwas zu essen.«

Aber so einfach war das nicht. Man konnte sich nicht einfach irgendwo niederlassen – nicht einmal mit so kleinen Hütten wie unseren, hergestellt aus Zweigen und gewebten Matten. Mahmouds Onkel mussten stundenlang auf eine Genehmigung warten. Und als sie endlich einen Platz zugewiesen bekamen, war er klein und unangenehm dicht zwischen Dutzenden von anderen Hütten eingeklemmt.

Bis sie mit dem Aufbau fertig waren, war das Essen für diesen Tag bereits ausgegeben worden. Für Leute, die gerade erst angekommen waren, blieb nichts mehr übrig.

Mahmoud sah Zainab und Sagal an. Sie beklagten sich nicht mehr, aber ihre Gesichter waren schmal und müde. »Gibt es denn gar nichts zu essen?«, fragte er. »Nicht einmal für sie?«

Seine Mutter antwortete nicht. Aber sie nahm das Geld – das wenige, das sie für die E-Mail an Geri in England hatten – und ging durch das Lager.

Als sie wiederkam, war das Geld weg, aber sie hatte ein kleines Bündel Holz und einen winzigen Sack Mehl dabei.

»Heute haben wir zu essen«, sagte sie munter. »Und morgen gibt es mehr zu essen. Und irgendwie finden wir schon einen Weg, uns das Geld für die E-Mail nach England zu verdienen.«

Schöne Khadija
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