Neununddreißigstes Kapitel

McCracken und Gash liefen an der Spitze der Truppe, wobei sie den verstreuten Toten auswichen, die Blaine im Museum für Luft- und Raumfahrt zurückgelassen hatte. Eine Humvee stand mit laufenden Motor direkt vor dem Eingang des Museums an der Independence Avenue.

»Wir haben eine positive Ortung, Sir«, sagte ein Soldat, der ihnen entgegengelaufen kam, zu Gash.

»Wo?« fragte der Colonel, der noch immer auf seiner Zigarre kaute.

»Im Lincoln Memorial, Sir.«

»Mist.«

»Was für eine Ortung?« wollte Blaine wissen.

»Eine Atombombe, Captain. Wir sollten uns besser auf den Weg machen.«

Ben Samuelson wurde immer verzweifelter, während er wahllos in die Gegend schoß. Nur noch drei Mitglieder der Geiselrettungseinheit waren auf Posten, die übrigen waren verwundet oder tot. Die Schlacht hatte auch das Leben einiger Spezialagenten gekostet, die ihre Plätze eingenommen hatten. Und unter ihnen brannte das Hoover-Gebäude. Die Sprinkleranlage bekämpfte ein Feuer, das durch den ständigen Beschuß von einem M-1-Panzer, der am FDR Memorial Drive stationiert war, immer wieder neue Nahrung erhielt. Jede Granate erschütterte das Gebäude und ließ Betonstaub herabrieseln. Die Sicherheitstüren waren zertrümmert, und in jedem Augenblick würden die Truppen auf der Straße mit dem Sturmangriff beginnen. Samuelson hatte entschieden, daß ihm nur noch die Möglichkeit blieb, sich bis zum Ende zu verteidigen. Die Stadt war eingenommen worden, und das FBI-Präsidium würde mit ihr fallen.

Weiteres Geschützfeuer schlug in das Gebäude. Eine Granate traf das oberste Stockwerk, auf dem er sich befand, und dann eine zweite. Samuelson sah, daß weitere seiner Männer mit schweren Verletzungen, von denen einige tödlich sein würden, zu Boden gingen.

»Verdammter Mist!« stöhnte er.

Er ließ ein neues Magazin in seine M16 einrasten, richtete sie auf den Panzer auf der Straße und eröffnete das Feuer.

Der Geschützturm des M-1 explodierte mit einem grellen Lichtblitz, und der Panzer neigte sich zur Seite.

Samuelson stellte das Feuer ein und sah verwundert auf seine M16.

Eine zweite Explosion erklang auf der anderen Seite des M-1 und hob den brennenden Panzer ein Stück an, bevor er umkippte.

Was, zum Teu …?

Schwarzgekleidete Truppen schwärmten auf den Platz und eröffneten das Feuer auf die Deckung der Delphi-Truppen, die durch Feuerkraft und Geschick überwältigt wurden. Einen Augenblick lang dachte Samuelson an die andere Gruppe Verbündeter, die vor einiger Zeit bei einer ähnlichen Aktion umgekommen war. Aber diese Truppen waren anders. Er konnte es an der selbstsicheren und koordinierten Art erkennen, wie sie sich bewegten. Die Verbitterung auf den Gesichtern der übriggebliebenen Verteidiger um ihn herum verwandelte sich in Fassungslosigkeit und dann in Freude. Jubel löste das unheimliche Getöse der Waffen ab, als der Feind unter ihnen in einer großangelegten Aktion niedergemacht wurde.

Samuelson verzichtete darauf, in den Jubel einzustimmen, denn er wurde von einer bohrenden Frage geplagt.

Wer, zum Teufel, waren diese Leute?

Nicht einer der Midnight Riders im Weißen Haus hatte die Schlacht unbeschadet überstanden. Bis auf ein paar einzelne Patronen in ihren Pistolen war ihnen vor ein paar Minuten die Munition ausgegangen. Diejenigen, die sich noch bewegen konnten, hatten sich zu Kristen Kurcell und Arlo Cleese im Hintergrund des Foyers gesellt. Cleese hatte einen neuen Joint angezündet und reichte ihn herum.

Die meisten nahmen einen Zug.

Die Delphi-Truppen würden jeden Moment das Weiße Haus stürmen. Wenn sie hier ruhig und entspannt sitzen blieben, konnten sie vielleicht noch ein paar von ihnen überraschen.

Plötzlich waren draußen von neuem Schüsse zu hören. Die Riders blickten sich verwundert aus rauchgetrübten Augen an und überlegten, ob sie jemanden vermißten. Doch selbst wenn es so gewesen wäre, zeigte die Heftigkeit der Schießerei an, das keinesfalls nur eine einzige Person und auch keine kleine Gruppe dafür verantwortlich sein konnte. Das hier war etwas ganz anderes, eine ganz neue Schlacht. Kein einziger der Rider hatte noch genügend Kraft oder Entschlossenheit, um nachzusehen, was vor sich ging.

»Was ist da los?« brummte einer.

Ein paar Sekunden später hörten und spürten sie, wie die verbarrikadierte Vorderseite aufgesprengt wurde. Exakte und professionelle Befehle wurden gerufen. Schwere Schritte dröhnten durch den Korridor, bis ein Stiefelpaar sich dem Eingang näherte, der in das hintere Foyer führte. Dann schob sich der Lauf einer M16 durch die Tür.

»Was ist denn hier los?« fragte ein Mann, der vollständig in Schwarz gekleidet war, von den Schuhen bis zum verdreckten Gesicht.

»Eine Party, Soldat«, sagte Cleese, der allmählich begriff, was wirklich geschah. »Und du bist unser Ehrengast.«

Traggeo blieb einen Augenblick lang an der Klippe stehen, nachdem Johnny abgestürzt war, und suchte im Abgrund nach ihm. Als er durch den Sturm nichts erkennen konnte, wußte er, daß er die Legende besiegt hatte. Ohne die Trophäe in Form von Wareagles Skalp war der Triumph zwar unvollständig, aber es wartete noch eine andere Beute auf ihn.

Traggeo schlitterte den Bergpaß entlang zum hinteren der beiden umgestürzten Anhänger, um den Zustand der tödlichen Fracht zu überprüfen. Es blieb nur ein knapper Meter Platz bis zum Abhang, so daß er sich sehr vorsichtig bewegte. Mit seinem Messer konnte er den Verschlußmechanismus der hinteren Ladetür aufbrechen. Die Führungsschienen mußten sich beim Sturz leicht verzogen haben, denn es war ziemlich schwierig, die Tür hochzuschieben. Als Traggeo es schließlich geschafft hatte, blickte er in den Laderaum.

Er war leer. Die grünen Container waren verschwunden.

Traggeo blinzelte, weil er seinen Augen nicht traute. Ein unbestimmtes Gefühl veranlaßte ihn, vom Anhänger zurückzutreten und in den Sturm hinauszublicken. Er zitterte.

Dort stand eine Erscheinung, der Geist von Johnny Wareagle, so weiß wie der Sturm. Aber dieser Geist hielt einen Revolver aus einem anderen Jahrhundert in der Hand. Sein Gesicht war zerkratzt und blutig. Der Arm, der nicht die Waffe trug, hing tiefer als der andere. Eine gefrorene rote Stelle glänzte an der Seite, wo Traggeos Messer ihn getroffen hatte.

Traggeo erstarrte und griff mit der Hand zum gleichen Messer, das an seiner Hüfte in der Messerscheide steckte, aber so, daß der Geist es nicht sehen konnte.

»Du!«

Als Wareagle über die Kante gestürzt war, hatte er drei Meter tiefer einen schmalen Felssims entdeckt. Er war mit beiden Beiden darauf gelandet und wieder abgerutscht, hatte es aber geschafft, sich mit der linken Hand an dem Vorsprung festzuhalten. Dabei hatte er sich die Schulter verrenkt, wodurch es außerordentlich schwierig geworden war, auf den Sims und dann zur Straße hinaufzuklettern. Diese Aufgabe wurde noch dadurch erschwert, daß er sich so lange am Felsvorsprung festhalten mußte, bis er sicher war, daß Traggeo nicht mehr nach ihm suchte.

Traggeo befand sich hinter dem zweiten Anhänger, als Johnny wieder den Schauplatz betrat. Da er keinen weiteren Nahkampf riskieren wollte, suchte er im Schnee hektisch nach Duncan Farlowes Revolver und fand ihn nicht weit von der umgestürzten Karosserie der Zugmaschine. Er hatte den Peacemaker gerade erhoben, als der Mann, den er gejagt hatte, vom Anhänger zurückgetreten war und ihn erblickt hatte.

Traggeo täuschte einen kurzen Blick nach hinten vor, damit er sein Messer aus der Scheide ziehen konnte.

»Die Pfadfinder!« brummte er, um Zeit zu gewinnen.

»Sie haben mir geholfen, beide Anhänger zu entladen, bevor ich losgefahren bin.«

»Dann sind die Sprengköpfe …« Das Messer lag jetzt in seiner Hand, und er machte sich zum Wurf bereit.

»Ja«, führte Wareagle den Gedanken für ihn zu Ende.

Sie befanden sich noch immer in der Mine und wurden von Duncan Farlowe und den Pfadfindern vom Fähnlein 116 bewacht.

»Dann muß ich mich wieder auf den Rückweg machen«, sagte Traggeo.

Er dreht sich um und warf im nächsten Augenblick das Messer. Johnny Wareagle rührte sich überhaupt nicht. Duncan Farlowes Peacemaker bellte zweimal neben seiner Hüfte auf, und beide Kugeln trafen Traggeo in die Brust. Der Killer traute seinen Augen nicht. Aber er starrte gar nicht seine Wunden an. Nein, er sah geradeaus und fragte sich, wieso sein Messer das Ziel verfehlt hatte. Sein Wurf war gut gezielt gewesen, da war er sich ganz sicher. Dann war das Messer plötzlich verschwunden, als hätte der Sturm es verschluckt, bevor er Wareagle erreichte.

Traggeo schwankte, während seine sterbenden Augen auf Wareagle gerichtete waren.

»Geist«, sagte er und stürzte rückwärts über die Felskante.

»Noch nicht«, sagte Johnny zu seiner Leiche.

Das Bombenräumkommando der Polizeibrigade wartete auf den Stufen zum Lincoln Memorial, als Colonel Tyson Gashs Humvee mit bereits geöffneten Türen angefahren kam. Gash lief auf die Männer zu, dicht gefolgt von McCracken.

»Sie befindet sich hier, Sir, das ist richtig«, meldete der Vorgesetzte der Einheit, ein Corporal namens Revens.

»Wo?«

»Wir haben bereits das Gebäude durchsucht, Sir, und nichts gefunden«, fuhr Revens fort, »was bedeutet, daß sie sich unter der Erde befinden muß.«

»Unter der Erde, Soldat?«

»In den Katakomben«, sagte Blaine.

Gash und die Mitglieder des Bombenräumkommandos, das für jede Art von Sprengkörpern einschließlich Atomwaffen ausgebildet war, wandten sich ihm zu.

»Das hier war früher einmal Sumpfland, Colonel«, erklärte Blaine. »Als das Denkmal gebaut wurde, mußten tiefe Tunnels und Höhlen gegraben werden, um das Gewicht zu tragen.«

»Wissen Sie auch, wie man hineingelangt, Sir?« fragte Revens ihn.

»Sobald ich einen Blick ins Innere geworfen habe.«

In der Kommandozentrale von Mount Weather hatte General Cantrell etwas getan, was ihm noch vor wenigen Stunden lächerlich vorgekommen wäre. Er hatte dem Präsidenten seine bedingungslose Kapitulation angeboten. Das reguläre Wachpersonal der Zentrale war bereits dabei, Cantrells Elitetruppe zu entwaffnen und festzunehmen. Die Geheimdiensteinheit des Präsidenten war bereits in die Kommandozentrale gebracht worden, wo sie den General in Gewahrsam genommen hatte.

»Ich möchte zurück nach Washington«, sagte der Präsident besorgt zu Charlie Byrne. »Jetzt, wo es vorbei ist, haben wir jede Menge …«

»Einen Augenblick«, unterbrach ihn Angela Taft, die immer noch auf den großen Bildschirm blickte. »Was geht denn da unten vor, wenn es wirklich vorbei ist?«

Ein Viertel der Bildfläche wurde von einer Horde Männer und Fahrzeuge eingenommen, die sich um das Lincoln Memorial zusammengezogen hatten.

Samuel Jackson Dodd beobachtete die Uhr, die gerade die Acht-Minuten-Marke überschritten hatte, und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder dem Bildschirm zu. Die Truppen, die ihn zu dieser Kriegslist gezwungen hatten, stürmten gerade ins Innere des Lincoln Memorial. Dodd verspürte eine leichte Unsicherheit. Wenn sie von den Katakomben wußten, hatten sie noch genügend Zeit, um die Bombe zu finden. Sie zu entschärfen, war allerdings eine andere Sache. Er hatte noch eine kleine Überraschung auf Lager, um dementsprechende Bemühungen mit ziemlicher Sicherheit scheitern zu lassen.

Die Bombe würde nämlich schon bei der Zwei-Minuten-Marke detonieren statt bei der traditionellen Anzeige 0:00. Das Stadtzentrum von Washington würde in Schutt und Asche gelegt werden, wodurch es sogar noch einfacher war, das Verschwinden der führenden Politiker des Landes zu erklären, Greenbrier und Site R würden unter ihrer Kontrolle bleiben. Die Wiedererlangung der Kontrolle über Mount Weather würde im Anschluß an die Explosion erfolgen.

Sobald Dodd die Macht übernahm, mußte er die Hauptstadt natürlich völlig neu aufbauen. Die Herausforderung reizte ihn. Seine erste Handlung als Oberbefehlshaber des Landes würde ein unauslöschliches Zeichen in der Geschichte hinterlassen, während es gleichzeitig dazu diente, die Macht Delphis zu festigen und zu bestätigen.

Dodd widerstand der Versuchung, den verblüfften Insassen von Mount Weather anzukündigen, was geschehen würde. Es wäre viel wirksamer, sie damit zu überraschen und den Schock auf ihren Gesichtern zu beobachten, wenn die Explosion in weniger als sechs Minuten Washington verdampfen ließ.

Er holte einen Gesamtüberblick über das Stadtzentrum von Washington auf seinen Bildschirm an Bord der Olympus und lehnte sich zurück.

Die unterirdischen Katakomben des Lincoln Memorial waren mit Gehsteigen versehen, die durch hölzerne Geländer gesichert waren. Früher waren hier regelmäßige Führungen veranstaltet worden, bis Untersuchungen einen gefährlich hohen Asbestanteil nachgewiesen hatten. Da es zu aufwendig war, das Material auszutauschen, waren die Katakomben einfach geschlossen worden.

McCracken hatte den Eingang im Erdgeschoß des Denkmals entdeckt. Gashs Männer schossen die verriegelte Stahltür auf und drangen ein.

Die Dunkelheit der Katakomben wurde von einer Reihe schwacher Glühbirnen unterbrochen. Blaine hatte den Lichtschalter gleich rechts neben der zerstörten Tür gefunden. Trotz des warmen Frühlings waren die Wände unter seiner Berührung eiskalt. Je tiefer sich die Truppe vorwagte, desto zahlreicher waren die Eiszapfen und Stalaktiten, die durch hereinsickerndes und gefrierendes Wasser gebildet wurden. Sie traten durch Wasserpfützen, und angesichts der feuchten Kälte fragte sich Blaine, warum sie nicht ebenfalls gefroren waren. Er sah, wie der Atem vor seinem Gesicht zu Nebelwolken kondensierte. Revens' tragbarer Nukleardetektor blinkte und piepte jetzt gleichzeitig, und McCracken wußte, daß sie sich dem Ursprung der Signale näherten.

»Es ist gleich da vorn«, gab Revens bekannt. »Nein, Moment mal. Halt!«

»Nun?« fragte Colonel Gash.

»Jetzt nach rechts«, gestikulierte Revens. »Dort im Graben, würde ich sagen.«

Gash ging langsam voraus, bis er den angezeigten Graben erreicht hatte. In seinem Mundwinkel klemmte noch immer die nicht angezündete Zigarre.

Der Atomsprengkopf lag etwa einen Meter tief in einer Bodensenke. Man hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihn zu tarnen, da das hundert Jahre alte Bauwerk bereits Tarnung genug war. Eine Digitalanzeige auf der schwarzen Hülle ging gerade auf die 7-Minuten-Marke zu.

»Umgebauter Artilleriesprengkopf von geringer Durchschlagkraft«, erkannte Revens und sah sich zu Blaine um. »Zweifellos einer von denen, die gestohlen wurden, wie Sie uns gesagt haben.«

»Ganz gleich, wie gering die Durchschlagskraft sein mag, sie wird ausreichen, um die Regierung für eine lange Zeit funktionsunfähig zu machen, wenn das Ding hochgeht«, erwiderte Blaine.

»Er wird nicht hochgehen, Sir«, versicherte Revens ihm, als sein Team sich mit schnellen, routinierten Bewegungen an die Arbeit machte. Werkzeuge wurden ausgepackt und Kisten entladen, die verschiedene Vergrößerungsgläser und Linsen enthielten. Es gab auch ein Gerät, das wie ein Stethoskop funktionierte, nur daß es an eine Einheit mit Digitalanzeigen und Lautsprecher angeschlossen war. Ein weiteres Gerät identifizierte er als Röntgendetektor.

McCracken wurde unruhig, weil ihm die ganze Sache viel zu einfach vorkam. Dodd hätte niemals solche Anstrengungen unternommen, wenn er nicht am Ende noch eine Überraschung parat halten würde. Irgend etwas mußte Blaine übersehen haben. Aber was?

Vielleicht eine zweite Bombe, die hochgehen würde, nachdem sie diese gefunden hatten?

Nein. Der Detektor hätte in diesem Fall zwei Anzeigen gemeldet.

»Ich kenne mich mit diesem Baby gut aus«, erklärte Revens. Er hockte jetzt im Graben und sah sich den Sprengkopf zuversichtlich an. »Wir brauchen nicht mal die gesamte Ausrüstung, um es ruhigzustellen.«

Revens drehte die hüfthohe Bombe auf die Seite und befestigte zwei Saugnäpfe am Verschlußmechanismus auf der Unterseite. Die Saugnäpfe waren an ein empfindliches Gerät angeschlossen, das wie ein Laptop-Computer aussah. Doch es handelte sich dabei um ein hochkompliziertes Entschärfungsgerät, mit dem Offiziere ihre Sprengköpfe im Notfall manuell deaktivieren konnten. Eine letzte Notsicherung in der Befehlskette.

Während Blaine zusah, huschten Ziffern über den kleinen Bildschirm des Geräts. Dann blieben vier stehen und begannen zu blinken.

»Die Hälfte der Arbeit ist schon erledigt«, sagte Revens zu McCracken und Colonel Gash.

Die Uhr auf der nach oben gekippten Seite des Sprengkopfs sprang auf 3 Uhr 59.

Auf dem Bildschirm gesellte sich eine fünfte Ziffer zu den anderen und blinkte ebenfalls. Die nächsten zwei folgten in Abständen von fünfzehn Sekunden. Als das Gerät auch die achte und letzte Ziffer identifiziert hatte, wurde der Bildschirm bis auf die acht Zahlen leer. Revens drückte die Befehlstaste auf der Tastatur.

Die Uhr hatte 3 Uhr 20 erreicht.

Die beiden Männer links und rechts von Revens brachten ihm den Röntgen-Detektor und das elektronische Stethoskop.

»Jetzt suchen wir noch nach zusätzlichen Sicherungen, und dann öffne ich den Verschluß.«

»Nein!« sagte Blaine und sprang in den Graben. »Dieser Sprengkopf hat doch sicher eine interne Uhr, oder?«

»Ja, aber …«

»Das heißt also, die an der Außenseite ist völlig irrelevant!« Er drehte sich zu Gash um. »Sie soll uns zum Narren halten. Auch wenn sie zwei Minuten und fünfundvierzig Sekunden anzeigt, haben wir vielleicht nicht mehr soviel Zeit.«

»Was schlagen Sie vor, Captain?« fragte Gash.

Blaine drehte sich zu Revens um. »Öffnen Sie jetzt das Schoß.«

»Sir, wenn ich das mache und es noch eine weitere Sicherung gibt …«

»Diese Mühe hätten sie sich nicht gemacht. Eine zweite Uhr würde völlig ausreichen.«

Revens sah Gash an. Der Colonel nickte.

Die Uhr zeigte 2 Uhr 30 an.

Zögernd legte Revens seine Hand auf das Gehäuse, in dem der komplizierte Verschlußmechanismus untergebracht war, der die Explosion des Sprengkopfes steuerte. Nachdem er den korrekten Öffnungscode eingegeben hatte, drehte er es nach rechts. Als die Anzeige auf 2 Uhr 19 sprang, rastete es mit einem Klicken ein, und er drehte es wieder zurück nach links.

Wieder ein Klicken.

2 Uhr 13 …

Revens hob die Linke, um mit beiden Händen nach dem geriffelten Rand des Verschlußmechanismus zu greifen. Wenn der Sprengkopf über eine zusätzliche Sicherung verfügte, würden sie es sehr schnell erfahren.

2 Uhr 08 …

Revens hielt den Atem an und zog den Mechanismus zu sich heran. Er hielt ihn wie ein Baby in den Armen, als die Digitalanzeige auf 2 Uhr sprang.