Zwölftes Kapitel

»Ja, ich erinnere mich an ihn«, sagte der Hilfssheriff von Gainesville, Texas, am späten Samstagnachmittag zu Johnny Wareagle.

Johnny nahm das Foto von Will Shortfeather in dessen ausgestreckter Hand wieder an sich.

»Er war vor etwa zwei Wochen hier und hat jede Menge unangenehmer Erinnerungen aufgerührt«, fuhr der Deputy fort, und sein Tonfall verriet, daß er nicht die Absicht hatte, diese Erinnerungen noch einmal aufzuwärmen. »Aber ein Kollege hat mit ihm gesprochen.«

»Er hat sich nach einem Mann namens Traggeo erkundigt.«

Der Hilfssheriff nickte.

»Was ist in Ihrer Stadt passiert? Was hat Traggeo hier angestellt?«

»Es war vor gut einem Jahr. Er hat sich in einer Bar mit vier Einheimischen geprügelt«, erklärte der Deputy. »Der Kampf hat nicht lange gedauert. Einer von ihnen ist tot. Zwei sind noch immer im Krankenhaus. Einer von ihnen kann von Glück reden, wenn eines seiner Augen gerettet werden kann. Der andere kann nicht mehr sprechen, weil etwas mit seinen Kehlkopf passiert ist. Und das Verrückte daran ist, daß es harte Burschen waren, jedenfalls die härtesten, die diese Stadt zu bieten hat. Man könnte fast den Eindruck haben, Ihr Freund hätte dies gewußt, hätte geradezu nach ihnen Ausschau gehalten.«

»Er ist nicht mein Freund.«

»Aber Sie kennen ihn.«

»Ich … habe ihn einmal gekannt.«

»Und was er getan hat, überrascht sie nicht.«

»Nein.«

Der Deputy schaute wütend drein. »Ihr Freund hat es darauf angelegt, sich zu prügeln. Vier gegen einen, und er hat angefangen. Die Zeugen haben ausgesagt, er wäre betrunken gewesen.«

»Wahrscheinlich hat nur das ihn abgehalten, sie alle zu töten.«

Der Hilfssheriff musterte Johnny kurz, bevor er fortfuhr. »Irgend jemand hat ihm eine Flasche über den Kopf geschlagen. Ich und zwei andere Deputies treffen dort ein, und er tobt noch immer wie ein Wahnsinniger. Die Bar mußte wegen der Reparaturen über eine Woche lang geschlossen werden. Wir gehen rein, und er hat die Hände auf dem Kopf des Burschen, den er fast geblendet hätte, und zerrt an seinem Haar, als wolle er es ihm ausreißen. Dabei stößt er die ganze Zeit über ein komisches Heulen aus. Ich glaube, er lächelte.« Der Blick des Hilfssheriffs wurde argwöhnisch. »Er ist einer von Ihnen, nicht wahr, ein Indianer?«

»Nein, ist er nicht.«

»Er sah aber so aus.«

»Was ist dann passiert?«

»Wir zogen unsere Waffen und befahlen ihm, die Hände zu heben. Als er nicht gehorchte, schoß ich ihm in die Schulter. Das behinderte ihn immerhin soweit, daß wir ihm Handschellen anlegen konnten. Der Bastard handelte die Anklage auf Totschlag zweiten Grades herunter und berief sich auf Selbstverteidigung. Akzeptierte das Urteil von fünf Jahren. Er lächelte sogar, als es verkündet wurde.«

»Das heißt, er ist im Gefängnis?«

»Im Staatsgefängnis von Huntsville, soweit ich weiß. Vier Jahre muß er dort noch absitzen.«

McCracken verlagerte sein Gewicht unbehaglich auf dem Sitz. Gut ein Tag war verstrichen, seit er Miami verlassen hatte, und aufgrund der Akten, die er in Bill Carlisles Schließfach gefunden hatte, und der Informationen, die Sal Belamo zusammengestellt hatte, war er nun wieder auf dem Rückweg.

»Hast du Johnny gefunden?« hatte Blaine Sal zu Beginn ihres Gesprächs gefragt.

»Nein, Boß. Scheint sich rar gemacht zu haben, und das ist für einen so großen Burschen gar nicht so einfach. Wenn du mich fragst, Boß, bei der Sache, der du auf der Spur bist, wäre es keine schlechte Idee, wenn ich dich an seiner statt begleiten würde.«

»Hätte dich gern dabei, Sal, aber du mußt für mich noch einmal H. William Carlisle aufspüren, und ich habe so ein Gefühl, als wäre er diesmal nicht so leicht ausfindig zu machen.«

»Warum ist es so wichtig, daß wir ihn finden?«

»Weil ein paar der Akten, die mit gelben Rosen gekennzeichnet sind, bis ins Jahr 1980 gehen, obwohl Carlisle angeblich 1978 ausgestiegen ist. Es wäre möglich, daß er sich entschlossen hat, noch eine Weile dabei zu bleiben, zumindest an der Peripherie. Das heißt, Carlisle könnte viel mehr darüber wissen, wer es auf die Regierung abgesehen hat, als er mir verraten hat.«

»Ich habe hier etwas, das dir in dieser Hinsicht helfen könnte«, sagte Belamo. »Ich habe die Fingerabdrücke von zwei der Sets identifizieren können, die du mir von Miami rübergefaxt hast, du weißt schon die von den Leuten, die am Cocowalk rumgeballert haben. Sie gehörten zu ein paar gewaltig bösen Buben, die in den Sechzigern eine Gruppe namens Midnight Riders gebildet haben. Hast du schon mal von ihnen gehört?«

»Ich war in den sechziger Jahren nicht gerade oft zu Hause, Sal.«

»Na ja, du hast nicht viel verpaßt. Auf jeden Fall bestanden die Midnight Riders aus ein paar Irren, die nicht mal der Weather-Untergrund und die Studenten für eine demokratische Gesellschaft kontrollieren konnten. Sie wurden unter dem Begriff ›verrückte Randszene‹ bekannt. Die Riders propagierten die totale Revolution. Sie fanden genug Zulauf, um immer genug Benzin in ihren Motoren zu haben. Ihr Anführer war ein überaus gemeines Arschloch namens Arlo Cleese.«

»Cleese … Seine Akte war in dem Schließfach, Sal, komplett mit einer gelben Rose und allem.«

»Er war einer jener Typen, die Carlisles Komitee und das Trilat liebend gern aus dem Weg geräumt hätten.«

»Aber sie konnten die Operation Gelbe Rose nicht durchziehen, und jetzt ist Cleese vielleicht wieder da und hegt Rachegedanken. Das würde genau zu Daniels' Andeutungen und Bill Carlisles Anspielungen passen.«

»Angenommen, Cleese hat seine Waffen von den Alvarez gekauft, Boß«, fuhr Belamo fort. »Und du bist just in dem Augenblick in Coconut Grove aufgetaucht, als er seine Spuren verwischen wollte.«

»Aber er hat eine Spur hinterlassen, der ich folgen kann, nicht wahr? Wenn ich mich an Alvarez hänge, kann ich vielleicht die Waffenlieferung aufspüren, die Cleese bekommen hat. Und über die Waffen komme ich vielleicht an Cleese selbst heran.«

Doch dazu mußte Blaine nach Miami zurückkehren, um die Schritte zurückzuverfolgen, die ihn zuerst zu Vincente Ventanna und dann zu Carlos Alvarez und damit zu der Schießerei geführt hatten, die das Einkaufszentrum praktisch in Schutt und Asche gelegt hatte.

»Darf ich Ihnen etwas zu trinken bringen, Sir?«

»Ein Mineralwasser«, sagte McCracken zu der Stewardeß im Erste-Klasse-Abteil des Airbus A-300. »Medium, bitte.«

Sie lächelte und kehrte zur Kombüse zurück.

Blaine hatte keinen Schluck Alkohol mehr getrunken, seit er vor über zwanzig Jahren aus Vietnam zurückgekehrt war. Es hatte Zeiten gegeben, da lediglich der Alkohol ihm die Kraft gegeben hatte, alles durchzustehen, und deshalb hatte er ihm nach Beendigung seiner Dienstzeit völlig abgeschworen. Vielleicht hatte er Angst, daß der Alkohol Erinnerungen an den Krieg zurückbringen würde. Vielleicht befürchtete er auch, sich wieder in die Abhängigkeit zu begeben, die er entwickelt und dann überwunden hatte.

Endlich löste die große Maschine sich vom Flugsteig und rollte zur Startbahn. Der Flug hatte sich um fast eine Stunde verzögert. Zuerst hatte das routinemäßige Durchzählen ergeben, daß ein Passagier zwar gebucht hatte, sich aber nicht an Bord befand. Danach war ein neuer Küchenwagen an Bord gebracht worden, da auf den Tabletts des Karrens, der ursprünglich angeliefert worden war, bei allen Gerichten eine falsche Vorspeise enthalten war. McCracken versuchte, sich zu entspannen, doch seine Gedanken ließen es nicht zu.

Er schaute hinab und sah, daß sein Mineralwasser in der Vertiefung der Armlehne stand. Er hatte nicht einmal bemerkt, daß die Stewardeß es gebracht hatte. Der Sitz neben ihm war leer, wie die meisten im Erste-Klasse-Abteil. Der Captain meldete über die Lautsprecheranlage, daß sie ihre Flughöhe von fünfunddreißigtausend Fuß eingenommen hatten. Dann gab die Stimme einer Stewardeß bekannt, daß man gleich eine Mahlzeit servieren würde.

Eine unbehagliche Gänsehaut glitt über McCrackens Rücken. Ein Passagier hatte gebucht, war aber nicht an Bord gekommen. Die neuen Mahlzeiten waren angeliefert worden, nachdem es zu dieser Anomalie gekommen war.

Plötzlich fröstelte er.

Blaines Gedanken rasten. Es war möglich, sogar wahrscheinlich, daß diejenigen, die er verfolgte, mittlerweile wußten, daß er sich vergangene Nacht mit Tom Daniels im Rock Creek Park getroffen hatte. Und da sie vermutlich ebenfalls wußten, daß Daniels der Operation Gelbe Rose und damit auch Arlo Cleese auf der Spur gewesen war, war die Miami-Verbindung mittlerweile offensichtlich. Doch falls sie Blaine lediglich beobachteten, müßte sein Beschatter an Bord dieser Maschine sein. Daß dieser Beschatter nicht an Bord gekommen war – der fehlende Passagier –, deutete darauf hin, daß sie sich zu einem anderen Vorgehen entschieden hatten. Statt der Mahlzeiten, die angeblich ausgetauscht worden waren, konnte durchaus etwas anderes an Bord gebracht worden sein.

Blaine erhob sich von seinem Sitz und trat durch den Vorhang, der das Abteil der Zweiten Klasse von dem der Ersten abtrennte. Stewardessen schoben je einen Karren mit Getränken und einen mit Mahlzeiten durch die beiden Gänge und erkundigten sich höflich bei den Passagieren nach deren Getränke- und Speisewünschen. McCracken schritt den linken Gang entlang, bis er den Wagen mit den Mahlzeiten erreicht hatte. Er tat so, als würde er geduldig warten, bis er an ihm vorbeigehen konnte, musterte den Karren jedoch insgeheim, obwohl ihm klar war, daß eine so oberflächliche Untersuchung wohl zu keinen Ergebnissen führen würde.

Er hätte mit seiner Vermutung recht behalten, hätte er nicht die Stimme der Stewardeß auf dem anderen Gang gehört: »Das Tablett klemmt, Sir. Wenn Sie bitte einen Augenblick warten, werde ich …«

McCracken glitt durch die nächste mittlere Sitzreihe. Er schob die gesenkten Serviertischchen hoch, kippte dabei zwei Plastikbecher mit Mineralwasser um und rempelte die bestürzten Passagiere an.

Im rechten Gang versuchte die Stewardeß noch immer, das klemmende Tablett aus dem Karren zu ziehen. Sie machte Anstalten, zu einem kräftigen Ruck anzusetzen, als Blaine die Hand um ihren Unterarm schloß.

»Sir?«

»Nehmen Sie die Hand von dem Tablett und ziehen Sie sie langsam zurück.«

»Gibt es hier ein Problem?« fragte eine andere Stewardeß.

McCracken ignorierte sie. Sein Blick blieb auf die blau gekleidete junge Frau gerichtet, deren Hand noch immer das klemmende Tablett umschloß.

»Tun Sie, was ich Ihnen sage.« Und er drückte so fest zu, daß sie ihm unwillkürlich gehorchte. Die Stewardeß zog die Hand langsam zurück. Eine etwas ältere Stewardeß, bei der es sich um die Chefin der Bordbetreuung zu handeln schien, näherte sich vom anderen Ende des Abteils.

»Ich muß Sie bitten, auf Ihren Platz zurückzukehren, Sir.«

McCracken trat ganz dicht an die Stewardeß heran und beugte sich zu ihr. »Ich glaube, in dem Wagen ist eine Bombe«, sagte er leise.

In den Augen der Chefstewardeß vermischten sich Furcht und Unsicherheit. Sie sah von Blaine zu dem Küchenwagen und wieder zu Blaine zurück.

»Sie müssen wirklich auf Ihren Platz zurückkehren«, wiederholte sie. »Bitte, Sir.«

»Gut, aber den Wagen nehme ich mit.«

McCracken schob den Küchenwagen vor. Die Chefstewardeß spielte mit dem Gedanken, ihn daran zu hindern, half dann aber einfach beim Schieben, um Aufsehen zu vermeiden.

Als Blaine den Karren durch den Vorhang ins Erste-Klasse-Abteil schob, wartete dort der Captain auf ihn. »Ich muß darauf bestehen, daß Sie wieder Platz nehmen, Sir. Ansonsten werde ich …«

»Er sagt, er glaubt, in dem Küchenwagen sei eine Bombe«, flüsterte die Chefstewardeß.

»Was?«

»Ich glaube es nicht«, korrigierte Blaine, der die Hand um das vermeintliche Tablett geschlossen hatte, das die jüngere Stewardeß nicht hatte herausziehen können. »Hier ist eine Bombe.« Er verzog das Gesicht und tastete tiefer in den Wagen. »Und … ich … glaube … ich … habe … sie … gefunden.«

Mehrere Passagiere der Ersten Klasse hatten sich zu ihnen umgedreht. Der Captain trat näher an den Karren heran, um zu verdecken, was McCracken dort tat.

»Wer sind Sie?« fragte der Captain.

»Derjenige, den diese Bombe töten soll. Und derjenige, der sie entschärfen könnte.«

»Entschärfen? Wenn Sie recht haben, werde ich Mayday rufen und sofort umkehren.«

»Das wäre wahrscheinlich keine gute Idee.«

»Nehmen Sie die Hand da raus!«

McCracken hatte die erste oberflächliche Untersuchung abgeschlossen und tat wie geheißen. »Hören Sie, Captain, wenn ich mich nicht ganz irre, wurde die Bombe aktiviert, als wir eine bestimmte Höhe erreichten, und wird explodieren, wenn wir beim Landeanflug auf dieselbe Höhe hinabgehen.«

Der Gesichtsausdruck des Captains wurde unsicher. »Wie können wir uns vergewissern?«

»Ich hole sie heraus und untersuche sie.«

McCracken krempelte die enge Kombüse der Ersten Klasse zur behelfsmäßigen Werkstatt um. Ihm standen lediglich ein paar Werkzeuge aus einem Kasten zur Verfügung, der sich für Notfälle an Bord befand, und darüber hinaus Steakmesser und andere Küchenutensilien aus der Kombüse. Mit Hilfe der Chefstewardeß, deren Name Judy lautete, und von Captain Hollis holte er alle Tabletts aus dem Küchenwagen bis auf diejenigen heraus, die sich in unmittelbarer Nähe der Bombe befanden. Dann ging er in die Hocke und sah mit Hilfe einer Taschenlampe hinein.

Die Bombe befand sich dort, ein hochmodernes und kompliziertes Modell, wie er es schon oft gesehen hatte. Die Verdrahtung befand sich unter dem Gehäuse; die Mikrostromkreisläufe verbanden vier Schichten Plastiksprengstoff C-4 miteinander. Zwei Computerchips stellten das Gehirn der Bombe dar und überwachten ihre empfindlichen Sensoren. Sie klemmte an der Rückwand des Küchenwagens, ähnelte einem eingeschobenen Tablett und war mit denen über und unter ihr verbunden. Die Bombe verfügte über keinen Zeitzünder. Sie explodierte, wenn eins der mit ihr verbundenen Tabletts entfernt wurde oder, für den Fall, daß man die Tabletts nicht herausnahm, aufgrund der Druckveränderung, zu der es kam, wenn das Flugzeug beim Landeanflug auf eine gewisse Höhe hinabging.

»Und?« fragte der Captain, als McCracken sich wieder aufrichtete.

»Geben Sie mir ein Steakmesser und einen Schraubenzieher«, sagte Blaine zu Judy. Erst dann drehte er sich zu Hollis um. »In fünf Minuten wissen wir mehr.«

Aber es wurden fast zehn daraus. Das komplizierte Innenleben der Bombe befand sich in einem schwarzen Stahlgehäuse, in das man einige Löcher gebohrt hatte, durch die Drähte führten. Diese Drähte waren mit einem einfachen Klebeband an der Rückseite des Küchenwagens befestigt, das Blaine problemlos durchtrennen konnte. Doch damit handelte er etwas vorschnell; er hatte die Bombe noch gar nicht herausholen wollen.

»Captain!« rief er.

»Hier.«

»Greifen Sie in den Küchenwagen und ziehen Sie die beiden anderen Tabletts heraus, sobald ich es Ihnen sage. Ich muß mir die Drähte, die sie mit der Bombe verbinden, erst einmal genauer ansehen, bevor ich das Risiko eingehen kann, sie zu durchtrennen.«

Schweiß tropfte in McCrackens Augen, und er mußte blinzeln.

»Also, Captain. Greifen Sie hinein und sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie die Tabletts haben.«

Blaine spürte, wie Hollis' Arme die seinen streiften, als er nach den Tabletts griff.

»Ich habe sie.«

»Beide?«

»Ja.«

»Ziehen Sie sie langsam heraus. Ich halte die Bombe fest, und sie ist noch mit den Tabletts verbunden. Wir müssen genau gleichzeitig ziehen … Ja, gut so … langsam … langsam …«

McCracken zog vorsichtig an der Bombe und versuchte, sich der Geschwindigkeit anzupassen, mit der Captain Hollis die Tabletts herauszog. Als er sie zu einem Drittel hervorgezogen hatte, ergriff Judy das obere, so daß der Captain sich auf das untere konzentrieren konnte.

Endlich war die Bombe in Blaines Händen zu sehen und auch die Drähte, die sie mit den Tabletts verbanden. Sie war dreißig mal fünfundzwanzig Zentimeter breit und sieben Zentimeter hoch. An dem schwarzen Gehäuse befanden sich keine weiteren Knöpfe oder Schalter.

McCracken richtete sich zwischen Judy und Captain Hollis auf. Gemeinsam gingen sie zu der Küchenzelle, die völlig leergeräumt worden war. Der Inhalt der Tabletts schepperte leise, als sie sie auf die Theke legten. Blaine setzte die Bombe behutsam zwischen den Tabletts ab.

Er beugte sich vor und untersuchte das Stahlgehäuse, während er die Taschenlampe darauf richtete. Er kratzte zuerst mit dem Steakmesser und dann mit dem Schraubenzieher an den Bohrlöchern. Anscheinend beruhigt, ließ er sich eine Schere geben und trennte die Drähte durch, die die Bombe mit den Tabletts verbanden.

Captain Hollis seufzte hörbar auf. »Das war es also?«

»Nicht auf lange Sicht. Ich habe nur den Sensormechanismus deaktiviert. Sie wird trotzdem beim Abstieg hochgehen, sobald der richtige Druck den Innenzünder aktiviert.«

»Können Sie sie entschärfen?«

Blaine sah hoch und schüttelte den Kopf. »Das Gehäuse ist gesichert. Wenn wir es entfernen, geht die Bombe hoch.«

»Sie behaupten also, Sie können sie nicht entschärfen, und wenn ich uns runterbringe, wird sie explodieren«, faßte Captain Hollis zusammen.

»Ja.«

»Mit anderen Worten, wir sitzen hier oben fest, bis uns der Treibstoff ausgeht.«

»Nicht unbedingt.«

»Nein?«

»Es gibt eine Alternative.« Blaine sah dem Captain in die Augen. »Wir können die Bombe vom Flugzeug schaffen.«