John Aysa

Das Haus der

untergehenden Sonne

 

Teil 1: Vorspiel

 

Obszönes, atemloses Keuchen und hektisches Wispern, aufgeregt flüsternde Stimmen, begleitet von einem Rascheln wie von trockener Haut oder von brüchigem Stoff. Es erfüllte die Luft ringsum.

Ihr von Panik befallener Atem ging schnell, laut, keuchend. Pure, nackte Furcht nahm ihre Sinne in Beschlag.

Das Licht war trüb orangefarben und reichte nicht, um Schatten, Winkel und dunkle Ecken zu erhellen. Es verbarg Umrisse und ließ sie nicht vorhandene Bedrohungen sehen.

Angst trieb sie vorwärts und verursachte einen unangenehmen Druck auf der Blase. Nicht mehr lang und sie musste pissen, aber, oh Gott, wie sollte sie das unter diesen Umständen tun?

Verkneif es dir, Mädchen, oder mach dir in die Hosen, wenn es gar nicht anders geht. Das ist immer noch besser als das, was dir blüht, so du nicht schleunigst verschwindest.

Ihre Finger tasten die Wände zu beiden Seiten entlang, streiften abblätternde Tapeten, Risse im Verputz, Unebenheiten und Stellen, die sich feucht anfühlten. Diese Spuren der Verwahrlosung generierten optische Täuschungen und die Illusion von bedrohlichen Schatten und Bewegungen.

Sie torkelte durch den Korridor, einen scheinbar endlosen Flur, schluchzte und zog Rotz hoch, der ihr aus der Nase lief. Wieso war sie hierher gekommen? Welcher Wahnsinn hatte sie dazu bewogen? Warum nur, oh warum? Diese Dummheit und Leichtgläubigkeit.

Sie setzte zum Weinen an, schlug eine Hand vor den Mund und verdammte sich zum tausendsten Mal für die verfluchte Neugierde.

Sie prallte gegen ein Hindernis, schrie auf, fiel auf ihren Hintern, rutschte hektisch davon. Die Absätze schrammten über das abgewetzte Parkett.

Eine Mauer! Eine bescheuerte, von allen guten Geistern verlassene Wand. Hysterisch lachte sie auf. Ihre Verfassung und das trügerische Licht hatten sie in die Irre geführt, sie übersehen lassen, dass der Korridor abbog.

Erleichtert rappelte sie sich auf, wischte mit ihrem Arm unter der Nase entlang, hinkte weiter. Der linke Oberschenkel schmerzte.

Getrocknetes Blut klebte ihre Jeans ans Bein, der Stoff spannte und ziepte. Was gäbe sie jetzt nicht alles für ein reinigendes, erholsames Bad.

Bald. Mach dir nicht ins Hemd, Mädchen. Du bist in Kürze hier draußen. Dann kannst du baden, bis dir die Haut vom Körper rinnt.

Die Wand dicht an ihrem Kopf krümmte sich nach außen, formte ein Gesicht, das sie höhnisch anblinzelte.

„Buh!“

Direkt neben ihrem Ohr.

Sie kreischte.

Hämisches Kichern flatterte wie tausend Schmetterlinge durch die Luft, folgte ihr, als sie schreiend davonlief. Das Flüstern eilte ihr nach, mehrere Stimmen, die ihr heiser und erregt Schweinereien und Grausamkeiten zuraunten, obszöne Angebote unterbreiteten.

Endlich, die Treppe. Sie hetzte zum Absatz, tat den ersten Schritt und rutschte an der Kante der dritten Stufe ab. Verlor das Gleichgewicht, fiel nach vorn, bekam mit einem verzweifelten Griff das Geländer zu fassen, glitt ab, prallte auf die Stiegen und purzelte unkontrolliert hinunter.

Ein schwerer Schlag trieb ihr die Luft aus den Lungen. Sie blieb desorientiert liegen und fühlte sich, als wäre sie von Kopf bis Fuß verprügelt worden.

Sie richtete gezielt ihren Blick nach oben, sah die Gestalt über sich stehen, teilweise in den Schatten verborgen. Hörte das Klirren von Ketten. Kreischte, drehte sich herum, probierte die Stufen auf allen Vieren hinaufzuklettern. Sie wurde auf die Füße gerissen, schrie, versuchte, sich dem mörderischen Griff zu entwinden, schlug mit der Faust in die Schwärze. Berührte etwas, das sie vor Ekel erneut Laut geben ließ.

Endlich, ihr letzter Schlag entriss sie dem Zugriff, sie wirbelte herum, rannte die Treppe hinauf.

Ein wuchtiger Hieb von hinten. Die Welt kreiselte vorbei, rasend. Schwindel, Übelkeit, der Drang zu kotzen. Stiege, Decke, Wand, Geländer, alles in blitzschneller Abfolge, durcheinander.

Sie schlug mit dem Schädel auf, eine, eine zweite, eine dritte Stufe.

Endlich ein Halt.

Sie blinzelte.

Merkwürdige Perspektive. Sie starrte geradeaus, obwohl sie auf den Treppen lag. Wie ging das an?

Einen Augenaufschlag danach das Verstehen.

Vor ihr lag ihr Körper, Blut pumpte aus dem Halsstumpf. Eine bluttriefende Klinge zog an ihr vorbei, verschwand in der an den Rändern einsetzenden Verfinsterung des Blicks.

Mit dem Begreifen setzte die Panik schlagartig aus, heitere Ruhe erfasste sie.

Ich habe meinen Kopf verloren, dachte sie amüsiert, ich bin geköpft worden. Scheiße, ich bin tot. Dabei bin ich nicht mal gebadet.

Schwärze.

Teil 2: Koitus

 

– 01 –

 

Der Van holperte, federte und rumpelte über eine Strecke, die man nur mit viel Fantasie und gutem Willen als Straße bezeichnen konnte. Mehr als ein Trampelpfad zwischen Bäumen, vereinzelten Steinbrocken und tückischem Morast war da nicht.

Der Tag ging zur Neige, das Licht des Nachmittags verbreitete eine depressive und bedrückende Stimmung, erzählte von der Einsamkeit in einem fremden Landstrich. Eine Gegend zur Förderung von Depressionen. Die schütteren Wälder mit ihren Sumpflöchern und dem toten Unterholz verstärkten diesen Eindruck und zwang den konzentriert am Lenkrad kurbelnden Fahrer, die Scheinwerfer anzustellen, um das Fahrzeug nicht in den Sumpf oder gegen einen Felsen zu befördern.

Die Stoßdämpfer des Luxuswagens wurden bis an ihre Grenzen belastet, ehe das Gefährt gleich einem Raubtier aus dem Forst auf eine Lichtung brach und beschleunigte, um Augenblicke darauf heftig abzubremsen.

Sekunden der Reglosigkeit vergingen, dann öffneten sich die Türen nahezu gleichzeitig und sechs durchgeschüttelte Personen kletterten aus dem Van.

„Heilige Scheiße, Walter. Diese Hütte ist im Eigentum deiner Familie?“ Die Frau starrte das Haus gebannt an.

„Nein, es gehört allein Onkel Jim“, gab der Fahrer zurück. Zweifel schwangen in der Stimme mit. Er strich mit einer Hand über den Fünftagesbart, während er hinter der Brille das Gebäude vor ihnen anblinzelte.

Ein Bauwerk mit drei Etagen und blinden, hohen Fenstern, die sie missmutig und abweisend anstarrten. Schmiedeeiserne Ziergitter und zahllose gotische Gargoyle boten der klaren Nüchternheit des überragenden Teils der Fassade gegenüber ein widersprüchliches Bild. Das Gemäuer im Parterre sah aus, als wäre es direkt aus einem Fels gehauen worden.

Das steile, mit verwitterten Schindeln gedeckte Dach und die hochragenden Schornsteine kollidierten in einem Gemälde der Schizophrenie mit Feldern von Solarzellen.

Was dem Bauwerk fehlte, war die Aura des würdevollen Alterns und der Behäbigkeit, die aus einer anderen Epoche stammte.

Es hinterließ eher den Eindruck eines übellaunigen, bösartigen Berufsjugendlichen, der sich nicht damit abfinden wollte, Schritt für Schritt dem Zahn der Zeit zum Opfer zu fallen und zu altern.

„Wer baut solch ein Ding mitten in eine Gegend, in der es nicht mal Handyempfang gibt?“

Walter warf dem Sprecher einen müden Blick zu. „Christoph, als dieses Gebäude errichtet wurde, gab es kein Telefon. Das war Ende des neunzehnten Jahrhunderts.“

Chris stutzte. „Oh. Also, das Haus ist echt alt, was? Das hat nicht dein Onkel gebaut?“

„Du Idiot“, lachte die brünette Beifahrerin. Er blickte sie verstört an.

„Hast du ein Problem mit mir, Barbara? Du gehst mich schon die längste Zeit komisch an. Ich bin nicht blöd, weißt du?“

„Christoph, du bist ein Dummkopf. Niemand ist dich angegangen“, mischte sich die blasse, rothaarige Frau mit den grünen Hexenaugen ein. Chris sah sie betroffen an.

„He, Isabella, warum stehst du auf ihrer Seite? Sie hat behauptet, ich wäre doof. Das bin ich nicht, oder, Kirsty?“

„Klappe“, kam die Replik der Schwarzhaarigen. „Walt, was ist dein Onkel von Beruf?“

„Ich glaube Kunsttischler“, murmelte er nachdenklich. Tatsächlich wusste er es nicht genau. Eines der Probleme seiner merkwürdigen Sippschaft war die Abneigung der Angehörigen, untereinander in Kontakt zu bleiben. Die Familienmitglieder scheuten davor zurück wie der Teufel vor Weihwasser.

Darum war es umso irritierender, dass er mitsamt Freunden eingeladen worden war, ein Wochenende Party zu machen. Vorausgesetzt, der schlecht verständliche, von Echos und hallenden Geräuschen nahezu übertönte Anruf, der sich in der Sprachbox befand, war eine Einladung.

Auf jeden Fall war das Abhören der Nachricht gruselig gewesen. Er wusste nicht zu sagen, wann er die Stimme des Mannes zuletzt gehört hatte, ihn überhaupt von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte.

Naja, vielleicht wurde Onkel Jim auf seine alten Tage umgänglicher. Denkbar, schließlich war sein Vater im Laufe der Jahre härter und verbitterter geworden und der hatte seinen Bruder stets als das Gegenteil von sich selbst bezeichnet.

Möglich, dass sich der Oheim ans eigene Leben zurückerinnerte, an Versäumnisse, an schöne Seiten. Immerhin feierte man den Dreißiger nur einmal.

„Schaffen wir unsere Sachen rein. Ich sterbe vor Neugierde“, lachte Isabella.

 

– 02 –

 

Das Haus war bedeutend größer, als es den Anschein hatte. Und es war, im Gegensatz zu dem, was das Äußere vermittelte, ein bizarres Wunderwerk, eine architektonische Merkwürdigkeit, die das Bild der Widersprüchlichkeit verstärkte.

Der zentrale Raum des Bauwerks war der grandiose, zwei Etagen hohe Salon mit ausladendem Kronleuchter, einer Couchlandschaft, einer handgeschnitzten, scheußlich anzusehenden Wanduhr und anderen Kleinoden. Gediegene, sorgfältig gearbeitete Einrichtung, dazu gedacht, Generationen von Eigentümern zu überstehen.

Dazwischen ein Mediacenter, das keinerlei Wünsche offenließ, aber ganz bewusst deaktiviert worden war.

Die schizophren zwischen hochmodern und altmodisch schwankende Räumlichkeit wurde von mehreren Zimmerbäumen geziert. Geigenbäume, Gummibäume, klassisch, öd, konservativ.

„Einfach cool“, kommentierte Walter das Ensemble. „Eine gelungene Darstellung des Widerstreits eines einsamen Mannes, der sich einer anderen Epoche zugehörig fühlt, aber den Anschluss an die Moderne nicht verlieren will.“

„Was?“

„Dein Onkel ist wohl nicht verheiratet?“

„Nein, war er nie.“

Sie schlenderten durch das Haus. Wie alle nicht dauerhaft bewohnten Immobilien wies das Bauwerk trotz erkennbarer Pflege Spuren von Vernachlässigung und Alter auf.

Staub, von der Wand blätternde Tapeten, knarrende Böden, verzogene Türen, in einigen Bereichen mangelhafte Beleuchtung. Typische Alterserscheinungen.

Was die Anordnung der Zimmer betraf, vermittelte sie den Eindruck der scheinbaren Willkür, die ein bedeutsames Muster verbarg.

Das war irritierend und unheimlich.

Der Anblick, der sich durch eines der Fenster bot, trug nicht dazu bei, das Unbehagen zu vertreiben.

„Der ist kaum für Kuscheltiere gedacht, oder?“ Sie drängten sich vor der ungeputzten Scheibe und blinzelten nach draußen.

„Nein, denke ich nicht.“

„Sieht nicht aus, als wäre er in den letzten Jahren benutzt worden.“ Walter schüttelte den Kopf. Welch morbider Geist hatte direkt hinter dem Haus einen Friedhof eingerichtet? Das war entsetzlich deprimierend, alt und verfallen hin oder her. Es erschien makaber. Aber ...

„Sie kommen, dich zu holen, Barbara!“

„Du blödes Arschloch, lass diese Art Witze.“

„Ach, haltet die Klappe, ihr beiden. Sag, hast du keinen Plan vom Grundriss?“

„Nö.“ Walter zuckte mit den Schultern. „Woher und wofür? Wir brauchen ohnehin nur den großen Raum unten, ein paar Schlafzimmer, fertig. Das geht ohne Karte. Für dich hoffentlich auch, Chris.“

„Ha ha, Scherzkeks.“

Flure bogen um unerwartete Ecken, die Gänge liefen Treppen rauf und runter, dass es eine Freude war. Zimmer standen in merkwürdigen Winkeln zueinander, einige konnten nicht mal mit rechtwinkeligen Wänden aufwarten.

„Wem ist dieser Unsinn eingefallen?“

„Mal überlegen. Derjenige, der das Haus in Auftrag gegeben hat?“

„Klar, du Klugscheißer. Du weißt genau, was ich meine.“

„Selbstredend. Aber ich habe so viel Ahnung wie du. Für den Spinner, der es hat erbauen lassen, war die Sache bestimmt sinnig.“

„Hoffentlich. Wer soll sich in diesem Durcheinander auskennen?“

Sie stolperten in eine erstaunliche Bibliothek. Die Einrichtung zog sich gleich einem mächtigen Schacht durch das Haus, ein kreisrunder Raum, vom Erdgeschoss bis unter das Dach, Galerie über Empore ober Laufgang.

Randvoll mit Büchern.

„Himmel, wie viele Exemplare sind das wohl?“

„Rund dreißigtausend, schätze ich auf den ersten Blick.“

„Wahnsinn. Meinst du, er hat die alle gelesen?“

„Ich bezweifle, dass die Titel in die Kategorie Schmöker fallen, die man von Anfang bis Ende liest“, lachte Isabella. Die meisten werden Handbücher oder Abhandlungen zu einem Thema sein.“

„Was immer wir tun, wir dürfen keinesfalls eines davon öffnen und daraus vorlesen“, witzelte der Rotschopf und nahm Chris einen Wälzer aus der Hand.

„Warum nicht?“, wollte der wissen.

„Du solltest dir einschlägige Filme ansehen, dann wüsstest du, dass wir uns in einem Klischee befinden.“

„Was? Wovon redest du?“

„Ein einsames Haus im Wald. Ein Friedhof. Keine Verbindung zur Außenwelt. Eine Clique von Leuten, die Party machen will. Unbekannte Bücher mit lateinischen Texten. Spaß, Sex, Lesen, Beschwörung des Bösen. Einer nach dem anderen stirbt.“

„Was?“, lachte Chris, während der Rest der Gruppe den Kopf schüttelte.

„Du bist ein echter Vollidiot, Christoph. Sogar Johnny weiß, wovon wir reden und der guckt keine Horrorfilme.“

„Stimmt. Trotzdem ist mir bekannt, dass die Blockhütten-Filme die Schlimmsten sind“, gab Johannes zur Antwort.

„Naja, Haunted House-Streifen würde ich nicht generell als harmlos abtun“, widersprach Kirsty und schüttelte sich. „Da gibt es einige Biester darunter. Zum Glück heißt deine Familie nicht Vannacutt, Walter. Oder Price. Dieses Haus ist so ein verfluchtes Ding. Ich hasse diese Spukhausfilme. Warum nochmal bin ich mitgefahren?“

„Alkohol und Sex.“

„Ah.“ Sie nickte zufrieden. „Zwei überzeugende Argumente.“

„Ich glaube, dein Onkel ist auf perversen Kram abgefahren.“

„Was? Du hast Pornos gefunden?“

„Nein, das wäre ja Spaß. Ich meine eher das echt obszöne Zeug. Okkultismus, schwarze Magie, sowas.“

Kirsten nahm eine Schwarte zur Hand, die auf einem frei im Raum stehenden Schreibtisch lag. „Lateinischer Scheiß mit Dämonen“, brummte sie.

„Leg das Buch weg!“, befahl Isabella und Kirsty legte es erschrocken zurück.

„Ich hätte nicht gelesen.“

„Trotzdem.“

„Sag, bist du abergläubisch oder tust du nur so, weil dir das lustig erscheint?“

„Du kannst es dir aussuchen.“ Sie zwinkerte ihm zweideutig zu. Johnny trat neben sie, hob ein paar Bände des Stapels an und gab einen belustigten Laut von sich.

„Der Kram ist total durchgeknallt, das interessiert niemanden außer Freaks.“

„Die Bude ist so einladend wie das verdammte Overlook Hotel.“ Barbara schüttelte es. „Wir sollten anfangen, unser Zeug herzurichten.“

 

– 03 –

 

„Das nervt“, lachte Kirsty, während sich Chris stöhnend von ihr wälzte. Sie packte seinen Schwanz, nahm ihn in den Mund und hörte gleich wieder auf. „Können wir bitte woanders weitermachen?“, fragte sie kichernd.

French-House und Industrial, verschnitten mit Symphonic-Metal und Ennio Morricone beziehungsweise Hans Zimmer dröhnten seit zwei Stunden durch das Gebäude.

Schwaden von Gras, Tabak und Alkohol zogen unter der Decke entlang. Die Musik war derartig laut, dass sie beim Ficken den Rhythmus übernahmen.

Verheerend.

Chris, der mit mehr Hoseninhalt als Hirn gesegnet war, packte sie an der Hand und eilte mit wippender Latte voran. Ihre Sachen blieben, wo sie lagen.

Vielleicht gesellte sich später einer der anderen dazu. Alkohol, Drogen, eine geile Party, man konnte nie wissen. Ihre Streitigkeiten und Hänseleien waren nichts Besonderes.

Ein Stockwerk höher war die Musik kaum hörbar.

„Ach du heilige Kacke!“, entfuhr es Kirsty, als sie ins dritte Zimmer nach der Treppe platzten und das Himmelbett anstarrten.

„Da hat jemand einen Trip gehabt“, meinte sie irritiert. Der Künstler, der die Holzschnitzarbeiten gefertigt hatte, war eher von Blut und Beuschel als von Sex erregt worden.

Kreaturen, die sich nur als Teufel oder Dämonen beschreiben ließen, wühlten in offenliegenden Eingeweiden. Menschen wurden enthauptet und unterschiedlichsten Foltermethoden unterzogen. Akte der Sodomie und Koprophilie, der Schnitzer war eindeutig nicht dicht im Oberstübchen gewesen.

Ihre Erregung kühlte ab. Wie sollte man in einem derartig verzierten Bett geil bleiben? Sie warf einen Blick zu ihrem Begleiter, der sich nicht irritieren ließ. Erstaunlich hartnäckig, der Idiot, aber das erklärte für sie in diesem Moment seine Beschränktheit.

Sein Gehirn bekam zu wenig Blut, weil der Schwanz alles beanspruchte. In der Rammelkiste eindeutig von Vorteil, im Alltag mühsam.

Eine Nudel wie diese unbenutzt stehen zu lassen war Verschwendung, Stimmung hin oder her. Wie von selbst packte ihre Hand den Steifen und zog das menschliche Anhängsel zum Bett.

Im durch Alkohol bedingten Zusammenspiel mit der illuminierten Leichtigkeit des Seins verlor sie sich in ihrer Lust.

Als Chris herumrollte und ihre Schenkel spreizte, um sie mit der Zunge zu öffnen, hatte sie ihren Anflug von Bedenken vergessen.

Aus der Wand heraus griffen Armen nach ihnen.

 

– 04 –

 

Isabella und Barbara tanzten. Walter und Johnny hockten auf der Couch, stießen mit Whiskey an und beobachteten die beiden Frauen, die sich im Rhythmus eines nachgerade melancholischen Songs wiegten.

„Hat dein Onkel keine eigenen Kinder? Ich weiß, du hast gesagt, er ist nie verheiratet gewesen, trotzdem, irgendwelche Bastarde mit Dienstmädchen könnte ich mir gut vorstellen.“

Walter lachte. „Gute Idee, aber nein. Ich bin der nächste Verwandte und der Einzige, zu dem er Kontakt hält, alle paar Jahre oder so.“

„Krass. Und wenn er stirbt, wer bekommt dann die Hütte hier? Du?“ Nicht dass Johnny selbst gerne so ein Haus geerbt hätte, möge das FSM, das fliegende Spaghettimonster, ihn davor bewahren.

Aber eine Partylocation wie diese war nicht zu verachten.

„Nicht die geringste Idee, Kumpel.“

„Ich drück dir die Daumen.“ Er stieß mit seinem Glas an und trank den Whisky auf ex.

„Scheiße, ich will nicht dreißig werden“, lallte der Jüngere, was ihm einen merkwürdigen Blick vom Geburtstagskind einbrachte.

„Warum? Das dauert eh noch zwei Jahre.“

„Das ist so endgültig. Damit hast du keine Ausrede mehr, du bist verdammt nochmal erwachsen. Das ist so, als wenn du für Reisen deinen Rucksack gegen einen Hartschalenkoffer austauschst. Schluss mit lustig.“

„Na und?“

„Mann, ernsthaft. Sobald du den Dreier erreichst, sind Jugend und Vergnügen unwiderruflich gelaufen.“

„Du Trottel“, schimpfte Walter ihn gutmütig und deutete auf die beiden Frauen. „Ich sehe mir das an, erfreue mich daran und finde es geil. Ich bin glücklich. Darf ich das alles nicht mehr haben, weil ich dreißig bin?“

Johnny überlegte und nickte dann reumütig. „So gesehen hast du recht. Vierzig zu werden dürfte der wahre Horror sein.“

„Hm. Wird sich weisen.“

Walter warf einen Blick auf die scheußliche Standuhr und stutzte. War er schon total hinüber, oder ging die ernsthaft rückwärts?

Eine Bewegung im Augenwinkel. Sein Kopf fuhr herum und sein Kiefer klappte nach unten. Eine Frau lief an ihm vorbei, den Mund panisch aufgerissen. Ihre Hosen waren zerfetzt. Sie war komplett mit Blut besudelt.

„Äh.“

Dicht hinter ihr marschierte eine verhüllte Gestalt mit zügigen Schritten einher, eine Machete in der Hand haltend.

Die Klinge der Waffe war blutverschmiert.

Die Frau rannte ans Ende des Raumes, wo sie ungebremst gegen eine Wand knallte und zerplatzte. Blut, Eingeweide und Knochensplitter formten sich zu einem grotesken, dreidimensionalen Fresko.

Ihr Verfolger ging, ohne zu zögern, in das Bild hinein und verschwand.

Walter hockte wie vom Donner gerührt da und wusste nicht, was er davon halten sollte. Eine Frage kristallisierte sich im überrumpelten Verstand.

„Was zum Teufel hast du uns für Drogen gegeben?“, fragte er planlos, bis er anhand der merkwürdigen Laute erkannte, dass er nicht der Einzige war, der diese absurde Szene gesehen hatte.

„Nur Koks, ich schwöre es. Hochwertiges Weiß, vom Dealer meines Vertrauens.“ Barbara blinzelte. Das Blutfresko versickerte in der Wand.

„Ich glaube, ich sollte dieses Arschloch umbringen“, murmelte sie. Offenbar fuhren sie auf Schnee talwärts, der mit ungewünschten Zusätzen verunreinigt war.

„Habt ihr dasselbe gesehen wie ich? Die Frau, die Mauer, den Typen?“

„Ja“, bestätigten Johnny und Isabella.

„Dann liegt es unmöglich an den Drogen.“

„Es gibt gemeinschaftliche Halluzinationen“, sagte Babs nachdenklich.

„Ach ja?“

„Ja. Unter gewissen Voraussetzungen geht das.“

„Und die erfüllen wir?“

„Offenbar. Immerhin befinden wir uns in einer Ausnahmesituation.“

„Hm.“ Johnny schien nicht überzeugt, aber mangels einer besseren Erklärung gewillt, Barbara zu glauben. Walter war erleichtert.

„Uff, da bin ich echt froh.“ Er lehnte sich zurück, legte den Kopf in den Nacken und starrte zum Leuchter in die Höhe.

Dann brüllte er und sprang auf. Das Whiskyglas flog davon.

„Was?“, blökte Johnny erschrocken, als sein Freund einen Schritt tat, stolperte und über den ausladenden Couchtisch fiel. Gläser, Flaschen, Schüsseln mit Knabberzeug, Kuchenstücke, ein Beutel mit Gras und eine Tüte Schnee wurden durcheinandergewirbelt.

„Alter, das Koks!“

„Hast du dir was getan?“

Johnny warf einen Blick nach oben und schrie auf.

Kirsten hockte auf dem Kronleuchter. Sie war nackt, grinste und ihre Augen leuchteten rot.

„Verdammt!“, rief Babs nach dem ersten Schreck. Was für ein genialer Streich. „Wie bist du da raufgekommen? Die Jungs haben sich in die Hosen geschissen.“

Kirsty schwieg, umklammerte die Aufhängung des Lüsters, streckte die Arme aus und brachte ihren Körper in eine waagrechte Lage.

„Das gibt‘s nicht“, flüsterte Isabella beeindruckt und Johnny schüttelte den Kopf.

„Das ist eine Kette. Das kann nicht funktionieren. Was sie macht, ist ein Ding der Unmöglichkeit.“

„Sie tut es trotzdem, erklär das ihr.“

Kirsty schien sich nicht darum zu kümmern, was machbar war und was nicht. Sie spreizte die Beine, knickte einen Arm ab, bis sie kopfüber hing (oder stand?), einzig gehalten von der Kraft ihrer Hände.

Ihre Füße berührten die Decke und sie ließ los, blieb stehen und grinste zu ihnen hinunter und breitete die Arme aus, als wolle sie um Applaus bitten.

„Nein, nein, nein“, schüttelte Walter den Kopf. „Verdammt, Babs.“

„Es war nur beschissenes Koks“, fuhr die Angesprochene auf. „Keine Rauschdrogen irgendwelcher Art.“

Der Rest der Gruppe sah sie zweifelnd an.

„Wirklich!“

Von draußen ertönte eine donnernde Explosion. Die Fenster hinter den Vorhängen klirrten.

„Scheiße, der Wagen.“

„Bleib da und halt sie unter Kontrolle!“, rief Walter, dann waren alle außer Bella aus dem Raum gestürzt, die ihnen verdattert nachblickte.

„Wie stellst du dir das vor?“ Sie blickte zu Kirsten, die elegant über die Decke marschierte, bluttriefende Fußspuren hinterließ und sie mit dem Blick fixierte. Bei jedem Schritt wiegte sie die Hüften, als wollte sie einen Wettbewerb in Sinnlichkeit gewinnen.

„Das sieht sexy aus. Will sie sich an mich ranmachen?“, dachte Isabella und schlug eine Hand vor den Mund. „Was zum Teufel denke ich? Ich sollte mich besser auf die naheliegende Frage konzentrieren.“ Eine Frage, die sie fürchtete, weil es nur eine Antwort geben konnte.

„Bist du überhaupt Kirsty?“, fragte sie und bekam höhnisches Gelächter zu hören.

„Ah, diese geile Fotze ist noch da drinnen, versteckt sich in einer bedeutungslosen Gehirnwindung und winselt vor Angst. Aber sie war ein guter Fick.“

Die Stimme klang, wie Bella es erwartet hatte - als sprächen mehrere Personen gleichzeitig durch einen Verzerrer. Scheiße, das klang nach einer Besessenen.

„Was willst du?“

„Was werde ich wollen, Schlampe? Du bist die Belesene dieser verfickten Gruppe. Streng dein zugekokstes Hirn an. Ich möchte, dass du meine Möse leckst!“ lachte das Kirsty-Ding und ließ sich auf Isabella fallen.

 

– 05 –

 

Der Wagen brannte lichterloh und erhellte die Lichtung vor dem Haus. Er lag auf dem Dach, Flammen leckten über das Metall, brachten die Reifen zum Platzen.

„Scheiße, wie gibt‘s das?“ Walter sah entsetzt auf das brennende Wrack.

„Du bist dumm, Kumpel.“ Wie aus dem Nichts stand Chris auf dem lodernden Schrott, nackt, mit einem Steifen. Er breitete die Arme aus. „Willkommen in meiner Welt“, sagte er vergnügt. „Wo sich Chaos und Anarchie vereinen, wo der Mensch nur Futter ist. Vieh, Fleisch, Nahrung, Spielzeug.“

Er ging in die Hocke. „Weißt du, wie simpel die Dinge sein können? Nimm zum Beispiel den Wagen. Es hat keinerlei Anstrengung gebraucht, ihn umzudrehen. Und ich habe nur die Hand auflegen müssen, um ihn zu entzünden. So.“

Er führte vor, was er meinte. Der Benzintank explodierte und erhellte für Augenblicke die Nachtschwärze taghell.

„Fuuuuck!“

Ein kreischender, brennender Chris-Dämon wurde über sie hinweggeschleudert, während sie zu Boden gingen. Ringsum regnete es Autoteile und das Dunkel der Nacht eroberte Teile der Lichtung zurück, von einzelnen Brandherden in Schach gehalten.

„Er ist noch als Besessener ein Schwachkopf“, stellte Babs trocken fest. Sie sah sich in den Trümmern um, bis sie fand, wonach sie suchte. „Hier.“ Sie warf Walt einen nicht allzu heißen Schraubenschlüssel zu. „Johnny, du gehst zu Isabella ins Haus und stehst ihr bei. Wir kommen gleich nach.“

Der Angesprochene nickte und lief los.

Sie zog das Geburtstagskind auf die Beine und marschierte mit ihm zu Chris, der sich brennend und lachend im Gras wälzte.

„Das Feuer kitzelt ... aua!“, brüllte er, als Babs begann, mit ihrem Werkzeug auf ihn einzuschlagen. Er versuchte, ihr zu entkommen, aber sie setzte ihm gnadenlos nach, drosch auf ihn ein.

„Was ist? Hilf mir gefälligst“, fuhr sie Walter an. Bei jedem Schlag spritzte Blut und stoben Funken.

„Das ist unser Kumpel“, protestierte der.

„Nein, ist er nicht“, widersprach sie, ohne innezuhalten. „Entweder wir prügeln das Ding in ihm raus oder wir müssen ihn sowieso umbringen.“

„Was?“

„Frag nicht so blöd“, keuchte sie, während sie auf den zuckenden, schreienden, lachenden, heulenden Chris-Dämon eindrosch und ihn Schlag für Schlag zu breiiger Masse reduzierte. „Mach schon.“

– 06 –

„Hieeer kommt Johnny!“, kringelte sich das Kirsty-Ding, als er in den Raum gestürmt kam. Die Besessene hockte auf Isabella, hatte ihren Kopf zwischen die Schenkel geklemmt, die Handgelenke gepackt und pisste ihr ins Gesicht.

Die Misshandelte strampelte und kämpfte vergeblich, während sie hustete, spuckte und schluckte, um nicht in einer Pisseflut zu ersaufen.

„Runter von ihr, du ... Kreatur!“, schrie Johnny und Kirsten gackerte ihr mehrstimmig kreischendes Lachen.

„Du bist nicht John Constantine, du verwechselst da was.“ Kirsty-Dämon lachte erneut. „Du bist nicht mal der Heilige Johannes, nur ein verfickter Niemand.“

Ihr Pissestrahl versiegte und sie sprang aus dem Stand zwei Meter in die Höhe, blieb in der Luft hocken und grinste ihn an. Er starrte abgelenkt, weil er zwischen ihre Schenkel sehen konnte. Waren das Zähne auf ihren Schamlippen?

„Gefällt dir, was du siehst?“, schnurrte das schwebende Monster und spreizte die Beine, dann schob sie sich drei Finger in die Möse. „Willst du in der Gülle wühlen, Johnny? Oder mich mit einem Kreuz ficken?“, fragte sie höhnisch. „Soll ich dir in den Mund scheißen?“ Sie rülpste ordinär und lachte.

Isabella rollte herum und erbrach einen Schwall Flüssigkeit.

„Trink den Auswurf, Johannes, das ist gesund. Echt. Männer kommen vom Mond, Frauen aus der Hölle. Wir wissen, was gut für euch ist.“ Sie gackerte belustigt. „Lass dich vom Fickfleisch dominieren, Heiliger. Vernetze dich mit mir, ich lösche dein Gedächtnis, bis dir nichts drinnen bleibt, als die Sauereien, die ich dir durch den Schwanz reinblase, oh mein mnemonischer Johnny.“

Sie vollführte eine obszöne Geste. „Wen du magst, kannst du einen Becher Saft abspritzen. Bist du brav, John, darfst du in mein Gesicht kommen.“ Sie klimperte ihn mit anzüglichem Augenaufschlag an und streckte eine unglaublich lange und bewegliche Zunge aus dem Mund.

Für eine ewig währende Sekunde dachte er über das Angebot nach, sah sich außerstande, nicht Bilder von exquisiter Obszönität zu imaginieren.

Barbara und Walter stürzten in den Raum, brachen den Bann und er war wieder Herr seiner Gedanken. Für einen Augenblick sah das Kirsten-Ding unheimlich wütend drein, dann lächelte sie zuckersüß.

„He, ihr beiden, wo ist Chris?“, fragte die Besessene fröhlich und Babs zuckte mit den Schultern.

„Er hat sich verdünnt.“

„Einmal Schwachkopf, immer Schwachkopf“, grinste der schwebende Dämon, wandte sich Bella zu und pisste von oben auf sie hinunter.

„Ich war noch nicht fertig“, lachte sie.

„Hör auf mit dem Scheiß!“, schrie Isabella genervt, wischte die Flüssigkeit aus den Augen und sprang in die Höhe, um nach Kirsty zu schlagen. Sie rutschte am nassen Boden aus, fiel nieder.

„Jetzt bin ich leer“, sagte die Besessene und schwebte ein Stück zurück.

„Ich glaub das alles nicht“, fluchte Babs und schlug einen Bogen um die Dämonin, um zu Isabella zu gelangen. Die Schwebende sah ihr neugierig zu und verhöhnte sie.

„Kannst du ruhig, bescheuertes Fickfleisch. Du bist so blöd wie deine Pussy nass, als ich meine Hand reingeschoben habe.“

„Das habt ihr getan?“, murmelte Johnny irritiert und sah zwischen den beiden hin und her.

Isabella war wieder auf den Beinen. Sie sah wütend drein, als sie sich die triefenden Haare aus dem Gesicht wischte. „Deine Faust war in meiner Fotze, Kirsty“, fauchte sie und die Besessene drehte sich überrascht zu ihr.

„Echt?“

„Ja, wirklich.“

„Oh. Dann war es ihr Arsch. Du dumme Sau. Ihr Mösen seid alle gleich, wie soll ich mir merken, wem ich wo was reinstecke.“

Sie johlte und überschlug sich vergnügt.

„Ich habe das Gefühl, die Sache gerät außer Kontrolle“, murmelte Johnny und Kirsty-Dämon kreischte ihn wütend an, schoss auf ihn herab und packte ihn.

Mit einem Ruck hatte sie ihn auf halbe Raumhöhe gezerrt.

„Willst du wissen, was Kontrollverlust bedeutet, du verkappter Schwanzlutscher?“, brüllte sie und begann, um ihre eigene Achse zu wirbeln, den schreienden Johann mit sich schleppend, bis sie ihn schlagartig losließ.

Er wirbelte durch den Raum, prallte mit knochenbrechender Wucht gegen eine Wand und sackte betäubt neben einem der Gummibäume zu Boden.

Die Pflanze bebte und vibrierte, ihr Laub wedelte und raschelte aufgeregt, dann dehnten sich die Stängel und Zweige und das Gewächs bewegte sich im Riesentopf.

Johnny, kaum bei Sinnen, schaffte es nicht rechtzeitig außer Reichweite. Der Organismus im Topf überwältigte ihn, Äste peitschten, wanden sich um ihn, die Blätter rollten sich zusammen und umwickelten seine Gelenke.

Isabella und Barbara, die ihm zu Hilfe eilen wollten, wurden von Kirsty-Dämon abgefangen. „Lasst dem Baum sein Vergnügen“, zischte sie und schleuderte die beiden zurück.

Das Gewächs riss ihm ohne Anstrengung und mit kräftigen Rucken die Hosen runter, spreizte seine Beine und bohrte ihm mühelos einen Ast in den Arsch. Johnny brüllte, als die Pflanze ihn fickte. Es sah aus, als käme sie zum Orgasmus, so wie sie mit zunehmendem Tempo bebte und zitterte. Die Schreie gerieten schriller und er spuckte blutigen Schaum. Er verstummte schlagartig, als der Ast mit einem Schwall Blut aus dem Mund brach. Er riss ein letztes Mal die Augen auf und sackte zusammen.

Das Gewächs dehnte und streckte sich und fetzte ihm die Arme und Beine vom Rumpf, schleuderte sie durch den Raum, während der Torso in einer enormen Blutlache liegenblieb.

„Koitus kapputus“, lachte Kirsty-Dämon, wendete sich den Verbliebenen zu. „Hiergeblieben!“, schrie sie und raste den Flüchtenden hinterher.

Sie erwischte Babs, die sich schimpfend und schlagend zur Wehr setzte und der Dämonin Mühe bereitete, bis sie die Frau endlich in ihre Gewalt bekam und hochhob.

„Ich mag es, wenn sie mir Paroli bieten“, höhnte die Besessene und leckte ihrer Gefangenen über die Wange, Schleimspuren wie die einer Schnecke hinterlassend. Barbara keifte und Tränenflüssigkeit lief aus ihren Augen.

„Oh, keine Tränen bitte. Welch Verschwendung“, verhöhnte Kirsty sie.

Ein Fenster explodierte, die Scherben rissen die Vorhänge in herumwirbelnde Fetzen und eine fluchende Gestalt fiel zu Boden und zappelte wie verrückt, um sich aus den Stoffresten zu befreien.

Chris sah mitgenommen aus, zerschlagen, eine grob menschliche Erscheinung aus rohem Fleisch, die so aussah, als hätte sie, ihre Form zu behalten.

„Scheiße, die haben mich zu Brei geschlagen“, röhrte er.

„Halt die Klappe, du verblödeter Scheißkerl. Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin? Verpiss dich und bastle Johnny zusammen, unsere Puzzlebox.“

Der Besessene starrte sie an, rülpste einen Schwall Käfer und Würmer, zertrat sie knirschend und knacksend, tat, was sie von ihm verlangte.

Mürrisch brummelnd sammelte er die Einzelteile seines ehemaligen Freundes ein und warf sie auf einen Haufen.

Das Kirsty-Ding wandte die Aufmerksamkeit wieder ihrer Gefangenen zu.

„So, Süße, in deinem Arsch habe ich also meine Faust gehabt?“ Sie dehnte ihren Hals, bis sie ihren Kopf auf Höhe von Barbaras verlängerten Rücken gebracht hatte und mit hervorquellenden Augen das Hinterteil betrachten konnte.

„Geiler Hintern. Wie denkst du über einen Zungenkuss zur Feier unserer zurückliegenden Rosettenparty?“

„Verpiss dich.“

„Würdest dir wohl wünschen, was?“ Kirsten riss ihre Klappe auf und erstickte den Antwortschrei, presste ihre Lippen gegen jene der widerstrebenden Frau und schob ihre Zunge mit unwiderstehlichem Druck in Barbaras Mund. Tief in die Kehle, bis in die Speiseröhre zwängte sie den Tentakel, begleitet von würgenden und röchelnden Lauten, die nach einer Haarballen vomierenden Katze klangen.

Kirsty-Dämon ließ sie fallen. Die unförmig angeschwollene Glossa ratschte aus dem Körper und eine Fontäne Blut spritzte Babs aus dem Rachen, als sie am Boden aufprallte. Das um sich peitschende Organ war mit widerhakenförmigen Aufsätzen übersät. Die bewegliche Spitze war in zwei Enden gespalten.

„Weißt du, was ich noch nie probiert habe?“, fragte sie die hustende, spuckende Schwerverletzte, als sie zu ihr hinuntersank, über ihr schwebte und begann, mit schwarzen Fingernägeln die Kleider in Streifen zu fetzen, bis Babs nackt war.

„Einen Tittenfick.“ Mit diesen Worten rammte sie ihren Zungententakel zwischen Barbaras Brüste, bohrte mit einem schauderhaften Geräusch eine Öffnung in die Rippen, stieß in den Brustkorb und penetrierte die Wunde.

„Lunge lecken, lecker.“ Sie zungenfickte das Loch, während der Körper bebte, unkontrolliert zitterte und Babs sich einnässte.

„Sag mal, hast du kein Herz für eine arme, geile Dämonin?“, fragte die Besessene und schlang ihre Zunge um Barbaras Pumpe. Die Gequälte bäumte sich auf, versteifte sich und sackte zusammen.

Das Kirsty-Monster riss das bluttriefende Organ aus den Rippen, nahm es in die Hand und begann genießerisch, daran zu nagen.

„Mjam.“

– 07 –

 

„Irgendwo muss es eine Erklärung geben.“ Isabella und Walter standen inmitten der Bibliothek.

„Das wird nicht so schwer sein. Benutze deinen Verstand, Mann.“

„Meinst du, Onkel Jim hat mit diesen ... Dingern draußen zu tun?“

„Natürlich. Ist dir noch nicht aufgefallen, dass wir uns an eine Unzahl von Stereotypen aus Filmen und Büchern halten? Denken wir diese Vorurteile weiter, muss er für diese Scheiße verantwortlich sein.“

„Aber das sind Klischees.“

„Ja und in jedem steckt ein Körnchen Wahrheit, sonst gäbe es sie nicht.“

Walter sah aus, als hätte er eine Ohrfeige bekommen. „Du hast Recht“, musste er zugeben. „Wir sind Stereotypen. Alles ist eine Nachahmung. Was bedeutet das?“

„Die Antwort findet sich in diesen Büchern.“ Sie deutete mit einer vagen Bewegung auf den umgebenden Raum.

Etwas donnerte gegen die Tür. Sie zuckten zusammen, dann tönte der wütende Fluch des Kirsty-Dämons. „Scheiße nochmal, was soll das? Warum ist die verfickte Drecksbibliothek versiegelt? He, ihr Wichser, kommt her und helft mir.“

„Meint die uns?“

„Nö.“ Schläge trafen den versperrten Eingang.

„Verdammt.“

„Mist.“

„Chris und Johnny. Verflucht.“

„Kacke. Aber die Frage war gut“, warf Walter ein. „Wieso können sie nicht rein?“

„Ich bin sicher, dass dein Onkel vermeiden wollte, dass die hysterischen Kreaturen ihre Hände auf diverse kostbare Bücher mit gefährlichem Inhalt legen.“

„Egal jetzt.“ Er wurde ungeduldig, obwohl seine Nachfragen der Auslöser für ihre Erklärungen waren. „Wie finden wir das richtige Werk?“

„Wir nehmen uns zuerst die Bände vor, die auf dem Schreibtisch liegen. Dein Oheim hat sie zuletzt benutzt, gehen wir davon aus, dass sie bedeutsam sind.“

„Logisch. Clevere Frau.“

„Was hast du erwartet?“ Sie ging auf die andere Seite des Tisches und zog einen Stoß zu sich. Es waren dreiundzwanzig Bücher, mehrere Stapel aus altehrwürdigem Leder, Leinen, Goldschnitt, dickem, steifen Papier, Prägungen und Staub.

„Wunderschön, aber ich kann nichts davon lesen.“

„Latein.“

„Ich weiß. Genau das ist das Problem.“

„Dann lass uns das probieren.“ Sie nahm einen eBook-Reader zur Hand und Walter starrte das Gerät betroffen an.

„Was hat sowas in einer Bibliothek verloren?“

„Genauso viel wie all die anderen Bücher.“

„Das meine ich nicht. Ich will sagen, was soll das? Wo bleiben Mystik und Geheimnisse, wenn man Beschwörungsformeln in einem epub speichert?“

„Tja, teuflische Kulte gehen mit der Zeit. Willkommen in der Moderne.“

 

Teil 3: Orgasmus

 

„Evil Dead war eine Dokumentation?“

„Behauptet dieses Buch. Sam Raimi ist der Hohepriester eines Ordens namens Pavor nocturnus. Bruce Campbell, hochrangiger Ordensjünger, ist ein Sendbote dieser Bruderschaft. Er trägt Sorge, dass die Fans die Streifen nicht vergessen.“

„Mehrzahl? Wir reden nicht nur vom ersten Teil?“

„Nein, vom Einser und Zweier. Ursprünglich sollte Nummer drei ebenfalls in dieser Art gestaltet werden. Zur Entfesselung des von Pavor nocturnus beschworenen Infernos braucht es die Dreifaltigkeit des Wahnsinns, was auch immer das ist.“

„Noch nie davon gehört.“ Walter zuckte mit den Schultern.

„Etwas ging schief und der dritte Streifen geriet zur Komödie.“ Sie schüttelte den Kopf. „Hab ich nie gesehen.“

„Der war gut“, verteidigte er die Posse.

„Aber er war falsch. Der Einfluss von Co-Produzent Dino de Laurentis hatte den Film korrumpiert. Die drei Werke sollten dazu dienen, den Verstand der Zuschauer für das zu öffnen, was jenseits der Grenzen unserer Dimension darauf wartet, sie in Besitz zu nehmen.“

„Und das Remake?“

„Produziert von Raimi und Campbell. Diente demselben Zweck. Es ersetzte den dritten Teil der Reihe. Es komplettierte die Trilogie und bot damit der Dreifaltigkeit des Wahnsinns die Möglichkeit, sich breitzumachen und auf das Startsignal zu warten.“

„Das ist haarsträubender Unsinn“, wehrte Walter ab.

„Ja, das sagt man auch über Cthulhu und die Großen Alten.“ Sie sah ihn nachdenklich an. „Vor ein paar Tagen habe ich auf dem Discovery-Channel gesehen, wie Archäologen die Überbleibsel einer kürzlich im Stillen Ozean entdeckten Stadt erforschen, nahe dem pazifischen Pol der Unzugänglichkeit.“

„Noch nie gehört.“

„Der am weitesten von jeglichem Festland entfernte Punkt im Pazifik. Es gibt mehrere solche Orte.“

„Warum sucht ausgerechnet dort jemand nach Ruinen?“

„Eine zufällige Entdeckung bei der Suche nach Erdöl. Egal. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde ein Riesenaufwand betrieben, um runter zu kommen und Dinge zu bergen. Jetzt lassen sie die Existenz dieser Trümmer ins Bewusstsein der Menschheit sickern. Raffinierte Vorgehensweise.“

„Warum habe ich nie davon gehört?“

„Archäologische Nachrichten sind dieser Tage nicht so populär. Nach den ausschlaggebenden Informationen muss man gezielt suchen, alles andere ist bewusste Augenauswischerei und Sensationsmache. Du bist ignorant, Walter. Das sage ich dir seit Jahren.“

„Was ist mit den Ruinen?“, drängte er.

„In den Trümmern fanden sich uralte Schrifttafeln, in die der Name R‘lyeh eingraviert war, die Stadt, in der Cthulhu auf die Wiederkehr wartet.“

„Blödsinn.“

„Nein, ist es nicht. Es ist ein Spiel mit Wissen und Desinformation, das einem eingeweihten Kreis von Personen nutzt. Wenn es diese versunkene Metropole gibt, dann hat Lovecraft gewusst, was Sache ist. Raimi weiß das ebenso.“ Sie nickte.

„Aber Cthulhu ist nicht aufgetaucht, oder habe ich das ebenfalls nicht mitbekommen?“, biss er.

„Es ist eine Metapher. Niemand hockt eine Ewigkeit in Ruinen im Meer und wartet. Er wird reinkarnieren, wie es sich für das Böse gehört.“ Sie strich mit einer spöttischen Geste über ihren Bauch. „Erinnere dich an Damien.“

Walter warf ihr einen verzweifelten Blick zu. „Das ist Wahnsinn, Bella, Hirngespinste.“

„Was treibt ihr Scheißer da drinnen?“, dröhnte Kirsty-Dämon. „Ich wette, ihr fickt miteinander. Schwanzlutschen und Mösenlecken.“ Sie schwieg kurz, drosch mit Wucht gegen die Tür. „He, ihr Fickmäuse, ich will eine Antwort!“

Isabella schüttelte den Kopf. „Ignorier sie. Ist es irrsinnig? Wie viele Menschen lesen Lovecraft? Zeitgenossen wie Robert E. Howard oder Clark Ashton Smith waren ebenfalls an der Verbreitung dieses okkulten Wissens beteiligt. Howard hat sich, geplagt vom Gewissen, erschossen.“

Die Besessenen vor der Türe tobten und schlugen gegen das Holz. Folianten fielen reihenweise aus Regalen und stürzten hinab, als die Dämonen versuchten, durch die Wände in die Bibliothek vorzudringen. Ihre Angriffe ließen das Haus beben und das Gemäuer einem schweren Gewitter gleich donnern.

„Sieh dir an, wie viele Schriftsteller sich bei Lovecraft bedienen. Da steckt ein System dahinter und eine der treibenden Kräfte ist der von Sam Raimi geführte Orden.“

„Wer ist der Autor dieses Machwerks?“

„Hm? Was? Ah, ein Frank Armitage.“

„Das sagt mir was, ich komm nur grad nicht drauf. Das ist ein Pseudonym von jemand Bekanntem.“ Walt schüttelte den Kopf. „Was ist mit Cabin in the Woods?“

Sie schnaubte und flippte rasch durch die Seiten des Bandes. „So neu ist das Buch nicht. Es ist ein paar Jahre vor dem Streifen rausgekommen, ah ... warte mal.“

Isabella ging zum Menü zurück. „Es lebe das eBook. Das ist eine aktualisierte und erweiterte Neuauflage. Mal sehen.“ Sie sprang zum Kapitel vor und las quer. „Ha. Da ist es. Joss Whedon hat versucht, den Bann der Evil Dead-Filme zu brechen. Seine Satire sollte das Werk von Raimi ad absurdum führen.“ Sie flippte weiter. „Aber das hat nicht funktioniert. Der Streifen kam zu knapp vor dem Remake raus.“

Sie legte den Reader beiseite. „So sieht es aus. Dein Onkel Jim ist ein Priester dieser Sekte. Natürlich auch Robert Tapert, der Produzent von Raimi. Lucy Lawless, die Hohepriesterin und Frau von Tapert, hat mit ihrem Mann zusammen zwei Söhne. Nachwuchs für Pavor nocturnus.“

„Ach Xena, wie konntest du nur“, seufzte Walter. „Aber wo kommt mein Oheim ins Spiel?“

„Jims Dad.“ Sie grinste kurz über den dämlichen Witz. „Ich meine, dein Großvater ist die Verbindung zur Familie Tapert, zum Raimi-Clan, zur Geschichte von Pavor nocturnus und dem, was dahintersteht.“

Er war fassungslos. „Warum hat er uns eingeladen?“

„Leichte Beute, Blutverwandtschaft, was weiß ich. Das musst du ihn fragen, ich bin kein Dämonenbeschwörer.“

Walter biss sich in die Faust. Er war den Tränen nahe. Der eigene Onkel! „Scheiße. Was machen wir? Wir sind echt gefickt!“

Isabella schüttelte den Kopf und lächelte ihn irritierenderweise an. „Nein, Walter, nicht wir. Du bist der Gefickte.“

Sie sprang aus dem Stand über den Tisch und packte ihn mit einer Hand an der Gurgel. Ohne Mühe hob sie ihn in die Höhe.

Er röchelte. „Was ...?“ Seine Finger fassten zum Hals, versuchten erfolglos, ihren Griff zu brechen.

„Du hast mich durch die Tür gebracht. So einfach war das.“

Sie grinste und ihre Augen wechselten die Farbe. Jetzt sah sie mörderisch aus. Wunderschön, bestialisch.

„Du, mein Freund, bist der Gefickte. Ich bin angepisst. Und weißt du was? Es war gut so. Ich kann frischen Natursekt nur empfehlen. Hat einen exquisiten Geschmack. Im Übrigen taugst du im Bett nicht so viel, wie du glaubst, alter Mann. Aber immerhin hat es gereicht.“

„Du redest eine Menge, meine Liebe. Und du springst hart mit meinem Neffen um.“

Im Zwielicht der Bibliothek manifestierte sich eine Gestalt. Hager. Schütteres, weißes Haar und ein aus den 1970er Jahren stammender Schnauzer. Ein dünnlippiges Lächeln.

„Onkel Jim?“, stieß Walter hervor.

„Persönlich. Wer sonst, du Einfaltspinsel?“

„Was geht hier vor?“, röchelte sein Neffe erstickt.

„Das hast du erfahren, du Narr. So viel hätte ich dir nie erzählt. Das wäre mir zu langweilig gewesen. Deine Freundin quatscht viel zu viel.“

„Ich muss mich ans Klischee halten.“ Isabella verzog den Mund zu einem Lächeln, das die Augen nie erreichte. „Das Böse redet, bis der Held mit einem unmöglichen Befreiungsschlag die Oberhand gewinnt.“

„Warum das Ganze? Hier, wir, das alles?“, stieß Walter hervor, den Zynismus der Besessenen ignorierend.

„Du bist einfältig, Neffe. Die üblichen menschlichen Beweggründe, was sonst. Was den Ort betrifft, das Haus ist ein Kraftort. Ley-Linien, Tannhäuser Tor, all die Sachen, die deinen Verstand übersteigen. Was euch anbelangt, ihr seid fleischlich sehr aktiv. Sexuelle Energie ist die beste Kraft, die man für Beschwörungen nutzen kann. Klischees, Walter.“

Er schnaubte verächtlich. „Im Gegensatz zu dir, Neffe, schwätze ich ungern. Genug der Erklärungen.“

Isabella ergriff das Wort. „Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen ... Tränen im Regen ... ach, du verstehst. Und wenn nicht, es spielt keine Rolle.“

Er hörte die Ergriffenheit in ihrer Stimme und sah in ihrem Gesicht das bösartigste Lächeln, das er je erblickt hatte. Himmel, was war die Frau wunderschön und geil. Nicht zu fassen, er bekam einen Ständer.

Onkel Jim trat an ihn heran und lächelte, während er ihm eine Wange tätschelte.

„Ich wollte dich kurz sehen, Neffe, um mich davon zu überzeugen, dass ich keinen Fehler begehe, wenn ich dich jetzt töte, nachdem du getan hast, was wir brauchen. Ich finde mich bestätigt. Danke.“

„Was?“

„Dein Sperma, du Idiot. Deine Freundin wird ein Kind bekommen, ein Gefäß für den Geist von Cthulhu.“

Walter quollen die Augen aus dem Kopf, als er schockiert nach Luft schnappte. Isabella grinste und streichelte erneut ihren Bauch.

„Ich bin die Mutter Gottes.“ Sie lachte über ihren eigenen Witz.

„So ist es, Neffe. Das war dein Schicksal, als Zeuger zu enden, als Gründer einer Dynastie. Das Blut meiner Familie. Dich braucht jetzt niemand mehr.“ Er wandte sich der Besessenen zu. „Er gehört dir.“

Walter schnappte panisch nach Luft und krächzte erstickt. „Onkel, wa...“

Isabella schraubte ihm mit einer brutalen Drehung den Schädel herum, bis das Genick knackste und brach. Sie drehte, bis das Gesicht erneut nach vorn blickte und er sie aus toten Augen anstarrte. Sie nahm ihm die Brille ab und warf sie beiseite.

„Fick dich, du Blindfisch“, lachte sie und riss ihm mit einem Ruck den Kopf ab. Der Körper fiel achtlos zu Boden.

„Ah, Mutter meines Gottes, komm“, sagte der Hohepriester und öffnete ihr die Tür. Sie stolzierte aus der Bibliothek. Die Besessenen wichen zurück, rasten heulend umher, während sie zur Haustür schritt und im Rahmen stehenblieb, beleuchtet von der aufgehenden Sonne.

„Hm. Ein wunderschöner Sonnenaufgang.“

„Bald ist es so weit.“

Er blickte sie bewundernd an. Sie hob den Schädel, leckte Blut vom Halsstumpf, fuhr mit der Zunge genießerisch über ihre Lippen.

„Fehlt noch ein Puzzleteil.“

Sie traten ins Haus zurück. Die Tür fiel zu.