Marc Gore

The Chick And

The Wolfman

 

Der ´95er Dodge Ram Pick Up jagte über den Highway durch die Wüste. Hinaus aus der Kleinstadt Littlefield im Arizona Strip. Das Ziel des Paares, das sich im Wagen befand, war der Grand Canyon am Colorado River.

Am Steuer saß eine attraktive Blondine: Betsy Taylor. Gerade mal 24 Jahre alt und schon von einem harten Leben gezeichnet. Auf dem Beifahrersitz ihr Lover Clive Kent. Er trug einen rot-schwarz-gestreiften Pullover und einen alten Hut auf dem Kopf. Vor wenigen Sekunden hatte er sich seine Maske wieder vom Gesicht genommen. Eine Maske, die das verbrannte Gesicht der Filmfigur Freddy Krueger darstellte. Die Verkleidung war ihm sehr hilfreich gewesen bei dem Banküberfall vor einer halben Stunde ...

 

Kurz zuvor hatte das Paar in Littlefield seinen Coup gelandet.

Der Pick Up hielt direkt vor der Bank der Kleinstadt, die eigentlich nichts weiter war als eine kleine Siedlung nahe der Canyons. Clive verließ den Wagen, die Maske übers Gesicht gezogen.

Er stürmte die Bank. Verbal wollte er sich nicht äußern, damit keiner seine Stimme erkannte. Stattdessen hielt er ein Smartphone hoch mit einigen Wortfetzen aus irgendwelchen Gangsterfilmen: „Dies ist ein Überfall! Alle zu Boden und, Kassierer, Flossen hoch!“

Wie auf Kommando gingen alle Kunden im Haus zu Boden, lagen auf dem Bauch.

Der Bankräuber ging zum Schalter und ließ den erschrockenen Bankangestellten die Forderungen vom Display des Smartphone ablesen: „Bündel in Rucksack.“

Er reichte den Rucksack rüber. Zitternd stopfte der Beamte Dollarscheine hinein, bis er voll war.

Als alles erledigt war, rannte der Maskierte raus.

 

Vor der Bank stand der Dodge mit laufendem Motor. Als „Freddy“ Clive im Wagen saß, trat Betsy das Gaspedal durch und der Dodge Ram raste unter lautem Quietschen der Reifen davon.

 

Sie hatten die Stadt weit hinter sich gelassen. Vor ihnen zeigte sich die imposante Canyonlandschaft Arizonas. Es war nicht mehr weit bis zum vorläufigen Ziel der Flucht.

„Jeder denkt jetzt, Freddy Krueger hätte die Bank überfallen“, lachte Clive.

Er war froh, endlich die stickige Gummimaske los zu sein. Alles hatte wie am Schnürchen geklappt.

Sie mussten den Pick Up umtauschen gegen einen anderen Wagen, den sie hinter einem großen Fels weitab vom Highway abgestellt und verborgen hatten. So verbesserten sie ihre Chancen, unerkannt weiter zu kommen bis zur mexikanischen Grenze. Schließlich suchten die Cops jetzt erst mal nach einem Dodge Pick Up.

Auch Betsy war froh über den bisherigen guten Verlauf des Planes.

„Das Geld wird uns sicher helfen bei unserem Neuanfang“, sagte sie euphorisch.

„Das sind bestimmt 30 Riesen!“ schrie Clive begeistert auf.

Aufgeregt durchwühlte er den Rucksack mit den Geldbündeln.

„Das Geld wird uns dabei helfen, unser neues Leben in Südamerika zu beginnen“, sagte Betsy aufgeregt, „In der Einsamkeit, wo uns niemand so leicht findet, wenn es wieder über dich kommt in den Vollmondnächten.“

„Lass uns jetzt nicht darüber reden“, antwortete Clive und hielt den Kopf aus dem heruntergekurbelten Fenster. Er genoss den Fahrtwind.

Sie näherten sich dem Grand Canyon. Die berühmte Schlucht hatte sich im Laufe der Jahrmillionen vom Colorado River ins Gestein des Colorado-Plateaus gegraben und war über eine Meile tief. Jahr für Jahr war der Canyon weit und breit die Hauptattraktion für Touristen.

Betsy parkte den Dodge genau am Rand des Abgrunds. Clive stieg zuerst aus und verstaute Pullover, Hut und Maske im Wagen. Betsy lief schnell zum Felsen, der einige Meter entfernt stand. Nach wenigen Sekunden fuhr sie mit dem dunkelgrauen ‚87er Buick Regal Coupe heran. Der Zweitürer war reichlich verstaubt. Die Beifahrertür war vor einigen Jahren schon mal gewechselt worden. Ihre braune Farbe zeichnete sich deutlich vom Rest der Karosserie ab. Das Auto gehörte Clive.

Den Pick Up hatten die beiden vor einigen Tagen in einer größeren Stadt gestohlen.

„Ist alles drin in der Karre, was du beim Überfall benutzt hast?“ vergewisserte Betsy sich.

Clive war gerade dabei, sich ein graues T-Shirt über den freien Oberkörper zu streifen. „Yeah Babe“, sagte er nur knapp und freute sich, den dicken Pulli endlich los zu sein. Er hatte ihn in der heißen Nachmittagssonne ordentlich schwitzen lassen. Jetzt im Juli herrschten hier Temperaturen von rund 30°C.

„Alles klar, dann los“, antwortete Betsy.

Die Handbremse des Dodge war gelöst und beide Türen standen offen. Betsy drückte gegen die Fahrer- und Clive gegen die Beifahrerseite. Der schwere Wagen kam ins Rollen und bewegte sich auf den Abgrund zu. Im richtigen Moment stoppten Betsy und Clive und der Wagen schnellte vorwärts, fiel hinab in die Schlucht. Er krachte gegen Felsen, wurde hin und her geschleudert und ging noch mitten in der Luft krachend in Flammen auf. Nach einer gefühlten Ewigkeit zerschellte der brennende Pick Up am Boden des Canyons und explodierte endgültig.

Zufrieden wandte sich das Duo vom Abgrund ab und stieg in den Buick. Diesmal fuhr Clive. Sie lachten sich noch einmal zu, und mit einem Kavaliersstart gab Clive Vollgas. Zurück zum Highway und dann ab Richtung Mexiko.

 

Nach ein paar Stunden Fahrt meldete sich bei beiden allmählich die Müdigkeit. Sie entschlossen sich, für eine Nacht bei einem Motel einzukehren. Morgen konnten sie die Grenze gut erreichen, wenn sie nach Sonnenaufgang weiter fuhren. Es dämmerte bereits. Vor einiger Zeit hatte Betsy wieder die Position hinter dem Lenkrad angenommen. Clive chillte derweil etwas auf dem Beifahrersitz.

Gerade eben waren sie an der Kleinstadt Kaibab vorbei gekommen, zogen es aber vor, eine Absteige abgelegener draußen am Highway zu nehmen. Je weniger Menschen sie zu Gesicht bekamen, desto besser.

Ein Straßenschild kündigte eine Schlafgelegenheit in einigen Hundert Metern an. Endlich kam das Motel in Sichtweite.

Optisch erinnerte es ziemlich an das „Bates Motel“ aus den „Psycho“-Filmen. Mehrere kleine Zimmer lagen nebeneinander und es gab ein Haupthaus.

Die Zimmer schienen alle unbewohnt. Das lag sicher an dem verkommenen Zustand des Anwesens. Was für eine billige Absteige, aber weder Betsy noch Clive wollten für diese eine Nacht große Ansprüche stellen.

Als Betsy den Buick über die Hofeinfahrt steuerte, reckte Clive sich neben ihr und rieb sich die Augen.

 

Das Haupthaus war zwar offen, aber leer. Wo war der Besitzer?

Clive hielt die Stellung am Wagen, falls der Vermieter doch noch auftauchte. Betsy wollte sich auf dem Grundstück umsehen. Vielleicht hielt der Betreiber sich irgendwo bei den Zimmern auf. Sie ging über den Hof, der eingerahmt war von allerhand rustikalen Holzhäusern, in denen sich die Zimmer befanden. Alles wirkte alt, staubig, verkommen. Von weitem sah sie endlich jemanden.

Ein alter Mann in blauer Latzhose, Gummistiefeln, rötlichem Flanellhemd und Strohhut auf dem Kopf stand an einem Hühnerkäfig. Eine Pfeife steckte zwischen seinen wulstigen Lippen.

Als Betsy näher kam, blickte er hoch. Seine trüben Augen verbargen sich hinter dicken Brillengläsern. Ein struppiger grauer Vollbart bedeckte sein Gesicht. Er war gerade damit beschäftigt, seine Hühner zu füttern.

„He Mister“, sagte Betsy.

„Ma‘am?“ fragte er knapp und hob kurz seinen Hut an.

„Sind Sie der Motelbesitzer, Sir?“

„Motelbesitzer und Hühnerzüchter“, antwortete er knapp und blies Betsy ein paar Rauchkringel ins Gesicht. „Sorry Ma‘am...“ murmelte er und hustete kräftig.

Sie ging nicht weiter darauf ein. „Scheint ja nicht viel los zu sein hier“, sagte sie stattdessen.

Der Alte grinste verschmitzt. „Ja, laue Zeiten momentan... Wenn Sie ein Zimmer wollen, sind Sie seit Tagen eine meiner ersten Gäste hier.“

Ich und mein Verlobter“, ergänzte Betsy.

Zusammen gingen sie zum Haupthaus, und auch Clive war die Erleichterung darüber anzusehen, dass endlich ein Besitzer des Anwesens aufgetaucht war, bei dem sie ihre Nacht buchen konnten.

Betsy und er zogen sich sofort nach der Erledigung aller Formalitäten und dem Erhalt eines Zimmerschlüssels zurück.

 

Das Schlafzimmer war sogleich Wohnzimmer. Mehr als das Zimmer mit dem Ehebett, zu dessen Füßen ein alter Röhrenfernseher auf einer Kommode stand, sowie das Bad gab es nicht.

Die Sonne war gerade untergegangen. Clive vertrat sich draußen noch mal die Beine, während Betsy eine lange heiße Dusche nahm.

Sie war splitternackt, als sie das Schlafzimmer betrat. Pfiff ein wenig vor sich hin, als sie den Fernseher einschaltete. Sie trocknete sich mit einem Handtuch ab, während sie auf den Bildschirm blickte. Irgendein alter Western flimmerte dort vor sich hin, das Bild war von leichten Schlieren gezeichnet.

„Drecksbild“, dachte die Blondine bei sich.

Das Teil stammte noch aus den 70ern. Ein Poltern an der Tür ließ sie herum fahren. Erschrocken ließ sie das Handtuch fallen, als sie sah, was los war. Der Motelbesitzer stand im Türrahmen. Er hielt eine Schrotflinte bei sich. In seinem Vollbart klebte nun auch Bierschaum. Er hatte ordentlich was intus. Betsys lange blonde Haare klebten nass am Oberkörper. Die großen runden Brüste mit den spitzen Nippeln und das breite Becken mit der rasierten Lustgrotte lachten den alten Knacker förmlich an.

„Geile Titten, geile Pussy“, zischte der Alte pfeifend zwischen seine Zähne, „Holy Shit, so was Schönes hab ich seit Jahren nicht mehr gesehen.“ Seine eben noch so trüben Augen blitzten förmlich hinter den Brillengläsern.

Er kam näher. Betsy wich einen Schritt zurück. Was der Typ vorhatte, stand außer Frage.

„Ich würd‘ das sein lassen, Alter“, sagte Betsy mit fester Stimme, „Mein Freund kann jeden Moment hier rein kommen ...“

„Und was will er dagegen machen, Schätzchen?“ Der Lustmolch reckte die Schrotflinte hoch. Er kam noch näher. „Nun zier dich nicht so, du geiles Stück“, grinste er breit und Sabber rann über seine Lippen. „Ich war in Vietnam“, schnaufte er, während er näher kam und Betsy immer weiter zurück wich, bis sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß, „da hab ich so viele gelbe Mösen flach gelegt... Die haben sich auch so geziert wie du. Aber das ist so lange her, ich brauch‘ was Neues.“

„Clive!“ schrie Betsy.

Der Typ grinste nur weiter. Mit seiner Flinte fühlte er sich sicher. Sollte der Stecher des hübschen Blondchens ruhig kommen. Notfalls würde er ihm ordentlich Blei in den Körper jagen und alles irgendwie als missglückten Überfall seitens des Pärchens aussehen lassen. Arme unbescholtene Motelbetreiber fielen nicht selten gemeinen Gangstern zum Opfer ...

„Komm schon, sei ein wenig nett zum alten Onkel Ian ...“ stöhnte er und er stand Betsy schon so nah, dass sein Bartgestrüpp schon ihre Wangen kitzelte. Er drückte seine Lippen in ihr Gesicht und leckte über ihre Backen. Sie schüttelte den Kopf von einer Seite zur anderen.

Plötzlich ein Knurren hinter dem Rücken des Alten!

Er hielt inne. Legte seine Stirn in Falten. Er sah, wie Betsy wenige Zentimeter vor ihm plötzlich lang und breit lächelte. Ganz langsam drehte er sich um.

Im Zimmer stand plötzlich ein Wesen wie aus einem üblen Monsterfilm. Der ganze Körper war von dichtem dunkelbraunem Fell bedeckt. Der Kopf war dem eines Wolfes ähnlich, wirkte aber weitaus bedrohlicher als der eines normalen Vierbeiners. Die Hauer, die aus dem halb offenen Maul ragten, waren mindestens 15 bis 20 Zentimeter lang, wie blitzende Nägel. Die Augen leuchteten blutrot, mit kleinen punktartigen Pupillen. Zudem thronte der Kopf auf dem Rumpf eines aufrechten menschlichen Körpers. Spitz ragten die buschigen Ohren nach oben, und der Wolfsmensch hatte es mit etwas über zwei Metern Höhe nicht mehr weit bis zur Zimmerdecke.

Keine Frage, das war ein Werwolf! Der Motelbesitzer dachte schon, er würde halluzinieren. So was konnte es doch nicht geben!

Das Ungeheuer trug dasselbe graue T-Shirt und die ausgewaschene Jeanshose wie der Begleiter der kleinen nackten Schönheit.

„Verfluchte Scheiße noch mal!“ schrie der alte Mann und feuerte zwei Schüsse aus seiner Schrotflinte ab, die den Werwolf genau in den Brustkorb trafen.

Das Monster zuckte nur kurz mit dem Oberkörper zurück, kam aber unaufhaltsam näher. Das einzige, was zumindest ein wenig beschädigt war, war das T-Shirt. Doch was nutzte das schon

„Fuck ... Fuck ...“ stammelte der Alte kopfschüttelnd, dann griff das Tier zu.

Mit der rechten Pranke riss der Wolfsmann dem Gastgeber die Flinte aus der Hand. Betsy ging etwas in Deckung, setzte sich aufs Bett und sah zu, was das Biest mit dem aufdringlichen Kerl anstellte.

Der Werwolf rammte die Mündung der Flinte zwischen die Zähne des Alten und stieß den Lauf immer tiefer hinunter durch die Speiseröhre. Der Motelbesitzer gurgelte laut vor sich hin und zappelte. Zwischen seinen Lippen schoss Blut hervor. Nur noch der Griff des Gewehres ragte aus dem zur Zimmerdecke gerichteten Gesicht des Mannes heraus, der quer durch den Raum zappelte, als das Ungeheuer endlich losließ. Schon holte der Werwolf aus und schlug seine rechte Pranke durch den Brustkorb des Opfers wie durch weiche Butter. Aus dem Rücken des Alten ragte die Tatze heraus und hielt das dampfende, noch pochende Herz zwischen den Krallen. Als der Werwolf die Pranke zurück zog, fiel der Mann tot zu Boden.Mit einem Bissen vertilgte die Bestie das heraus gerissene Herz und wollte gerade noch etwas mit dem toten Körper zu seinen Füßen anstellen, da gellte Betsys Stimme durch den Raum.

„Halt! Stopp! Nicht weiter jetzt!“

Der Werwolf hielt inne. Mit seinen blutroten Raubtieraugen starrte er sie an. Betsy kam auf ihn zu und sprach beruhigend weiter.

„Es reicht jetzt, Darling. Beruhige dich. Ganz ruhig... Komm zu dir...“

Das Fell bildete sich innerhalb von Sekunden zurück. Clive stand vor Betsy und keuchte noch etwas.

„Ich sollte diesen Kadaver noch etwas zerbeißen...“ murmelte Clive wütend.

Betsy schüttelte den Kopf, hob ihr Handtuch auf und hing es sich um den betörenden Körper. „Wir haben jetzt keine Zeit mehr. Wir müssen weg. Lass uns eine andere Bleibe suchen ...“

„Lass doch...“

„Was meinst du, wenn gerade jetzt jemand weiteres einchecken will?“

„Dann habe ich heute besonders viel zu fressen“, grinste Clive und leckte sich über die Lippen.

„Du weißt, dass wir vorsichtig sein müssen. Wir müssen uns eine andere Bleibe suchen. Sei bitte vernünftig.“

Clive nickte kurz. „Du hast recht wie immer, Honey. Ich muss mir noch schnell das Blut runter duschen. Das schmutzige Shirt verbrennen wir draußen irgendwo.“

„Ja genau“, stimmte Betsy zu, „Ich muss mir auch eben was anziehen. Was für ein beschissener Abend.“

„Wart mal eben kurz ...“ sagte Clive und ging kurz vor die Tür.

„Verdammt, jetzt habe ich doch glatt wieder ein Paar Turnschuhe gekillt“, seufzte er und hielt ein Paar zerfetzte Sneakers hoch. „Ich vergesse immer wieder, dass meine Füße sich jedes Mal vergrößern.“ Er lächelte knapp. „Ein paar hab ich ja noch im Wagen.“

Auch Betsy konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Nur gut, dass mir von dir keine Gefahr droht“, sagte sie, kam näher und gab Clive einen Kuss auf die Lippen.

Das Sweetheart mit den heißen Kurven wusste, wovon es sprach. Nur sie konnte ihren Geliebten unter Kontrolle halten, wenn er von seinem unheilvollen Fluch heimgesucht wurde. Für jeden Anderen wäre die Konfrontation mit Clive Kent während dieser Periode tödlich.

 

Vor einigen Monaten wurde Clive von einem Wolf gebissen und seitdem hatte sein Leben sich verändert. In jeder Vollmondnacht ging er als Werwolf um, und er kannte nichts und niemanden mehr außer seiner Betsy. Sonst überfiel und zerfleischte er jedes Tier und jeden Menschen, der ihm über den Weg lief. Gegen dieses Schicksal konnte er nichts ausrichten. Doch inzwischen konnte er zumindest abseits der Vollmondnächte seinen Fluch lenken und zu seinem Vorteil nutzen. Sich auf Kommando verwandeln und bei diesen freiwilligen Metamorphosen sogar sein herkömmliches Bewusstsein behalten. Weiterhin zwischen Freund und Feind unterscheiden. Ein großer Unterschied zu den Heimsuchungen unter dem vollen Mond. Mit dem Werwolffluch musste er den Rest seines Lebens verbringen, aber in gewissen Situationen erwies dieser sich doch als vorteilhaft.

 

Betsy und er fanden tatsächlich nach einer halben Stunde Fahrt ein anderes Motel. Dort verbrachten sie die restliche Nacht ganz ereignislos.

 

Vormittag des nächsten Tages.

Hank Dooley, der Sheriff von Kaibab, stand in dem verwüsteten Motelzimmer und blickte sich verwirrt um. Vor einer guten halben Stunde hatte ihn ein vollkommen aufgelöster, panischer Typ in seinem Büro aufgesucht und gemeldet, in diesem Motel läge eine übel zugerichtete Leiche, wahrscheinlich die des Motelbetreibers. Der Augenzeuge wollte hier nach langer Autofahrt einchecken und weil niemand an der Rezeption erreichbar war, hatte er sich auf dem Hof ein wenig die Füße vertreten und die offen stehende Tür des Zimmers bemerkt. Als er näher kam, hatte er im Zimmer den Toten mit dem Gewehr im Hals entdeckt.

Dooley stand nun in besagtem Zimmer und bei dem Toten handelte es sich um den ihm recht bekannten Motelbesitzer Ian Trent.

Dooley war 58 Jahre alt und nicht unbedingt der Gesündeste. Seine Wampe hing über dem Gürtel und er schnaufte ziemlich, wenn er mehrere Schritte tun musste.

Sein Deputy Seth Canaro war gerade mal halb so alt wie er. Er stand hinter ihm und besah sich ebenfalls ratlos die Szenerie. Der Augenzeuge war draußen beim Dienstwagen geblieben.

„Tja Sheriff, das war‘s dann wohl mit Trent“, murmelte Canaro und zündete sich eine Zigarette an, „Da muss ja ein Irrer mit Riesenkräften am Werk gewesen sein. Wer schafft es schon, jemandem den kompletten Lauf eines Gewehres in den Rachen zu stopfen?“

Hank Dooley kannte das Opfer schon ein paar Jahre länger als sein Assistent. Er nuschelte etwas beim Reden, denn zwischen seinen Zähnen bewegte er seinen geliebten Kautabak. „Ian Trent war der verfluchteste Hurensohn unter der Sonne. Man hat ihm nachgesagt, er habe seine Zeit in Vietnam nur zum Plündern von Dörfern und Vögeln wehrloser Frauen genutzt. Und glaub mir, Junge, das sind keine Gerüchte.“ Er drehte sich zu Seth Canaro um. „Er hat schon oft bei mir im Büro gesessen, weil er Frauen belästigt hat. Bisher waren das bei ihm nur Geldbußen. Vielleicht wollte er sich ja jetzt an einen weiblichen Gast heran machen, und das hat ihm dann jemand endgültig ausgetrieben.“ Er wandte sich wieder der Leiche zu, die zu seinen Füßen lag. „Blödes Arschloch“, murmelte er und spuckte seinen Kautabak neben den toten Körper.

 

Betsy und Clive waren wieder unterwegs. Diesmal er am Steuer, sie auf dem Beifahrersitz.

„In ein paar Stunden können wir an der Grenze sein“, sagte Clive.

Am Rande des Highways tauchte ein Schild auf, das auf einen Truck Stop hinwies.

„Ich glaube, da können wir uns erst mal stärken“, warf Betsy ein, „Ich bin noch ziemlich down von der letzten Nacht.“

„Allright, Honey“, antwortete Clive knapp, denn ihm ging es ebenso.

Statt der Wüste, die sie am Tage zuvor noch umgeben hatte, wurde die Gegend immer bewaldeter.

Das Bankräuberduo befand sich jetzt im Gebiet des Kaibab National Forest.

Nach ein paar Hundert Metern erreichten sie den Truck Stop. Ein altes Gemäuer, über dessen Eingang in metallenen Buchstaben der Name „Iron Horse“ in der Sonne leuchtete.

Um diese Zeit schien nicht viel los zu sein. Zwei Trucks standen vor dem Laden; daneben ein paar Motorräder.

 

Clive und Betsy betraten den Laden. Der Wirt hinter der Theke, ein Hispano mittleren Alters mit schwarzem Schnauzbart, beäugte misstrauisch die fünf Kerle, die an einem der runden Tische saßen und ihre Beine mit den schweren Boots nach allen Seiten ausstreckten. Eine Bande Motorradrocker, die die Gegend unsicher machte. Ungefähr zwischen 35 und 50 Jahre alt. Drei von ihnen hatten wallende Haarmähnen, einer nur Stoppeln auf dem Kopf und der Fünfte im Bunde war kahl wie ein Ei, hatte dafür aber einen hellbraunen Rauschebart, der bis über den ganzen Oberkörper hinunter reichte. Ein besonders dicker Kerl unter ihnen, dessen Nabelgegend blank unter dem etwas zu hoch sitzenden T-Shirt raus lugte, hatte ein Stirnband um seine dunkelbraune Haarmähne gebunden, das mit ein paar Totenschädelbildern und der Aufschrift „Boss“ versehen war. Das offensichtlich nicht ohne Grund, denn er gab in der Bande den Ton an.

In der hinteren Ecke des Raumes befand sich ein Billardtisch, an dem zwei Typen beschäftigt waren. Das mussten die Trucker sein, denen die beiden Laster draußen gehörten.

Ansonsten war wie erwartet nichts los in der Bude. Aus den Boxen dröhnte knackiger Hard Rock-Sound aus einem angeschlossenen Laptop, momentan „Signs Of Danger“ von Pink Cream 69.

Das Bankräuberpärchen setzte sich an den Tresen und orderte sofort ein paar Burger und Coke. Clive bestellte noch eine „Red Bull“-Dose für sich zusätzlich, um sich richtig munter zu machen.

Den Bikern entging die scharfe Blonde nicht, die sich mit ihrem Lover auf die Barhocker gesetzt hatte. Die nackten Füße, die in den roten Stöckelschuhen steckten. Die offene dicke Mähne. Das geblümte Sommerkleid ohne Ärmel, unter dem sich die enorme Oberweite abzeichnete.

Ihr Händchenhalter mochte mit dem Dreitagebart und seinem eher nachlässigem Look, der aus einem schlichten weißen Hemd und ausgefranster Blue Jeans bestand, gar nicht so recht zu ihr passen, tätschelte aber sanft ihr Becken und turtelte mit ihr. Ein Umstand, der die Rocker geradezu provozierte.

„Seht euch den Flachwichser an, Homies“, sagte der Bikerboss zu seinen Begleitern, „Hat so einer dieses geile Fahrgestell verdient?“

„Natürlich nicht, Boss“, antwortete der Kahlgeschorene.

„Die wäre eher was für uns. Richtige Kerle...“ fügte ein anderer hinzu.

Der Boss sprach weiter: „Ich glaube, das müssen wir mal in die Hand nehmen.“ Er stand auf. „Ich glaube, wir werden heute noch viel Spaß haben.“

Schon kamen die fünf grimmig drein blickenden Männer hinüber zum Tresen, auf Betsy und Clive zu.

 

Die Rocker bauten sich vor dem auf den Barhockern sitzenden Pärchen auf.

„He du, Kleine“, sprach der Anführer der Gang und legte Betsy auch schon eine Hand auf den Schenkel, „hättest nicht Lust auf ‚nen heißen Ritt mit meiner Bande und mir?“ Er verzog sein Gesicht zu einem dreckigen Grinsen, seine Mitläufer hinter ihm fraßen die Blondine ebenfalls schon mit den Augen auf.

Die Angesprochene legte ihre Stirn in Falten und drückte die schwere Hand weg. „Kein Bedarf, Dicker“, antwortete sie irritiert.

Der ihr gegenüber sitzende Clive starrte die Biker ebenso erbost an.

Der Boss der Truppe ging erst mal nicht weiter auf Betsys Ablehnung ein, sondern richtete sein Augenmerk auf ihren Stecher.

„Was glotzt du so dämlich, Motherfucker?“ schrie er Clive ins Gesicht. „Dein Spielzeug gehört jetzt uns, hast du verstanden?“

„Was will so eine vom Pferd ausgekotzte Schwuchtel auch mit so ‚ner geilen Schlampe?“ mischte der kahl geschorene Rauschebart hinter seinem Rücken sich ein. „Ist doch die reinste Verschwendung.“

Clive holte noch einmal tief Luft. „Es ist besser, ihr setzt eure verlausten Fettärsche in Bewegung. Zur Tür raus“, sagte er dem Rockerboss ganz ruhig und eindringlich ins Gesicht, „Sonst kann es sein, dass ihr eure Eier in Rucksäcken nach Hause tragt.“

Der eben noch finstere Ausdruck im aufgedunsenen Gesicht des Bikerbosses machte einem höhnischen Lachen Platz. „Hört euch den Hurensohn an, Jungs. Riskiert die dicke Lippe...“

Die anderen Biker lachten mit.

„Wir wollen keinen Ärger mit euch, comprende, Muchachos?“ fragte Clive noch mal ruhig gegen das Gelächter an. „Aber ihr solltet uns besser gehen lassen.“

Von einer Sekunde auf die andere verstummte das Gelächter des Rockers, und seine Spießgesellen taten es ihm gleich.

„Keinen Ärger, Arschloch?“ fragte der Boss und packte jetzt Betsy, riss sie vom Barhocker runter. „Sieh genau zu, was ich jetzt mit deiner Bitch mache...“

Er hielt die Frau mit beiden Armen eisern umklammert und drückte seine Lippen auf ihre. Sie versuchte sich zu wehren.

Seine Kumpel gingen derweil auf Clive los und nagelten ihn förmlich auf dem Tresen fest. Der Typ mit den Stoppelhaaren auf dem Kopf schlug Clive die griffbereit stehende Colaflasche auf den Schädel.

Während des Gerangels begann der Song „Screaming For Vengeance“ von Judas Priest.

Als der getroffene Clive ächzend zusammen sackte, bemerkte der Schläger kopfschüttelnd: „Der Schwächling geht von so ’nem kleinen Schlag schon auf die Knie.“

Der Anführer der Gang winkte seine Begleiter herbei. „Wir sollten uns verpissen, Leute. Machen wir unsere eigene kleine Party“, Er lud sich die strampelnde und schreiende Betsy einfach auf die breite Schulter wie einen Kartoffelsack. „Das geile Luder wird uns Gesellschaft leisten.“

Jubelrufe seitens der anderen Vier. Sie rieben sich die Hände und liefen ihrem Boss mit der süßen Beute im Gepäck nach.

Der Barkeeper kam gerade hinter der Theke hervor und sah nach dem benommenen Clive, aus dessen getroffener Stirn ein wenig Blut sickerte.

 

Die Rocker schnappten sich ihre Harleys, die vor der Spelunke standen.

Der Boss platzierte Betsy hinter sich auf seiner Maschine. „Hör auf zu wimmern, Kleine“, rief er ihr zu, „Du entkommst sowieso nicht.“

Schon fuhr er los. Betsy wusste, sie musste sich an ihn klammern, wenn sie nicht herunter gewirbelt und verletzt werden wollte.

Auch die anderen Lederkerle starteten ihre röhrenden Feuerstühle und sausten ihrem Anführer nach.

 

Der Wirt klatschte hektisch auf Clives beide Wangen, um ihn wieder zur Besinnung zu bringen.

„Senor, Senor“, sagte er hastig, „Geht es Ihnen wieder besser, Muchacho? Senor ...“

Clive schüttelte den Kopf und verscheuchte damit die Blitze, die noch vor seinen Augen tanzten. Ruckartig schoss er in die Höhe, beachtete den Wirt und die beiden Billardspieler, die ihm nachguckten, nicht weiter und stürmte hinaus.

 

Als er vor dem „Iron Horse“ stand, sah er nur noch die lauten Bikes am Horizont verschwinden.

„Verdammte Scheiße!“ brüllte er.

Er lief zum geparkten Buick, startete den Motor und raste hinterher. Endlich kamen die Maschinen am Horizont wieder in Sichtweite. Er folgte ihnen, den Abstand sicher haltend.

Nach rund zehn Minuten Fahrt bogen die Kerle in einen Wald ab.

Am Rande des Waldes stellte Clive seinen Wagen ab und nahm die Verfolgung auf.

 

Sie fuhren weit in den Wald hinein. Nach Minuten, die Betsy wie eine Ewigkeit vorkamen, hielten die Rocker an. Sie waren an einer Lichtung angekommen.

Der Boss stieg von seiner Maschine und hob Betsy herunter.

Lachend versammelten sich die anderen Biker um die schöne Blonde, die sich wütend vom Boss losriss.

„Was bildest du dir ein, du Neandertaler?“ keifte sie und gab dem voluminösen Typen eine schallende Ohrfeige.

Das Grinsen in seinem Gesicht machte einem grimmigen Ausdruck Platz. Er holte aus und schlug Betsy die rechte Faust ins Gesicht. Ihre Lippen platzten auf und sie fiel stöhnend ins Gras.

„Das sagt keine verdammte Schlampe zu mir, hast du verstanden?“ Seiner Frage schickte der erzürnte Gangführer einen Tritt mit seinem kiloschweren Dockers Bikerboot hinterher. Die an der Stirn getroffene Betsy wurde auf den Rücken geschleudert und sah erst mal Sterne.

Zufrieden steckte der Kerl sich einen langen Joint in den Mund und zündete ihn mit einem Streichholz an. Er nahm ein paar tiefe Züge, und seine Miene erhellte sich allmählich wieder.

Der Rocker mit den Stoppelhaaren auf dem Kopf saß etwas abseits und hatte sich den rechten Arm abgebunden. Die Bandage zog er mit den Zähnen zu, denn mit der freien linken Hand setzte er am Unterarm an und bohrte die Heroinspritze hinein. Nach einigen Sekunden sank er mit weit aufgerissenen Augen und breitem Lächeln zurück ins Gras.

„Darf ich mal ran, Boss?“ fragte einer der anderen langhaarigen Biker seinen Führer.

Ein gleichgültiges Nicken war die Antwort. Der Typ rieb sich die Hände und kam auf die inzwischen im Schneidersitz dakauernde Betsy zu. Sie ließ den Kopf hängen und ihre langen Haare hingen strähnig herab.

„He Kleine“, sprach der Kerl von oben auf sie herab.

Keine Reaktion. Sie ließ den Kopf gesenkt.

„Verdammt noch mal, ich rede mit dir, du Fotze!“ schrie der Rocker jetzt.

Als immer noch keine Reaktion kam, beugte er sich zu ihr herunter, packte sie an der Mähne und riss ihren Kopf hoch. „Ich hasse es, wenn man mir nicht antwortet, du miese Hure...“ schrie er ihr ins Gesicht.

„Ent... Entschuldigung ... bitte ...“ stammelte sie.

Ihre Haarwurzeln schmerzten höllisch. Der Typ ließ los und warf dabei ihren Kopf nach hinten.

„Leck mich mal am Arsch“, befahl er, während er den chromblitzenden Gurt an seiner Lederhose lockerte.

„Wie bitte?“ Betsy glaubte, nicht richtig verstanden zu haben.

„Du sollst mich am Arsch lecken“, antwortete der Biker, während er die Hose runter zog.

Die anderen Kerle standen daneben und warteten ab, was passierte.

Betsy musste mit der Zunge über die Arschritze des Typen fahren. Sie würgte und musste einen Brechreiz unterdrücken. Das Lachen der Männer drang wie eine böse Melodie in ihre Ohren. Plötzlich gab es ein blubberndes Geräusch. Heiße stinkende Luft entwich aus dem Arschloch vor ihrem Gesicht. Betsy schrie und fiel zurück, der Länge nach auf den Rücken.

„Seht euch die kleine Nutte an, jetzt reißt sie ihr Maul bestimmt nicht mehr so weit auf, Kameraden“, rief der Kerl seinen Buddies triumphierend zu und zog sich die Hose wieder hoch.

Ein weiterer löste sich aus der Mitte der verdorbenen Kerle und kam zu Betsy rüber. Es war der glatzköpfige Rauschebart. Er war eher von hagerer Gestalt, was ihn von seinen wesentlich dickeren Kollegen abhob. Spindeldürr ragten seine Arme mit den kryptischen Tattoos aus der schwarzen Lederweste mit dem Totenkopf auf dem Rücken heraus.

Betsys Augen füllten sich mit Tränen. Die Angst vor dem, was ihr bevorstand, raubte ihr fast den Verstand.

„Ich bin ein böser Junge...“ sagte der Glatzkopf.

Betsy fiel auf, dass er beim Sprechen seltsam zitterte. Seine Stimme klang beinahe klagend.

„Böser Junge“, wiederholte er, „Und ich muss bestraft werden. Bitte ... tu es ...“

Er ging vor Betsy auf die Knie. „Tu es ... Los ...“

„Wie... Wie meinst du das? Was soll ich tun?“

„Eine goldene Dusche. Natursekt... Ich brauche das. Es tut so gut.“

Betsy fehlten glatt die Worte. Das konnte doch wohl nicht wahr sein!

„Seht nur, unser Masochist mal wieder“, grölte der Rockerboss, und seine Begleiter klatschten sich in die Hände.

„Widerliches Scheusal“, keuchte Betsy und sah, wie der Biker sich vor ihr auf den Rücken legte und von ihren Worten antörnen ließ.

„Stell dich über mich“, sagte der Typ, „Lass es regnen...“

Betsy stellte sich notgedrungen leicht gehockt über den Kerl, zog den Slip runter und hob ihr Kleid etwas an. Ihre Muschi war knapp über seinem Gesicht. Der Rocker hatte die Augen geschlossen und ein erwartungsvolles Lächeln umspielte seine Lippen. Er sehnte sich nach dem, was nun kam. Ein heißer gelber Strahl rann aus Betsys Pussy und tränkte Gesicht und Oberkörper des Mannes.

Betsy wich entsetzt zurück und zog sich den Slip wieder hoch. Endlich raus aus dieser erniedrigenden Haltung!

„Den Schlüpfer kannst du gleich unten behalten!“ rief der Anführer der Bikergang.

Die verängstigte Frau zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen.

„Schluss jetzt mit den Spielchen, Jungs“, sprach der Anführer weiter und stachelte seine Begleiter an, „Wir ziehen jetzt den heißesten Gang Bang aller Zeiten durch!“

In dem Moment wurde Betsy auch schon vom dem Rocker, der sie angefurzt hatte, von hinten gepackt und zu Boden gerissen. Der am Boden liegende, der die goldene Dusche genossen hatte, erhob sich langsam wieder. Betsy schrie aus Leibeskräften und versuchte vergeblich, den Typen abzuwerfen. Dieser lachte nur und leckte mit der Zunge über ihr Gesicht.

„Erst bin ich dran!“ befahl der Rockerboss schroff und versetzte seinem Untergebenen, der sich über die strampelnde Frau beugte, einen Tritt mit dem Stiefel.

Ächzend fiel der Getretene zur Seite und schon warf der 250-Pfund-Koloss sich über Betsy, riss ihr gierig das Kleid auf und wühlte BH und Slip zur Seite.

Er drückte ihr mit beiden Händen die Luft ab. „Das wird eine lange Nacht, Babe“, „versprach“ er ihr und kam mit seiner langen Zunge ganz nah an ihr Gesicht, um sie in ihren Hals zu stecken.

 

Clive eilte durch den Wald. Er hoffte, seine Geliebte noch rechtzeitig retten zu können, bevor ihr etwas zustieß. Betsy!

 

Die Rocker lachten und feuerten ihren Boss an, der mit heruntergelassener Hose über dem Opfer lag und dessen Schenkel auseinanderdrückte. Die Meute umringte die beiden, die den für Betsy aussichtslosen Kampf am Boden fochten. Unaufhaltsam presste der Typ seine Latte zwischen die Schamlippen des Opfers.

„Schrei nur, das macht mich voll an“, stöhnte der Boss und rammte sein Gemächt immer weiter hinein.

Es dauerte nur wenige Minuten, dann entleerte er sich in Betsys Unterleib. Als er sich erhob und die Hose wieder zumachte, lag Betsy am Boden und ließ ihren verzweifelten Tränen freien Lauf.

Jetzt war der nächste an der Reihe. Der Typ mit den Stoppelhaaren. Er entblößte rasch seinen Oberkörper und öffnete seine pechschwarze Jeanshose.

Einige seiner Kumpane öffneten Bierdosen und sahen zu, wie er auf die schluchzende Betsy zu ging. Sie lag auf dem Bauch, hatte ihr Gesicht in den Händen vergraben. Ihr schönes Sommerkleid hing wie ein elender Fetzen an ihrem Körper.

Der Bikerboss drückte auf seinem Smartphone ein paar Knöpfe und der Song „Blow Your Speakers“ von Manowar wurde gestartet.

„He Süße, heul doch nicht so“, flüsterte der Stoppelkopf zu der zu seinen Füßen liegenden Betsy. Beinahe sanft klang seine Stimme. Mit den Händen drehte er die Frau auf den Rücken. Jetzt blickte sie ihm direkt in die Augen. Er kraulte über ihre linke Wange, und sie ließ es widerstandslos geschehen.

„Weißt du, ich bin ein ganz netter Typ. Wirklich“, lächelte er ihr zu, „Nicht so grob wie die anderen. Ich werde sehr zärtlich zu dir sein, meine schöne Fee.“

„Hört ihn euch an, den Poeten“, lachte einer der Langharigen und prostete seinen Kameraden mit der Dose zu.

Der Stoppelkopf ging nicht weiter auf die Bemerkung ein. „Komm jetzt, meine Schöne. Ein paar Minuten nur. Du wirst sehen, es wird wunderschön ...“

Als sein Gesicht näher kam, bemerkte die Betsy, wie breit seine Pupillen waren. Wenn der in diesem Zustand überhaupt noch zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden wusste... Die vielen Einstiche in seinen beiden Armen sprachen Bände. Ein paar Tattoos zierten die Arme, aber trotzdem waren die teilweise eitrigen Löcher deutlich zu sehen.

Er fühlte sich wie im siebten Himmel und stoned wie er war, bildete er sich ein, Betsy sei eine romantische Eroberung von ihm und kein Opfer einer Vergewaltigung, das um sein Leben zitterte.

Freundlich lächelnd legte er sich auf sie, und ihre wimmernden Rufe „Bitte nein ... Bitte ... Nicht ...“ nahm er gar nicht wahr, als er in sie eindrang.

 

Clive war nun in Sichtweite und beobachtete das Geschehen durch ein Gebüsch hindurch. Jetzt musste er handeln!

Er wusste, seine Füße würden gleich auf die dreifache Größe heran wachsen, daher zog er seine Schuhe aus. Die Knöpfe seines Hemdes öffnete er und den Gürtel seiner Jeans lockerte er vorsorglich, damit die Kleidung keinen Schaden nahm, wenn sein Körper an Umfang zulegte. Dann konnte die Metamorphose beginnen...

Er fiel auf den Rücken und konzentrierte sich.

Seine Arme wuchsen in die Länge und die Füße vergrößerten sich. Die Nägel aus Fingern und Zehen ragten wie Dolche heraus. Über Clives Körper wucherte ein dichter dunkelbrauner Pelz. Seine Schnauze trat hervor und die Ohren wurden spitz. Das Weiße in seinen Augen färbte sich blutrot und die Pupillen waren nur noch schwarze Punkte. Aus seinen Zähnen wurden gefährliche Reißzähne. Aus seiner Kehle drang dumpfes Röcheln, das immer mehr zu einem wütenden Brüllen wurde. Laut und dröhnend wie von einem Löwen.

 

Das ohrenbetäubende Raubtiergebrüll ließ die Freudenscheie der Rockerbande verstummen. Der Boss schaltete verdutzt die Musik aus seinem Smartphone aus und horchte in den Wald hinein.

Die Gangmitglieder schauten sich gegenseitig stirnrunzelnd an und der Kerl, der mit Betsy beschäftigt war, schaute hoch. Er unterbrach seine Stoßbewegungen in ihren Unterleib.

Plötzlich raste von weitem ein unheimliches Tier auf die Biker zu.

Der Werwolf stieß sich mit seinen gewaltigen Hinterläufen vom Boden ab und schoss pfeilschnell vorwärts. Seine verlängerten Arme ermöglichten ihm ein Laufen auf allen Vieren.

Der Rocker, der auf Betsy lag, stand eher neugierig als erschrocken auf und seine Kumpel wichen von ihm zurück. Der Wolfsmensch sprintete genau auf ihn zu, und schon grub sich die rechte Pranke in den Brustkorb des zusammen zuckenden Vergewaltigers. „Clive“ führte seine Krallen abwärts und schlitzte den Bauch von der Brust bis zum Bachnabel hin auf. Gedärme rutschten aus dem tiefen Loch heraus, der Typ ging in die Knie.

Betsy rollte zur Seite, bevor der Getötete über sie fiel.

„Clive!“ rief sie glücklich, denn sie wusste, jetzt war ihre Rettung gekommen.

Der Rocker, der „Clive“ am nächsten stand, rammte sein Butterflymesser in den Rücken des Tieres. Immer und immer wieder, wütende Schreie ausstoßend. Die Klinge prallte auf der dicken Haut des Ungeheuers wirkungslos ab.

Der Werwolf drehte sich zu dem Messerstecher und schlug erneut mit der rechten Pranke zu. Wie lange Stahlnägel wurden die Krallen durch das Gesicht des Bikers gezogen und rissen die Haut in Fetzen. Der Mann schrie und schluchzte. Augen und Nase fehlten ihm. Ein tiefes rot schimmerndes Loch klaffte von der Stirn bis zum Gebiss. Der Schädel sah aus wie eine eingetretene Melone.

Alles passierte nur in Bruchteilen von Sekunden.

Schon packte „Clive“ sein Opfer am Kragen der Lederjacke und warf es lässig wie eine Puppe zur Seite. Ein paar Meter weiter landete der sterbende Kerl zwischen seinen entsetzten Mitstreitern.

Betsy war inzwischen aufgestanden und ging etwas zur Seite.

„Clive“ griff nach dem nächsten Rocker. Er erwischte den Typen, der Betsy seinen nackten Arsch ins Gesicht gehalten hatte. Der Wolfsmann schlang beide Arme um sein Opfer. Der Bauch des Bikers drückte gegen den pelzigen Körper des Monsters, das ihn um mehr als eine Kopfgröße überragte.

„Clive“ presste seine beiden Pranken gegen das Kreuz des Mannes und drückte gnadenlos zu wie ein gigantischer Schraubstock. Es krachte wie berstende Holzlatten, als die Wirbelsäule des schreienden Mannes brach. Der Werwolf ließ kurz los und der Kerl taumelte mit seinem gebrochen Rückgrat einige Zentimeter zurück. Der Oberkörper des Verletzten neigte sich nach hinten, weil die Wirbelsäule nichts mehr halten konnte.

„Clive“ setzte mit beiden Pranken synchron zu einem gewaltigen Hieb an. Die eine Klaue kam von rechts, die andere von links, und beide zersäbelten den Bauch des Schwerverletzten.

Der Oberkörper wurde oberhalb der Taille abgerissen und flog nach hinten über. Der Unterleib stand noch ein paar Sekunden aufrecht. Die aufrecht durchgestreckten Beine gaben merkwürdigerweise noch nicht nach. Eine aufrecht stehende schwarze Lederhose mit Schnüren an den Seiten, wie eine unvollendete Skulptur. Über der Nabelgegend war der Rest des Körpers fein abgetrennt worden und ein Teil der gebrochenen Wirbelsäule ragte oben heraus.

Blut schwappte über die Ränder des verstümmelten Unterleibes wie aus einer überlaufenden Wanne, dann knickten die zwei Beine endlich ein.

Der Anführer der Bikergang sprang auf seine Harley und startete den knatternden Motor. Er raste auf „Clive“ zu.

„Yeah!“ schrie der Rockerboss beim Herannahen, „Du bekloppter Riesenmonchichi, dir zieh‘ ich das Fell über die Ohren!“

Kurz bevor er den Wolfsmann erreichte, zückte er eine meterlange Stahlkette und ließ sie aus dem Handgelenk heraus kreisen. Die andere Hand hielt er am Lenker des Motorrades. Er umkreiste mit seiner Maschine den Lykanthropen, der sich immer wieder in seine Richtung drehte und Brülllaute ausstieß. Der Biker schlug mit der Kette immer wieder auf „Clive“ ein, bis dieser schließlich mit beiden Pranken das Schlaginstrument zu fassen bekam.

Der Rocker schrie heiser auf, als er vom Sitz seines Ofens gefegt wurde. Die Harley raste führerlos geradeaus weiter, überschlug sich dann jedoch und flog scheppernd durch die Luft, bis sie nach knapp 30 Metern liegen blieb.

Ihrem Besitzer erging es nicht viel besser: Er hielt mit beiden Händen krampfhaft seine Kette fest und segelte kreischend durch die Luft. Der Werwolf vollführte wie ein Hammerwerfer erst eine Drehung um die eigene Achse, bevor er die Kette losließ. Der Rocker am anderen Ende flog seinem Motorrad hinterher. Eine wahre Zentrifugalkraft schleuderte ihn durch die Luft, er drehte sich beim Fliegen noch über Kopf, dann wurde sein Tiefflug nach zehn Metern abrupt beendet, indem er rücklings gegen einen massiven Baum klatschte. Aus dem zerplatzenden Leib schossen die Innereien nach allen Seiten. Die rote Farbe ergoss sich ringsherum wie aus einer implodierten Ketchupflasche. Die Kette hielten seine Finger noch weiterhin fest umklammert, als er Blut spuckend sein Leben ausröchelte.

Blieb noch der Kerl mit dem Rauschebart übrig, der von Betsy die goldene Dusche abbekommen hatte.

Wie eine Salzsäule hatte er die ganze Zeit da gestanden und verwirrt alles beobachtet. Jetzt glotzte der Werwolf ihn an. Keine 15 Meter lagen zwischen Raubtier und Beute. Das Wolfsgeheul drang wie eine Todesmelodie an die Ohren des Bikers und ging in ein ohrenbetäubendes Brüllen über.

Jetzt wurde es dem Typen zu viel. Weg! Nur weg!

Er streckte „Clive“, der sein Maul öffnete und die Reißzähne fletschte, den Mittelfinger entgegen und kreischte ihm mit sich überschlagender Stimme entgegen: „Fick dich, Chewbacca!“

Er bestieg seine Harley, während er noch „Du kriegst mich nicht!“ rief, und sauste davon. Weg von der Lichtung in den Wald hinein.

„Ihm nach, Liebster!“ rief Betsy „Clive“ zu.

Die Aufforderung hätte sie sich auch sparen können, denn das geifernde Biest warf sich schon auf alle Viere und sprintete hinter dem Fliehenden her.

 

Der Biker raste durch den Wald, tief hängende Zweige schlugen in sein Gesicht und rissen Striemen in seine Gesichtshaut. Er verbiss sich die Schmerzen. Aber er musste vorsichtig sein, als er über die Spazierwege des Waldes bretterte. Jetzt wurde der Wald dichter und er musste runter vom Gas. Der Waldboden war zu uneben, um sicher weiter zu heizen.

Gebrüll von hinten ließ ihn zusammen zucken. Er warf einen Blick über seine Schulter und sah entsetzt, wie das haarige Biest auf ihn zu hetzte. Sich mit den Hinterläufen vom Boden abstieß und so seinen Körper immer weiter vor warf wie ein Leopard. Doch „Clive“ war schneller als der gefleckte Savannenjäger.

Fluchend drehte der Rocker wieder am Gas und beschleunigte.

Der Fliehende spürte auf einmal zusätzliches Gewicht auf dem Hinterteil des Motorrades. Als er sich kurz umdrehte, traute er seinen Augen kaum und stieß einen gellenden Schrei aus.

„Verfluchte Scheiße, nein!!“

Hinter ihm saß die geifernde Bestie auf der Harley und funkelte ihn mordlüstern an. Das Motorrad schlingerte bereits jetzt etwas, denn die Bodenhaftung ließ zu wünschen übrig.

„Clive“ verlor keine unnötige Zeit mehr und entblößte sein Gebiss. Der Rocker musste sich auf die Lenkung seiner Maschine konzentrieren und konnte nur hoffen, dass das Tier hinter ihm die Haltung verlor und vom Bike flog. Den Gefallen tat der Werwolf ihm nicht, sondern bohrte seine Zähne in seinen Nacken. Der Typ wollte schreien, doch nur ein Gurgeln drang aus seinem Hals. Die Raubtierzähne zertrümmerten die Halswirbel.

Mit einem kräftigen Ruck riss „Clive“ den Kopf des Getöteten vom Hals und warf ihn zur Seite vom Motorrad runter. Dann rollte das Biest sich selber vom Bock ab und landete in den Büschen. Der enthauptete Biker saß weiter auf dem Feuerstuhl. Die Kontraktion an seinen Handgelenken drehte die Geschwindigkeit am Lenker immer höher. Wie der kopflose Reiter schoss das Gefährt mit rund 60 Meilen weiter und krachte gegen einen meterhohen Felsen. Der Torso des toten Motorradfahrers wirbelte durch die Luft und die Harley explodierte in einem lodernden Feuerball.

 

Betsy saß auf einem Baumstumpf. Slip und BH hatte sie sich wieder über gestreift. Ihr Kleid lag auf ihrem Schoß. Der Puls ging wieder ruhig. Noch vor wenigen Minuten hatte sie Höllenqualen gelitten. Wie die wilden Tiere waren die Kerle über sie hergefallen.

Voller Genugtuung starrte sie auf die Leichenteile der Bastarde, die überall verstreut lagen.

Ihr Beschützer hatte ganze Arbeit geleistet!

Geduldig wartete sie ab. Sie wusste, jeden Moment konnte „Clive“ zurück kommen. Wenn er sich das letzte Stück Dreck von Rocker geholt und ihm seiner gerechten Strafe zugeführt hatte. Für Vergewaltigung konnte es nur eine passende Vergeltung geben: Den Tod!

Sie hielt ihr zerrissenes Kleid hoch und ließ ihren Blick daran runter schweifen. Hinter ihrer Stirn pochte noch dumpf der Schmerz, den der Fußtritt ihr beigebracht hatte. Ein dunkler Fleck war über ihren Augen verblieben.

Außer ihrer Unterwäsche trug sie gerade nur noch ihre Stöckelschuhe am Leib. Die langen blonden Haare fielen ihr zerzaust über die Schultern. Sie räkelte sich noch einmal auf dem Baumstumpf und warf den Kopf nach hinten, um die Haarsträhnen aus ihrem Gesicht zu schütteln. Ein Rascheln ließ sie aufhorchen. Sie guckte wieder geradeaus und sah, wie sich eine riesige Gestalt näherte und dabei Äste von den Bäumen zur Seite schlug.

„Clive“, sagte sie erleichtert, und ihre Miene hellte sich auf.

Der Werwolf kam sie auf sie zu, als sie vom Baumstumpf aufstand.

Das Hemd, das den mächtigen Oberkörper des Tiermenschen bedeckte, war an einigen Stellen zerrissen und von Dreck und Moos bedeckt. Die Jeans war auch in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch klebte überall am Körper des Biestes Blut.

„Mein Lieber ...“ sagte die Blondine und warf sich dem Monster an den Hals. Die riesigen Pranken des Werwolfes, die eben noch so blutig gewütet hatten, schlangen sich um ihren Rücken und mit äußerster Vorsicht streichelten die spitzen Krallen über den Rücken der Frau, der dabei ein wohliger Schauer über die Haut fuhr. Es störte sie auch nicht, dass sie sich beim Umarmen des Monsters mit Blut der Getöteten beschmierte. Sie liebte das buschige Fell ihres Liebhabers über alle Maßen.

Sie spürte, wie der Körper des Werwolfes sich langsam verkleinerte und das Fell zurück ging.

Der menschliche Clive hatte wieder die Stelle des Monsters angenommen. Betsy und er lächelten sich zu, beide eng umschlungen.
„Es ist vorbei, Sweetheart“, sagte der Retter knapp, und beide pressten ihre Lippen aufeinander, berührten sich mit den Zungenspitzen.
Betsy zog nach einigen Sekunden den Kopf zurück und sagte: „Lass uns jetzt gehen, ja?“

„In Ordnung. Kein Einwand.“

Betsy hob ihr Kleid vom Baumstumpf hoch und zog es sich über. Vorne war es offen, aber wenigstens war sie jetzt nicht mehr ganz so nackt.
„Warte mal eben, ich muss eben meine Turnschuhe holen. Die stehen da hinter dem Gebüsch“, sagte Clive und rannte schnell zu der Stelle, wo er sich verwandelt hatte.

Als er wieder zurück war, zog er sich die Schuhe wieder über. „Wenn ich hier noch länger barfuß rumlaufe, brauch‘ ich nachher noch ‚ne Pediküre“, grinste er.

„Lass uns gehen“, antwortete Betsy nervös.

Clive legte den Arm um sie und beide gingen eng umschlungen Richtung Buick.

 

Nach ein paar Minuten hatten sie das Ende des Waldes erreicht und kamen zum Highway, wo der Wagen geparkt war. Sie zuckten erschrocken zusammen, denn neben dem Buick stand jetzt auch ein Bullenwagen und zwei Gesetzeshüter um ihn herum. Sie hoben die Augenbrauen, als sie das junge Pärchen erblickten. Der Wirt des „Iron Horse“ hatte Sheriff Dooley und seinen Deputy informiert.

„Na, wen haben wir denn da?“ fragte Dooley und zuckte auch schon seine Pistole. „Ihr leistet uns jetzt erst mal schön Gesellschaft und weist euch aus.“

„Meine Freundin hier ist vergewaltigt worden. Diese miesen Biker waren es“, erklärte Clive auch schon hastig und deutete hinter sich in den Wald. „Ich bin den Wichsern mit dem Wagen hier gefolgt.“

„Sehen Sie mich doch an, Sheriff. Diese verdammten Schweine haben mich fertig gemacht.“ Betsy gestikulierte wild mit den Armen und zeigte auf ihre Hämatome und das kaputte Kleid.

Dooley guckte sie prüfend an. Deputy Seth Canaro guckte eher interessiert auf die süßen Reize ihres Körpers, die die löchrige Textilie frei gab.

„Und die Täter? Was ist mit denen?“ fragte Dooley aufmerksam.

Bevor Clive oder Betsy antworten konnten, bekundete der Sheriff jedoch erst mal Interesse am Buick. „Den Wagen will ich mir mal genauer ansehen. Ihr kommt also gerade rechtzeitig.“

Natürlich passte das den zwei Bankräubern nicht, aber es nützte wohl nichts. Sie wurden mit der Pistole in Schach gehalten, und noch wollte Clive keinen Gebrauch von seiner dunklen Fähigkeit machen. Er trat stattdessen die Flucht nach vorne an.

„Tun Sie sich keinen Zwang an, Sheriff. Der Schlüssel steckt, der Wagen ist also offen.“

Schon winkte Dooley Canaro herbei, und beide durchsuchten den Wagen. Mit einem Augen stets das Paar im Auge behaltend.

Plötzlich hielt Canaro den Rucksack mit dem Geld hoch und reichte ihn Dooley rüber.

„Ist das nicht ungefähr die Summe, die bei dem Banküberfall erbeutet wurde?“ fragte der Deputy grinsend.

Clive und Betsy versuchten noch, sich raus zu reden, doch für die Cops war die Sache klar. Sie erstickten jede Diskussion im Keim.

„Habt euch für mächtig schlau gehalten, einen Pick Up als Fluchtwagen zu benutzen und diesen alten Regal hier...“ Dooley tippte mit der Schuhspitze gegen die vordere Stoßstange des Buick, „… für die weitere Flucht zu nehmen, was?“

Die Überführten schauten sich gegenseitig in die Augen. Sie wollten erst mal abwarten, was noch passierte. Wenn es brenzlig wurde, wusste Clive ja, was er zu tun hatte. Doch das wollten sie vorerst noch hinaus zögern.

„Tja, die Sache sieht für mich ganz klar so aus, als seid Ihr auch die Mörder des verdammten Ian Trent“, murmelte Dooley.

Sheriff und Deputy dirigierten die beiden zurück in den Wald. Sie wollten wissen, was mit den Rockern passiert war. Wohl oder übel mussten Clive und Betsy zur Lichtung des Geschehens zurück gehen.

 

Als sie dort angekommen waren und inmitten der zerstückelten Körper standen, mussten Dooley und Canaro erst mal tief durchatmen. Sie ließen ihre Blicke umherschweifen und betrachteten das Schlachtfeld um sich herum. Auf dem Rockerboss, der am Baum zerschellt war, ruhte Dooleys Blick am längsten. Der Typ hatte die Augen nachwievor weit aufgerissen, und die Gedärme sickerten aus seinem Bauch. Beide Hände hielten noch immer die Kette umklammert. Dooley nahm kurz seinen Hut ab und wischte sich mit der Handfläche über die schwitzende Stirn. Er warf Canaro einen ratlosen Blick zu und kaute nervös seinen Tabak. „Die Typen sehen auseinander gesprengt, zerfetzt und zusammen gestampft aus wie in einem gottverdammten „Itchy & Scratchy“-Cartoon.“ Er setzte sich den Hut wieder auf und drückte ihn dabei etwas zusammen.

„Verfickte Scheiße noch mal, bei der Pussy der heiligen Jungfrau Maria, was von den Mösenlutschern hier noch übrig ist, kann man ja nur noch durch ein Sieb kippen und zur Weiterverarbeitung zu McDonalds und Burger King schicken. Wie zum Teufel habt ihr das gemacht? Habt ihr einen Puma auf sie gehetzt?“

„Wir sagen am besten gar nichts mehr, Sheriff“, antwortete Clive und verschränkte die Arme vor der Brust.

Betsy hüllte sich ebenfalls in Schweigen. Die Wahrheit würde ihnen eh keiner glauben.

Dooley winkte ab. „Das werden wir noch heraus finden.“

„Nehmen wir die Vögel erst mal mit, Hank“, sagte Canaro.

Dooley nickte ihm zu.

Er bedeutete den beiden Flüchtigen, ihnen zu folgen.

Noch einmal betrachtete Dooley kopfschüttelnd die Szenerie. „Scheiße, verdammt. Ganz gleich, wie ihr das angestellt habt, dafür kriegen die Gerichte euch ordentlich dran“, sagte der schwergewichtige Ordnungshüter. „Du, mein Junge, wirst sehr bald an einem Ort sein, an dem deine Spitznamen nur noch „Queuehalter“ und „Linke Seitentasche“ sein wird.“ Er fuchtelte nervös mit der Pistole in der Luft herum und deutete auf Betsy. „Mädchen, auf dich warten ein paar frisch geölte Ständer notgeiler Wärter im Frauenknast, die du alle lutschen darfst.“ An beide richtete er seine nächsten Worte: „So lange, bis ihr beide irgendwann auf dem elektrischen Stuhl zu knusprig dampfenden Steaks durchgebraten werdet.“

Sie traten den Rückweg zum Highway an. Dooley und Canaro hielten sicheren Abstand und trieben die Gefangenen mit den Pistolen vor sich her.

Dooley ging direkt hinter Clive und schnaufte, während er den Tabak zwischen den Zähnen balancierte. „Stürmst als Freddy Krueger verkleidet in die Bank, mein Sohn. Mann, ich fand die „Nightmare“-Filme schon immer langweilig. Hättest nicht lieber als Leatherface oder Pinhead gehen können?“ Er tippte sich an die Stirn. „Das wäre richtig cool gewesen. Na egal jetzt, ab zum Wagen...“

„Hank, warte mal“, fiel Canaro ihm plötzlich ins Wort.

Er brummte seine Antwort genervt: „Was ist los?“

„Waren das da hinten nicht vier Leichen? Müssten es nicht eigentlich fünf Kadaver sein?“ antwortete Canaro.

Dooley wurde stutzig und befahl Halt. „Bullshit, du hast Recht. Diese Bande war immer zu fünft.“ Grob stieß er Clive die Pistolenmündung ins Kreuz und schrie ihm ins Genick: „Wo ist der fehlende Scheißhaufen?“

„Ein paar Hundert Meter den Wald rein, da liegt die Missgeburt“, sagte Clive und deutete mit dem Zeigefinger in die Richtung, in die der Biker geflohen war. „Er ist ganz ordentlich gegrillt worden. Vielleicht brennt das Lagerfeuer sogar noch. Er ist an einem Fels zerschellt.“

Der Sheriff wies Canaro an, die beiden Tatverdächtigen zum Dienstwagen zu bringen und in Schach zu halten, bis er wieder da wäre. Canaros Augen blitzten bei dieser Anweisung etwas auf, was Dooley jedoch entging. Der Hilfssheriff fand es nicht gerade schlecht, dass er nun die beiden Gefangenen in der Hand hatte.

 

Als sie beim Dienstwagen neben dem Buick standen, wollte Canaro seinem Vorhaben auch schon nach gehen, ohne weitere Zeit zu verlieren.

Er befahl dem verwunderten Clive, hinüber zu einem Baum zu gehen. Canaro blieb mit Betsy beim Dienstwagen stehen. Er reichte der fragend drein blickenden Blondine die Handschellen.

„Puppe, du lässt die Handschellen jetzt schön um den Baumstamm herum zuschnappen“, befahl er.

Als sie zögerte, schubste er sie grob vorwärts auf den Baum zu. Notgedrungen kam sie der Aufforderung nach. Der Stamm des Baumes war dick, aber Clive konnte gerade noch so seine Arme um ihn legen. Die Handschellen machten Klick.

Canaro lehnte am Wagen und beobachtete aus sicherer Entfernung zufrieden, wie das Mäuschen seinen Lover bewegungsunfähig machte. Er befahl ihr, zu ihm zu kommen.

„Du wirst jetzt ein wenig nett zu mir sein, bis mein Boss wieder zurück ist“, sagte er ihr grinsend ins Gesicht, „ansonsten werdet ihr beide leider bei ‚nem Fluchtversuch erschossen, du verstehst?“

„Verdammtes Schwein“, keuchte Betsy erschrocken.

Auch der fixierte Clive beschimpfte den verschlagenen Deputy und drohte ihm Blutrache an, doch der Gesetzeshüter wähnte sich auf der sicheren Seite und zwang Betsy, vor ihm in die Knie zu gehen.

„Komm schon Kleine“, sagte Canaro schon erregt, „Nur ein kleiner Blow Job...“

Er hielt der vor ihm knienden Betsy seine Dienstpistole an die Stirn und öffnete seinen Reißverschluss. Als sein steifer Prengel heraus baumelte, drückte er Betsys Kopf gegen seinen Unterleib, und sein Ständer bahnte sich seinen Weg zwischen ihre vollen Lippen. Ihr Würgen törnte Canaro noch weiter an. Er legte den Kopf in den Nacken und stöhnte, die Waffe sicher gegen den Kopf der notgedrungen an dem Gemächt lutschenden Frau gedrückt.

 

Clives Handgelenke waren eisern am Baum fixiert, so sehr er auch daran rüttelte und den Hilfssheriff verfluchte. Sein unbändiger Hass gegen den Peiniger seiner Geliebten steigerte sich immer mehr und das war auch gut so. Er brauchte den Zustand emotionaler Erregung, ähnlich wie der Hulk, um seine Gestaltenwandlung voran zu treiben.

Adrenalin! Adrenalin!

Endlich spürte er es! Sein Körper zitterte. Die ersten Haare sprießten auf seiner Haut. Diesmal platzten allerdings auch seine neuen Turnschuhe und Socken unter dem Druck der wachsenden Füße. Die Handschellen wurden gesprengt.

 

Canaro bekam das Fauchen vom Baum her gar nicht richtig mit bei seinem Gestöhne. Er hielt den Blick in den Himmel gerichtet und genoss die Zungenspiele an seiner Eichel. Als Betsy hingegen die Geräusche wahr nahm, umspielte ein wissendes Lächeln ihre Lippen, während sie saugte.

 

„Clive“ stand in seiner furchteinflößenden neuen Gestalt am Baum. Die Verwandlung zum Werwolf war abgeschlossen. Er öffnete sein Maul und stieß ein lautes Brüllen aus, als die Handschellen barsten.

 

Jetzt erschrak Canaro und machte einen Satz zurück. Seine Latte rutschte aus dem Mund der knienden Betsy. Der Anblick, der sich ihm wenige Meter entfernt bot, stieß in brutal in die Realität zurück. Realität? Konnte das die Wirklichkeit sein? Er traute seinen Augen nicht.

„Clive“ kam schon auf den Deputy zu, die Pranken gierig nach ihm ausgestreckt. Geifer spritzte von den Reißzähnen.

Canaro überlegte nicht lange, sondern schoss auf das unheimliche Tier. Einmal und noch einmal.

Der Werwolf ließ sich durch die Pistolenschüsse nicht beeindrucken. Blitzschnell griff er zu und trennte Canaros rechten Arm, in dessen Hand er die Pistole hielt, mit spielender Leichtigkeit vom Körper. Wie ein angebissener Lebkuchenmann stand Canaro erst mal da und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Er glotzte verwirrt auf „Clive“, der seinen kompletten Arm triumphierend in die Höhe hielt wie einen erbeuteten Schinken. Dann sprudelte auf einmal das Blut aus dem Stummel an seiner Schulter, und er fing an zu schreien.

„Clives“ Kopf schnellte vor und die Hauer bohrten sich in den Bauch des Hilfssheriffs, zerfetzten die Haut und führten sein Fleisch zutage. Die Haut der Bauchdecke klaffte am mörderischen Gebiss, als „Clive“ seinen Wolfsschädel wieder zurück zog. Canaro fiel unter gellenden Schreien zu Boden.

 

Kurz darauf streifte Sheriff Hank Dooley durch den Wald. Er schimpfte hin und wieder vor sich hin. Gleich hatte er den Ausgang des Waldes erreicht, dann war er am Highway bei seinem Deputy Seth Canaro und den Gefangenen.

Er freute sich schon auf den Bourbon, den er an diesem Abend erst mal verdrücken würde, um die Anblicke zu verdauen, die sich ihm heute geboten hatten. Erst mal musste er die Behörden informieren und ihm graute schon vor dem ganzen Aufwand, der an diesem Tag noch vor ihm liegen würde.

Dooley hatte den Hut vom Kopf genommen und wischte sich wie so oft den Schweiß von der Stirn und keuchte, als er aus dem Wald kam. Während er den Hut wieder aufsetzte, ächzte er: „Steve, wir müssen jetzt ...“

Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Als er aufschaute, konnte er nicht fassen, was er am Highway sah.

Ihm rutschte beinahe das Herz in die Hose.

Ein riesenhaftes zweibeiniges Vieh stand wenige Meter vor ihm nahe dem Dienstwagen. Er dachte sofort an einen Werwolf, denn so weit gingen seine Kenntnisse von Horrorfilmen schließlich, auch wenn es ihn glatt von den Socken haute. Das Monster trug die Kleidung des flüchtigen Bankräubers Clive Kent.

Canaros toter Körper lag neben dem Ungeheuer. Der rechte Arm fehlte und an dessen Stelle befand sich ein tiefes Loch, aus dem Blut floss. Auch das linke Bein des Hilfssheriffs fehlte. Es war mitsamt Hosenbein von einer unmenschlichen Kraft wie nichts weg gefetzt worden. Der Werwolf hielt mit seiner linken Klaue das abgerissene Bein zusammen mit dem rechten Arm des Getöteten hoch und ließ das Blut aus den zu Boden gerichteten Stummeln tropfen.

Die rechte Pranke hielt etwas, was im ersten Moment wie ein rot beschmiertes Seil aussah, doch bei genauerem Hinsehen erkannte Dooley es als einen Dickdarm, der aus dem zerbissenen Bauch des Toten heraus ragte. Der Werwolf zog das Gedärm immer weiter aus dem Leib heraus, spielte förmlich damit. Ein kurzer Ruck noch, und das rund eineinhalb Meter lange Organ hatte den Körper der Leiche komplett verlassen und schwang von der Klaue des Monsters herab wie ein Tau.

Ein Gemisch aus Geifer und dem Blut seines neuen Opfers schäumte vor dem aufgerissenen Maul des Monsters.

Entsetzt registrierte der Sheriff, dass das Ungeheuer sich jetzt ganz langsam und lauernd in Bewegung setzte. Auf ihn zu! Die erbeuteten Gliedmaßen und das Gedärm ließ das Biest einfach fallen.

Dooley zog seine Pistole und schoss. Der Werwolf wurde genau im Brustkorb getroffen, ging aber unbeirrt weiter. Setzte einen seiner großen Füße vor den anderen, röchelte bedrohlich vor sich hin und hob schon die rechte Pranke für einen tödlichen Schlag. Zwei Meter trennten Monster und Opfer jetzt noch. Dooley schüttelte verwirrt den Kopf und schoss erneut. Einmal, zweimal, dreimal, das gleiche Resultat. Als die Distanz zum Ungeheuer unaufhaltsam geringer wurde, begann er, rückwärts zurück zu gehen.

„Mit Ihrer Knarre können Sie keinen Werwolf töten, Sheriff“, rief Betsy jetzt und eilte herbei, stellte sich neben den Wolfsmenschen. „Stopp, Clive!“ sagte sie energisch zum Werwolf, und dieser blieb tatsächlich stehen. Endlich!

Dooley stand wie angewurzelt da und starrte die sexy Blondine an, die sich zum Monster stellte und bei ihm anlehnte. Die Schöne und das Biest!

„Und ich glaube kaum, dass Sie hier irgendwo eine Waffe mit geschmolzenem Silber als Patronen griffbereit haben, nicht wahr?“ sprach Betsy weiter. „Werfen Sie die Kanone zu mir. Los. Dann tut Clive Ihnen auch nichts.“

Dooley gehorchte sofort. Er warf die Knarre rüber zu Betsy. Sie landete auf dem staubigen Boden, direkt vor Betsys Füßen, und sie hob das Schießeisen auf.

„Lassen Sie uns laufen, Sheriff“, befahl die Blondine, als sie die Pistole in der Hand hielt und sich wieder an das Monster schmiegte.

Dooley konnte es einfach nicht fassen. Die Schönheit mit dem ziemlich zerrissenen Kleid, unter dem der schlanke Körper zu sehen war, nur mit BH und Slip bekleidet, kuschelte sich an den zwei Meter hohen Werwolf heran und rieb ihren Kopf genüsslich an dem langen Fell. Der Werwolf legte seine riesige linke Pranke um ihren Körper und presste sie fest, aber trotzdem zärtlich an sich. Blut des getöteten Deputys rann noch von den Reißern des Tiermenschen und tränkte den fellbewachsenen mächtigen Oberkörper, der aus dem offenen Hemd heraus ragte.

Ein bizarres Bild, wie ein morbides Fantasy-Artwork.

„Es ist das Beste für alle“, redete Betsy weiter und musterte dabei mit ihren himmelblauen Augen den Sheriff, „Die Öffentlichkeit darf nicht mit dem Fluch in Berührung kommen, der auf meinem Geliebten lastet. Und glauben Sie mir, wenn nächste Woche der nächste Vollmond ist, und er sich in einem Knast verwandelt, wird Blut vergossen. Bei Vollmond hat Clive sich nämlich überhaupt nicht mehr unter Kontrolle, und sogar ich habe dann Schwierigkeiten damit, ihn aufzuhalten, obwohl er mir selber nie was antun würde“, Sie kuschelte sich enger an den Werwolf, der Dooley mit blutroten Augen durchdringend beäugte, „Anders, wenn Clive und ich uns außerhalb der USA in die Wildnis zurück gezogen aufhalten. Dann kann er ungestört als Werwolf durch die abgeschiedene Landschaft streifen, bis die Sonne ihn zurück verwandelt.“

„Aber Moment, so einfach geht das doch nicht...“ Jetzt erst schaffte Dooley es wieder, was zu sagen. „Bei dem, was Sie hier angerichtet haben, die Morde ...“

„Clive hat nur Bastarde getötet!“ schnitt Betsy ihm das Wort ab, „Die den Tod verdient haben. Den schmierigen Motelbesitzer und die Biker, die mich vergewaltigt haben... Und sehen Sie sich Ihren toten Deputy an“, Sie deutete auf den Canaros Torso, „der kam nicht zu mir, um Händchen zu halten! Sein Hosenstall ist ja noch auf.“

Dooley schüttelte unwillig den Kopf. Er konnte sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, das Paar ziehen zu lassen.

Betsy riss ihn aus den Gedanken: „Sagen Sie einfach, ein wildes Tier hätte uns zufälligerweise attackiert, als Sie uns verhaftet haben, und Ihr Deputy ging dabei halt drauf“, sie zuckte mit den Achseln, „Shit happens. Clive und mir gelang dann halt die Flucht.“

Ohne eine weitere Antwort des verblüfften Gesetzeshüters abzuwarten, drehten „Clive“ und Betsy sich auch schon um und gingen eng aneinander geschmiegt zum Buick.

Während des Fußmarsches verwandelte „Clive“ sich zurück. Innerhalb von Sekunden schrumpfte der voluminöse Körper auf den eines sportlichen, drahtigen Mannes, und das Fell verschwand. Die eben noch bis zum Anschlag gespannte Jeanshose und das offene Hemd saßen wieder locker am Body.

Dooley beobachtete die Verwandlung und nahm abermals nervös den Hut vom Kopf, wischte sich einmal mehr den Schweiß von der Stirn. Er ließ sich Zeit damit, die Kopfbedeckung wieder aufzusetzen. Er spie nur seinen Kautabak aus und sah zu, wie Betsy auf der Beifahrerseite des Buick einstieg. Clive blieb noch ein paar Sekunden an der offenen Fahrertür des Zweitürers stehen und betrachtete Dooley. Wie rote Farbe klebte noch Blut an seinem Oberkörper. Sein Gesichtsausdruck war kalt und reglos. Die Pupillen glänzten noch rötlich, dann wichen sie allmählich einem bräunlichen Ton.

Dann grinste Clive den Sheriff breit an und nickte ihm noch einmal mahnend zu, bevor er einstieg und die Tür zuschlug.

Dooley stand noch mit abgenommenem Hut da und sah dem davonfahrenden Fluchtwagen nach. Erst als der Buick am Horizont verschwunden war, setzte der altgediente Ordnungshüter den Hut wieder auf und schob sich neuen Tabak zwischen die Lippen.