Die Magie von Wasser und Panade

Die Verbraucherzentrale Hamburg hat im Jahr 2011 Produktverpackungen im Röntgengerät durchleuchtet und viele Luftnummern gefunden. Paragraph sieben des Eichgesetzes erlaubt maximal 30 Prozent Luftanteil in Verpackungen, für Pralinen gibt es eine Ausnahmeregelung. Bei Keksen, Gebäck, Bonbons und Kaugummis wird besonders häufig gegen das Eichgesetz verstoßen. Bei Tüten und Beuteln können Sie selbst nachfühlen, wie viel Luft enthalten ist. Die abgefüllte Menge Eiscreme wird in Volumen angegeben, nicht in Gramm. Man kann Eiscreme zusätzlich strecken, indem man mehr Luft unterschlägt, diese hält sich dank der Verdickungsmittel im Produkt.

Kann man das Produkt nicht durch Luft ersetzen, nimmt man Wasser: Fischkonserven enthielten früher hauptsächlich Fisch, heute wird ein Großteil des Fischs durch die künstlich angedickte, gezuckerte, aromatisierte und geschmacksverstärkte Sauce ersetzt. Hackfleisch wird gerne mit Wasser gestreckt. Dazu wird fettreiches Hack mit einer Mischung aus Wasser, Weizeneiweiß und Mehl gestreckt und dann als kalorienreduziertes Light-Produkt angeboten. Bei korrekter Deklaration ist das legal, trotzdem wird der Verbraucher getäuscht. Der Verbraucher erwartet Hackfleisch mit wenig Fett, er bekommt normales Hackfleisch, das gestreckt wurde. Das viele Wasser verdampft beim Braten, letztendlich hat der Kunde weniger Fleisch in schlechter Qualität erhalten.

Kauft der Großbauer Tierfutter ein, so wird der Anteil der enthaltenen Trockensubstanz angegeben, das ist der Teil des Futters, der nach dem vollständigen Verdampfen des Wassers übrig bleibt. Durch diese Angabe kann man Tierfutter nicht unauffällig mit Wasser strecken. Bei Lebensmitteln für den Menschen ist das Strecken Gang und Gäbe. Pangasiusfilet wird immer wieder mit wasserbindenenden Zusatzstoffen versetzt, um das Gewicht zu erhöhen. Mit Phosphaten und Zitronensäure kann bis zu 20 Prozent Wasser im Fisch binden. Es wurden sogar schon Fischfilets gefunden, die nur noch 60 Prozent Fisch enthielten. Die Tester beschrieben die Produkte als geleeartig und strukturlos im Biss. Auch bei Shrimps ist diese Vorgehensweise schon beobachtet worden. Ein solchermaßen manipuliertes Produkt kann man nicht mehr ohne immensen Qualitätsverlust zubereiten.

Statt Wasser verwendet man ebenfalls gerne Panade oder Füllstoffe: Fischstäbchen waren früher größer und dicker. Heute sind sie klein und sehr dünn, damit man möglichst viel billige und fettreiche Panade daran befestigen kann. Diese wird mit Aromen, Salz und Geschmacksverstärkern versetzt, damit das Produkt trotzdem noch schmeckt. Noch ist kein Hersteller auf die Idee gekommen, den Fisch gleich ganz wegzulassen. Lightprodukte werden mit kalorienarmen Füllstoffen gestreckt, wie sie in Tapetenkleister und in Haargel vorkommen. Diese unverdaulichen Substanzen kann man auf der Vorderseite der Verpackung sogar als Ballaststoffe bewerben.