17.

Vielleicht war es nur die schlechte Verbindung gewesen, aber Schwarz hatte den Eindruck gehabt, dass Loewis Stimme zitterte. »Im Westend steht ein Haus in Flammen. Vermutlich Brandstiftung.«

»Was hat das mit unserem Fall zu tun?«

»Es ist die Adresse der Familie Celik. Murat Celik und sein Bruder Erdal waren es, die Tim Burger damals überwältigt und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten haben.«

Die S-Bahn hielt auf offener Strecke. Über den Feldern hingen tiefe Wolken. Wie Rauch, dachte Schwarz und erinnerte sich an ein verheerendes Feuer zu Beginn seines Polizeidienstes, an das über den Helfern einstürzende Dachgebälk, vor allem aber an eine verwirrte alte Frau im weißen Nachthemd, die sich bekreuzigt hatte, um dann neben das gespannte Sprungtuch zu springen. Sie war vor seinen Augen auf dem Asphalt gestorben.

Schwarz lief die Treppen vom Bahnsteig zur Brücke hoch. Loewi blockierte mit seinem schwarzen Volvo Kombi den hupenden und bedrohlich nah auffahrenden Linienbus und war froh, als der Ermittler endlich neben ihm saß und er Gas geben konnte.

»Wie haben Sie von dem Feuer erfahren, Herr Loewi?«

»Durch die Regionalnachrichten im Fernsehen. Ich habe das Haus erkannt.«

»Hatten Sie Kontakt mit der Familie Celik?«

»Ich habe sie einmal besucht, um mich für ihre Zivilcourage zu bedanken.«

Den Rest der kurzen Strecke zur Gollierstraße fuhren sie schweigend. Da die Zufahrt zum Haus durch Streifenwagen und Fahrzeuge der Feuerwehr blockiert war, ließen sie den Wagen stehen und gingen zu Fuß weiter. Beißender Brandgeruch schlug ihnen entgegen. Das Feuer war offenbar inzwischen unter Kontrolle, aber der Dachstuhl und der obere Teil des Hauses waren vollständig zerstört.

»Näher kommen wir nicht ran«, sagte Loewi mit Blick auf einen Streifenbeamten, der mit grimmiger Miene hinter einem Absperrband stand.

Schwarz ging auf den Uniformierten zu. »Der Kollege Kolbinger will mich sprechen.«

»Ich kenne Sie, Herr Schwarz. Gehen Sie durch.« Den Anwalt hingegen hinderte er am Weitergehen. Da half auch kein gutes Zureden. Schwarz versprach Loewi, ihn telefonisch auf dem Laufenden zu halten, und ließ ihn zurück.

Am Boden kauerten hustende Menschen, Sanitäter versorgten Brandwunden, in einem Rettungswagen wurde eine Frau beatmet. Auf der Straße vor dem Haus bahnte sich das abfließende Löschwasser den Weg durch Schutt und verkohlte Balken.

»Sind alle draußen?«, fragte Schwarz einen vorbeieilenden Feuerwehrmann. Er reagierte nicht.

»Anton, was machst du denn hier?«

»Und du, Kolbinger?«

»Wir sollen klären, ob es Brandstiftung war.«

»Ich dachte, das steht fest?«

»Behauptet die Presse.«

»Was soll es sonst gewesen sein?«, sagte Schwarz mit Blick auf einen herausgeschleuderten Fensterstock und Risse im Mauerwerk auf der Höhe der dritten Etage.

»Eine undichte Gasleitung, ein Kurzschluss, was weiß ich.«

Noch einmal drangen Feuerwehrleute in Hitzeschutzkleidung und mit Atemmasken ins Haus ein.

Schwarz fragte Kolbinger nach Zeugen.

»Bisher hat sich niemand gemeldet. Aber die Leute stehen noch unter Schock.«

»Gab es Drohungen gegen die Hausbewohner?

»Anton, so weit sind wir noch nicht.«

Schwarz nickte. Da bemerkte er, dass die Drehleiter sich bewegte. An einem Fenster im dritten Stock tauchten zwei Feuerwehrmänner auf. Sie hoben einen leblosen Körper auf eine in der Luft schwebende Trage und fixierten ihn. Langsam senkte er sich herab.

Das Mädchen auf der Trage war etwa zehn Jahre alt. Sein Gesicht war verkohlt, nur um die Augen, die es verzweifelt zusammengepresst hatte, waren ein paar helle Stellen. Als würde es lachen, dachte Schwarz und wandte sich ab.