Dynamische Neuerung

Ein Widerspruch im Lebensmittel erzeugt einen Effekt, den die Industrie als dynamische Neuerung bezeichnet. Süß in Begleitung der Schärfe von Alkohol, süß-sauer oder auch bitter-süß sind Kombinationen, die durch die widersprüchliche Mischung Genuss bringen. Eine kleine Menge Zucker in der herzhaften Speise verbessert den Geschmack, genau wie die winzige Menge Salz den süßen Schokoladen-Cookie noch leckerer macht. Die weichen Brötchen für Burger enthalten ebenfalls Zucker, zusammen mit dem süßen Ketchup wird ein herzhaft-süßes Produkt erzeugt, das über die Gurke noch eine saure Komponente erhält. Senf und Zwiebel bringen zusätzliche Geschmackskomponenten, alle präsent, keine zu aufdringlich. So erzeugt man durch Ansprache aller Nervenzellen ein optimales Geschmackserlebnis. Und dass dies funktioniert, zeigen die steigenden Umsatzzahlen der Fast Food-Industrie.

Je komplexer ein Lebensmittel aufgebaut ist und je mehr Sinne es anspricht, desto größer ist der Belohnungsreiz. Eine eisgekühlte, mit Kohlensäure versetzte Limonade schmeckt besser als das zimmerwarme und abgestandene Getränk. Temperatur und Prickeln sprechen die Zunge, den Mundraum und sogar das Gehör an. Die Kohlensäure verändert die Verteilung des Aromas im Mund. Man kann die Komplexität eines Lebensmittels auch durch Doppelkonsistenz erhöhen: Das Bonbon enthält eine weiche Füllung, Schokolade ist mit Keks und Caramel gefüllt (knusprig und weich).

Menschen essen mehr, wenn Abwechslung geboten wird, sei es in einem Lebensmittel oder an einem Buffet zur Selbstbedienung. Der Mensch steht vor der Vielfalt und möchte viele Speisen probieren. Ist man satt, kann das Dessert trotzdem noch locken.Vielfalt erhöht den Appetit, hier können insbesondere Menschen, die ohnehin Probleme mit dem Essen haben, kaum widerstehen.