Die Kleinsten und die Industrie

Gesunde Kinder benötigen keine Speziallebensmittel zum Aufwachsen. Nach der Stillzeit folgt eine Übergangszeit mit Brei, der üblicherweise als Fertignahrung im Glas gekauft wird. Mit etwa eineinhalb Jahren kann der Nachwuchs am Familienessen teilnehmen. Die Geburtenraten sinken, und die Umsätze der Hersteller von Babynahrung ebenfalls. Was liegt da näher, als die Fütterungsdauer der Fertigprodukte für die Kleinsten zu verlängern? Es gibt heute viele Angebote für Kleinkinder, die auf Verlängerung der lukrativen Breiphase ausgelegt sind. Lebensmittel für Kinder bis zu drei Jahren sind ein wichtiger Wachstumsmarkt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung weist darauf hin, dass spezielle Kindermilch keine Vorteile gegenüber einer fettreduzierten Kuhmilch hat. Kindermilch ist jedoch bis zu viermal teurer als normale Kuhmilch. Schon die Produkte für die Kleinsten sind mit Vitaminen und Mineralstoffen angereichert, welche Auswirkungen das in Zukunft hat, da kann man heute nur spekulieren. Aussagen zur Gesundheitsförderung stehen dekorativ auf der Packung, die Eltern wollen schließlich nur das Beste für das Kind. Die Verbraucherzentralen fordern eine besondere Prüfung für solche Lebensmittel. Auch sollen diese Produkte nur noch für Kinder von 12-18 Monaten beworben werden, denn danach ist eine Spezialkost nicht mehr notwendig.

Kinderlebensmittel, die im Grunde Süßigkeiten sind, werden als gesunde Zwischenmahlzeiten beworben. Damit finden diese Lebensmittel ihren Weg in die tägliche Ernährung der Kinder, die Produkte werden täglich in den Kindergarten mitgegeben. So schleichen sich Süßwaren über den Hintereingang „gesunde Zwischenmahlzeit“ in die tägliche Kinderernährung ein. Kinder lieben Süßes und so werden diese Produkte noch kräftiger gesüßt als die Lebensmittel der Erwachsenen. Die Industrie investiert viel in neue Produkte und in Werbung für Kinder. Kinder gewöhnen sich an die Kunstlebensmittel, so schafft sich die Industrie die Kunden von morgen. Da der Konsum solcher Produkte zu Veränderungen im Gehirn führen kann, ist diese gängige Praxis umso verwerflicher. Dazu kommen wir noch.