Das teeähnliche Erzeugnis

Früchtetees werden auf der Verpackung gerne als ursprünglicher Fruchtgenuss beworben. Wie kann getrocknetes Obst in einem Beutel eine Tasse heißes Wasser mit Geschmack aromatisieren? Haben Sie das einmal ausprobiert? Getrockneter Apfel aromatisiert heißes Wasser nicht und Farbe gibt er auch nicht ab. Daher verwendet die Industrie die günstigen Standardzutaten Apfel, Hibiskus und Hagebutte als Trägerstoff und ergänzt den gewünschten Geschmack und die passende Farbe durch Aromen und wasserlösliche Farbstoffe.

Bei Tees muss der Produktname laut Gesetz nur die Geschmacksrichtung beschreiben. Es darf also eine Frucht auf der Verpackung beworben werden, die den Teebeutel nie gesehen hat. Um den künstlich aromatisierten Tee mit Wirkung aufzuladen, bekommt er einen klangvollen Namen wie „Wohlgefühl und Harmonie“, „Energie und Lebensfreude“, oder „Konzentration und Gelassenheit“. Über den Produktnamen wird der Tee mit einer möglichen Gesundheitswirkung aufgeladen, die gar nicht vorhanden sein kann. Tee gilt grundsätzlich als gesundes Produkt, der aromatisierte Früchtetee hat mit keinerlei Imageproblem zu kämpfen. Dabei trimmen die verwendeten Aromen den Geschmackssinn des Menschen immer stärker in Richtung Kunstaroma. Zugesetzte Vitamine verleihen dem Produkt einen noch gesünderen Anstrich. Streng genommen ist ein Früchtetee ein teeähnliches Erzeugnis auf der Basis von Aromen und Farbstoffen. Ein Teebeutel würde bei den meisten Früchtetees im Grunde gar nicht benötigt, man könnte die aroma- und farbgebenden Stoffe auch in eine kleine Tablette pressen, wie man dies bei Süßstoffen auch tut. Ein solches Produkt würde der Verbrauererwartung natürlich nicht entsprechen, kein Unternehmen würde das auf den Markt bringen. So bindet man Aromen und Farbstoffe stattdessen an Hibiskus und Hagebutte.