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Und das ist Kates Vater

In den letzten zwanzig Jahren sind die Treffen mit meinem Dad meistens nach demselben Muster abgelaufen. Monatelang höre ich gar nichts von ihm, abgesehen von durch meine Schwester weitergegebenen Berichten über skandalöse Exzesse und eine Liste körperlicher Leiden, die, sollte man meinen, mit Lord Nelson ausgestorben sind, Maulsperre, Skorbut, Beulenpest. Dann eines Tages, wenn ich ihn abgeschrieben habe, wenn dieses Ziehen im Herzen nachgelassen hat, taucht er auf und bricht Gespräche vom Zaun, die aus einer Beziehung schöpfen, die wir nie hatten. Mein Dad hat schon immer Sentimentalität mit Intimität verwechselt. Für ihn bin ich noch immer sein kleines Mädchen, obwohl er von mir als kleines Mädchen Dinge gefordert hat, die die Stärke einer Frau verlangten. Jetzt, wo ich erwachsen bin, fordert er den Gehorsam eines Kindes und gerät schnell in Wut, wenn er ihn nicht bekommt. Manchmal hat er getrunken, da kann man nie sicher sein, aber immer, immer will er Geld.

Im Chrom und Weiß der Lobby von Edwin Morgan Forster wirkt Joseph Aloysius Reddy wie eine Kreatur aus einem provisorischeren, primitiveren Zeitalter. Besucher in Anzügen können den Blick nicht von ihm abwenden. Die Ungläubigkeit, die er hervorruft, ist so stark, dass er ebenso gut ein schlechter Geruch sein könnte. Mit einem Fischgräten-Mantel aus dritter Hand und wirrem grauem Haar sieht er aus wie ein Hausierer, der der Crew von Raumschiff Enterprise Töpfe und Pfannen verkaufen will. Zwei Sicherheitsleute mit knisternden Walkie-Talkies versuchen ihn zu überreden, wegzugehen, aber Joe bleibt stur auf einer der gelochten Stahlbänke an der Rezeption sitzen, eine weiße Plastiktüte ist vor seinen Füßen in sich zusammengesackt. Mit verschränkten Armen stellt er die gekränkte Würde des Betrunkenen zur Schau. Als er mich sieht, zeigt er triumphierend mit dem Finger auf mich: «Da. Das ist unsere Kathy. Was hab ich euch gesagt?»

«Danke, Gerald», sage ich schnell zu dem Sicherheitsmann. «Mein Dad ist heute nicht ganz bei sich. Ich übernehme jetzt.» Ich steuere ihn zur Tür und achte darauf, ausschließlich nach vorne zu gucken, um dem mitleidigen Lächeln nicht zu begegnen, das der ständige Begleiter der Familie Reddy ist, seit ich denken kann.

Sobald wir sicher draußen sind, sage ich was von einem Café in Cheapside, das weit außerhalb der Reichweite meiner Kollegen liegt, aber Dad zieht mich schon die Stufen zum King’s Arms hinunter. Ein Pub, den Dickens schon kannte, mit Sägemehl auf dem Boden und einem Teenager mit weißer Haut und gepiercter Zunge am Tresen. Wir setzen uns an einen Ecktisch unter das Porträt des rotwangigen Herzogs, mein Vater mit einem doppelten Scotch und einer großen Tüte Erdnüsse, ich mit einem Bitterlemon. Bitterlemon war immer das Getränk meiner Mum. Zuerst war es nur eine alkoholfreie Erfrischung, später dann ein Zustand.

«Wiegehsdenn der kleinen Emma?», fragt mein Vater, der Johnny Walker und gekochte Eier ausdünstet.

«Emily.»

«Jawohl, Emily. Muss doch bald sieben sein.»

«Sechs. Im Juni wird sie sechs, Dad.» Er nickt entschlossen, als lägen sechs und sieben so dicht beieinander, dass da kein Unterschied sei.

«Und der kleine Bengel? Julie sagt, der sieht mir ähnlich.»

Himmel, es gibt wohl kein Elternteil, ganz gleich wie schlecht oder desinteressiert, das nicht einen Kick aus seinem genetischen Vermächtnis kriegen würde. Ich starre wütend in die saure Kohlensäure vor mir. Die Vorstellung allein, dass sich irgendein Strang mit Joe Reddys DNS in meinem heiß geliebten Sohn entwirren könnte!

«Ehrlich gesagt, Dad, Ben sieht aus wie ich.»

«Na also, und wir waren uns schon immer ähnlich, du und ich, Kathy, mein Häschen. Sehen beide klasse aus, gute Figur, können beide ein bisschen hitzig werden, was?» Er kippt einen Schluck Whisky und wirft sich eine Hand voll Erdnüsse in den Mund – alles in Unmaßen, so ist mein Vater; jedenfalls darin sind wir uns gleich.

«Na, fragst du deinen Vater gar nicht, wie es ihm geht? Wo er den ganzen weiten Weg gemacht hat, um dich zu besuchen?»

Man hört deutlich, dass er aus dem Norden kommt, aber in seiner Sprache schwingt ein Hauch vom Irisch seiner Mutter mit. Hab ich wirklich auch so gesprochen? Richard sagt, als er mich kennen lernte, habe ich mich angehört wie eine Figur aus Monty Python. Den Akzent habe ich abgelegt, doch manchmal fühlt sich meine Zunge jetzt an wie die des Barmädchens: schwer von Fremdkörpern.

Ich soll es Dad leichter machen, mich um das bitten zu können, warum er gekommen ist. Aber ich will es ihm nicht leicht machen. Ich erinnere mich immer noch daran, wie er vor der Abbey National in Holborn gestanden hat, als ich mein erstes Gehalt kriegte. Er hat sich die Finger geleckt, damit er die Zehner zählen konnte, die ich ihm gab. Mein eigener Vater. Wenn er mein Geld will, muss er schon darum bitten.

«Nochmal dasselbe?» Die Bedienung räumt die Gläser ab.

«Nein.»

«Jawohl, für mich nochmal dasselbe und schenk dir auch einen ein, meine Liebe.»

Dad lächelt, und das Mädchen wird rot und nimmt irgendwie Haltung an. Das habe ich in seiner Gegenwart schon oft bei Frauen beobachtet. Er war mal ein schöner Mann, mein Vater – schön eher als gut aussehend, und daher dazu verdammt, nicht zu reifen, sondern zu rotten. «Tyrone Power», hat meine Großmutter immer wohlwollend gemurmelt, wenn sie ihn sah. Und ich, die ich jung war und keine alternden Hollywoodstars kannte, hatte angenommen, dass sie mit Tyrone Power den elektrisierenden Effekt meinte, den mein Vater auf die Leute ausübte. Eine nicht zu bändigende, unwiderstehliche Naturgewalt. Ich schaue ihn jetzt an und versuche das zu sehen, was andere Leute sehen müssen: ein Gesicht in Form eines geschwollenen Herzens, die Nase und die Wangen von roten Verästelungen durchzogen wie das Delta eines Flusses. Lange Wimpern umrahmen die einst – wie meine Mutter behauptet – bemerkenswertesten blauen Augen, die man je gesehen hat. Jetzt sind es dunkle Teiche, in denen Charme und Intelligenz untergegangen sind. Ein Frauentyp, hat mein erster Freund ihn genannt. «Dein Dad ist einer für die Frauen, Kath. Hättest ihn mal Samstagabend im Club sehen sollen, mit dieser Christine.» Wie ich mich geschämt habe.

«Sag mal, was du davon hältst.» Mein Vater fummelt unter dem Tisch herum und holt einen schwarzen Aktenordner aus seiner Plastiktüte, dem er mehrere abgegriffene Blätter Millimeterpapier entnimmt. Auf einem ist eine Zeichnung von irgendwas mit Rüssel, das von eckigen Flügeln flankiert wird. Ob Schweine fliegen können? Ich drehe das Blatt um.

«Was ist das?»

«Die erste kompostierbare Windel der Welt.»

«Aber du hast keine Ahnung von Windeln.»

«Jetzt ja.»

Mein Dad, das muss dazu gesagt werden, hat eine Geschichte auf diesem Gebiet. Selber ist er zwar einer der größten unentdeckten Erfinder der Welt, aber es gibt ziemlich wenig, was er selber noch nicht entdeckt hat. Als Julie und ich noch klein waren, hat er Mondgestein zusammengebraut, bröselnde Harzklumpen, die als Andenken an die Landung von Apollo 11 von einem Marktstand in Chesterfield weg verkauft wurden. «Bedenken Sie bloß mal, gnädige Frau, dass Sie denselben Stein in Ihrer Hand halten, den Neil Armstrong persönlich aufgehoben hat!» Sie schlugen ein wie eine Bombe, die Mondsteine, und später, als die Raumfahrt an Glanz verlor, erstanden sie als Bimsstein für die Hornhaut der Damen von Worksop wieder auf.

Danach kam die Katzenklappe, mittels derer verhindert werden sollte, dass die Tiere ihre Beute mit ins Haus brachten. Eine gute Idee, aber die Katzen erdrosselten sich immer in dem Rückhaltemechanismus. Manchmal waren Dads Erfindungen auch schon erfunden worden, wie etwa die Augenbinde für ruhebedürftige Flugzeugpassagiere, die er entwickelte, ohne je in einem Flugzeug gewesen zu sein.

«Joe», sagte meine Mum vorsichtig, «ich glaube, so was gibt es schon.» Aber von solchen weiblichen Haarspaltereien wollte er sich nicht unterkriegen lassen. Bei uns zu Hause war Dad für die großen Gesten zuständig, Mum kehrte dann die Trümmer mit Handfeger und Kehrschaufel zusammen. Auf seiner Visitenkarte bezeichnet mein Vater sich als Unternehmer.

Während ich seinen Geschäftsplan für Reddys kompostierbare Windeln überfliege, berichtet er glücklich: «Ich habe schon eine Menge Interesse geweckt, weißt du. Derek Marshall von der Handelskammer sagt, dass er so was noch nie gesehen hat. Aber ich bin ein bisschen knapp mit Kapital, Liebes, und da kennst du dich ja aus. Wie heißt das nochmal – Wennschon-Kapital?»

«Venture-Kapital.»

«Ja, das mein ich.»

Dad sagt, wir reden hier nicht über große Summen, Startkapital, mehr nicht.

«Wie viel?»

«Nur genug, um die Produktion in Gang zu bringen.»

«Wie viel?»

«Zehn Riesen plus Entwicklungskosten, dann bleibt da noch die Verpackung. Sagen wir mal, dreizehneinhalb, ich würde ja nicht drum bitten, Liebes, aber das Kapital fließt zurzeit nicht so recht.»

Mir ist nicht klar, dass mein Gesichtsausdruck sich verändert haben muss, aber das ist wohl der Fall, denn er rutscht auf eine Art und Weise auf seinem Stuhl hin und her, die man bei einem anderen Mann für Unbehagen halten würde. Einen Augenblick lang glaube ich, dass ihm aufgegangen sein muss, wie schlecht mir bei diesen Transaktionen wird. Er langt über den Tisch und legt seine Hand auf meine. «Keine Sorge, mein Schatz», sagt er, «wenn dich das in Bedrängnis bringt, nehme ich auch einen Scheck.»

 

Ich verlasse meinen Vater am Bahnhof von Moorgate. Von hier aus kann er mit der Northern Line direkt nach King’s Cross fahren und den Zug nach Hause nehmen. Ich geb ihm Geld für die Fahrt (einen hirnrissigen Betrag, heutzutage kommt man billiger mit dem Flieger nach Boston als mit der Bahn nach Doncaster), und noch was extra für ein Taxi am anderen Ende. Dad will nicht recht sagen, wo er gerade wohnt – beziehungsweise: bei wem er gerade wohnt –, aber er verspricht mir, sich auf direktem Wege dorthin zu begeben. Ich stehe vor der U-Bahnstation, hinter der Fotokabine. Als ich ein paar Minuten später nochmal reinschaue, hat er einen jungen Straßenmusiker in ein Gespräch verwickelt. Lässig, großmütig, lässt er einen von den Zehnern, die ich ihm gerade gegeben habe, in den offenen Gitarrenkasten des Jungen fallen, zieht seinen Mantel aus und legt ihn vorsichtig über den schlafenden Hund des Musikers und, ach du lieber Gott, nun wird er anfangen zu singen:

«The water is wide, I cannot get o’er
And neither have I wings to fly.
Bring me a boat that can carry two
And both shall row, my love and I.»

Das ist seine Lieblingsballade, ein Reddy-Standard wie «Down by the Salley Gardens». Voll von dieser unerfüllten Sehnsucht, der mein Dad so wunderbar Ausdruck verleihen kann. Die Banker, die Richtung Rolltreppe hasten, bleiben stehen und wenden die Köpfe, aufgeschreckt von der Schönheit dieses Tenors und der unerfüllten Sehnsucht, die Dad so gut rüberbringt. Eine Frau im Kamelhaarmantel bückt sich und legt ein paar Münzen in den Kasten, und mein Vater zieht einen unsichtbaren Hut vor ihr.

Jetzt höre ich die Stimme meiner Mutter, einen wütenden Diskant, der die traurige Melodie übertönt. «Er kann dich um den kleinen Finger wickeln.»

«Nein, kann er nicht.»

«Doch, das kann er. Nach wie vor. Wenn er so verdammt wunderbar ist, dein Vater, dann geh doch zu ihm. Los, geh zu ihm.»

«Ich will nicht zu ihm, Mum.»

«Du bist doch schon immer Daddys Mädchen gewesen.»

 

Ich tauche wieder in den Lärm der Straße ein, kaufe einen Standard, damit ich was in der Hand habe, und mach mich auf den Weg zum Büro.

Die Liebe eines Kindes zu seinen Eltern ist nahezu unverwüstlich, aber im Laufe der Jahre kann das stete Tröpfeln der Desillusionierung sie zermürben. Das erste Gefühl für meinen Vater, an das ich mich erinnere, ist Stolz, eine himmelhochjauchzende Dankbarkeit dafür, dass er mir gehörte. Er sah besser aus als andere Dads, und er war so clever, dass er jede Rechenaufgabe im Kopf lösen und die Fußballergebnisse fehlerfrei wiedergeben konnte, sobald sie Samstagnachmittag im Fernsehen verlesen worden waren. Samstagmorgens durften Julie und ich ihn zum Buchmacher begleiten, wo wir uns an das Bein unseres Helden klammerten. Ich erinnere mich noch daran, wie es sich anfühlte, klein zu sein in diesem Wald von Hosenbeinen, und an den Geruch von regennassen Filzhüten. Jahre später, in der Uni, beobachtete ich, wie die Väter der gehobeneren Einkommensklassen mit Teetabletts und Kannen für ihre Familien hin und her liefen und Porzellanbecher an Tannenbäume hängten, und da sehnte ich mich nach ihren langweiligen Umarmungen.

In einem Winter, das muss ’75 oder ’76 gewesen sein, hat Dad uns zum Schlittenfahren in den Peak District mitgenommen. Andere Familien hatten Schlitten, die im Laden gekauft worden waren, Kufen mit einem geschwungenen Lattengestell darüber, auf dem man komfortabel und mit Stil sitzen konnte. Unser Schlitten bildete eine Linie mit dem Boden, Dad hatte ihn aus gespaltenen Holzscheiten zusammengenagelt mit Metallschienen darunter, die aus der Tür eines Autowracks stammten. «Gebt mal ein bisschen Schwung!», sagte er und rieb sich die Hände.

Bei der ersten Fahrt fiel Julie sofort runter, und der Schlitten machte die Abfahrt allein. Dad sagte ihr, sie solle sich nicht anstellen wie ein Baby. Nun war ich dran. Ich klammerte mich fest, weil ich unbedingt beweisen wollte, dass unser Schlitten, der Schlitten, den mein Dad gemacht hatte, genauso gut war wie alle anderen. Aber etwa auf halbem Weg stieß er auf einen vorstehenden Felsbrocken, der ihn scharf nach rechts riss, wo er auf einen mit Stacheldraht abgezäunten Abgrund zuraste. Wegen der Metallstreifen, die dem Schlitten ein bisschen Fahrt geben sollten, konnte man ihn nicht bremsen, er rutschte unter dem Zaun durch, und die beiden vorderen Kufen baumelten über dem Abhang, während ich dahinter, keinen halben Meter vom Abgrund entfernt, im Draht verheddert liegen blieb. Als er zu mir kam, keuchte er so, dass ich dachte, er würde sterben, aber er kniete sich auf den Schlitten, damit er nicht wegrutschte, und zog mir den Stacheldraht aus meinem Anorak, aus meinen Händen und aus den Haaren. Als das letzte Stück Draht heraus war, zog er mich auf sicheren Boden, und der Schlitten schoss nach vorn. Es dauerte ein paar Sekunden, bis wir ihn unten auf der Straße aufschlagen hörten. Ich dachte immer, ich könnte mich an diesen Tag so gut erinnern, weil mein Vater mir das Leben gerettet hat. Inzwischen glaube ich, es ist deswegen, weil es das einzige Mal war, dass er irgendwas zu meinem Schutz getan hat.

Aber Dad war meine erste Liebe, und ich war immer auf seiner Seite, sogar als die braunen Augen meiner Mutter in großen Waschbärenringen verschwanden und sie anfing, diese angerauten Pfoten-weg-Nylonnachthemden von Littlewoods zu tragen und an den falschen Stellen zu lachen. Eines Tages beim Kaufmann stieß ein Mann die ganze Pyramide von kleinen Kondensmilchdosen um, die kleinen blau-weißen Dosen kullerten in alle Richtungen, und Mum hat gelacht und gelacht, sodass Linda, die Verkäuferin, ihr von hinten ein Glas Wasser holen musste. Aber Töchter wollen die Hinweise auf das Unglück ihrer Mutter nicht wahrnehmen, denn das könnte ja bedeuten, dass ihre Väter nicht perfekt sind.

Noch Jahre, nachdem mir klar geworden war, dass Joseph Aloysius Reddy eine völlig unpassende erste Liebe war, konnte ich ihn trotzdem nicht fallen lassen. Wie viele Beweise brauchte ich denn noch? Da war dieser Tag, an dem er die Bettwäsche von dem Bett, das er mit seiner neuen Freundin teilte, mit nach Hause brachte, damit meine Mutter sie wusch. Und die Nacht, in der er mich schlaftrunken nach unten trug, damit ich dem Polizisten, der im Wohnzimmer stand, schwören konnte, dass er, Joseph Reddy, an einem bestimmten Tag zu Hause gewesen sei. Und ich habe geschworen.

«Unsere Kathy hat dieses fotografische Gedächtnis, wissen Sie», sagte Dad zu dem Polizisten. «Stimmt’s, Liebling? Na, kannst du denn gar nicht mehr lächeln?»

Ein Vater ist die Schablone eines Mannes, die die Natur einem Mädchen mitgibt, und wenn diese Schablone kaputtgeht oder ihre Form verliert, na, was dann?

Ich gehe durch den Haupteingang von Edwin Morgan Forster und bin dankbar für die kühlen, hallenden Räume, für das Klick-klack des Marmors unter den Sohlen, dafür, dass mich der Lift ohne Protest in sein verspiegeltes Inneres aufnimmt. Die Frau, die sich hier spiegelt, sehe ich mir lieber nicht an: Ich will nicht, dass sie mich so sieht. Als die Tür sich im dreizehnten Stock öffnet, hab ich die Entschuldigungen parat, aber Robin Cooper-Clark steht vor mir.

«Ausgezeichnete Präsentation, Kate», sagt er und legt mir die Hand unbeholfen auf die Schulter. «Absolut erstklassig. Sind nur noch ein paar lose Enden zu verknüpfen. Keine Eile. Nimm dir Zeit. Ich hoffe, es gibt keine ernsthaften Probleme mit der Familie.»

Kaum vorzustellen, wie der Director of Investment reagieren würde, wenn ich ihm die Wahrheit sagte. Die Cooper-Clarks sind unsere Freunde geworden, seit Jill und ich auf einer Taubenjagd der Firma im Horror zueinander gefunden haben. Richard und ich haben sie mehrmals in ihrem Haus in Sussex besucht, aber ich habe Robin nie ein Wort von meinem Vater erzählt. Ich will seine Achtung, nicht sein Mitleid. «Nein, alles ist bestens.»

«Großartig. Wir unterhalten uns später.»

 

Der Monitor sagt mir, dass der Financial Times Index in den letzten Stunden um 50 Punkte gestiegen ist, der Dow um 100 Punkte gesunken und der Dollar um 1 Prozent, und ganz bewusst nehme ich die Berechnungen vor, die ich machen muss, um meine Fonds auf Kurs zu halten.

Ich wusste, dass ich nie wieder zurückgehen würde zu den windigen Geschäften, den Ausflüchten, dem Atemanhalten im dunklen Flur.

Working Mum
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