Siebenunddreißigstes Kapitel

»Bist du sicher, daß du mich dabei nicht brauchst?« fragte Duncan Farlowe noch einmal.

Johnny Wareagle blickte zur hinteren Kammer der verlassenen Silbermine zurück, wo sich immer noch das Pfadfinderfähnlein 116 aufhielt. »Es ist das beste, wenn du auf die Jungs aufpaßt.«

Farlowe runzelte die Stirn. »Ein leichter Job für mich, ein schwerer für dich. Eine Waffe könnte dir helfen.«

»Sal Belamo hat sie dringender nötig.«

»Nimm solange meine!« sagte Farlowe und reichte ihm seinen Peacemaker-Colt. Damit hatte er noch seine Flinte, die er seit dem Aufbruch von der Schneekatze über der Schulter getragen hatte.

Johnny nahm den Revolver mit einem stummen Nicken an und machte sich auf den Weg durch den Gang, der zum vorderen Teil der Mine führte. Die Dunkelheit hielt ihn nur wenig auf, und wie er erwartet hatte, befand sich am anderen Ende keine Wache. Zwei Männer hielten sich noch im Innern der Mine auf, fünf Meter voneinander entfernt, und sahen in den Sturm hinaus. Sie beobachteten die anderen, die nach draußen gegangen waren, um die Schneekatze zu erwarten.

Der Mann, der weiter hinten stand, wußte nicht, daß sich jemand hinter ihm befand, bis Wareagle ihm seine große Hand über den Mund legte und mit der anderen den Kopf packte. Eine schnelle, heftige Bewegung brach dem Mann das Genick, worauf er in Johnnys Armen erschlaffte. Der zweite Mann hörte das dumpfe Knacken und fuhr rasch herum. Wareagle jagte ihm mit dem Gewehr des Toten zwei Kugeln in den Kopf.

Dann wandte er seine Aufmerksamkeit den beiden Lastern zu, die in einem dunklen Winkel der Mine standen. Sie waren teilweise noch von schwarzen Planen verhüllt. Johnny zerrte eine ganz herunter und erkannte, daß es schwere Transportfahrzeuge waren, lange Anhänger, die mit einer Kupplung an den Zugmaschinen befestigt waren. Er mußte gar nicht hineinsehen, um sich zu vergewissern, daß beide Fahrzeuge je mit gut einem Dutzend nuklearer Sprengköpfe beladen waren. Er wußte auch, daß er und Sal vor einer entmutigenden Aufgabe standen, wenn sie auch nur einen der Laster die Bergstraße hinunterfahren wollten, von zweien ganz zu schweigen. Sie einfach in die Schlucht stürzen zu lassen, war völlig undenkbar in Anbetracht des Schadens, der dadurch angerichtet werden konnte, wenn das radioaktive Material in dem Atomsprengköpfen irgendwie nach außen gelangte. Nein, beide Laster mußten von hier weggefahren werden.

Sogar für Wareagle schien das eine sehr gefährliche Aufgabe zu sein. Er brauchte einen Plan, mit dem sich die gewaltigen Risiken minimieren ließen, die ihn erwarteten. Eine Möglichkeit kam ihm sofort in den Sinn, obwohl ein ernsthafter Mangel an den Mitteln zur Ausführung bestand.

Doch vielleicht ließ sich auch dieses Problem lösen.

Johnny musterte noch einmal die Laster und erkannte, daß es doch eine Möglichkeit gab, wie Duncan Farlowe und die Pfadfinder ihm dabei helfen konnten.

Traggeo blieb zwischen Boggs und Kreller in Stellung, als die Schneekatze langsamer wurde und stehenblieb, bevor sie die Kurve erreichte, hinter der sie sich versteckt hatten.

»Seht mal nach!« befahl er ihnen. »Ihr braucht nicht zimperlich zu sein.«

Ohne Schutzbrillen war es für Boggs und Kreller unmöglich, viel weiter als zwei Meter zu sehen. Der Sturm hatte die Richtung gewechselt und blies ihnen den blendend weißen Schnee genau in die Gesichter, als sie sich der Kurve näherten. Ihnen blieb keine andere Wahl, als sich mit einer Hand vor dem Schneetreiben zu schützen, während sie mit der anderen ihre M16-Gewehre hielten.

Die stehende Schneekatze kam in ihr Blickfeld, als sie die leichte Kurve um den Bergrücken erreichten. Boggs und Kreller wichen an den eisüberkrusteten Fels zurück und sahen sich noch einmal an, bevor sie ihren Angriff starteten. Ihre Waffen spuckten Feuer, als sie die Kurve umrundeten. Die Windschutzscheibe der Schneekatze zersplitterte, und der Sturm drang in die Kabine ein.

Die Männer stellten das Feuer ein. Boggs näherte sich vorsichtig der Schneekatze, während sich Kreller im Hintergrund hielt. Die rechten Raupenketten standen gefährlich nah am Abgrund, und Boggs war darauf bedacht, keine Erschütterungen zu verursachen, als er hinaufkletterte, um in die Überreste der Fahrerkabine zu blicken. Mit einer Hand riß er die Tür auf, während er das Gewehr in der andern bereit hielt.

Die Kabine war leer. Auf dem Fahrersitz befanden sich nur Glasscherben und hineingewehter Schnee. Boggs sprang wieder von der Schneekatze, drehte sich um und wollte Kreller etwas zurufen, als ihm eine Garbe den Bauch zerfetzte und ihn gegen die Schneekatze warf. Während Boggs' Leiche in den Schnee sackte, wurde Kreller durch eine zweite Garbe zurück an den eisigen Fels gejagt, wo sich eine Hand auf seine Schulter legte.

»Er hat uns festgenagelt«, sagte Traggeo zu ihm. Sein Blick wanderte über die Spalten und Felsvorsprünge und suchte nach dem Schützen.

Eine merkwürdig gleichmäßige Schneeschicht bedeckte seinen stoppelhaarigen Schädel. Seine funkelnden Augen suchten noch einmal den Berg ab.

»Ich werde mich um ihn kümmern«, sagte Traggeo. »Du kehrst zur Mine zurück.«

»Zur Mine?« fragte Kreller ungläubig.

»Wir sind in eine Falle gelaufen, die uns davon weglocken sollte. Der Schütze ist auf keinen Fall allein.«

»Die Sprengköpfe …«

Traggeo nickte und bewegte sich so weit zur Seite, daß er den Berg beim Klettern als Deckung benutzten konnte. Kreller beobachtete Traggeos unmöglich erscheinenden Aufstieg durch Schnee und Eis, bevor er sich vorsichtig auf den Rückweg zur Mine machte.

Kreller hatte gerade die Kurve umrundet, die Schultern gegen die Eisschicht auf dem Fels gepreßt, als er ein Poltern hörte. Behutsam löste er sich von der steilen Felswand, um nach der Quelle des Geräuschs zu sehen.

Er riß die Augen auf.

Einer der Laster mit den Atomraketen schob sich durch den Schnee. Die Scheinwerfer strahlten, und der Motor brummte in einem niedrigen Gang. Der Laster ging in die Kurve, die zur geraden Strecke führte, und Kreller sah ungläubig, daß die Zugmaschine beide Anhänger zog. Das Fahrzeug rutschte zur Seite, als die Reifen im Schnee durchdrehten. Der zweite Anhänger scherte unkontrolliert aus und schlug Funken, als er gegen die Felswand schrammte.

Kreller wich nicht von der Stelle und richtete sein Gewehr auf die Fahrerkabine, als der Laster auf ihn zuhielt.

Johnny Wareagle duckte sich im letzten Augenblick, bevor die Windschutzscheibe zersplitterte. Glasscherben flogen durch die Fahrerkabine, und dann schlug der Sturm hinein. Er klammerte sich ans Lenkrad und spürte den Stoß, als der große Laster gegen den Schützen prallte und ihn zur Seite schleuderte.

Das Pfadfinderfähnlein 116 war sofort davon begeistert gewesen, Johnny bei seinem Plan zu unterstützen. Doch auch mit ihrer Hilfe hatten die Vorbereitungen gefährlich lange gedauert, so daß Sal Belamo gezwungen war, die Feinde länger als erwartet allein in Schach zu halten.

Die Anhänger hinter Wareagle peitschten nun wie verrückt hin und her, und eine gefährliche Kurve kam schnell näher. Johnny wußte, daß es ihn von der Straße werfen würde, wenn er jetzt bremste. Also schaltete er in den niedrigsten Gang, um die Kontrolle zurückzuerlangen. Er ließ die schwerbewaffneten Anhänger gegen die Bergflanke rutschen und daran entlang um den Berg herumschlittern. Funken sprühten, erloschen jedoch harmlos im Schnee.

Als Johnny den großen Laster weitersteuerte, streifte der letzte Anhänger die Schneekatze und schob sie noch weiter an den Abgrund. Hinter der Kurve begradigte sich die Straße, und Johnny nahm das Gaspedal zurück, um den Laster im Leerlauf rollen zu lassen. Er probierte gerade die Bremsen aus, als er Sal Belamo am Straßenrand winken sah. Johnny konnte es nicht riskieren, den Laster vollständig zum Stillstand zu bringen, so daß Belamo nebenherlaufen mußte, bis er mit einem großen Sprung auf der Türleiste landete. Er schaffte es, sich am Spiegel festzuhalten und die Beine hochzuziehen.

Wareagle beugte sich hinüber, um die Tür aufzustoßen. Die Beifahrertür schlug fast gegen die Felswand, als Sal Belamo sich hineinzog und sie hinter sich schloß.

»Danke fürs Mitnehmen«, schnaufte Sal. »Wenn du mich fragst, sollte man dir den Führerschein abnehmen.«

Johnny wischte sich den schmelzenden Schnee von der Stirn und steuerte den großen Laster durch den Sturm.

Traggeo unterbrach seinen Aufstieg, als er das Motorgeräusch des Lasters hörte. Es folgte ein kurzes Gewehrfeuer, dann schob sich die Zugmaschine mit zerschmetterter Windschutzscheibe und zwei Anhängern auf ihn zu. Er hatte zwar damit gerechnet, daß ein unbekannter Gegner versuchen würde, die Waffenladung an sich zu bringen. Aber der Gedanke, einen zweispännigen Zug durch diesen Sturm zu fahren, war so unglaublich, daß er ihn nicht weiter in Betracht gezogen hatte. Wer würde schon so etwas versuchen?

Selbst wenn Traggeo in günstiger Position für einen Schuß auf den verrückten Fahrer gewesen wäre, hätte ein direkter Treffer ziemlich sicher zur Folge gehabt, daß die wertvolle Fracht den Berg hinabstürzte. Nein, er mußte den Lastzug einholen und irgendwie in seine Gewalt bringen.

Zu diesem Zweck kletterte er hastig von dem eisüberkrusteten Berg hinab. Er hatte die Strecke zur Hälfte zurückgelegt, als der Laster sich vorbeischob und er einen Blick auf den Fahrer werfen konnte. In diesem Moment erkannte er die Situation mit eisiger Klarheit.

Johnny Wareagle!

Der Sieger dieses Kampfes würde den Inhalt der Anhänger als Beute erhalten. Doch für Traggeo war es viel wichtiger, daß er eine zweite Chance bekam, sich an der lebenden Legende zu rächen. Wenn er diesen Kampf gewann, würde Johnny Wareagles Skalp ihm gehören. Damit würde die Macht dieser Legende auf ihn übergehen, und Traggeo war überzeugt, daß die Geister ihn dann endlich erhören würden.

Der Lastzug war bereits außer Sicht, als Traggeo die Straße erreichte und zur Schneekatze eilte.

Die Satellitenübertragung zu Mount Weather und Samuel Jackson Dodds Raumstation diente einem wesentlich wichtigeren Zweck als nur dem der Unterhaltung. Sie war das Auge, das die Gesamtentwicklung der Schlacht überwachte. Cantrell hatte von Anfang an mit begrenzten Widerstandsnestern gerechnet. Doch erst durch den Satelliten hatte er die Möglichkeit, auf diesen unberechenbaren und gut organisierten Gegner der Delphi-Truppen zu reagieren. Die Explosion im Turm des alten Postamts hatte ihm eine empfindliche Niederlage zugefügt, durch die seine Truppenstärke um ein Drittel reduziert worden war. Die äußerst entscheidende Zeitplanung der Operation würde dadurch erheblich gestört. Cantrell bemühte sich angestrengt, diesen Verlust auszugleichen und seine Truppen umzudirigieren.

Er hatte den Bildschirm in acht Sektoren aufgeteilt, von denen einer ein Luftbild der Mall zeigte, wo seine Männer durch Scharfschützen wahllos niedergestreckt wurden.

»Die Aussichtsplattform«, erkannte der General und drückte auf seiner Fernbedienung herum, bis eins der acht Bilder von einer Aufnahme der Trümmer des alten Postamts ersetzt wurde. Das Aufblitzen von Gewehrmündungen auf dem Turm bestätigte seinen Verdacht. »Bodenkontrolle, die Scharfschützen sitzen auf dem Turm des alten Postamts. Neutralisieren!«

Sekunden nach der Ausgabe des Befehls wandten sich die Delphi-Scharfschützen von den fliehenden Passanten ab und konzentrierten sich auf die Plattform des Turms. Sie eröffneten ihr Automatiksperrfeuer auf die menschlichen Gestalten, die sie bislang nicht für Feinde gehalten hatten. Die Gestalten verschwanden sofort. Doch das Feuer von der Aussichtsplattform nach Osten in Richtung Kapitol wurde nicht eingestellt, da die Scharfschützen auf dem Monument sie von ihrem Standort aus nicht erreichen konnten.

»Zerstörung des Turms!« befahl Cantrell. »Wiederhole: Zerstörung des Turms!«

»Wir haben Schwierigkeiten am Kapitol, Mac«, wurde Blaine von Arlo Cleese über Funk informiert.

»Schon unterwegs«, antwortete McCracken und macht kehrt, um die Mall entlangzuhetzen.

Das Geräusch mehrerer Explosionen ließ ihn stehenbleiben und sich umdrehen. Raketen aus tragbaren Werfern hatten das oberste und noch ein paar darunterliegende Stockwerke des Postamt-Turms weggesprengt. Flammen schlugen aus klaffenden Rissen in der Konstruktion. Melodische, fast geisterhafte Töne der Kongreßglocken hallten durch die Luft, als Trümmer auf sie herabregneten. Fünf gute Männer und eine ausgezeichnete Stellung waren verloren.

Blaine knirschte mit den Zähnen und lief weiter. Es wurde allmählich dunkel, und er hoffte, daß dadurch die Guerillataktik der Midnight Riders begünstigt wurde. Sie hatten sich in ein Dutzend Gruppen aufgeteilt, die sich ausschließlich auf die Constitution, Independence und Pennsylvania Avenue konzentrierten. McCracken traf auf das erste Team, das sich in der Menge versteckte, die hinter dem Mahnmal für die Veteranen des Vietnamkrieges in Deckung gegangen war.

»Kommt mir ziemlich seltsam vor, daß uns das hier am Leben erhält«, sagte ein Mann mit schütterem Haar, der die Jahre miterlebt haben mußte, denen die anklagenden Namen auf der Gedenktafel zum Opfer gefallen waren.

McCracken legte eine Hand auf die Liste eines Jahres, als er die merkwürdige Ironie der Situation empfand. »Es erfüllt diesen Zweck ganz gut.«

Delphi-Truppen fächerten sich auf dem Rückweg aus der Umgebung des Lincoln Memorial auf. Die Riders wandten sich ihnen zu und eröffneten mit ihren Schnellfeuergewehren das Feuer, wodurch sie sie völlig überrumpelten. Ein geschlossener Lieferwagen kam mit quietschenden Reifen auf der Constitution Avenue zum Stehen und legte den Rückwärtsgang ein. An der Hinterseite hingen Delphi-Verstärkungstruppen, die bereit waren, sich in die Schlacht zu werfen. McCracken sprintete auf den Wagen zu und zog im Laufen den Stift aus einer von Cleeses Granaten. Im nächsten Augenblick flog sie durch die Luft, unmittelbar dahinter eine zweite. Die erste landete auf der Straße und rollte unter das Fahrgestell, als der Lieferwagen stehenblieb. Die zweite rollte in Richtung der offenen Ladeklappe.

Die Explosionen erfolgten kurz nacheinander. Das Fahrzeug wirbelte bei der ersten zur Seite und ging in Flammen auf. Die zweite Explosion erfaßte die Männer, die es bereits geschafft hatten, von der Ladefläche zu springen.

McCracken drehte sich um und sah eine weitere Horde feindlicher Truppen, die von Südwesten auf ihn zugestürmt kam. Die Aufklärung von Delphi war unglaublich wirksam. Ihre Fähigkeit, jede Explosion, jeden Hinterhalt und jeden Angriff zu lokalisieren, beschränkte ernsthaft die Wirksamkeit der eigentlich brillanten Guerillataktik.

Wie schaffte Delphi es, die Gegenschläge so präzise durchzuführen?

Blaine warf einen Blick zum Himmel hinauf, der sich langsam verdunkelte. Die Effizienz von Delphi beruhte zu einem großen Teil auf Prometheus und auf den Satelliten, die Tausende von Kilometern hoch im Orbit standen. Könnte vielleicht einer von Dodds …?

Natürlich! Das war es!

McCracken ließ die Rider-Gruppe allein und machte sich auf den Weg über die Constitution Avenue. Er ging so schnell, wie er es wagen konnte, ohne sich zu verraten. Er lief geduckt auf dem Bürgersteig und benutzte die geparkten und verlassenen Autos als Deckung. Ein paar Minuten später erreichte er ohne Zwischenfall die drei Gebäude, die als Federal Triangle bezeichnet wurden, und eilte zu einem bekannten Monolithen mit einem eingravierten ›M‹ an der Spitze. Es gab keinen besseren Weg durch die Stadt als durch den Untergrund, wo ihn die Augen von Sam Jack Dodd niemals entdecken konnten.

Blaine rannte die letzten Meter zur Federal Triangle U-Bahnstation und sprang die Stufen der erstorbenen Rolltreppe hinab.

Die sechzehnköpfige FBI-Einheit im obersten Stockwerk des Hoover-Gebäudes hatte bereits sechs Leute verloren, als Direktor Ben Samuelson dort eintraf. Der Feind benutzte Raketen und Granaten, um das Gebäude anzugreifen. Die stählernen Läden waren zerbeult und stellenweise sogar durchschlagen worden, so daß das Abendlicht und feindliches Feuer eindringen konnten.

Samuelson half dabei, ein paar Verletzten Preßverbände anzulegen, dann bewaffnete er sich selbst mit einem M16-Gewehr mit Zielvorrichtung und nahm den Platz eines getöteten Mannes hinter einer leeren Schießscharte ein. Die übriggebliebenen Mitglieder der Einheit verteilten sich über das Stockwerk.

»Das sollen Sie sich mal ansehen«, rief einer von ihnen an einer Schießscharte, die die Pennsylvania Avenue überblickte.

Samuelson kroch hinüber und lugte nach unten. Er sah etwa ein Dutzend Gestalten, die in der Schlacht ihre Seite ergriffen hatten. Sie überraschten die Delphi-Truppen, die das Hoover-Gebäude belagerten. Es war keine Polizei und definitiv kein Militär. Ihr Hinterhalt war zunächst sehr erfolgversprechend, doch dann wendete sich das Blatt, als der Feind auf die Anwesenheit der neuen Kämpfer aufmerksam wurde. Da sie versäumt hatten, sich eine sichere Rückzugsroute offenzuhalten, sahen sich die Gestalten plötzlich eingekesselt und waren nun ihrerseits in der Defensive. Samuelson nutzte die Gelegenheit, um seinen Scharfschützen den Befehl zu geben, die Gegenseite ins Kreuzfeuer zu nehmen. Die unbekannten Verbündeten waren jedoch bereits im Geschoßhagel der Delphi-Truppen gefangen. Die wenigen, die zu fliehen versuchten, wurden sogar noch schneller niedergemäht als die anderen, die verzweifelt in ihrer Deckung blieben.

»Was sind das für Leute?« fragte Samuelson. »Wer, zum Teufel, sind sie?«

»Schlechte Neuigkeiten«, sagte Arlo Cleese zu Kristen und ließ das Funkgerät sinken.

»Was?«

»Die Gruppe, die es geschafft hat, das Weiße Haus unbemerkt von diesen Bastarden zu besetzen, ist in Bedrängnis. Nicht genug Munition. Verdammter Mist!«

»Was hast du jetzt vor?«

»Da bleibt nur noch eine Möglichkeit, Schwester.«

Cleese schob sich durch den Vorhang auf den Fahrersitz des Lieferwagens. Zu seiner Überraschung wagten sich trotz der Schlacht noch etliche Zivilfahrzeuge auf die Straße, um zu fliehen oder sich zumindest in Sicherheit zu bringen. Cleese warf seinen Pferdeschwanz nach hinten, startete den Motor des Wagens und lenkte ihn mit einer Kehrtwendung zum anderen Ende der Pennsylvania Avenue.

Es dauerte nicht lange, und das Weiße Haus kam in Sicht. Ganz zu Anfang hatten ein paar Gruppen der Midnight Rider die vorstoßenden Delphi-Truppen in einem Überraschungsangriff von hinten überwältigt. Eine Weile hatten sie die Vorderfront des Gebäudes halten können, bis zahlreiche Verstärkungen hinzustießen. Sie hatten praktisch ihre gesamte Munition und alle Granaten zur Verteidigung gegen die Opposition verbraucht, so daß sie sich nur halten konnten, wenn Cleese eine Möglichkeit fand, ihnen Nachschub zu verschaffen.

Als er die Pennsylvania Avenue zum Weißen Haus entlangraste, erkannte er nur eine einzige Möglichkeit.

»Halt dich fest!« sagte er zu Kristen.

Sie sah, wie er grinste und dann kicherte. Schließlich lachte er hysterisch, als der Lieferwagen auf eine Lücke im Eisenzaun zuraste, der das Grundstück umgab, und an den Leichen vieler Marinesoldaten vorbei, die bei der Verteidigung des ersten Ansturms von Delphi gestorben waren.

Ein Kugelhagel verfolgte den Wagen, als er auf den Rasen vor dem Weißen Haus holperte. Das Geräusch mehrerer Geschosse, die die Panzerstahlhülle des Fahrzeugs streiften, erinnerte Kristen an das Knallen von Popcorn, während sie weiter nach hinten kroch, um auf die unverzügliche Verteilung der Ausrüstung vorbereitet zu sein. Sie spürte einen Schlag gegen ihr Bein, wie von einem heftigen Fußtritt. Als sie nach unten blickte, sah sie Blut durch ihre Jeans sickern. Instinktiv faßte sie nach der Wunde und betastete das verletzte Fleisch.

» Hiiee-jaahhh Arlo Cleeses Schrei übertönte das Geschützfeuer, als er den Lieferwagen auf zerplatzten Reifen die Stufen des Weißen Hauses hinaufrasen ließ. Dann riß er das Lenkrad herum, damit zumindest die Beifahrertür parallel zum Eingang stand. Der Nachschub an Waffen konnte nun unter einer fragwürdigen Deckung verteilt werden. Kristen verdrängte den Schock über ihre Verwundung und begann damit, die schweren Maschinengewehre und Raketenwerfer nach vorn zu Cleese durchzugeben. Sie sah Blut an seinem linken Arm, als er die Waffen weiterreichte.

Sie war kaum zu ihm in die Fahrerkabine vorgekrochen, als die Hände, die die neuen Waffen abgenommen hatten, nach ihnen beiden griffen. Kristen nahm die Umgebung nur noch undeutlich wahr, während sie in den vorderen Teil des Weißen Hauses getragen wurde. Acht oder zehn überlebende Riders beeilten sich, die Dreifüße aufzubauen und die beiden Maschinengewehre vom Kaliber 0,5 darauf zu montieren. Sie verfügten außerdem über sechs tragbare Raketenwerfer und eine halbe Kiste mit Granaten, die unter der kleinen Widerstandsgruppe verteilt wurden.

Als Kristen abgesetzt wurde, hatte sie kein Gefühl mehr im Bein. Sie schaffte es gerade noch, zum Fenster zu kriechen, um die draußen tobende Schlacht zu beobachten. Sie roch beißenden Rauch und erkannte, daß ein Teil des Weißen Hauses brannte. Dumpf registrierte sie einen hartnäckigen Feueralarm, der ohne Unterlaß auf einem der oberen Stockwerke ertönte.

Kristen nahm kaum wahr, wie die übriggebliebenen Riders verzweifelt einen weiteren Vorstoß der Delphi-Truppen zurückzuschlagen versuchten. Ihre neuen Maschinengewehre ratterten fast ohne Pause, und regelmäßig ertönten die dumpfen Explosionen ihrer Granaten. Drei fehlgeleitete Delphi-Raketen schlugen ins zweite Stockwerk des Weißen Hauses ein und ließen die Reste der Decke auf sie hinabrieseln.

Ein Rider mit einem Kopfverband zerrte den widerstrebenden Arlo Cleese ins Foyer und legte ihn neben Kristen.

»Das ist doch nicht zu fassen!« stöhnte er und hielt sich die rechte Schulter, die noch schlimmer als ihr Bein aussah. »Ich kann nicht mal eins von den verdammten MGs halten, die ich selbst hergebracht habe.«

»Wir werden sterben«, sagte sie tonlos.

Cleese zog mit seiner gesunden Hand eine halb gerauchte Marihuana-Zigarette aus der Jackentasche und zündete sie mit einem Feuerzeug an.

»Nicht, wenn unser Freund Mac in dieser Angelegenheit noch etwas zu melden hat.« Er inhalierte tief und reichte ihr dann den Joint. »Auch 'nen Zug, Schwester?«

Durch die Betätigung eines Schalters in Mount Weather war die berühmte U-Bahn der Stadt stillgelegt worden. Die großen Tunnels dienten nur noch als sichere Zufluchtsorte für die Menschen, die es geschafft hatten, der Schlacht zu entfliehen. McCracken hetzte unter der schwachen Notbeleuchtung an Hunderten ängstlichen Gesichtern vorbei. Die Lufterneuerung funktionierte ebensowenig wie die Stromversorgung, so daß eine stickige Hitze herrschte.

Blaine hatte darauf geachtet, die Linie zu suchen, die ihn in die Richtung Kapitol bringen würde. Er folgte dem zementierten Gehsteig, solange er konnte, und sprang dann auf die toten Gleise hinab. Dann verfiel er wieder in Dauerlauf, so daß seine Schritte auf den Bahnschwellen laut im Tunnel hallten. Die beste Chance der Midnight Riders bestand jetzt darin, hartnäckig die strategisch wichtigen Punkte zu halten, die wie auch das Kapitol auf Delphis Wunschzettel standen, bis Hilfe eintraf.

Die Strecke vom Federal Triangle zum Kapitol machte an der Stelle einen Knick, wo der Bahnhof L'Enfant Plaza lag. McCracken hastete weiter, nachdem er dort lange genug verschnauft hatte, um wieder zu Atem zu kommen. Als er die Capitol South Station erreichte, war sie bis auf ein paar Dutzend Flüchtlinge leer. Er lief die Stufen einer ebenfalls ausgefallenen Rolltreppe hinauf und gelangte völlig außer Atem zum Ausgang. In der Abenddämmerung hörte Blaine die Geräusche von Raketen und leichtem Geschützfeuer und sah die ständigen Lichtblitze aus der Richtung des Kapitols. Einen Block weiter gaben seine Knie beim Anblick des Gebäudes fast nach. Die Marmorkuppel des Kapitols war von Raketen durchlöchert, der obere Teil eingestürzt. Der Rest der Kuppel sah wie der Rand eins zerbrochen Glases aus. Zusätzliche Lücken waren in die imposanten Fassaden von Repräsentantenhaus und Senat gerissen worden, genauso in die der dazwischen befindlichen Rundhalle. Die weiten Treppen, die zu allen drei Gebäuden hinaufführten, waren mit Leichen übersät, allem Anschein nach sowohl von Riders wie auch von Delphi-Leuten. Die Riders verteidigten das Gebäude jedoch mit äußerster Hartnäckigkeit. Obwohl sie in der Minderzahl waren und fraglos nur noch wenig Munition hatten, waren sie fest entschlossen, jeden Ansturm zurückzuwerfen, der zur totalen Zerstörung des Gebäudes führen würde.

Aber die massive Konzentration der Delphi-Truppen entlang der 1 Street und dem Union Square würde zu einem ernsthaften Problem werden, wenn Blaine keinen Weg fand, ihre Übermacht aufzuhalten. Jetzt stand ihm die erste Dunkelheit der Nacht zur Verfügung, um sich unbemerkt zu nähern. Aber womit sollte er sich nähern? Welche Mittel sollte er einsetzen, um …

McCrackens Blick fiel auf einen Tankwagen, der verlassen mitten auf der Canal Street stand. Er sprintete los und schwang sich in den Fahrersitz. Die Schlüssel fehlten, aber kaum eine Minute später hatte er den Motor vorgewärmt und gestartet. Dann sprang er noch einmal hinaus und öffnete das Hauptventil des Tanks, das über eine Schwerkraftkontrolle bedient wurde. Als er den Tanklaster anfahren ließ, lief das Benzin bereits aus dem offenen Ventil.

Blaine schlich sich mit dem Laster die Canal Street entlang, wobei er immer wieder den stehengelassenen Fahrzeugen ausweichen mußte. Glücklicherweise war die 1 Street völlig frei, so daß er einen Gang höher schaltete, um mehr Geschwindigkeit zu erzielen. Er verließ sich darauf, daß der Schlachtlärm vom Kapitol das Motorgeräusch des Tanklasters übertönte. Wenn er im Schutz der Dunkelheit lange genug unentdeckt blieb, bis er die Constitution Avenue gekreuzt hatte, hatte sein Plan eine ausgezeichnete Erfolgschance.

Er bog in die 1 Street ein und gab Gas. Als er dreißig Stundenkilometer erreicht hatte, öffnete er die Fahrertür und streckte seinen Körper so, daß er bis zum letzten Moment das Gaspedal hinunterdrücken konnte.

McCracken sprang ab, als der Tanklaster gerade zwischen die doppelt gestaffelte Formation der Delphi-Truppen fuhr, die das Kapitol belagerten. Ihr Maschinengewehrfeuer traf den Motor und riß eine Reihe von Einschußlöchern in den großen Tank. Jetzt lief auch das übrige Benzin aus.

Die Explosion erfolgte, als der Tanklaster sich am Garfield Monument vorbeischob und mit einem Lastwagen zusammenstieß, der quer auf der Straße stand. Die Flammen breiteten sich in alle Richtungen aus und erhellten die Nacht. Feuer eilte die Spur entlang, die der Tanklaster auf seinem Weg gelegt hatte.

Der eigentlichen Explosion fiel die Hälfte der vor dem Kapitol stationierten Delphi-Truppen zum Opfer. Weitere waren von den Flammen oder nur der Hitze versengt worden. Und das Feuer war noch nicht erloschen. Es breitete sich noch immer entlang der Benzinspur aus und bildete eine Flammenwand, die jeden direkten Vorstoß zum Kapitol unmöglich machte. Delphi zog sich zurück und verzichtete darauf, einen großen Teil der Ausrüstung mitzunehmen, die nun Blaine zur Verfügung stand.

McCracken wagte sich in unmittelbare Nähe der Flammen und sprang schnell auf einen Laster, der gerade Feuer gefangen hatte. Er blickte auf die Ladefläche und schnappte sich eine Maschinenpistole vom Typ Squad Automatik Weapon oder kurz SAW. Die SAW verschoß sechs Schüsse des Magazinstreifens pro Sekunde. Da es sich um leichte Munition handelte, würde Blaine keine Probleme haben, den Gurt für tausend Schuß mit sich herumzutragen. Damit war die SAW die perfekte Waffe für seine Zwecke. Er kontrollierte, ob der Gurt geladen und richtig befestigt war, und lief von den Flammen fort hinaus in die Nacht.

In Mount Weather vergrößerte General Trevor Cantrell die Szene der gewaltigen Explosion, so daß sie eine Hälfte des Bildschirms ausfüllte. Während er sie betrachtete, verzog sich sein Gesicht zu einer maskenhaften Grimasse. Für einen Beobachter mußte es aussehen, als hielte er den Atem an.

Hinter ihm hatte der Präsident zuversichtlich die Hände auf das Geländer vor der ersten Sitzreihe der Galerie gelegt. Der furchtbare Schaden, der am Weißen Haus und dem Kapitol angerichtet worden war, ganz zu schweigen vom Obersten Gerichtshof, dem Außenministerium, dem Hoover-Gebäude und zahlreichen anderen, erschien ihm nicht so tragisch, solange der Widerstand aktiv blieb und die Gebäude davor bewahrte, gänzlich in Schutt und Asche gelegt zu werden. Er wußte genausogut wie Cantrell, daß die eigentliche Hilfe noch stundenlang auf sich warten lassen würde. Aber er erkannte auch, daß die Strategie für den Tag Delphi auf der Überraschung durch schnelle Aktionen beruhen mußte, wenn sie Erfolg haben sollte. Alles mußte so schnell geschehen, daß niemand richtig verstand, was eigentlich geschah. Diese Strategie war jetzt unmöglich geworden. Und je länger die Delphi-Truppen sich mit den Widerstandskämpfern herumschlagen mußten, desto größer wurde die Chance, daß ihre wahre Absicht und Identität irgendwann bekannt wurde.

»General Cantrell«, sagte der Präsident mit Nachdruck, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Als der General ihn ansah, fuhr er fort. »Ich bin dazu bereit, Ihre bedingungslose Kapitulation anzunehmen.«

Cantrells Unterlippe zitterte, und seine Augen funkelten. »Ich habe langsam genug davon«, sagte er, wobei nicht ganz klar wurde, wen er damit ansprach.

Er rückte den Kopfhörer zurecht, bevor er seine nächsten Befehle gab. »Bodenkontrolle, hier ist Bergführer.« Cantrell erwiderte den Blick des Präsidenten ohne jede Regung. »Schicken Sie die schweren Einheiten in die Schlacht!«

»Bitte kommen, Arlo!« sprach Blaine in sein Funkgerät.

»Schon da, Mac«, kam die gekeuchte Antwort.

»Sie haben sich schon mal besser angehört.«

»Den Westflügel habe ich noch nie gemocht.«

»Sie sind im Weißen Haus!«

»So lange, bis sie es mir unter dem Arsch wegsprengen.«

McCracken konnte die betäubenden Explosionen jetzt deutlicher hören. »Gehört's uns oder ihnen?«

»Beiden.«

»Kristen?«

»An meiner Seite. Würde sich auch nicht besser anhören.«

»Wie schlimm?«

»Es ging ihr schon mal besser.«

»Was ist mit den Riders, die sich noch in der Stadt herumtreiben?«

»Halten sich bis zum letzten Tropfen, Mac, und uns geht's hier genauso. Vielleicht noch fünfzig, die kämpfen können. Mehr nicht.«

Blaine spürte, wie die momentane Euphorie über seinen Erfolg am Kapitol zunichte gemacht wurde.

»Bleibt, wo ihr seid!« sagte Blaine und begann, die Mall entlangzulaufen. »Ich bin schon unterwegs.«

»Vielleicht sind wir nicht mehr da, wenn Sie eintreffen. Vielleicht …«

Eine weitere Explosion verschluckte Cleeses Worte. Dann war nur noch statisches Rauschen im Lautsprecher.

»Arlo?« rief Blaine, obwohl er wußte, daß er keine Antwort erhalten würde. »Kristen!«

Er begann zu rennen und ging bereitwillig das Risiko ein, einer der ständigen Patrouillen zu begegnen, um schneller am Weißen Haus zu sein. Er war gerade in die Pennsylvania Avenue eingebogen und überlegte sich, ob er sich ein Fahrzeug besorgen sollte, als er ein allzu vertrautes kreischendes Geräusch hörte.

Zwei nebeneinander fahrende M-1-Panzer kamen mitten auf der Straße genau auf ihn zu. Die Autos, die ihnen im Weg standen, wurden mühelos beiseite geschoben. Hinter ihnen sah Blaine ein zweites Paar Panzer, das in die entgegengesetzte Richtung zum Weißen Haus rollte. Er versteckte sich im Schatten des Gebäudes der Federal Trade Commission und geriet kurzzeitig in den Lichtschein, der aus einem Bradley-Truppentransporter auf der Constitution Avenue drang und dessen tödliche 14-Millimeter-Kanone einsatzbereit war.

Delphi hatte die schweren Einheiten ins Spiel gebracht, die sie seit einiger Zeit irgendwo in der Stadt bereitgehalten hatte, vielleicht in geschlossenen Bereichen von Tiefgaragen. Wenn jetzt kein Wunder geschah, war die Schlacht bald vorbei. McCracken überlegte sich, daß er sich auch einen aufsehenerregenden Abschied verschaffen konnte, wenn man ihn schon aus dem Spiel nahm. Vielleicht schaffte er es, mit dem, was er bei sich trug, ein oder zwei Panzer mitzunehmen.

Er wartete, bis die beiden Panzer mit ihm auf gleicher Höhe waren, und wollte bereits lospreschen, als ein fernes, wummerndes Geräusch ihm zum Himmel aufblicken ließ.

Und er sah das Wunder, das er so dringend brauchte.

»Was?« brüllte General Cantrell und schaltete per Fernbedienung ein einziges Bild auf den Monitor. »Das ist doch unmöglich … Das ist einfach unmöglich!«

Die Augen des Präsidenten glänzten feucht vor verständnisloser Dankbarkeit. Charlie Byrne war in seinem Sitz zusammengesunken und fiel beinahe in Ohnmacht. Angela Tafts Grinsen breitete sich über ihr ganzes Gesicht aus.

Der große Bildschirm zeigte Fallschirmlandetruppen, die aus dem Bauch eines Transportflugzeugs durch die Nacht fielen. Auf der Maschine stand in roten Lettern die Aufschrift ›POLIZEIBRIGADE‹. Die Fallschirme öffneten sich mit einer anmutigen und eleganten Bewegung und schwebten auf die offene Fläche des West Potomac Parks hinter dem Lincoln Memorial zu.