Die Politik der verbrannten Erde
Nachdem die Wehrmacht bis zum Sommer 1942 an allen Fronten Sieg um Sieg errungen hat, bringt die Niederlage von Stalingrad im Januar 1943 die Wende. Im Verlauf des Jahres 1944 verschieben sich die Fronten. Diesmal nicht nach außen, sondern nach innen, in Richtung Heimat.
Auch an der finnischen Front hat sich die Lage zum Nachteil der Deutschen verändert. Zuvor hatte Finnland an der Seite der Wehrmacht gegen die Sowjetunion gekämpft. Für die Finnen war dies zunächst ein »Fortsetzungskrieg« des Winterkrieges von 1939/1940 gewesen, an dessen Ende sie wichtige Gebiete an die Sowjetunion hatten abtreten müssen.
Diese Gebiete sollen nun mit Hilfe der Deutschen zurückerobert werden. Allerdings macht das stetige russische Vorrücken den Finnen Angst vor einer sowjetischen Besetzung ihres Vaterlandes. So kündigt Feldmarschall Gustav Mannerheim im September 1944 die »Deutsch-Finnische-Waffenbrüderschaft«60 auf und fordert, alle deutschen Truppen aus dem finnischen Staatsgebiet innerhalb von zwei Wochen abzuziehen. Andernfalls würden diese Einheiten entwaffnet und Stalin übergeben werden.
Empört über den finnischen Verrat, gibt Hitler den Befehl, alle Brücken und Straßen zu sprengen und Geiseln zu nehmen. Auf ihrem Weg zurück hinterlässt die abziehende 20. Gebirgsarmee eine Spur der Zerstörung.
Nachdem norwegischer Boden erreicht ist und sich die deutschen Finnland-Kämpfer mit den deutschen Norwegen-Kämpfern vereinigt haben, wird der bisherige Befehlshaber, der Generaloberst Nikolaus von Falkenhorst, von Lothar Rendulic, dem Befehlshaber der 20. Gebirgsarmee, abgelöst. Rendulic befürchtet ebenso wie Reichskommissar Terboven das Nachrücken der Sowjets auf norwegisches Gebiet. Die Russen sollen deshalb zwischen dem Lyngenfjord und der Grenze zu Schweden aufgehalten werden. Alles, was nordöstlich davon liegt, wird aufgegeben. Den Preis zahlen die Menschen, die dort leben. Sie, ihre Tiere, ihr Besitz und ihre Häuser werden Opfer der »Operation Nordlicht«. Aus Berlin kommt für die beiden Provinzen Nord Troms und Finnmark folgender Befehl:
Alle Anlagen, die dem Gegner von Nutzen sein könnten, sind nachhaltig zu zerstören, insbesondere Straßen und Eisenbahnen, Hafenanlagen, Flugplätze und sonstige Anlagen der Luftwaffe, Industrieanlagen, Wehrmachtsunterkünfte und Lager. Sämtliche Schneezäune an den Durchgangsstraßen sind rechtzeitig zu verbrennen! Die gesamte wehrfähige Bevölkerung Norwegens ist, soweit es die Marschbewegungen zulassen, mitzuführen und dem Reichskommissar Norwegen zum Arbeitseinsatz zu übergeben.61