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BIS ZU UNSEREM ENDE

Damascus, Oregon · 25. März

 

Der Anfall war vorüber. Dante lag bewegungslos keuchend auf dem Boden, die Augen geschlossen. Schweiß troff ihm von den Schläfen, Blut lief aus Mund und Nase. Heather kauerte sich neben ihn. Sie blinzelte, bis sie wieder klar sehen konnte. Ihre Hände zitterten, als sie ihm das Haar aus dem Gesicht strich.

»Sie töten ihn«, sagte sie, wobei sie kaum ein Wort herausbrachte, so sehr war ihr Hals zugeschnürt. Sie richtete den Blick auf Athena/Hades. »Er wird sich nicht erinnern. Sie haben keine Ahnung, ob Ihr Vater nicht einen Schutzmechanismus in Dantes Gehirn programmiert hat, der ihn sich selbst zerstören lässt. «

»Selbst zerstören«, flüsterte Athena/Hades. Sie neigte den Kopf. »Möglicherweise hast du Recht. Ich wollte, dass er weiß, warum er meinen Vater töten wird. Aber vielleicht ist das gar nicht so wichtig.«

»Ich dachte, Dante sollte Sie heilen.«

»Mich?« Athena lachte. »Nein.«

»Ihr Bruder sagte …«

»Was habe ich gesagt?«, fragte Lyons. Er kam ins Wohnzimmer zurück, über der Schulter einen leblosen Körper. Turnschuhe, gefesselte Knöchel, dunkle Jeans, schwarzer Pulli, Hände hinten auf dem Rücken zusammengebunden. Es war eine schlanke Gestalt, die jedoch geschwungene Hüften hatte: eine Frau.

»Dass Sie Dante dazu bringen wollte, Ihre Schwester zu heilen«, sagte Heather.

»Ich brauche keine Heilung«, sagte Athena/Hades. »Ich bin so, wie ich immer sein wollte.«

Über Lyons’ Miene huschte düstere Verzweiflung. »Natürlich. Aber Dante kann bewirken, dass du nie mehr Medikamente nehmen musst. Du wirst wieder schlafen können.«

»Wir werden nicht mehr schlafen, sobald wir eins sind – Eroberer, Ratgeber und Schöpfer.«

» Weißt du schon, wie wir eins werden?«

Der sanfte Wind meldete sich wieder zu Wort. »HeiligeDreifaltigkeit DantemachtunseinsHeiligeDreifaltigkeit …«

Lyons bedachte Heather mit einem verdrießlichen Blick und warf die Frau über seiner Schulter auf das Sofa. Sie landete auf der Seite, wodurch ihr dunkles Haar ihr Gesicht halb verdeckte. Panzerband klebte auf ihren Lippen. Sie war bei Bewusstsein, und ihr ruhiger Blick wanderte von Heather zu Dante. In ihren nussbraunen Augen flackerte etwas auf.

Sie weiß, wer wir sind oder zumindest, wer Dante ist.

Sie schien auch sehr ungerührt und gelassen für eine Frau zu sein, die man gefesselt und geknebelt hatte und einem Nachtgeschöpf als Mahlzeit anbieten wollte. Heather fragte sich, wer sie war und wie es dazu gekommen war, dass sie nun auf Lyons’ Sofa lag.

»Ihr Vater wollte wissen, ob Dante Ihre Menschlichkeit korrumpiert hat«, sagte Lyons und richtete den Blick auf Heather. »Ich wette, er würde Sie jederzeit der Schattenabteilung ausliefern, wenn er das glauben würde.«

Heather hielt seinem Blick stand. »Ist das das Beste, was Sie zu bieten haben?«

Ein Muskel in Lyons’ Kiefer zuckte. »Ich mache mich gerade erst warm.« Er griff in seine Jeanstasche und holte ein Taschenmesser heraus, das er aufklappte. » Je dabei gewesen, wenn sich Ihr Freund an einem Menschen labt? «

Heather wurde es eiskalt. Sie erinnerte sich an Rodriguez’ Leiche auf dem Boden seines Arbeitszimmers. Sie erinnerte sich auch daran, wie Dante in New Orleans seine Zähne in Etienne geschlagen hatte – ebenso wie an den durchdringenden Geruch des Blutes.

Lyons beugte sich über die Frau auf der Couch und machte einen kleinen Schnitt in ihren Hals. Ein paar Tropfen Blut liefen aus der Wunde und verschwanden im Kragen ihres Pullis. Lyons drehte sich um und hielt die blutbefleckte Klinge des Messers unter Dantes Nase.

»Wach auf und trink«, sagte Lyons.

Dantes Nasenflügel zitterten. Er öffnete die Augen. »J’ai faim«, murmelte er.

 

Annie hielt in dem muffigen Zimmer vor Widerwillen einen Moment die Luft an. Dann löste sie die letzte Fessel um den Fußknöchel des Mannes. Er setzte sich auf und schwang die Beine vom Bett. Ein Fuß schlug gegen den Tropf, auf dessen Spitze der grauhaarige Schädel einer Frau steckte. Sie hatte den Mund weit aufgerissen, und die Mundhöhle zeigte wie Scheinwerfer – wie ein Scheinwerfer aus Fleisch — auf sein Bett. Annie versuchte, nicht noch einmal hinzuschauen.

Es gelang ihr nicht.

Als sie Lyons beobachtet hatte, wie dieser mit einer Frau über der Schulter aus dem Zimmer kam, hatte sie sich gefragt, wie viele Personen die Psycho-Zwillinge wohl in ihrem Haus des Schreckens angesammelt hatten. Sie hatte sich auch gefragt, ob sie von denen, die sie entdeckte und befreite, wohl Hilfe erwarten könnte, um Heather und Dante beizuspringen.

»Wer bist du?«, wisperte der Mann. Er schien etwa im Alter ihres Vaters zu sein, vielleicht etwas älter, und hatte graublondes Haar.

»Annie«, wisperte sie, »und wer sind Sie?«

»Bob.«

Sie warf einen Blick auf die Tür. Auf dem Gang war es unheimlich still. Sie schlich zur Tür und lauschte. Zuerst hörte sie eine leise Stimme, dann eine andere, allerdings keinerlei Schritte, die den Gang entlangkamen. Sie atmete erleichtert auf.

Als sie einen Blick auf Bob warf, bemerkte sie das Glas auf dem Nachttisch neben seinem Bett. Ihr Hals fühlte sich staubtrocken an, wie ein Kaktus in einer Wüste. »Ist das Wasser?«

Bob folgte ihrem Blick zum Glas. »Ja.«

Sie bemühte sich, um den Tropf und das Scheinwerferlicht aus Fleisch herumzugehen, ehe sie nach dem Glas griff. Das lauwarme Wasser hatte sie in zwei Schlucken getrunken und sehnte sich nach mehr. Als sie das Glas wieder auf den Nachttisch stellte, bemerkte sie, dass ihr Taschenmesser verschwunden war.

Muss runtergefallen sein, dachte sie und sah sich auf dem beigen Teppich um.

Die Bettfedern quietschten, als Bob aufstand.

»Haben Sie mein Messer gesehen?«, wisperte sie.

Bobs Arm glitt um ihre Schultern, als wolle er sich abstützen. Er lehnte sich gegen sie und stank nach Angstschweiß und Urin. Wie ein alter Säufer. »Es ist hier«, flüsterte er und drückte etwas Scharfes, Kaltes an ihren Hals.

 

Dante Baptiste rollte sich auf die Knie, den Blick auf Caterinas blutenden Hals gerichtet. Hunger und Delirium brannten in seinen dunklen, geweiteten Augen. Sein schönes Gesicht war schmerzverzerrt. Die Haut unter seinen Augen war blau vor Erschöpfung. Er robbte auf den Knien zum Sofa und lehnte sich dagegen.

Heather kniete ebenfalls auf dem Boden neben ihm. Ihre Aufmerksamkeit war allerdings nicht auf Dante gerichtet, sondern auf etwas auf dem Boden oder vielleicht auch unter dem Sofa. Caterina fragte sich, was sie wohl entdeckt hatte, und hoffte, dass es sich um eine Art Waffe handelte. Als Wallace Lyons angestarrt hatte, hatte Caterina in ihren Augen unbändigen Hass gesehen.

Einen Hass, den sie verstand und teilte.

Dantes Schreie hallten in ihrem Kopf wider. Er mochte vielleicht Bad Seed entkommen sein, aber seine Schmerzen hatten noch kein Ende gefunden.

Jetzt beugte er sich über Caterina. Er senkte sein Gesicht zu ihrem Hals, öffnete die Lippen und entblößte die spitzen Reißzähne. Sie wünschte sich, ihre Hände benützen zu können, doch nun blieb ihr nichts anderes übrig, als das Haar zurückzuschütteln und den Kopf zurückzulegen, um es für ihn einfacher zu machen, von ihr zu trinken. Auch seine Hände waren gefesselt.

Sie spürte die heiße Berührung seiner Lippen, und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Als seine Reißzähne ihre Haut durchbohrten, zwang sie sich dazu, sich still zu verhalten. Renata hatte ihr alles beigebracht, was nötig war, um unter Vampiren zu überleben.

Wehre dich nie, mein kleiner Liebling. Wenn du dich wehrst, weckt das den Jäger im Vampir, vor allem bei den jungen. Wenn du gegen sie kämpfst, werden sie dich reißen wie ein Stück Wild. Halte dich still, konzentriere dich und brülle deine Gedanken. Man wird dich hören, und das wird dir das Leben retten.

Dantes Körper — hart, angespannt und fiebrig – drückte sich gegen den ihren, als er in großen, gierigen Schlucken von ihr trank. Caterina nahm einen Moment lang seinen Herbstduft wahr, den Wohlgeruch von herabgefallenem Laub und warmer, schwerer Erde. Sie schloss die Augen.

Am liebsten hätte sie sich zusammengerollt und geschlafen. Geträumt. Tief und lang.

Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf: Wenn du tot bist, wie willst du dann diesen blutgeborenen Prinzen, dieses Kind eines Gefallenen beschützen? Wenn du ihm auch den letzten Tropfen deines Blutes überlässt, wer kümmert sich dann um ihn?

Caterina zwang sich, die Augen zu öffnen. Ihr Herz hatte sich inzwischen beruhigt und seinen fast normalen Rhythmus angenommen. Sie biss sich ins Fleisch ihrer Wange und benutzte die Schmerzen, um ihre Schläfrigkeit zu überwinden. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie sammelte sich und richtete ihre Gedanken auf Dante.

Es wäre mir eine Ehre, deine Fille de Sang zu sein, wenn du mein Père de Sang sein willst.

Dante hielt in seinem Trinken inne und erstarrte. Er lauschte.

Caterina konzentrierte sich ganz auf die Worte, die möglicherweise ihre letzten sein würden. Sie filterte alle Energie, die ihr noch blieb, in diese Botschaft: Ich habe immer geglaubt, ich würde das Blutsakrament meiner Mutter empfangen, wenn ich einmal so weit wäre. Aber es wäre mir eine große Ehre, deine Fille de Sang zu sein, Dante Baptiste, wenn du mich annimmst.

Sein Kopf hob sich. Sein Blick war jetzt klar und mitfühlend. Das Delirium war verschwunden. Er leckte sich ihr Blut von den Lippen – anmutige Lippen, wie Caterina benommen dachte. In den Tiefen seiner Augen blitzte es golden.

»Deine Mutter ist ein Nachtgeschöpf?«

Caterina nickte. Überraschung zeigte sich in Dantes Gesicht. »Merci für das Geschenk deines Blutes«, flüsterte er mit starkem Cajun-Akzent. »Aber mehr werde ich nicht nehmen. Die Nacht der Wahl überlasse ich dir und deiner Mutter.«

Trotz des Hungers, der noch immer in seinen Augen brannte, löste er sich von ihr. Caterina bedauerte, die wärmende Hitze seines Körpers nicht mehr zu spüren. Sie bekam Gänsehaut und zitterte. Innen wie außen war ihr kalt.

»Dein Name«, fragte er. »Du kennst meinen.«

Caterina, Tochter der Renata Alessa Cortini, dachte sie und glitt endlich in den Schlaf voller Träume, nach dem sie sich gesehnt hatte, sobald seine Lippen ihren Hals berührt hatten.

 

Mit dem Geschmack von Caterinas Blut auf der Zunge drehte sich Dante auf den Knien zu Heather um. Sie saß neben ihm, den Blick auf sein Gesicht gerichtet.

»Hast du …« Sie sah an ihm vorbei zur Couch. »Ist sie …«

»Nein.«

Heathers Miene verriet Erleichterung.

Wenn Caterina ihre Gedanken nicht so gebündelt an ihn geschickt hätte, wie sie es getan hatte, wäre er zweifelsohne so gnadenlos gewesen, sie bis zum letzten Tropfen auszutrinken, und diese Tatsache quälte ihn. Es war eine Sache, die zu jagen, die anderen wehtaten oder Blut anzunehmen, das einem angeboten wurde, aber es war etwas ganz anderes, sich von einer gefesselten, hilflosen Sterblichen zu ernähren.

Vons Worte hallten in seinem Kopf wider: Du bist zu jung und leidest zu sehr.

Vielleicht, mon ami. Aber das ist noch lange keine Entschuldigung.

»Willst du deine Mahlzeit nicht beenden?«, fragte Athena/ Hades.

Dante schüttelte den Kopf, und die Scherben in seinem Inneren kamen in Bewegung. Licht tanzte durch sein Bewusstsein wie grünliche Funken. Ihm stockte der Atem.

Heather streckte die Hand aus. Eine rote Haarsträhne fiel ihr ins Gesicht, während Dante wieder schwarz vor Augen wurde und dann weiß …

Chloe springt mit einem veilchenblauen Winnie-Puh-T-Shirt aus dem Zimmer. Er hat ihr das Oberteil in Walgreens gestohlen. Grinsend, die blauen Augen leuchtend, schlingt sie ihre Arme um ihn und drückt sich an ihn. Sie riecht nach Erdbeeren und Seife.

Es passt, Dante-Engel! Es ist perfekt!

Er lacht.

Dante blinzelte. Die Zimmerdecke mit den dunklen Holzbalken stellte sich wieder scharf. Er schmeckte Blut – sein Blut. Seine Muskeln bebten vor Anstrengung. In seinen Gelenken schmerzte es.

»Brauchst du mehr Blut?« Heather beugte sich zu ihm, ihre Augen glänzten, ihre Wimpern waren feucht. »Ich werde dich nähren, wenn du mehr brauchst. «

Weinte sie? Um ihn? Es schnürte ihm den Hals zu. Er wünschte sich, sie berühren zu können. »Merci beaucoup, chérie, aber nein. Hilf mir auf.«

»Das mache ich.« Der verlogene Lyons packte Dante am Arm und riss ihn hoch. Das Zimmer drehte sich und kippte. Er versuchte, die Füße auf den Boden zu bekommen. Als er endlich sein Gleichgewicht gefunden hatte, riss er sich von Lyons los.

»Jetzt hast du getrunken«, sagte Lyons. »Jetzt solltest du stark genug sein zu tun, was du versprochen hast.«

»Ça y est. Du kannst mich mal. Ich habe nichts versprochen. «

Mit einem leisen Seufzer fing das Windflüstern von vorne an. »HeiligeDreifaltigkeitDantemachtunseins …«

» Du hast versprochen, meine Schwester zu heilen.«

» Stimmt — wenn Sie Heather und Annie gehen lassen. Aber das haben Sie nicht. «

Lyons warf einen Blick auf seine Schwester, die die Couch umkreiste. Der Schaft ihres Speers schlug im Rhythmus ihres Murmelns auf den Boden. Er musste mehrfach blinzeln. »Na gut. Was willst du? «

»Ich tue gar nichts, bis diese verdammten Fesseln nicht weg sind, und die Heathers auch. «

Lyons sah Dante an. Seine blonden Brauen zogen sich zusammen. »Wieso sollte ich dir trauen?«

»Das solltest du nicht«, antwortete Dante und starrte ihn an. » Du musst einfach bereit sein, das Risiko einzugehen.«

Lyons schüttelte den Kopf und ging zu Heather, während er aus seiner Jeans seine Waffe zog. »Aufstehen«, sagte er und fuchtelte mit der Pistole vor ihrer Nase herum. Sie erhob sich anmutig, das Kinn hoch erhoben.

»Glauben Sie etwa, ich komme in bessere Stimmung, wenn Sie Heather terrorisieren?«

»Nein«, sagte Lyons. Mit dem Lauf seiner Waffe strich er ihr eine Locke aus dem Gesicht. »Ich hoffe, dass die Tatsache, dass ich sie töten werde, dich davon abhalten wird, etwas Dummes zu tun.«

»Fahren Sie zur Hölle«, sagte Heather.

Dieser drückte nun die Mündung gegen ihre Schläfe. Er legte einen Finger um den Abzug. » Da sind wir schon.«

In Dantes Adern und in seinem Kopf loderte ein Feuer. »Wenn Sie ihr etwas antun, werde ich Sie töten.«

Das Windgeflüster hörte auf, und Hades blieb stehen. »Der Tod ist mein Reich. Niemand stirbt hier, ohne dass ich es erlaube. «

Ein stinkender Friedhofsgeruch folgte Athena/Hades, als sie ums Sofa herumging und sich neben ihren Bruder stellte. Getrockneter Schlamm bröselte von ihrer Haut und ihrem verklebten Haar. »Vielleicht ist es Zeit, ihm Vater zu überlassen.«

»Er ist hier?« Plötzlich begann sich der Raum erneut zu drehen, und Dante wurde schwarz vor Augen. Er setzte sich und senkte den Kopf. Neben sich hörte er das regelmäßige Schlagen von Caterinas Herz.

»Alles in Ordnung?«, fragte Lyons.

»Leck mich.«

»Ich brauche dich …«

»Tais toi«, antwortete Dante und hob den Kopf. Diesmal blieb der Raum still – ein gutes Zeichen. »Ich will es nicht hören. Fick dich, und zwar doppelt und dreifach. «

»Es ist Zeit für die Verwandlung«, sagte Athena/Hades, deren Stimme wieder hell und feminin klang. »Um die Unterwelt zu beherrschen, muss ich sie zuerst als Tote betreten. «

»Nein, nein, nein, Athena …«

»Hades«, verbesserte sie sanft. Sie strich mit einer besudelten Hand über das Gesicht ihres Bruders. »Sobald mich Dante wieder zum Leben erweckt hat, werden wir gemeinsam über die Unterwelt herrschen. Steht es nicht so im Handbuch für Dreigestirne und Göttlichkeit?«, neckte sie ihn.

Lyons lachte, was fast wie ein Schluchzen klang. »Das Einzige, was ich will, bist du, mein kleines Orakel. Gesund und glücklich, und der Kreis geschlossen.«

Hades lächelte. »Aber ich bin gesund und glücklich, Xander. « Sie zog ihre Hand fort und trat in die Mitte des Wohnzimmers, den Speer noch immer in ihrer Hand. »Schon bald wird der Kreis für immer geschlossen sein. «

Sie richtete ihren irren, von innen heraus leuchtenden Blick auf Dante. »Sobald du mich wiedererweckt hast, kleiner Gott, und ich aus der Unterwelt zurückkehre, um sie zu regieren, werde ich deine Mutter mitbringen. Du kannst ihr einen Körper erschaffen. Gib dem Körper eine Form, die dir gefällt.«

Dante starrte sie an. Einen Körper erschaffen. Die Worte strichen über seine Gedanken wie Finger über Gitarrensaiten. Sie hallten tief in ihm wider.

Athena setzte das untere Ende des Speers vor sich auf den Teppichboden und lehnte sich vor, bis die Speerspitze zwischen ihren Brüsten ruhte.

»Nein!«, brüllte Lyons und stürzte auf seine Schwester zu. Doch als er sie erreichte, wanderte ihr Blick an ihm vorbei. Ein Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen.

»Siehst du, Papa? Siehst du?«

Damit stürzte sich Athena/Hades in den Speer.