Medizin aufs Brot

Viele Menschen kaufen spezielle mit Phytosterinen versetzte Margarine, die den Cholesterinspiegel senken soll. Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat einen Prozess gegen einen Konzern verloren, dieser darf weiterhin behaupten, dass von dem Konsum seines Produktes keine Gesundheitsrisiken ausgehen. Foodwatch würde das Produkt am liebsten in den Händen der Apotheker sehen. Es stellt sich die Frage, warum eine wirksame Substanz in ein Lebensmittel gerührt werden muss. Substanzen, die nachweislich wirken, gehören in eine Pille. So kann man die zugeführte Menge genau dosieren, kein Kind und keine Schwangere bekommt ein Brot mit einem Wirkstoff, der für diese Zielgruppe nicht vorgesehen ist.

Da Phytosterine eine hohe Ähnlichkeit zum Cholesterin haben, besitzen sie möglicherweise das Potenzial, Arteriosklerose auszulösen. Ab welcher Menge und bei welchen Personengruppen diese Effekte eintreten könnten, ist umstritten. In diesem Fall würde der Cholesterinspiegel sinken, aber die Adern wären trotzdem verstopft! Phytosterine können sich in künstlichen Herzklappen absetzen und deren Funktion beeinflussen. Die Verbraucherorganisation Foodwatch bezeichnet solche Produkte als „die Pille zum Aufs-Brot-Schmieren“. Unternehmen halten ihre Produkte für sicher.

Rückversicherer sind quasi die Versicherungen der Versicherer. Diese interessieren sich für alle Risiken, die sie in Zukunft Geld kosten könnten. Rückversicherer sehen funktionelle Gesundheitsnahrung als „Emerging Risk“ (aufkommendes Risiko). Die Kategorie der funktionellen Lebensmittel zeichnet sich durch ein besonderes Merkmal aus: Die Menschen sind sich eines möglichen Risikos nicht bewusst! Funktionelle Lebensmittel werden global im großem Stil vermarktet. Es besteht ein langfristiges Risiko, dass z.B. kranke Menschen eines dieser Produkte nicht vertragen und so eine Klagewelle auf die Hersteller zurollt. Bei Risiken, die Nahrungsmittel betreffen, sind viel mehr Menschen betroffen als bei Arzneimitteln.