Vorwort

Seit der Chemiker Justus von Liebig im Jahr 1862 „Liebigs Fleischextrakt“ auf den Markt gebracht hat, haben sich die Industrieprodukte immer mehr Raum in unserer Ernährung erobert. Wir haben der Industrienahrung viel zu verdanken, sie ist in der Regel hygienisch einwandfrei, günstig und praktisch.

Doch die Industrienahrung hat einen Haken: Sie nutzt möglichst billige Rohstoffe und täuscht durch Farbe, Aroma und Füllstoffe etwas vor, das nicht im Essen vorhanden ist. Der kirschrote Joghurt hat nie eine Kirsche gesehen, Snacks gaukeln dem Körper wertvolles Eiweiß vor, Käse ist von Käseimitat praktisch nicht zu unterscheiden.

Jedes Tier erkennt die Qualität seiner Nahrung instinktiv. Auch der Mensch konnte und musste sich früher auf seine Sinne verlassen. Das menschliche Auge kann in der Dämmerung recht gut sehen, bis es durch eine künstliche Lichtquelle geblendet wird. Industrienahrung blendet die körpereigenen Sinne, wie das künstliche Licht das Auge blendet. Dann wird die Industrienahrung zur Industriepampe, wie ich sie bewusst abwertend bezeichne. Industriepampe suggeriert den menschlichen Sinnen eine Qualität, die nicht vorhanden ist.

Die optimierte Zusammensetzung animiert die Verbraucher, möglichst viel zu essen und das Produkt immer wieder zu kaufen. Industriepampe hinterlässt messbare Spuren im menschlichen Gehirn: Es mehren sich die Hinweise, dass der Verzehr dieser Produkte über chronische Entzündungsprozesse im Nervengewebe das menschliche Sättigungsgefühl außer Kraft setzt. Die körpereigene Steuerung von Appetit und Sättigungsgefühl gerät aus den Fugen und mit ihr der ganze Mensch. Ob diese Prozesse rückgängig zu machen sind, darüber kann man gegenwärtig nur spekulieren. Wer der Industriepampe vertraut und entsprechend veranlagt ist, gerät in einen Teufelskreis des Übergewichts, dem er nur unter größten Anstrengungen entkommen kann.