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Baby, du allein

An dem Tag, an dem Seymour Troy Stratton zur Welt kam, verursachte ein Coup in Quatar Turbulenzen beim Ölpreis, und rund um den Globus stürzten die Stammaktien ab, was von einem nie da gewesenen Kursanstieg der mächtigen Federal Reserve noch unterstützt wurde. Allein in Großbritannien wurden bei den im FTSE gelisteten 100 Unternehmen 20 Milliarden Pfund ausgelöscht. Ein kleineres Erdbeben in der Nähe von Kyoto sorgte für weitere Schockwellen in einem bereits erschütterten globalen Umfeld. Nichts von alldem wirkte sich nachteilig auf Mutter und Kind aus, die friedlich in ihrer von Gardinen abgeschirmten Zelle im dritten Stock der Entbindungsstation in der Gower Street schlummern.

Während ich den Flur entlang zu ihnen gehe, werde ich von meinen eigenen Erinnerungen an diesen Ort überwältigt. Die Hebammen in ihren blauen Anzügen, die grauen Türen, hinter denen der großartige erste Akt des Lebens immer wieder von kleinen Frauen und von großen Frauen und von Frauen, denen die Fruchtblase auf der Rolltreppe der U-Bahn geplatzt ist, gespielt wird. Ein Ort der Schmerzen und der Freude. Fleisch und Blut. Die Schreie der Babys heiser und voll Erstaunen, die Gesichter ihrer Mütter salzig vor Freude. Hier drinnen glaubt man zu wissen, was wirklich wichtig ist. Und man hat Recht. Es sind keine Schmerzmittel, die hier sprechen, es ist die reine Wahrheit, nichts als die Wahrheit. Bald schon muss man wieder hinaus in die Welt und so tun, als habe man es vergessen, so tun, als habe man Besseres zu tun. Jede Mutter weiß, wie es sich anfühlte, als die Kammer in ihrem Herzen geöffnet wurde und Liebe hineinströmte. Alles andere ist nur Lärm und Leute.

«Ich will ihn nur ansehen», sagt Candy. Auf Kissen gestützt, hat meine Kollegin jeden Knopf meines weißen Spitzennachthemds aufgeknöpft, um ihrem Sohn Zugang zu ihren Brüsten zu verschaffen. Die Brustwarzen sehen aus wie dunkle Früchte. Mit der rechten Hand stützt sie seinen Kopf, während sein Mund hungrig saugt. «Ich will nichts anderes tun, als ihn ansehen, Kate. Das ist doch normal, oder?»

«Völlig normal.»

Ich habe dem Baby eine Rassel mit Paddington mitgebracht, dem Paddington mit dem roten Hut, den Emily immer so geliebt hat, und einen Korb voll amerikanischer Muffins für seine Mutter. Candy sagt, sie müsse die Pfunde sofort wieder loswerden, und dann, weil sie keine Hand frei hat, füttere ich sie mit einem Stück nach dem anderen, ohne dass sie protestiert.

«Das Baby wird jedes Gramm Fett aus dir heraussaugen, Candy.»

«He, das ist klasse. Wie lange kann ich ihn stillen? Zwanzig Jahre?»

«Leider kommen sie nach einer Weile und verhaften dich. Manchmal glaube ich, dass sie mir die Sozialdienste auf den Hals hetzen würden, wenn sie wüssten, wie leidenschaftlich ich Ben liebe.»

«Du hast es mir nicht gesagt», wirft sie mir mit einem müden Lächeln vor.

«Ich hab es versucht. An diesem Tag bei Corney and Barrow. Aber man kann es nicht wissen, bevor man es weiß.»

Candy riecht am Kopf ihres Sohnes. «Ein Junge, Kate. Ich hab einen gemacht. Ziemlich cool, was?»

Wie alle neugeborenen Wesen wirkt Seymour Stratton uralt, tausend Jahre alt. Seine Stirn ist gefurcht, von Weisheit oder Erstaunen. Noch kann man keine Vermutungen darüber anstellen, was für ein Mann er einmal werden wird, denn im Augenblick ist er rundherum glücklich in den Armen einer Frau.

Working Mum
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