Den Kunden immer eine Nasenlänge voraus

Bei der Produktentwicklung in der Nahrungsmittelindustrie könnte man von einer Art Evolution sprechen. Produkte „überleben“, wenn sie gut verkauft werden und gute Gewinne bringen. Ein neues Lebensmittel ist in der Regel innerhalb eines Jahres entwickelt. Die Lebensmitteltechnologen der Industrie kennen den Geschmack der Menschen sehr gut, sie wissen genau, wie sie uns verführen können und sind trotzdem flexibel genug, um auf Trends und neue Wünsche der Kunden (Bubble Tea) zu reagieren.

Neuentwicklungen werden vor der Einführung von Probanden der Marktforschungsinstitute getestet. Alles wird geprüft: Was Menschen von dem neuen Produkt erwarten, wie es auf sie wirkt und wie es ihnen schmeckt. Werbeagenturen sind spezialisiert darauf, die verschiedenen Zielgruppen optimal anzusprechen. Sie wissen, mit welchen Emotionen sie welches Produkt verknüpfen müssen, damit wir kaufen. Große Unternehmen testen ihre Produkte zunächst ein Jahr lang in Deutschlands Testdorf Haßloch: Dort wird das Produkt in den lokalen Supermärkten angeboten und zusätzlich beworben. Die Gesellschaft für Konsumforschung sammelt die Daten aus dem Testdorf und prüft im Auftrag der Unternehmen, wie gut sich das Testprodukt verkauft. Es ist den Unternehmen insbesondere wichtig, dass das Lebensmittel nicht nur einmal, sondern immer wieder im Einkaufswagen landet. Ist dies gegeben, wird ein Produkt bundesweit verkauft und aggressiv beworben.

Die Industrie kann anhand der Gewinne schwarz auf weiß ablesen, wie erfolgreich ein Produkt darin ist, die Menschen zu verführen. Aus den Jahresberichten der Nahrungsmittelkonzerne könnte man mehr Informationen extrahieren als aus vielen ernährungswissenschaftlichen Studien. Im Supermarkt kann man bereits abends an der Kasse ablesen, welche Lebensmittel beliebt sind. Die Industrie ist der Forschung und den Ernährungsberatern immer um Längen voraus.

Es ist schwierig, sich dagegen zu wehren, denn es werden zahlreiche Mechanismen ausgenutzt: Das Produkt wird uns in der Werbung im TV und auf Plakaten ständig vor die Nase gehalten. Alles wird optimiert, die Fast Food-Schnellrestaurants sind ein gutes Beispiel: Sparmenüs sorgen dafür, dass wir auch noch die zuckerhaltige Cola zum Burger kaufen. Die Produkte spielen meisterhaft auf der Klaviatur der menschlichen Körpersensoren, das Gehirn kann fast nicht mehr anders, als nach Mehr zu schreien. Die durchdachten und über Jahre optimierten Angebote lösen jede Bremse im Kopf. Kantinen und Restaurants setzen ebenfalls häufig auf die Produkte der Industrie, da dies die Arbeit erleichtert. Glutamat ist ein zuverlässiger Koch.