ZWÖLF
BUDAPEST, UNGARN
»Sie will nicht«, sagte Réka. »Ich hab sie angerufen, aber sobald sie gemerkt hat, dass ich es bin, hat sie aufgelegt. Du musst sie überreden.«
Hanna dachte an ihren Besuch bei Mária und hatte die Befürchtung, dass es nicht einfach werden würde. Doch Réka nickte ihr aufmunternd zu. Versuchen mussten sie es.
»Bitte. Wir brauchen jemanden, der auf Attila aufpasst.«
»Ich hab gesagt, dieses Haus betrete ich nie wieder!« Wenigstens beendete Mária das Telefonat nicht einfach und tat auch nicht so, als könnte sie Hannas Ungarisch nicht verstehen.
»Bitte. Wir brauchen jemanden, der bei ihm bleibt. Attila hat doch mit der ganzen Geschichte gar nichts zu tun. Er wird schon schlafen und gar nichts mitbekommen. Du brauchst nichts zu tun, nur bei ihm sein. Ich muss einfach sehen, ob es wirklich so ist.«
»Was?«
»Soll ich das hier am Telefon wiederholen?«
Mária schien am anderen Ende der Leitung nachzudenken.
»Sie geht nicht allein«, erklärte Hanna. »Und wir suchen einen Ort aus, wo nicht zu viele Leute sind. Alles schön übersichtlich. Es ist ein Test, verstehst du? Es ist wirklich wichtig.«
»Hm. Zwei Stunden. Und keine Minute länger.«
»Kein Problem. Zwei Stunden. Danke!«
Hanna grinste, und Réka reckte triumphierend die Faust in die Luft. »Du solltest Telefonwerbung machen.«
»Ich hab doch kaum was gesagt.«
»Sie braucht das Geld. Die Sache wird ganz schön teuer, das kann ich dir sagen.«
Hanna ließ sich von Rékas Freude anstecken und folgte ihr gehorsam ins Bad. Das Mädchen hatte vor, sie für jeden, der sie nur flüchtig kannte, unkenntlich zu machen; das war praktisch jeder außerhalb der Familie.
»Ein Glück, dass du dich sonst kaum schminkst. Dann können wir jetzt richtig dick auftragen.«
»Ich will nicht zu auffällig aussehen.«
»Ach was. Ich mach dich hübsch.«
Attila sollte eigentlich schon schlafen, aber ausgerechnet jetzt tappte er ins Badezimmer. Sein Blick sprach Bände.
»Na, wer ist das?«, fragte Réka stolz. »Kennst du die?«
»Hanna sieht total bescheuert aus«, tat der Junge seine ehrliche Meinung kund.
»Ach was. Du bist nur neidisch.« Seine Schwester beschäftigte sich weiterhin ausgiebig mit Hannas Haaren.
In den Spiegel durfte ihr Opfer noch nicht blicken. An Attilas großen Augen, der selbst auf dem Klo sitzend nicht mit dem Starren aufhören konnte, versuchte Hanna zu erkennen, ob Rékas Bemühungen erfolgreich waren.
»Was hast du mit mir veranstaltet?«, fragte sie zweifelnd.
»Ich werde Kosmetikerin«, sagte Réka. »Also mach dir keine Sorgen.«
»Wirklich?«
»Ganz bestimmt werde ich keine Ärztin. Auch keine Anwältin. Oder Architektin.« Das klang alles nach Berufen, mit denen ihre Eltern einverstanden sein könnten.
»Sie würden sich die Haare ausreißen, wenn du Kosmetikerin wirst, wie?«
»Oder Friseurin. Ja, das könnte mir auch gefallen.«
Réka holte eine Flasche aus dem Badschrank und hüllte Hanna in eine Wolke aus Haarspray. Attila prustete und ergriff die Flucht.
»Spülen!«, rief seine Schwester ihm nach.
»Nee! Du willst uns alle vergiften!«
»Und du erst!«
Nach dem kurzen geschwisterlichen Schlagabtausch kehrte wieder Ruhe ein. Zufrieden betrachtete die Kleine ihr Werk.
»Darf ich es jetzt sehen?«
»Nein! Erst ziehst du dich um. Was hattest du bei der Begegnung am Fluss an? Jeans. Du trägst immer Jeans.«
»Ich hab gar nichts anderes mit.«
»Du brauchst einen Rock. Dazu schöne Stiefel. Und einen Mantel.«
»Deine Sachen sind mir zu klein.« Hanna war schlank, aber in die engen Sachen des ungarischen Teenagers hätte sie sich auch nach ein paar Wochen Hungern nicht zwängen können, abgesehen davon, dass das Mädchen mindestens zehn Zentimeter kleiner war.
»Dann soll Mária dir was mitbringen. Die hat ungefähr deine Größe.«
»Du willst noch mal bei ihr anrufen? Bestimmt ist sie schon unterwegs.«
»Die nicht. Sie trödelt immer so lange. Wenn Mama und Papa sie engagieren, kommt sie jedes Mal so spät, dass die beiden ihre Termine verpassen. Warte hier, ich bin gleich wieder da.«
Hanna konnte nicht widerstehen. Sobald Réka aus dem Zimmer war, stand sie von dem Stuhl auf, an den das Mädchen sie am liebsten gefesselt hätte, und huschte zum Spiegel.
 
Selbst Mária ließ sich von der verschwörerischen Stimmung anstecken. Sie wartete ebenso gespannt darauf, dass Hanna sich umzog, wie Réka, die nervös mit den Füßen scharrte.
»Jetzt siehst du endlich aus wie ein Mädchen«, stellte sie fest, als eine verwandelte Hanna aus dem Bad kam.
»Ach, und wie habe ich vorher ausgesehen? Etwa wie ein Junge?«
»Wie ein sehr hübscher Mann mit sehr langen Haaren. Soll ich dich so schminken, wenn du Weihnachten nach Hause fährst?«
»Untersteh dich!« Sie lachten alle drei. Ja, Heiligabend war nicht mehr weit. Draußen hatten sich die schmutzigen, nassen Straßen in ein Meer aus Lichtern verwandelt, und die Pester Innenstadt glitzerte wie ein Weihnachtsbaum. Heimweh überfiel Hanna jedes Mal, wenn sie dort war und die überwältigend geschmückten Schaufenster betrachtete.
Nein, dachte sie, nach Hause möchte ich gerne als ich selbst.
»Etwas weniger Kajal hätte es auch getan«, meinte Mária und unterdrückte ein Kichern. »Na, dann mal los mit euch beiden. Vergesst nicht, zwei Stunden. Danach bin ich weg, klar?«
»Klar.« Réka steckte ihr unauffällig ein Bündel Scheine zu.
Hanna fragte nicht nach, woher das Mädchen das Geld hatte, wo es doch so wenig Taschengeld bekam. Mária schien jedenfalls zufrieden zu sein.
»Komm.«
Hanna bemühte sich, in den ungewohnt hochhackigen Stiefeln hinterherzueilen. Die Schuhe saßen nicht richtig. Sie hatte das Gefühl, dass nichts richtig saß, weder der viel zu kurze Rock noch das paillettenbesetzte Top. Irgendwie passte alles nicht richtig zu ihr. Es passte ihrer Meinung nach auch nicht zur Jahreszeit. Draußen war es kalt, und höchstwahrscheinlich würde es an diesem Abend auch noch regnen. Als sie selbst wäre sie so nie auf die Straße gegangen, aber ihre Lust an der Schauspielerei war erwacht. Sie fühlte sich wie eine Detektivin mit einem wichtigen Auftrag.
»Was, wenn er uns zusammen sieht?«
»Das ist egal«, beruhigte Réka sie. »Als wir uns kennengelernt haben, war ich mit Mária unterwegs, und davon hat er sich auch nicht stören lassen. Hier, mein Handy. Du machst so viele Fotos, wie du nur kannst, ja?«
»Wohin gehen wir eigentlich?«
Réka hakte sich bei ihr unter. »In ein Bistro. Mit Klavierbegleitung. Wird dir gefallen.«
»Wenn du es sagst.«
Das Mädchen lachte. »Sei doch nicht immer so ernst.«
»Bin ich das? Ich dachte, ich bin lustig verrückt.«
»Ach ja. Das auch. Und was davon bist du heute?«
Es war nicht die ungewohnte Verkleidung und auch nicht die Tatsache, dass sie gegen den ausdrücklichen Willen von Rékas Eltern handelten, die sich darauf verließen, dass sie dieses Wochenende zu dritt zu Hause verbrachten. Es war vielmehr die Angst, dass es schiefgehen könnte. Dass es schiefgehen musste. Dass Réka verschwinden würde, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Und dass die Réka, die Hanna wiederbekam, blass, verstört, schwindelig und todunglücklich sein würde.
»Im Zoo war ich auch dabei«, erinnerte sie leise.
»Da hast du weggeschaut. Heute darfst du halt nicht wegschauen.«
»Versprochen.«
 
Das Déryné gefiel Hanna tatsächlich. Eigentlich mochte sie alles, die vielen kleinen Tische, die rund um die den Raum beherrschende Theke angeordnet waren, das Klaviergeklimper, das die Atmosphäre bestimmte, bis hin zu den Schachbrettfliesen, die dem Ganzen einen edlen Touch verliehen. Vielleicht hätte ihr jedoch auch alles gefallen, was sie aus dem schmutzig-kalten Dezemberwetter rettete.
Réka blickte sich suchend um. »Er ist nicht da«, flüsterte sie enttäuscht.
»Lass uns erst einmal etwas trinken«, schlug Hanna vor. Im Grunde, so sagte sie sich, verzichtete sie gerne auf Kununs Anwesenheit. Dass sie ein wenig enttäuscht war, lag mit Sicherheit nicht daran, dass sie sich heute besonders hübsch fühlte. Wie sollte sie sonst jemals herausbekommen, was für ein finsteres Spiel er mit ihrem Schützling trieb?
Hanna stellte sich an die Theke. Sie wollte keinen Alkohol trinken, um ja nicht in ihrer Wachsamkeit beeinträchtigt zu werden, und bestellte daher für sie beide dasselbe: frischen Saft.
»Ich habe Hunger«, sagte Réka. »Wollen wir nicht lieber was essen?«
Hanna merkte, dass auch sie Appetit bekam, wenn sie sah, was die Leute an den Tischen Leckeres verspeisten. Direkt vor ihr löffelte ein junges Pärchen eine gelbe Suppe aus gebogenen weißen Tellern. Es schien ihnen wirklich zu schmecken, und falls der verführerische Duft von diesem Tisch ausging, sprach alles dafür, dasselbe zu bestellen.
Eine Bewegung neben ihr ließ Hanna jeglichen Hunger vergessen. Eine junge Frau hatte sich neben sie an die Theke gestellt. Ihr rotes Haar war zu einem sorgsam abgestuften Pagenkopf frisiert, der ihre Kopfform zur Geltung brachte. Sie hatte ein auffallend schönes, makelloses Gesicht, und als sie Hanna zulächelte, fühlte diese sich geradezu geehrt.
»Sziastok, ihr zwei. Gefällt es Ihnen hier?«, fragte sie mit einer solchen Herzlichkeit, als würden sie sich schon seit Jahren kennen.
»Es ist - fantastisch«, gab Hanna zurück.
»Ich meine nicht nur das hier«, sagte die Frau. »Mögen Sie Budapest?«
»Woher wissen Sie, dass ich nicht von hier bin? Sieht man das?«
Etwas in dieser Frage ließ alle ihre Alarmglocken schrillen.
»Ich muss aufs Klo«, unterbrach Réka.
»Ich auch, so ein Zufall«, sagte Hanna schnell. Sie folgte dem Mädchen, an einer gemütlichen Bibliothek vorbei bis in den Keller. »Ich lass dich heute nicht allein, glaub mir.«
»Er wird schon nicht aufs Mädchenklo kommen.« Réka lachte, als sie in der kleinen Kabine verschwand.
Hanna vertrieb sich die Zeit damit, im Spiegel ihr verändertes Gesicht zu betrachten und Grimassen zu schneiden.
»Réka?«
Die Toilettentür stand auf. Leer. Wie war Réka nur unbemerkt an ihr vorbeigekommen? Hanna hastete die Treppe wieder hoch.
»Wo ist sie?« Gerade wollte die Bedienung ihr die Saftgläser reichen, aber Hanna machte unwillkürlich ein paar Schritte rückwärts. »Wo ist sie hin?«
»Ihre Freundin?«, fragte die schöne Rothaarige. Sie lehnte immer noch an der Theke und rührte lässig mit einem langen Strohhalm in ihrem Glas herum. »Hier ist sie nicht vorbeigekommen.«
Hanna stürzte zurück in Richtung Waschräume. In der gemütlichen Sofaecke war jeder Platz belegt, nur die Gesuchte war nicht dabei. Sie eilte die Stufen hinunter zu den Toiletten.
»Réka?«
Eine Zelle war besetzt, doch es war eine Fremde, die einige Minuten später zum Vorschein kam und Hanna, der die Panik ins Gesicht geschrieben stand, einen verwunderten Blick zuwarf.
Im Nebenraum war eine Feier zugange, und auch dort war nichts von dem Mädchen zu entdecken. Hanna eilte die Stufen wieder hinauf. Warum hatte sie bloß Rékas Handy genommen? Nun hatte sie keine Möglichkeit, ihren Schützling anzurufen. Zu fragen, wo sie und Kunun hingingen. Dass sie die beiden nicht mehr sehen würde, wenn sie jetzt auf die Straße lief, war ihr klar.
Sie rechnete damit, dass sich auch die rothaarige Frau aus dem Staub gemacht hatte, aber sie rührte immer noch in ihrem Getränk herum.
»Ich habe mir erlaubt, Ihren Saft zurückgehen zu lassen und Ihnen etwas Stärkeres zu bestellen. Hier.« Sie drückte Hanna ein Glas in die Hand.
»Ich weiß nicht, was hier vorgeht, aber ich bin sicher, Sie haben etwas damit zu tun.«
Als die junge Frau den Mund öffnete, war Hanna darauf gefasst, dass sie alles abstreiten würde: Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Stattdessen sagte sie lächelnd: »Trink. Ich bin Atschorek.«
»Hanna.« Wie in Trance schüttelte sie die ausgestreckte Hand.
»Ich weiß. Wir sind fast Nachbarn. Ich wohne im zwölften Bezirk.«
»Dann sind wir keine Nachbarn.« Fast hätte sie verraten, wo die Szigethys wohnten, doch sie biss sich rechtzeitig auf die Lippen.
»Nun ja.« Atschorek lächelte betörend. »Immerhin gehen die Kinder dort zur Schule, nicht? Mein Haus liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen dem Thomas-Mann-Gymnasium und der Europaschule.«
Hanna wurde kalt. Wie konnte die Fremde wissen, auf welche Schulen die Kinder gingen? Dass es außer Réka noch ein Kind gab? Sie spürte die Gefahr so überaus deutlich, dass sich die Härchen an ihren Armen aufrichteten. Nichts als die missglückte Imitation einer aufgeplusterten Katze.
Vorsichtig nippte sie an ihrem Glas.
»Keine Sorge, ich habe nichts hineingetan.« Die Frau lächelte wieder dieses unbeschreibliche Lächeln. Männerherzen ließ es sicher dahinschmelzen; Hanna war nicht entgangen, dass sich einige Gäste im Bistro nur noch zum Schein mit ihren Begleiterinnen unterhielten und möglichst unauffällig zur Theke hinüberstarrten.
»Nein … Ich trinke eigentlich so gut wie nie.«
Atschorek starrte versonnen in ihr Glas. »In Magyria tranken wir am Abend einen Trunk aus geschmolzenem Licht. Es war wie ein Sternenschauer, der durch unsere Glieder rann.« Sie hob den Blick wieder. »Ich bin in gewisser Weise auch nicht von hier. - Machen Sie sich keine Sorgen um Ihre kleine Freundin. Die kommt schon zurück.«
Hanna hatte kaum ein, zwei Schlucke getrunken und bekam schon Schwierigkeiten, einen ganzen Satz zu formulieren. Vielleicht hatte Atschorek ihr doch irgendein Gift hineingemischt.
»Sie darf nicht … ich erlaube nicht …«
Die Rothaarige beugte sich zu ihr vor. »Du glaubst ja nicht, wie oft wir es mit Leuten wie dir zu tun haben. Menschen, die glauben, alles besser zu wissen. Die meinen, sie wüssten, was das Richtige ist. Die denken, wenn sie das Glück eines anderen zerstören, dann ginge es allen besser.«
»Darum geht es?«, fragte Hanna mit schwerer Zunge. »Um das Glück?« Sie sprach mit dem Feind. Sie war sich dessen bewusst, auch wenn sie nicht verstand, warum. Wenn diese Atschorek Kununs Freundin war, wieso unterstützte sie dann seine Beziehung zu Réka?
Ein Mann, der die attraktive Rothaarige schon die ganze Zeit von weitem beobachtete, hatte sich wohl endlich ein Herz gefasst, denn er trat vorsichtig zu ihnen und fragte sehr höflich, ob er ihnen einen Drink spendieren dürfe.
Atschorek unterzog ihn einer kurzen Musterung. »Danke, aber ich habe heute schon getrunken«, erwiderte sie. Sie sagte es auf eine überaus freundliche, ja geradezu liebreizende Weise, und dennoch überlief es Hanna bei ihren Worten kalt. Die Angst, die sie plötzlich erfasste, war logisch nicht zu erklären. Sie stürzte den Inhalt ihres Glases hinunter, stellte es ab und ging. Für die anderen mochte es vielleicht so aussehen, als wollte sie dem Mann die Gelegenheit geben, das Gespräch fortzusetzen. Was Atschorek dachte, wollte sie gar nicht erst wissen. Wie auf Eierschalen schritt sie über die schwarzen und weißen Fliesen nach draußen und blickte nach oben in den dunklen Himmel, der hier in der Stadt nie ganz dunkel wurde. Kein Sternenschauer prasselte auf sie herab, nur Wasser, kalter, nasser Regen. Benommen stand sie da, von einem tief sitzenden Unglück erfasst, und wartete darauf, dass Réka zurückkam. Irgendwann erinnerte sie sich daran, dass Mária nur zwei Stunden auf Attila aufpassen wollte. Mit schweren Schritten und noch schwererem Herzen machte sie sich auf den Weg zur nächsten Haltestelle.
 
Das Haus lag in völliger Dunkelheit. Natürlich, die zwei Stunden waren schon lange um, trotzdem hatte Hanna gehofft, dass Mária entgegen ihrer Ankündigung so lange dabliebe, bis sie zurück waren. Anscheinend ging es ihr wirklich nur um das Geld.
Mit einem bitteren Gefühl in der Magengrube streifte Hanna die unbequemen Stiefel ab und entdeckte dabei Rékas Schuhe zwischen den anderen. War es nicht das Paar, das das Mädchen heute Abend getragen hatte? Hoffnung wallte in ihr auf. Sie eilte in Rékas Zimmer und knipste das Licht an, aber das Bett war leer.
Auch im Badezimmer war niemand. Hanna starrte sich selbst im Spiegel an; eine Fremde mit schwarz umrandeten Augen und roten Lippen. Als sie losgezogen waren, hatte sie sich noch hübsch gefunden - bevor sie Atschorek gesehen hatte, neben der jede andere Frau verblasste. Hanna beugte sich über das Waschbecken und wusch sich das Gesicht. Ihr war immer noch komisch zumute, doch mittlerweile glaubte sie nicht mehr, dass die Fremde ihr etwas ins Glas getan hatte. Schließlich konnte sie sich an jedes Wort erinnern, vielleicht sogar zu gut. Danke, aber ich habe heute schon getrunken. Wie blöd war das eigentlich? Wie konnte man so überirdisch schön sein und dann solche Sprüche von sich geben? Es sei denn, sie meinte etwas anderes …
Hanna stützte sich mit beiden Händen am Waschbecken ab. Sie vertrug einfach zu wenig. Nicht nur deswegen fühlte sie sich elend. Nicht Réka war verrückt, sondern sie. Was war das an ihrem Hals da - ein Kratzer? Oder vielleicht ein Vampirbiss? So etwas auch nur in Erwägung zu ziehen … Wie kam sie dazu? Bloß weil eine alte, offensichtlich minderbemittelte Putzfrau und ihre nicht weniger durchgedrehte Enkelin abergläubisch waren?
Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. An Schlaf war nicht zu denken. Sie zog ihr Nachthemd an und tappte ins Wohnzimmer. Und dort, längs auf dem Sofa ausgestreckt, lag Réka und schnarchte leise.
Hanna setzte sich ihr gegenüber. Sie seufzte unentschlossen. Sollte sie das schlafende Mädchen wecken und ins Bett schicken? Ihr Vorhaltungen machen? Sie an ihr Versprechen erinnern, dass nun der Arztbesuch anstand?
»Hallo, Hanna.« Réka gähnte und setzte sich auf. »Ich wollte auf dich warten, aber ich bin eingeschlafen.«
»Warum hast du nicht angerufen, um mir Bescheid zu geben, dass du schon zu Hause bist?« Sie hätte noch einen überzeugenden Bericht anfügen können, wie es war, sich solche Sorgen zu machen, doch sie ließ es lieber dabei bewenden.
Réka starrte sie einen Moment an, dann lächelte sie. »Ich bin gesund«, sagte sie. »Ich war mit ihm aus und erinnere mich an jeden Augenblick. Wir sind bloß spazieren gegangen, draußen. Es gibt überhaupt nichts, worüber du dich aufregen müsstest. Er hat nur meine Hand gehalten. Kunun hat mich nicht einmal geküsst. Anscheinend sind wir längst nicht so weit, wie ich dachte.«
»Ihr habt nur geredet?«, fragte Hanna ungläubig.
»Wir sind an die Donau gegangen und haben uns die Lichter angesehen. Es war …« Réka verdrehte die Augen. »Ich kann nicht sagen, wie oft ich das schon gemacht habe, aber diesmal war es anders. Wie verzaubert. Als würde ich das erste Mal am Ufer stehen und die Brücke sehen und die vielen Lichter. Kunun hat mir den Arm um die Schulter gelegt. Es war … Kannst du das verstehen, Hanna? Ich wollte, dass es niemals aufhört. Dass wir immer so dort stehen bleiben, wie eine Statue aus zwei Figuren. Nur er und ich. Ich glaube, jetzt erst habe ich begriffen, wie sehr er mich liebt. Er würde mir nie wehtun. Und ich ihm auch nicht. Wir gehören zusammen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr.«
Hanna nickte nachdenklich. »Wenn das alles so harmlos war, warum hat diese Frau sich dann solche Mühe gegeben, damit ich euch nicht folge?«
»Welche Frau?«, fragte Réka alarmiert. »Ich dachte, du bist uns nachgelaufen? Hast du denn kein Foto gemacht? Ich habe ihn extra gebeten, den Regenschirm etwas höher zu halten. Als wir da so lange standen - ich war mir sicher, du würdest uns dabei fotografieren!«
»Es tut mir leid, dass du enttäuscht bist«, sagte Hanna steif. Sie verstand auf einmal gar nichts mehr. Morgen würde sie vielleicht begreifen, was in dieser Nacht geschehen war.
Kunun war also harmlos? Dafür hatte sie nichts als Rékas Bericht.
 
Einige Tage schien das Leben fast wieder normal zu sein. Die Kinder gingen zur Schule, Attila war kaum zu bändigen, Réka erholte sich etwas und wirkte nicht mehr ganz so blass und krank. Über Kunun sprachen sie nicht. Hanna fragte nicht, und Réka erzählte nichts, aber irgendwann fand Hanna gerade das merkwürdig. War das Mädchen nicht immer noch in ihn verliebt? Wenn sie seit neuestem wusste, was bei den Treffen mit Kunun geschah, warum redete sie dann nicht darüber? Immerhin waren sie fast so etwas wie Freundinnen geworden.
Von der Treppe aus hatte Hanna das Wohnzimmer im Blick. Ein Fuß in einem schwarzen Strumpf ragte ins Bild. Rékas Angewohnheit, sich immer quer über die Sessel zu legen!
»Du gehst abends gar nicht mehr weg«, sagte Hanna versuchsweise, nachdem sie es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte.
Réka, die gerade in einer Zeitschrift blätterte, tat auffällig unbeteiligt. »Ach, ich muss zurzeit halt viel lernen.« Sie hob langsam die Lider und schenkte ihrem Gegenüber einen so naiven, unschuldigen, kindlichen, mädchenhaften Schülerinnenblick, dass er unmöglich echt sein konnte.
»Und er?«
Wenigstens fragte das Mädchen nicht, wer gemeint war. »In der Woche ist nun mal nicht so viel Zeit.«
Hanna sah Réka nie mit ihm telefonieren. Sie beugte sich nicht über ihr Handy, um die neueste SMS zu lesen und dabei verliebt zu grinsen. Hatten die beiden sich getrennt? Aber ein Teenager mit Liebeskummer sah anders aus, das wusste Hanna aus eigener leidvoller Erfahrung.
Eine zweite Möglichkeit fiel ihr ein, aber sie biss sich rechtzeitig auf die Zunge, bevor sie es laut aussprechen konnte. Réka traf sich weiterhin mit Kunun, allerdings achtete sie viel mehr als vorher darauf, dass niemand es mitbekam. Denn Kunun wusste jetzt, dass das Au-pair-Mädchen ihn enttarnen wollte, und er ließ sich nicht gerne dabei stören, ihr das Blut auszusaugen.
Hanna schimpfte mit sich selbst, während sie die Treppe in ihr Zimmer hochging. Das Blut aussaugen. So etwas auch nur zu denken, sagte nichts Gutes über einen aus. Merkwürdigerweise kam es ihr vor, als hätte sie sich allein dadurch, dass sie an so etwas dachte, auf eine Seite mit Mária und ihrer durchgeknallten Oma gestellt. Kunun konnte gar kein Vampir sein, weil es keine Vampire gab. So einfach war das.
War es nicht so, als wäre die ganze Menschheit übereingekommen, dass es so war? Wer war sie, sich gegen die gesamte Weltbevölkerung zu stellen, mit Ausnahme vielleicht von Mária und ihrer Familie? Drei gegen die ganze Welt. Na wunderbar! Wenigstens war sie Kunun schon mal begegnet. Er sah zwar verboten gut aus, doch mit einem Vampir hatte er nun wirklich nicht das Geringste gemein. Kein bleiches Gesicht, keine spitzen Zähne. Gut, er trug Schwarz, aber warum auch nicht? Wenn bloß nicht diese Atschorek gewesen wäre …
Böse, flüsterte es in Hannas Kopf. Sie war böse. Du hast es gewusst. Du hast es gefühlt. Böse …
Baj. Gonosz. Vér. Wie sollte sie irgendjemandem erklären, dass sie neben einer ihr fremden Frau gesessen hatte, der sie mühelos zugetraut hatte, jemanden umzubringen oder zu vergiften? Sie wusste nur, dass sie nie zuvor so jemanden getroffen hatte und auf einmal bereit war, nahezu alles zu glauben.
Hanna strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Vampir. Wenn sich doch auch dieses Wort wegstreichen ließe, mit einer einzigen Handbewegung. Es einfach aus ihrem Leben hinauswischen, damit endlich Normalität einkehrte!
 
Nachdem Hanna Attila zur Schule gebracht hatte, fuhr sie weiter zu Rékas Gymnasium. Sie war noch nie dort gewesen; eine gute Gelegenheit, um sich zu verfahren, doch schließlich hatte sie die richtige Straße gefunden. Sie parkte in einiger Entfernung und überlegte, was sie tun sollte. Réka kam nicht zu spät nach Hause, demnach traf sie Kunun nicht nach der Schule. Entweder sie ging gar nicht hin und schwänzte - aber hätte sich dann nicht jemand von der Schulleitung gemeldet? -, oder sie traf ihn in der Pause.
Hanna zog ihre Tasche vom Beifahrersitz zu sich herüber. Eine Baseballkappe. Eine schwarze Jacke, die sie sich erst vor ein paar Tagen gekauft hatte und die Réka nicht kannte; das Mädchen würde sie also daran von weitem nicht erkennen. Hoffentlich.
Sie band sich die Haare zusammen und steckte die Strähnen unter die Kappe. Der Rucksack machte sie hoffentlich zu einer ausreichend glaubwürdigen Schülerin. Erst als sie ein paar Jugendliche die Straße hinunterschlendern sah, stieg sie aus und ging ihnen langsam hinterher. Stecker in die Ohren. Wenn man Musik hörte, interessierte es keinen, wie langsam man ging oder ob man einfach nur herumstand und auf irgendetwas wartete.
Der Schulhof begann sich zu füllen. Das Gebäude, selbst wenn es wesentlich moderner aussah als Hannas alte Schule, weckte Erinnerungen. So lange war es nun auch nicht her, dass sie die Schulbank gedrückt hatte, und es fühlte sich merkwürdig an, nicht dazuzugehören. Sie war erwachsen. Vielleicht waren einige der Schüler hier nicht jünger als sie, und trotzdem befand sie sich in einem anderen Lebensabschnitt. In dem man auf kleine Attilas aufpasste und blassen, verlogenen Rékas hinterherspionierte. Das Dumme war, es fühlte sich an, als wären es ihr Bruder und ihre Schwester, für die sie verantwortlich war. Genauso fühlte es sich an.
Ihr Schützling war nicht da. Hanna wollte sich nicht allzu auffällig umblicken, obwohl sie bislang keine Aufmerksamkeit erregt hatte. Die Hände in den Jackentaschen vergraben, leicht nach vorne gebeugt, schlenderte sie über den Schulhof.
Réka war nicht doof. Sie würde sich natürlich nicht vor aller Augen mit Kunun treffen, wo ein Lehrer sie zusammen sehen konnte. Wo ein paar Hundert neugierige Blicke sie verfolgten. Sie würde eher … vielleicht da hinten, wo die Büsche standen …
Genau da war sie. Nicht mit einem Mann, sondern in einer Gruppe schwatzender Mädchen, die ihr auf eine undefinierbare Art ähnelten. Alle vierzehn, dachte Hanna düster. Alle gleich lässig und von ihrer eigenen Wichtigkeit überzeugt. Man merkte es an jeder Handbewegung, wie überaus bedeutend sie waren. Hanna traute sich nicht nahe genug heran, um mitzuhören, worüber die Schülerinnen redeten.
Réka stach aus der Gruppe nicht heraus, sie war wie ein Zwilling der anderen, ein Klon, was Kleidung und Gesten betraf. Hanna hatte das Gefühl, dass hier ein anderer Mensch stand als die Réka, die sie zu Hause erlebte.
Sie seufzte leise. Vielleicht war es bei ihr nicht anders gewesen. Auf einmal fühlte sie sich unerhört schlecht, weil sie die Tochter ihrer Gasteltern bespitzelte, nur um herauszufinden, warum das Mädchen so unverschämt zufrieden war. Hanna machte auf dem Absatz kehrt und ging zum Auto zurück.
Im Rückspiegel betrachtete sie ihr Gesicht unter der Baseballkappe. So weit war es also schon mit ihr gekommen. Eine Heldin auf Gespensterjagd!
Entschlossen legte sie den Gang ein. Schluss damit. Jetzt war endgültig Schluss. Sie würde von nun an versuchen, sich wie ein vernünftiger Mensch zu verhalten, und erst einmal eine Runde joggen gehen.
 
Nirgendwo ließ es sich so gut und ungestört laufen wie auf der Insel. Hanna nutzte gerne den extra für Läufer angelegten Weg mit dem weichen Boden, aber heute musste sie durch den Park. Sie wollte die Natur um sich spüren, wollte das Gefühl auskosten, wie gut es war, am Leben zu sein. Hier zu sein. Sie selbst zu sein. Am besten konnte sie das beim Laufen. Dass es kalt war und regnete, machte ihr nichts aus. Mit jedem Schritt, während sie fühlte, wie ihr warm wurde, wie ihr Herz schlug, ging es ihr besser. Alle düsteren Gedanken verflogen. Noch eine halbe Stunde und sie würde über alles herzlich lachen können. Am Tiergehege vorbei, wo die gefangenen Raubvögel ihr wissend hinterherblickten. Die riesigen alten Bäume, deren kahle Äste bizarr in den Himmel ragten - wurden ihre Sorgen dabei nicht gänzlich unbedeutend? Die Ruinen des Klosters, in dem die heilige Margarethe gelebt hatte. Und da auf der Bank ein Liebespaar. Wie verliebt musste man sein, um sich in der Adventszeit, bei dem ungemütlichen Wetter, auf einer Bank zu küssen? Die Frau, rothaarig, lehnte den Kopf gegen die Brust ihres Begleiters, weshalb Hanna ihr Gesicht nicht sehen konnte. Aber sie wusste auch so, wer es war. Die ganze Normalität, die sich langsam wieder um sie herum aufgebaut hatte, löste sich mit einem Schlag in Luft auf.
Der Mann sah sehr bleich aus, doch am meisten erschrak Hanna über seinen leeren Blick. Er starrte geradeaus, ohne irgendetwas wahrzunehmen. Hanna rannte unwillkürlich schneller; sie war sich nicht sicher, ob Atschorek sie bemerkt hatte. Himmel, was hatte die Frau diesem Mann angetan?
Er hatte ausgesehen wie Réka. Ausgezehrt. Erschöpft. Kraftlos, leblos, wie ein Fremder in dieser Welt.
Hanna lief, als ginge es um ihr Leben, dann blieb sie keuchend stehen und hielt sich die schmerzende Seite. Sie schaute über die Schulter zurück - von hier aus war die Bank nicht zu sehen. Ein Liebespaar? Von wegen! Ohne darüber nachzudenken, was sie tat, drehte sie um und lief zurück. Sie näherte sich der Bank, auf dem das ungleiche Pärchen immer noch saß, und versteckte sich hinter den Ruinen. Vorsichtig riskierte sie einen Blick über die Ziegelmauer. Atschorek setzte sich gerade aufrecht hin und streichelte die Wange des Mannes, dann lehnte sie sich zurück, einen seligen Ausdruck im Gesicht, und lächelte. Sie war so unbeschreiblich schön, dass ein älterer Spaziergänger gebannt stehen blieb und ehrfürchtig grüßte, bevor er weiterging.
Die junge Frau schien ihrem Begleiter etwas ins Ohr zu flüstern, dann stand sie auf und eilte mit raschen Schritten davon. Der Mann blieb regungslos auf der Bank sitzen.
Hanna wartete eine Weile, dann wagte sie sich aus der Deckung und trat auf ihn zu.
»Darf ich?« Sie nahm in gebührendem Abstand neben ihm Platz. Jetzt erst erkannte sie den Möchtegern-Casanova, der ihnen im Déryné etwas hatte ausgeben wollen. Von dem vielleicht etwas zu charmant auftretenden Kerl war nur eine Hülle geblieben. »Wir kennen uns«, sagte sie. »Wissen Sie noch?«
Der Mann wandte den Kopf und starrte sie an, was ihm sichtlich Mühe bereitete. »Was?«
»Darf ich mal Ihren Hals sehen?« Hanna wartete die Antwort nicht ab. Sie zog seinen Kragen einfach etwas hinunter und erschrak nicht einmal, als sie die beiden Einstiche in seiner Haut bemerkte. Die Punkte schimmerten dunkel.
»Wir kennen uns?«, fragte der Mann lahm und blickte sich mit einiger Verwunderung um. »Hast du mich hergebracht?« Dann wurden seine Augen langsam klarer, und er fragte: »He, bist du nicht die Freundin von … wie hieß sie noch mal? War sie nicht …?« Dann sah er auf einmal auf seine Armbanduhr, sprang mit einem Fluch auf und hastete den Weg hinunter.
Hanna verharrte noch einen Moment. Sie merkte nicht einmal, dass der Regen stärker wurde und die Kälte sich durch ihre Kleidung fraß. Atschorek. Wieso traf sie schon wieder auf Atschorek, schon zum zweiten Mal? Zufällige Begegnungen in einer Stadt wie dieser?
Wir brauchen uns nicht zu verabreden, hörte sie Rékas Stimme in ihrem Ohr. Wo ich auch hingehe, ist er schon da.
»Mit mir nicht«, flüsterte Hanna. »So leicht kriegt ihr mich nicht klein. Ihr bekommt keinen von uns.«
Magyria 01 - Das Herz des Schattens
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