Kapitel 30

Offenbarung II


Rowarn näherte sich dem Haus von hinten, er wusste inzwischen nämlich, dass es einen Seiteneingang zu Arlyns Kräuterkammer gab. Meistens hielt sie sich zu dieser Zeit dort auf, deswegen versuchte er es aufs Geratewohl.

Der Vormittag war angebrochen. Rings um Farnheim war das Gesinde beschäftigt, doch es waren kaum Gäste zu sehen. Ein wenig verwunderlich, aber nun gut, es musste ja nicht immer voller Betrieb herrschen.

Er hatte ziemliches Herzklopfen und musste allen Mut zusammennehmen, um an die Tür zu pochen. Einen bizarren Moment lang wünschte sich Rowarn, es würde keine Antwort erfolgen und er könnte wieder gehen, doch da erklang schon die glockenreine Stimme: »Nur herein.«

Vorsichtig streckte er den Kopf durch die Türöffnung. »Darf ich dich kurz stören?«

»Du störst mich nicht. Aber komm herein und schließ die Tür, lass das graue Wetter draußen.« Arlyn saß mit der gewohnten Schürze am Tisch, doch heute war sie damit beschäftigt, Essenzen in Flaschen und Pulver in Dosen zu füllen und diese zu beschriften. Auf dem Stehpult und am Tisch brannten Bienenwachskerzen und verbreiteten zarten Duft und warmes Licht im Raum. Die hängenden Kräuter warfen skurrile Schatten an Deckenbalken und Wände.

Arlyn wies auf einen Dreibein an der anderen Seite des Tisches. »Setz dich, Rowarn, sonst wirst du noch ganz krumm vom gebückten Stehen, und ich muss dir eine neue Kur verordnen.«

Er nahm Platz und sammelte die richtigen Worte. »Ich bitte dich um Verzeihung. Ich kann mich nicht rechtfertigen für das, was ich gesagt habe, aber ich verspreche dir, dass es nicht noch einmal vorkommen wird. Ich war respektlos und unhöflich, und ich schäme mich sehr dafür. Ich wünschte mir, ich wäre jetzt ganz woanders.«

Sie füllte schweigend eine glasklare Flüssigkeit in eine grüne Flasche, ohne ihn anzusehen. 

Rowarn verharrte still. Er war erleichtert, dass es heraus war. Mochte sie ihm jetzt bitterböse Vorwürfe machen, sie hatte recht damit. Alles wollte er sich anhören, solange er nur einfach hier sitzen und ihr bei der Arbeit zusehen durfte.

Schließlich sagte Arlyn: »Du wolltest also fortlaufen?«

Verlegen gab er zu: »Ja.«

Sie hielt inne und hob den Blick zu ihm. »Wie hast du dir das vorgestellt, Rowarn? Die Welt ist rund. Egal, wohin du läufst, irgendwann bist du wieder genau dort, von wo du geflüchtet bist.« Sie zog duftende Kräuterstängel aus einem Beutel und band sie zu Bündeln zusammen. »Du kannst jederzeit gehen, und es steht dir frei, wohin. Das ist das Vorrecht der weltlich Geborenen. Aber du kannst niemals weglaufen. Du bist in Ishtrus Traum, und du kannst ihn nicht verlassen, nur weil du dich schuldig fühlst oder schämst.«

Er langte über den Tisch, zog die einzelnen Bündel zu sich und band sie mit anderen Kräutern zu Sträußen zusammen. Genau so, wie er es von Schneemond gelernt hatte. »Wie viel weißt du über mich ... und Angmor?«

»Nur das, was ich sehe«, antwortete sie.

»Und was siehst du?«

»Ich kenne sein Gesicht. Ihr habt dieselben Augen.«

Er schluckte. »So eisglühend?«

»Natürlich nicht«, versetzte sie. »So außergewöhnlich.«

Rowarn zuckte zusammen, als Arlyn sich plötzlich über den Tisch streckte und ihre Hand auf seinen Arm legte. Ihre Berührung war weich, sie durchfloss ihn wie ein warmer Strom in eisiger Kälte. Wenn sie ihn doch nie mehr loslassen würde!

»Deine Haut hat den Glanz des Meeres«, flüsterte sie. »Dort, wo sich Sonne und dunkle Tiefe trennen.«

Sie zog die Hand zurück, stand auf und holte einen Korb, in den sie die Kräutersträuße legte. »Wann werdet ihr aufbrechen?«, fragte sie.

»Ich weiß noch nicht genau«, murmelte er. »In ein paar Tagen, nehme ich an. Wir sind schon viel zu lange hier.«

»Dann werde ich auch packen.«

»Du ... du willst mit?« Er fuhr hoch. »Aber Arlyn, das geht nicht!«

»Er hat mich darum gebeten«, erwiderte sie gleichmütig und stellte den Korb neben der Seitentür ab. Dann fing sie an, die Flaschen in die Regale zu sortieren.

»Angmor? Aber ... warum?«

»Weil er mich braucht«, sagte sie geduldig. »Während seiner Anfälle erleidet er inzwischen unerträgliche Schmerzen, die nur ich ihm lindern kann. Der Preis seiner Gabe: Er wird blind, Rowarn.«

Das machte ihn betroffen, und er sank wieder zurück, in sich zusammen. »Er sagte mir, dass es lediglich zeitweise ...«, setzte er an, doch sie schüttelte den Kopf.

»Das war einmal. Wenn er seine Gabe nicht mehr einsetzen würde, könnte das sein Augenlicht retten. Aber du weißt ebenso wie ich, dass er das nicht kann. Also werde ich ihn begleiten und versuchen, das Unvermeidliche so lange wie möglich hinauszuzögern.«

»Also gut.« Schon wieder so viele Dinge auf einmal, über die er nachdenken musste; kaum dass sich ein Knoten gelöst hatte. Rowarn wollte sich erheben, doch plötzlich verlor er den Boden unter den Füßen, rutschte neben dem Schemel auf die Holzbohlen und klammerte sich verwirrt am Tischbein fest. Es kam ihm so vor, als befände er sich bei starkem Wellengang auf dem Meer. Alles drehte sich um ihn. Als er wieder versuchte, hochzukommen, schaffte er es nicht. »Was ist ...«, begann er verstört.

Arlyn schob nacheinander die Riegel vor die Türen und kam zu ihm. Sie kniete bei ihm nieder und sah ihn an. »Rowarn ...«, sagte sie leise. »Es wird Zeit, dass du mit mir sprichst.«

»Wo- worüber denn ...«, keuchte er. Seine Zähne fingen an zu klappern, der Schweiß brach ihm aus, und er bekam Schüttelfrost.

»Dein Zusammenbruch ist da«, antwortete sie sanft. »Es ist so weit. Lange genug mussten wir darauf warten. Ich glaube, nicht einmal Noïruns Wille ist so stark wie deiner.«

»Nein ... nein ...« Er versuchte wiederum aufzustehen, aber er hatte keine Kraft mehr in den Beinen. Vielmehr, sie waren gar nicht mehr da. Seine Augen flackerten. »Es ist nicht ... mir fehlt nichts ...«

»Ich habe gesehen, was Heriodon meiner Mutter antat«, unterbrach Arlyn. »Ich sehe in deinen Augen, was er dir zugefügt hat. Ich weiß, was du durchmachst. Aber wir können ihn gemeinsam aus deinem Kopf entfernen und seine Macht für immer verbannen. Du musst aufhören, dich dessen zu schämen. Rede mit mir darüber. Lass mich dir helfen.«

Er wollte sie abwehren, doch sie legte ihre feingliedrigen, gleichwohl kräftigen Hände an sein Gesicht und zwang ihn, sie anzusehen. »Jetzt

Rowarn schlotterte am ganzen Leib. Er starrte in ihre schwarzblauen Augen, sah, wie ihre goldene Pupille sich erweiterte, ihn einsaugte. Dann verlor er endlich die Beherrschung. Er schlang die Arme um Arlyn, klammerte sich zitternd an ihr fest, und alles strömte aus ihm heraus.



Als Rowarn wieder zu sich kam, lag sein Kopf in Arlyns Schoß gebettet. Er spürte ihre Fingerspitzen, die zart seine Stirn streichelten. Sie befanden sich immer noch in der Kräuterkammer, die Kerzen waren ein Stück weiter heruntergebrannt, und draußen lag der Himmel so grau da wie zuvor.

Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, und er hatte nur eine dumpfe Erinnerung an das Geschehene. Ein paarmal hatte er sich wohl übergeben, und seine Kehle war rau, weil er vermutlich die ganze Zeit geschrien hatte.

Langsam richtete Rowarn sich auf und wischte die nassen Wangen ab. Innerlich fühlte er sich ganz leer. Er konnte nicht sagen, was er jetzt empfand. Vielleicht – nichts.

Arlyn erhob sich, nahm ein frisches Tuch aus einer Lade und tauchte es in die Wasserschüssel. Sie gab es ihm, und er rieb sich dankbar das Gesicht. Das Tuch war angenehm kühl. Wahrscheinlich duftete es auch nach Rosen. Seine Nase versuchte irgendwie, ihm das zu vermitteln, aber er konnte es nicht in seine Leere aufnehmen. Währenddessen holte sie eine Flasche aus einem Regal, goss ein Schnapsglas voll und hielt es Rowarn hin. »Trink.«

Er leerte das Glas in einem Zug, ohne vorher daran zu nippen. Auch das Getränk schmeckte nach nichts. Alles in ihm war taub. Arlyn half ihm auf die Beine, zog seinen Arm um ihre Schultern, hielt ihn mit einer Hand fest und legte den anderen Arm um Rowarns Taille.

»Komm. Ich bringe dich jetzt auf dein Zimmer.«

Wie ein Kind ließ er sich von ihr führen, unfähig, etwas sagen oder entscheiden zu können. Ohne schwanken oder stolpern kamen sie die Treppe hinauf, er dachte sich nichts dabei. Als sie in seinem Zimmer anfing, Wams und Hemd zu öffnen, meinte er: »Aber das kann ich schon ...«, woraufhin sie leise lachte. »Was willst du denn noch vor mir verbergen, nachdem du gestern Nacht splitternackt durch mein Haus gerannt bist?«

Er konnte nicht mitlachen. Er konnte nicht denken. Und in Wirklichkeit konnte er sich auch nicht ausziehen. Er hatte alles verlernt. Wie betäubt stand Rowarn da, während Arlyn ihn behutsam wie ein Kind entkleidete und dann ins Bett steckte. Von weiter Ferne, als würde er neben sich stehen, bekam er mit, dass sie ihm noch einmal etwas zu trinken gab. Dann deckte sie ihn gut zu und schob das Kissen unter seinem Kopf zusammen. Wie einen zarten Hauch spürte er kurz ihre Lippen auf seiner Stirn.

»Du wirst jetzt schlafen«, wisperte sie. »Und morgen bist du gesund. Er kann dich nie wieder erreichen. Du brauchst dich nicht mehr zu quälen.«

»Ich liebe dich«, murmelte er.

»Ich weiß«, sagte sie. »Schlaf.« Ihre Hand strich noch einmal sanft eine Strähne aus seiner Stirn, dann wusste er nichts mehr.



Rowarn verschlief den Rest des Tages und die folgende Nacht. Am nächsten Morgen erwachte er mit klaren Sinnen und fühlte sich wie neugeboren. Beinahe wie dereinst als Knabe in Weideling, wenn er frisch und tatendurstig einen neuen Tag begonnen hatte. Sein Kopf war leicht, er fühlte keinen Schmerz und keine Angst mehr. Die gestrigen Ereignisse, nachdem er in Arlyns Kräuterkammer zusammengebrochen war, wirkten weit entfernt. Er konnte sich nur noch schemenhaft erinnern, doch auch diese Fetzen verwehten schon. Es spielte keine Rolle mehr. Er wusste, dass Heriodon keinen Einfluss mehr auf ihn nehmen konnte. Die Dunkelheit in ihm war verschwunden. Nun war er endlich frei.

Und das verdankte er Arlyn. Umgehend schlug sein Herz schneller, wie immer, wenn er an sie dachte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass er gestern etwas geplappert hatte, was er nicht hätte sagen dürfen. Aber er konnte sich nicht mehr daran erinnern, und er war auch nicht bei sich gewesen. Arlyn hatte es ihm bestimmt schon verziehen. Sie verzieh einfach alles.

Ein wenig unsicher war er trotzdem, als er die Treppe hinunterging, und da stand sie bereits, als hätte sie auf ihn gewartet. Sie lächelte, und sein Herz schlug Purzelbäume.

»Wer hat dir damals geholfen?«, platzte er heraus, ohne nachgedacht zu haben.

»Angmor«, antwortete sie.

Dann schwiegen sie.

»Ich danke dir«, sagte Rowarn schließlich schnell, bevor die Verlegenheit zu groß wurde. »Ich weiß, ich war dumm, dass ich mich so lange dagegen gesperrt habe. Aber jetzt geht es mir gut. Wirklich gut.«

»Ja, ich sehe es dir an«, stimmte Arlyn zu. »Deine Augen sind ganz klar, nicht die Spur von Düsternis mehr.« Ihre Pupillen waren weit und glänzten wie reines Gold. »Ich bin eine gute Heilerin«, fügte sie schmunzelnd hinzu.

Er fuhr sich verlegen durch die Haare und grinste schüchtern. »Das sollte man annehmen.«

»Hiermit bist du offiziell aus meiner Obhut entlassen.« Sie streckte lachend den Arm aus, ergriff seine Hand und zog ihn mit sich. »Komm, jetzt wollen wir frühstücken. Ich habe ordentlich Hunger, du auch?«

»O ja.«

Sie verbrachten eine vergnügte Mahlzeit miteinander und plauderten vertraut, als wären sie von Kindheit an zusammen aufgewachsen. 

Als gerade abgeräumt wurde, erschien Angmor. Erst da verschwand das Lächeln wieder aus Rowarns Gesicht, zum ersten Mal seit dem Erwachen. Mit dem neuen Wissen umzugehen, musste er erst noch lernen. Aber vermutlich erging es seinem Vater nicht anders, auch wenn dieser schon sehr viel länger gewusst hatte, dass Rowarn sein Sohn war. Doch jetzt hatte sich alles geändert. Sie konnten nie mehr wie früher miteinander umgehen. Wie ... sollte es überhaupt weitergehen? Sollten sie so tun, als wäre nichts zwischen ihnen? War das überhaupt möglich?

Rowarn zuckte zusammen, als Graum neben ihm auftauchte und den Kopf an seinem Schenkel rieb. Noch so eine Sache. Der Schattenluchs war ein Dämon, kein Tier, und nun kraulte er ihn ... und es gefiel Graum, denn er schnurrte. Das war mehr als bizarr.

Arlyn erhob sich. »Ich muss nun endlich arbeiten«, erklärte sie. »Setz dich doch, Angmor, ich lasse dir gleich etwas bringen.«

Der Visionenritter zögerte, aber dann nahm er Rowarn gegenüber Platz.

Einige Zeit starrten sie schweigend aneinander vorbei. Für Rowarn war es merkwürdig, wieder nur die Maske zu sehen. Es machte das Verhältnis zwischen ihnen noch unwirklicher. 

»Wie geht es dir?«, fragte Angmor schließlich.

»Gut, danke«, antwortete er. »Ich habe mich gestern von Heriodon befreit.« Er blickte auf die Sehschlitze der Maske. »Er ist weg, für immer.«

»Das ist gut. Wenn nicht das Wichtigste.«

Rowarn war erleichtert, als Tamron hinzukam, und bald folgten auch Noïrun und Olrig.

Der Kriegskönig setzte sich neben Rowarn, legte ihm den Arm um die Schultern und drückte ihn einmal kräftig. »Es ist gut zu wissen, dass du es überstanden hast und wieder auf dem richtigen Pfad bist.« 

Rowarn nickte. Natürlich hatte Arlyn seinen Freunden von diesem Fortschritt berichtet. Auch dafür war er ihr dankbar, das machte vieles einfacher. »Jetzt ist es vorbei, und ich werde niemanden mehr in Gefahr bringen. Es tut mir leid, dass ich euch Sorgen bereitet habe.«

»Ach was.« Olrig klopfte ihm auf den Rücken und nahm dann mit begeisterter Miene einen vollen Teller in Empfang. »Ah, das ist jetzt genau das Richtige!«

Rowarn sah zu dem Fürsten. »Wem hast du dich damals anvertraut?« Arlyn hatte ihm zu Beginn des Frühstücks davon erzählt, um ihm zu zeigen, dass er nicht das einzige Opfer war. Und nun wusste Rowarn auch, warum Arlyn keinen Mann an ihrer Seite ertrug. Sie hatte gelassen darüber gesprochen, doch damit war sie ihm weiter entrückt denn je. Allerdings blieb sie seine Freundin, und die ähnlich durchlebten Schrecken brachten sie einander auch näher.

»Meiner Frau«, antwortete Noïrun. »Ich hatte mich bereits halbwegs von Heriodon befreit, aber ganz allein schafft man es eben doch nicht. Das muss man allerdings selbst herausfinden.«

Noïrun gab damit zum ersten Mal zu, dass er verheiratet war. Seltsam, wie es manchmal zuging. Heute schien sich das Paar nichts mehr zu sagen zu haben, da Noïruns Gemahlin ihn laut Olrigs Worten verlassen hatte.

»Nun«, sagte Tamron und faltete die Hände zusammen. »Da wir alle an einem Tisch sitzen: Wie geht es jetzt weiter? Wenn wir noch vor dem Winter etwas unternehmen wollen, wird es Zeit, an die Planung zu gehen.«

»Du wirscht bald schufriedengeschtellt, Meischter Tamron«, nuschelte Olrig mit vollem Mund.

»Ich warte, bis die anderen eintreffen«, antwortete der Fürst. »Ich habe Nachrichten erhalten. Unsere Freunde sollten jeden Moment kommen. Die Hälfte der Garde, Pyrfinn, und mal sehen, wer noch. Dann berufe ich umgehend eine Versammlung ein. In jedem Fall heute oder morgen. Arlyn stellt uns freundlicherweise Haus Farnheim zur Verfügung, und sie wird auch an den Besprechungen teilnehmen. Jetzt geht es endlich vorwärts.«



Und tatsächlich, bereits ab Mittag trafen sie nacheinander ein, teils zu Fuß, teils zu Pferde, und alle wurden begeistert empfangen. Die Sonne schien wieder, und Arlyn hatte draußen mehrere Tische zu einer großen Tafel zusammenstellen lassen. Die Plätze füllten sich zusehends, und es gab viele Begrüßungen und Erzählungen. 

Pyrfinn der Läufer war der Erste, der eintraf, nacheinander gefolgt von den Rittern der Garde und Offizieren und Befehlshabern, und zum Schluss schließlich stampfte zur Freude aller Fashirh heran, der Rote Dämon.

Der Fürst gestattete ihnen ein stärkendes Mahl, aber anschließend berief er zur ersten Versammlung ein. Die große Gaststube war zum Teil geräumt und die verbliebenen Tische und Stühle umgestellt worden, damit sie gut Platz finden konnten.

Munter schwatzend und in zuversichtlicher Stimmung fanden sich alle im Raum ein und verteilten sich auf ihre Plätze.

Der Heermeister stellte sich ans Kopfende und begrüßte der Reihe nach die Anwesenden, bedankte sich im Anschluss bei Arlyn für die Unterstützung und gab einen kurzen Überblick.

»Um es zur Einstimmung kurz zu machen«, sagte Noïrun dann weiter, »ich bin während meiner Flucht natürlich nicht untätig geblieben. Die Überlebenden von Ardig Hall sind unterwegs oder bereits eingetroffen – in meinem neuen Heerlager. Es wird euch nicht überraschen, dass ich es in der Nähe von Dubhan angelegt habe, auf dem Gebiet des Barons Solvan von Eisenwacht, im Schatten seines Schlosses. Er ist ein alter Freund, der mir das Land zur Verfügung gestellt hat, denn er fürchtet um seine Unabhängigkeit, wenn Femris den endgültigen Sieg erringt.«

»Wer leitet das Lager?«, wollte Tamron wissen.

»Felhir, wie früher auch. Wir haben das Verwechslungsspiel des Heermeisters wieder aufgenommen. Offiziell bin ich also dort. Das ist auch leicht zu glauben; wer würde schon annehmen, dass ich mich ausgerechnet in Farnheim aufhalte?« 

»Meine drei dämonischen Gefährten sind ebenfalls dort, um das Lager zu sichern«, berichtete Fashirh mit dröhnender Stimme. Als sich mehrere die Ohren zuhielten, machte er grinsend eine beschwichtigende Geste und setzte im Flüsterton fort: »Auf sie ist Verlass.«

»Machen wir uns nichts vor«, sagte Noïrun ernst, »es gibt wenig Anlass zur Hoffnung. Uns fehlt vor allem die Reiterei, und es ist schwer, so viele Pferde in kurzer Zeit aufzutreiben und auszubilden. Aber wir geben unser Bestes. Das zweite Problem ist natürlich die Bezahlung. Durch meine Flucht konnte ich nichts mehr mitnehmen. Die Dubhani kommen zwar an das Vermögen von Ardig Hall nicht heran, aber ich im Augenblick auch nicht. Vizekönig Alwick von den Kúpir hat mir freundlicherweise bereits Kredit gewährt, um den Soldaten ihren Sold zu geben. Wir haben übrigens kaum Deserteure, was sehr erfreulich ist. Das ist nach einer Niederlage wie der unseren nicht unbedingt zu erwarten.«

»Die Angst vor Femris hält sie zusammen«, meinte Ragon, und viele pflichteten bei.

»Farnheim wird einen zinslosen Kredit beisteuern«, sagte Arlyn. »Ich habe das Erbe meines Vaters nie angetastet, und er war ein vermögender Mann. Ich benötige die Mittel nicht und stelle sie gern zur Verfügung.«

»Ich bin sicher, dass uns auch König Jokim von den Gandur Unterstützung gewährt«, meinte Olrig. »Zu einem entsprechenden Zins, natürlich, aber das ist Verhandlungssache.«

»Ich werde mich darum kümmern«, versprach Pyrfinn.

»Du läufst zu viel, Junge. Irgendwann wirst du so dünn, dass du gar nicht mehr da bist«, meinte Olrig. »Ein völlig aus der Art geratener Zwerg bist du, lass mich dir das mal sagen.«

Der junge Läufer zuckte mit den Achseln. »Es macht mir eben Spaß. Mich hält es nie lange an einem Ort.«

»Na, hoffentlich bist du beim Liebesspiel nicht auch so flink.« Olrig zwinkerte.

Pyrfinn grinste. »Bisher gab es keine Beschwerden über mich.«

»Bleiben wir bei der Sache«, mahnte Angmor.

»Lass mich eine Botschaft an meine Muhmen schicken, Noïrun«, schlug Rowarn vor. »Ich bin sicher, sie werden uns Pferde geben, vielleicht fünfzig.«

»Wenn sie alle nur annähernd so gut sind wie dein Falbe, sind sie wie hundert«, versetzte der Fürst. »Einverstanden.«

»Ich habe schnelle Botenfalks«, sagte Arlyn. »Sie werden nicht länger als drei, vier Tage nach Weideling brauchen.« Botenfalks waren eine besondere und teure Zucht von Falken, die schnellsten Vögel der Welt, die untrüglich jeden Weg fanden, der ihnen aufgetragen wurde.

»Was ist eigentlich mit den überlebenden Zwergen vom Steinernen Horn?«, erkundigte sich Tamron.

»Ich habe sie zur Splitterkrone geschickt, es sind immer noch gut dreitausend Mann«, antwortete Olrig. »Sie haben strategisch wichtige Punkte besetzt und werden angreifen, wenn das Heer Richtung Dubhan aufbricht. Das wird uns zumindest Zeit verschaffen.«

»Du opferst sie?«, warf Rowarn ein.

Olrig funkelte ihn empört an. »Nein, sie haben hinreichend Möglichkeit, sich zurückzuziehen, wenn es aussichtslos wird. Ein Massaker wie am Steinernen Horn wird es diesmal nicht geben. Was denkst du von mir, Rowarn!«

»Verzeih«, murmelte er. »Die Dubhani ... sind ziemlich gut.«

»Das wissen wir. Und auch, dass einige unserer Soldaten nun auf deren Seite kämpfen. Aber meine Zwerge bewältigen das.«

Rowarn musterte der Reihe nach die Anwesenden. Einer von ihnen war ein Verräter. Wenn der Feind von dem Aufgebot bei der Splitterkrone erfuhr, konnte sich das Blatt schnell wenden. »Habt ihr euch Gedanken gemacht, was Femris als Nächstes unternehmen wird?«

»Sag du es uns, Rowarn.« Der Fürst blickte ihn auffordernd an.

»Ich habe schon mal eine Vermutung geäußert«, sagte der junge Ritter. »Und sie erscheint mir nicht abwegig. Ich denke, dass Femris alles daran setzen wird, die restlichen vier Splitter zu finden. Dazu muss er einige seiner Leute entbehren und überall nach Valia ausschicken. Um die könnten sich vor allem die Zwerge kümmern, die sowieso noch nicht im neuen Heerlager eingetroffen sind.«

Olrig verschränkte die Arme vor der breiten Brust und nickte langsam.

»Wenn wir ein Meldesystem mit Botenfalks anlegen, die jeweils immer nur festgelegte, kurze Strecken zurücklegen, könnten wir ein ziemlich dichtes Verbindungsnetz schaffen und innerhalb einer kurzen Zeitspanne erfahren, wo sich der Feind bewegt«, fuhr Rowarn fort.

Die Befehlshaber brummten zustimmend. »Gute Idee.«

»Aber was wird Femris selbst tun?«, fragte Arlyn.

»Er wird sich in Dubhan verschanzen«, antwortete Rowarn. »Und er wird das Heer aus der Splitterkrone dorthin verlegen, um sich auf die Verteidigung vorzubereiten. Er weiß, dass wir jetzt nur noch ein Ziel haben, nämlich ihn auszuheben. Und das sollten wir auch tun. Wir sollten Dubhan belagern.« Er schaute Noïrun an. »Deswegen liegt dein neues Heerlager in der Nähe.«

Tamron machte ein kritisches Gesicht. »Was ist, wenn Femris sich an einen anderen Ort zurückzieht?«

»Das kann er nicht«, sagte Rowarn. »Ich habe mir die Karten angesehen. Es gibt im weiteren Umkreis keinen strategisch besseren Ort als Dubhan. Und er wird sich kaum in einer Waldhütte verstecken, während wir seine Burg niederbrennen. Ich glaube, dass Dubhan sehr wichtig für ihn ist, um seine Kräfte zu stärken. Und um dort die Splitter in Sicherheit zu wissen.«

Der Fürst nickte anerkennend, mit einem stillen Lächeln. »Und genau darum geht es, meine Freunde. Wir werden Femris von verschiedenen Seiten zusetzen. Wie, darüber werden wir morgen nach dem Morgenmahl debattieren. Macht euch Gedanken bis dahin und genießt den Rest des Tages und die Nacht zur Erholung. Wir werden uns hier nicht mehr lange aufhalten.«



Die Versammlung löste sich auf, und alle zerstreuten sich. Die Neuankömmlinge bezogen ihre Zimmer und wollten dann zum Kaskadenfall; die Heilkraft des Wassers musste unbedingt ausgenutzt werden.

Noïrun und Olrig wollten den morgigen Tag vorbereiten und forderten Rowarn auf, sich ihnen anzuschließen. Der junge Ritter stimmte zu und lernte sehr viel an diesem Nachmittag. An der abendlichen Geselligkeit nahm er jedoch nicht teil, es gab viel zu viel zum Nachdenken. Er unternahm einen langen Spaziergang am See, der in der kühlen Luft dampfte. Irgendwann holte Graum ihn ein, wechselte aber nicht die Gestalt.

»Passt du auf mich auf?«

»Ja, zum Teil«, antwortete der Schattenluchs. »Ich möchte dich vor allem gern begleiten.«

Rowarn war es zufrieden, und eine Weile schritten sie still dahin.

»Jetzt erklärt sich wenigstens, wie Aschteufel die ganze Zeit gesattelt und gezäumt geblieben ist und nichts verloren hat«, meinte der junge Ritter schließlich, nicht ohne Ironie.

Graum fletschte die Zähne in einem Grinsen. »Das hat dir ganz schön zu schaffen gemacht, was?«

»Ich weiß jetzt auch, warum du plötzlich Angmors Nähe gemieden hast. Du warst wütend auf ihn, weil er mir eine Abfuhr erteilte, anstatt mir endlich die Wahrheit zu sagen.«

»Ich bedaure, dass er so lange dafür brauchte. Er hat sehr mit sich gerungen, das musst du mir glauben. Ein paar Mal war er nahe dran. Aber ... aus irgendwelchen Gründen konnte er es nicht über sich bringen.«

Rowarn nickte. »Das spielt keine Rolle mehr. Wichtig ist, dass ich es jetzt weiß, weil es entscheidend für alle weiteren Schritte ist.«

»Und was wirst du tun?« Graum blickte zu ihm hoch, seine orangefarbenen Augen glühten in der Dunkelheit.

»Wart’s ab«, sagte Rowarn und grinste geheimnisvoll.



Am nächsten Morgen passte Rowarn den Visionenritter ab und bedeutete ihm, mit ihm in den Wald zu gehen. Unbemerkt von den anderen gingen die beiden ein gutes Stück abseits, zu der Lichtung, wo Arlyn ihm die Glühkäfer gezeigt hatte. 

»Hier findet uns keiner«, sagte Rowarn, als sie dort angekommen waren. »Du kannst den Helm absetzen.«

Angmor zögerte.

»Wir wollen von Angesicht zu Angesicht reden«, drängte Rowarn. »Ich rede nicht mehr mit einer starren Maske.«

»Na schön.« Der Visionenritter nahm den Helm ab. »Warum willst du mich jetzt sprechen, kurz vor der Versammlung?«

»Aus verschiedenen Gründen, die alle keinen Aufschub dulden, weil sie genau dafür entscheidend sind«, begann Rowarn. »Wir müssen mit Noïrun wegen des Verräters sprechen. Hast du endlich einen Verdacht? Eine Vision?«

»Nein. Und wir werden deswegen auch weiterhin schweigen.«

»Aber damit bringen wir die Zwerge bei der Splitterkrone in Gefahr!«

»Die Zwerge können gut auf sich selbst aufpassen. An ihnen ist der Verräter nicht interessiert, sondern an Noïrun, und an dessen Plänen. Möglicherweise auch an dir, wenn Heriodon ihm seinen Verdacht wegen deiner naurakischen Abstammung mitteilt.«

»Genau«, stimmte Rowarn zu. »Und deswegen müssen wir eines noch klären. Wenn diese Leute Noïrun und dir folgen, dann tun sie es aus Treue und Vertrauen. Wir werden ihnen deshalb die Wahrheit sagen.«

»Worüber?«

»Über mich. Und über dich. Über uns. Eben alles.«

Angmors Augen blitzten auf. »Das kann ich keinesfalls zulassen, Rowarn.«

»Du bist mein Vater, oder nicht?« Rowarns Augen glühten vor Zorn. Genau das hatte er erwartet. »Stehst du zu mir?«

»Natürlich. Aber das ist etwas anderes.«

»Nichts anderes ist es!«, ereiferte sich Rowarn. »Sie wissen noch nicht einmal, dass Ylwa meine Mutter ist! Sie kämpfen immer noch für Ardig Hall, obwohl sie wissen, dass mit Ylwa die letzte Hüterin gegangen ist. Aber ich bin da! Ich bin der Erbe meiner Mutter, in meinen Adern kreist das Blut der Nauraka. Ich kann diesen tapferen Kriegern mehr Hoffnung und Ziel bieten, wenn ich mich ihnen endlich offenbare!«

Angmor stutzte. »Du ... willst das Erbe übernehmen?«

»Habe ich denn eine Wahl? Ich bin der Zwiegespaltene, Vater!« In diesem aufgeregten Moment fiel ihm zuerst nicht auf, wie er Angmor angeredet hatte, doch der Dämon zuckte merklich zusammen, und seine Augen glühten kurz in einem warmen Licht auf. Rowarn ging darüber hinweg. »Das Tabernakel gehört mir, und ich bin der Einzige, der es nutzen kann! Ich muss unseren Freunden klar machen, dass ich das Tabernakel nicht für die Finsternis nutzen werde, sondern für den Frieden von Ardig Hall. Sie müssen es erfahren, begreife das endlich! Früher oder später bekommen sie es ohnehin heraus, und das wäre der denkbar schlechteste Weg.«

Angmor dachte nach. Dann nickte er. »Einverstanden. Und sie sollen auch erfahren, wer dein Vater ist. Aber ich werde mich ihnen nicht als Nachtfeuer offenbaren.«

Rowarn näherte sich ihm und blickte zornbebend zu ihm auf. »O doch, genau das wirst du tun«, zischte er. »Ich muss ihnen auch sagen, dass meine Rache beendet ist, und welches Lügengespinst Femris gewoben hat.«

»Rowarn, begreife doch: Dies ist eine Ordensregel, gegen die ich nicht verstoßen kann!«

»Pah!«, stieß Rowarn aus. »Wer sollte dich zur Rechenschaft ziehen? Die Gründerin ist tot! Und ebenso alle anderen! Du bist der Letzte, oder? Und du bist ein Dämon, der sich für den Regenbogen entschieden hat, also steh auch endlich offen dazu, verdammt noch mal, so wie Fashirh!« 

Er fuchtelte mit erhobenem Zeigefinger vor Angmors Gesicht herum und ließ einen Wortschwall auf ihn niederprasseln, der den Kaskaden in der Nähe in nichts nachstand. 

»Es gibt keinen Grund mehr, dein Gesicht zu verstecken, denn der Endkampf gegen Femris hat begonnen. Soll er doch erfahren, was wirklich mit Nachtfeuer geschehen ist! Denkst du nicht, das wird ihn zutiefst verärgern? Das zerstört seine Rache an dir und verleiht Ylwas Tod dadurch mehr Würde. Offenbare dich, erkläre Femris offen den Krieg! Obwohl ich kein Visionenritter bin, prophezeie ich dir: Jeder einzelne Krieger von Ardig Hall wird dir folgen, wenn wir gegen Femris ziehen, und nur dir allein! Sie verehren dich, und wenn sie darüber hinweg sind, wer du wirklich bist, wird ihre Zuneigung nur noch tiefer sein! Du bist momentan unsere stärkste Waffe. Und ich werde für Femris die schrecklichste Bedrohung sein, wenn er erfährt, dass der Zwiegespaltene an deiner Seite ist, und dass er zudem dein Sohn ist. Überleg doch mal, er hatte uns beide schon in seiner Hand und wusste es nicht! Denkst du nicht, dass das genau der Funke Hoffnung ist, den unsere Freunde und Verbündeten brauchen? Der Femris seinen Sieg bei Ardig Hall zunichte macht?«

Angmor schwieg, doch der Blick seiner eisglühenden Augen war unerträglich.

Mutig fügte Rowarn hinzu: »Und außerdem müssen diese Lügen, oder verschwiegenen Wahrheiten, wie immer du es auch nennen willst, endlich ein Ende haben. Ich möchte, dass die Welt weiß, wer mein Vater ist – Angmor, der Visionenritter, und Nachtfeuer, der Dämon. Ich will mich nicht für einen von beiden entscheiden müssen! Was hättest du unseren Freunden denn sagen wollen, wer von beiden mein Vater ist? Du als Angmor, womit ich meine Rache aufrechterhalten müsste, oder Nachtfeuer, was mich zum Abkömmling eines Mörders und Dämons macht, dem man deswegen nie mehr vertrauen wird? Dankst du Ylwa so ihre Liebe und das Geschenk, das sie dir machte?«

Angmor wandte sich ab und ging aufgebracht hin und her. Das Gras unter seinen Stiefeln verdampfte zischend. »Du bist noch fast ein Kind und wagst es, so zu mir zu reden?«, donnerte er. Die Bäume erbebten, und ein Blattschauer rieselte herab.

Rowarn zuckte mit den Achseln. Ausgerechnet in diesem Moment hatte er nicht die geringste Angst vor seinem Vater. Er hatte sich die ganze Nacht darauf vorbereitet und würde jetzt bis zur bitteren Neige gehen. »Zunächst einmal bin ich dein Kind, das nie von dir erzogen wurde, deswegen kannst du mir das kaum zum Vorwurf machen! Und ich bin Ylwas Kind, die wohl auch nie ein Blatt vor den Mund nahm, wenn ich deine Erzählungen richtig verstanden habe. Ich weiß nicht, womit du Graum in Schach hältst, aber ich habe keine Angst vor dir, und noch weniger habe ich eine Verpflichtung. Die hast du mir gegenüber, denn ich bin immerhin der Erbe von Ardig Hall, und dem hast du mit dem Beitritt zum Orden einen Eid geleistet! Dem Schloss gegenüber, meine ich natürlich, aber da ich ... egal, du verstehst schon, was ich meine.« 

Angmor blieb stehen. Einen ausgedehnten, schrecklichen Augenblick lang blickte er auf seinen Sohn herab. 

Und obwohl Rowarn wusste, dass er im Recht war, kam er sich auf einmal sehr klein, töricht und zerbrechlich vor, als der Schatten des Dämons über ihn fiel und ihn vollständig einhüllte, das Sonnenlicht gnadenlos ausschloss und löschte. Rowarn fröstelte in dieser Dunkelheit. Aber er wich weiterhin keinen Fußbreit, dafür war er schon viel zu weit gegangen. Was auch immer es ihn kostete, er würde nicht klein beigeben. Mit trotzigem Mut blickte er zu seinem Vater auf.

Da ... lachte der Visionenritter, laut und dröhnend, zum ersten Mal, seit sie sich kannten.

Rowarn stieß erleichtert den angehaltenen Atem aus, als der Schatten endlich wieder von ihm wich und er in Tageslicht und Wärme zurückkehrte. Seine Knie allerdings schlotterten weiter.

»Wahrhaftig!«, rief Angmor. »Was für ein Kind!« Er musste immer noch lachen. »Sie lebt in dir, du bist genauso unnachgiebig und halsstarrig wie sie. Wie stolz wäre sie in diesem Moment auf dich, und ich sehe ihr Gesicht förmlich vor mir, wie sie mich spöttisch und liebevoll zugleich anlächelt. Was für eine Frau – und was für ein Geschenk an mich.« Er fasste sich langsam und schloss: »So sei es also! Ich muss gestehen, die Aussicht, endlich für immer diesen schrecklichen Helm abnehmen zu können, erfreut mich. Nur für dieses eine Mal muss ich ihn noch aufsetzen.« 

Gesagt, getan, so schnell ging das nun. Rowarn versuchte, sein rasendes Herzklopfen zu dämpfen, denn es schien durch den ganzen Wald zu schwingen und weitere Blätter von den Bäumen zu schütteln. Er zuckte schmerzlich zusammen, als Angmors schwere Hand auf seine Schulter fiel. »Nun gut, mein Sohn. Dann komm mit. Bringen wir es hinter uns!«



Es waren bereits alle versammelt, und Noïrun runzelte missbilligend die Stirn, als sie eintrafen.

»Ich bitte die Verzögerung zu entschuldigen«, begann Angmor und blieb stehen, wo alle ihn gut sehen konnten. »Bevor wir unsere Strategie besprechen, gibt es einige Dinge zu klären. Ich bitte darum, meiner Geschichte zuzuhören, die ich nun vortragen muss.«

Aufgeregtes Stühlescharren, erwartungsvolle Mienen. Noch nie hatte ein Visionenritter über sich gesprochen. Und was hatte Rowarn damit zu tun?

Der Fürst setzte sich mit undurchdringlicher Miene auf seinen Stuhl und erteilte Angmor das Wort.

Graum stieß ein warnendes Maunzen aus. Er ahnte wohl schon, was kommen sollte.

Aber Angmor ließ sich nicht mehr aufhalten. »Vor über siebenhundert Jahren erhielt ich die Weihe zum Visionenritter und war damit ein Mitglied des Ordens«, fing er an.

Viele Anwesende nickten. Dies war den meisten von ihnen bekannt.

»Ich bin der Wächter von Ardig Hall, aber nicht erst seit meiner Weihe, sondern schon vorher, als die Königin noch ein Kind war. Ich war dort, als das Tabernakel zerbrach und Ylwas Mutter starb, und ich verpflichtete mich von dem Zeitpunkt an zum Dienst an Ardig Hall.« Angmor bewegte den Kopf über die Runde. »Vor etwa achtzig Jahren, als Femris das letzte Mal niedergeworfen wurde, verschwand ich, und die meisten hielten mich für tot. Als ich nun zurückkehrte, haben einige alte Freunde von damals, darunter du, Olrig, und sicherlich auch du, Tamron, sich gefragt, wo ich die ganze Zeit gewesen war.«

»Das kann man wohl sagen«, brummte der Kriegskönig. 

Tamron schwieg.

»In den letzten zwanzig Jahren war ich bei meinem Volk, um dort einige Angelegenheiten zu regeln«, erklärte Angmor weiter.

Der Schattenluchs miaute lauter. Er wand sich, schien kurz davor, sich zu verwandeln. Rowarn sah seine Gestalt flackern.

»Still, Graum«, sagte Angmor zu seinem treuen Gefährten. »Wir bringen das jetzt hinter uns. Rowarn hat recht.«

Der Schattenluchs knurrte, sein Nackenfell war gesträubt. Seine Augen flammten. Aber er fügte sich und kauerte sich gehorsam neben seinen Herrn. 

Einige Augenpaare richteten sich neugierig auf Rowarn. Er sah, dass die Anwesenden die Spannung kaum mehr ertragen konnten.

»Aber die rund sechzig Jahre davor«, setzte Angmor nahtlos an seine letzte Ausführung an, »war ich in Ardig Hall.«

Olrigs Unterkiefer klappte herunter. »Die Tore von Ardig Hall waren doch seit dem letzten Krieg verschlossen ...«

»Aus gutem Grund«, bestätigte Angmor. »Weil niemand erfahren sollte, dass ... Ylwa und ich zusammenlebten.« Er wies auf Rowarn. »Und Rowarn ist unser gemeinsamer Sohn.«



Man hätte eine Feder zu Boden fallen hören können in dieser gelähmten Stille, die auf Angmors Bekenntnis folgte. Niemand regte sich. Sprachlosigkeit, Unglauben lag auf allen Gesichtern. Viele blickten verwirrt von Angmor zu Rowarn. Eine Legende ging in Trümmer – die der ewigen Jungfrau von Ardig Hall. Und eine weitere über den unnahbaren Visionenritter, den man den Waldlöwen nannte.

»Ich wusste nicht, dass ich einen Sohn hatte«, sprach Angmor weiter, »bis zu dem Zeitpunkt, als Rowarn sich mir als Ylwas Sohn offenbarte, weil er auf meine Hilfe hoffte, Tamron zu finden – der ihm wiederum versprochen hatte, bei der Suche nach Nachtfeuer behilflich zu sein. Natürlich traf es mich wie ein Schock, umso mehr, da eine schreckliche Ironie in dieser Geschichte liegt. Denn Nachtfeuer ... hat Ylwa nicht ermordet, sondern ein Similu, ein Schattenbild, das Femris ausgesandt hatte. Er wollte damit den Verrat des Dämons an ihm rächen. 

Nachtfeuer hatte einst beim Bruch des Tabernakels den Auftrag erhalten, das Kind Ylwa zu töten. Stattdessen aber hat er es beschützt und dem Zugriff von Femris entzogen. Das hat Femris dem abtrünnigen Dämon nie verziehen, und als sich ihm die Möglichkeit bot, schickte der Unsterbliche den Similu, der vollendete, was ... ich achthundert Jahre zuvor nicht fertiggebracht hatte.«

Und mit diesen Worten nahm Angmor den Helm ab und zeigte allen sein wahres Gesicht.

Nun stockte der gesamten Versammlung der Atem vor Entsetzen. Immer noch fiel kein einziger Laut ihrerseits, und sie standen und saßen wie zu Statuen erstarrt.

»Und dies ist die Wahrheit«, schloss Angmor. »Ich bin Nachtfeuer, und ich bin der Letzte der Visionenritter, im Dienst von Ardig Hall, und nun im Dienst meines eigenen Sohnes, des Erben der Nauraka, der aufgrund seiner Herkunft auch der Zwiegespaltene ist. Mit dieser Offenbarung breche ich den heiligen Eid des Ordens, der mich zum Schweigen über meine Herkunft verpflichtete, doch da ich der Letzte bin, nehme ich die Schuld dafür auf mich. Ich tue dies, weil ich alle Kräfte brauche, um gegen Femris vorgehen zu können und meinem Sohn zu seinem rechtmäßigen Erbe und seiner Bestimmung zu verhelfen, und das gelingt nur mit dem bedingungslosen Vertrauen unserer Freunde, Gefährten und Mitstreiter. Ihr habt ein Anrecht darauf zu wählen, ob ihr mit diesem Wissen weiterkämpfen werdet oder nicht.«

Er verließ seinen Platz und ging auf Rowarn zu, der immer noch in der Nähe des Eingangs stand. »Komm, Rowarn, wir gehen jetzt. Was ich preisgegeben habe, muss erst verstanden werden, und das wird eine Weile dauern. Jeder Einzelne hier muss danach eine schwere Entscheidung treffen.« Er wandte sich der völlig versteinerten Versammlung zu. »Wir warten draußen und werden eure Entscheidung annehmen, egal wie sie ausfallen wird.« 

Er schob Rowarn vor sich her aus dem Haus, zog ihn weiter bis zum Park, wo er ihn gleich auf die erste Bank niederdrückte und sich daneben setzte. Sie konnten das Geschrei im Haus bis zu sich hören.

Kurze Zeit später traf Graum ein und nahm seine Dämonengestalt an. »Danke, dass du mich nicht verraten hast!«, fauchte er. »Nun bist du endgültig übergeschnappt, oder?« Er richtete seine brennenden Augen auf Rowarn, der zusammengesunken dasaß. »Deine Schuld, nicht wahr? Du hast ihn dazu gebracht.« Er ballte seine Krallenhände und schüttelte sie in ohnmächtiger Wut, seine Zähne waren gefletscht, die langen Ohren eng angelegt. »Am liebsten würde ich euch beide ...« Er sprach nicht zu Ende, schüttelte stattdessen den Kopf, entspannte sich plötzlich und sagte resigniert: »Was soll's. Es ist ohnehin zu spät.« Damit verwandelte er sich in seine Luchsgestalt zurück und legte sich zusammengerollt zu Angmors Füßen, den Kopf bis auf die spitzen Pinselohren unter dem kurzen, dicken Schwanz verborgen.

Nach einer Weile, in der sie schweigend dagesessen hatten, kam Arlyn und blieb vor ihnen stehen. »Wie fühlt ihr euch?«

»Schrecklich«, gestand Rowarn kläglich. »Ich habe mich noch nie so jämmerlich gefühlt ...«

»Du hast das Richtige getan«, unterbrach die junge Frau. »Wenn sie sich da drin ausgetobt haben, werden sie zur Vernunft kommen und erkennen, dass sich eine neue Hoffnung aufgetan hat.« Sie wandte sich an Angmor. »Dein Sohn hat großen Mut bewiesen. Du musst stolz auf ihn sein.«

»Natürlich«, brummte Angmor. »Wir können dabei nur gewinnen, das hat er richtig erkannt.«

»Soll ich euch etwas bringen?«

»Nein. Wir werden hier sitzen und warten.«

Arlyn nickte und kehrte ins Haus zurück.

Während der ganzen Zeit, in der sie warteten, sprachen Vater und Sohn kein einziges Wort miteinander.



Tamron war schließlich der Bote, der zu ihnen kam. »Ich hätte es ahnen müssen«, sagte er. »Aber der Gedanke erscheint mir jetzt noch völlig abwegig. Allerdings ... nur ein Dämon kann es fertigbringen, eine Ordensregel der Annatai zu brechen. Und nur ein Dämon konnte es schaffen, das Herz der naurakischen Jungfrau zu erobern.« Er deutete auf Graum. »Der ist auch einer von deiner Sorte, oder?«

»Du pass auf«, knurrte der Schattenluchs, ohne die Schnauze zu heben oder mit einem Ohr zu zucken.

Tamron lachte. »Oh, das wird Femris nicht gefallen. Ganz und gar nicht wird ihm das gefallen!« Er winkte auffordernd. »Kommt, gehen wir zu den anderen und wenden uns den wichtigen Dingen zu.«

Als sie in den Versammlungsraum zurückkehrten, waren alle noch da. Rowarns Herz pochte aufgeregt, er war hin- und hergerissen zwischen Freude und Scham.

Fashirh richtete sich zu seiner vollen Größe auf, und sein gehörnter Kopf krachte an die Decke. »Dass du es so lange geheim halten konntest!«, fauchte er Angmor an. »Ich fasse es einfach nicht, wie sehr ich mich getäuscht habe! Wie ich betrogen wurde!«

Graum setzte sich vor ihn und grinste ihn mit gefletschten Zähnen an. »Und das ist noch nicht alles«, sagte er, und dann war er an der Reihe, allen seine wahre Gestalt zu zeigen. »Meine Larve hast du auch nie durchschaut.« Mit funkelnden Augen und verschränkten Armen präsentierte er sich der Versammlung. Er wurde von den Meisten offenen Mundes angestarrt. Lediglich Tamron stand entspannt abseits und grinste. Der Unsterbliche schien inzwischen großes Vergnügen an diesem Spektakel zu empfinden.

»Ah!« Der Rote Dämon schien kurz davor, alles kurz und klein zu schlagen. Er stieß Qualm aus den Nasenlöchern, und seine Augen loderten. »Ich sollte ...«

»Gar nichts solltest du«, unterbrach ihn Angmor mit einer tief grollenden Stimme, die den Holzboden des Raums zum Vibrieren brachte, und auf einmal wurde es dunkel. Nicht der kleinste Sonnenstrahl kam von draußen mehr herein. »Du bist mir in zweifacher Hinsicht zur Treue verpflichtet, Fashirh. Du bist einst vor Nachtfeuer geflohen, aber vor Angmor wirst du dein Haupt beugen, hier und jetzt, und deinen Treueid erneuern!« Er streckte die krallenbewehrte Dämonenhand aus und deutete vor sich auf den Boden.

Die anderen wichen erschrocken zurück und taten augenblicklich so, als wären sie unsichtbar. Jeder Einzelne von ihnen schien froh, nicht an Fashirhs Stelle zu sein. Selbst Rowarn war einen Schritt zurückgestolpert. Allmählich begriff er Graums Andeutungen, und ihm wurde endlich bewusst, wie nah er sich selbst an den Abgrund gebracht hatte, als er seinem Vater vorhin so unverfroren die Stirn geboten hatte.

Fashirh stöhnte, seine Augen flackerten. Seine feinen Kinnbartfäden verschlangen sich ineinander. Dann ging er auf die Knie und neigte demütig den mächtigen Schädel; etwas, das Rowarn für unmöglich gehalten hätte. »Du bist mein Herr«, stieß er hervor. »Ich bin verpflichtet, dir zu folgen, doch ich brach mit dieser Pflicht, als ich mich für den Regenbogen entschied. Wir stehen nunmehr auf derselben Seite, und ich leiste den unauflöslichen Treueid dem Visionenritter und Wächter von Ardig Hall, ihm in Ehren zu dienen und zu folgen, seinen Befehlen zu gehorchen und mein Leben für seines und für die Friedensherrscher von Ardig Hall einzusetzen, solange ich lebe, oder bis ich von diesem Eid entbunden werde.«

»Ich nehme an«, sagte Angmor ruhig. »Erhebe dich, Fashirh, und sei erneut willkommen in unseren Reihen und in meinen Diensten. Als dein Herr gelobe ich, dich zu schützen und für dich einzutreten, solange du in Ehren handelst.«

»Ich danke dir.« Fashirh erhob sich, neigte nochmals kurz sein Haupt, dann trat er zurück. Er hatte seine Fassung wiedergewonnen und wirkte so kühl wie stets. Nur ein wenig kleiner.

Bevor Unruhe oder Unsicherheit aufkommen konnte, trat Fürst Noïrun nach vorn. »Bevor jemand etwas Dummes sagt, lasst uns dies eine klären«, begann er mit ruhiger Stimme. »Wer dem nicht folgen will, was ich nun tun werde, muss dieses Haus verlassen. Er ist seines Eides entbunden und frei, zu gehen.« Er blickte sich im Raum um, aber niemand rührte sich. 

Dann winkte er dem jungen Ritter. »Rowarn, komm endlich aus dieser Ecke da hinten, hierher in die Mitte des Raums, vor deinen Vater.«

Rowarn zögerte. Er hatte keine Ahnung, was jetzt auf ihn zukommen mochte, und diese unmittelbare Aufmerksamkeit wollte er auch nicht. 

»Vorwärts!«, forderte Noïrun ihn mit strenger Stimme auf, und da ihn inzwischen ohnehin jeder anblickte und die Stimme des Heermeisters keinen Widerspruch duldete, kam er augenblicklich nach vorn und stellte sich nervös in die Mitte des Zimmers. Er war jetzt auf alles gefasst.

Beinahe.

Nur darauf nicht.

Noïrun sah ihn mit einem Ausdruck an, der ihn zutiefst beunruhigte, und Rowarn rührte sich nicht, als der Fürst seine rechte Hand ergriff – und sich gleichzeitig auf ein Knie vor ihm niederließ. Mit feierlicher Stimme sagte Noïrun: »Ich, Noïrun, Fürst Ohneland und Heermeister von Ardig Hall, gelobe hiermit, dem König von Ardig Hall zu dienen, und sein Schwertarm zu sein, im Krieg wie im Frieden. Ich schwöre, dass ich alles für das Leben des Königs und den Schutz von Ardig Hall geben werde, dass ich in jedem Augenblick treu an seiner Seite stehe und ihm helfe, die verlorenen Splitter des Tabernakels zu finden und in seine Obhut zu geben. Dieser Eid gilt, solange ich lebe, oder bis ich vom König davon entbunden werde.«

Rowarn war so verdattert, dass er nichts sagen konnte, geschweige denn die Hand wegziehen, die der Fürst immer noch festhielt. Nacheinander sah er, wie alle um ihn feierlich niederknieten, und wie Olrig sich neben Noïrun niederließ, seine Hand auf die des Fürsten legte und dröhnend verkündete: »Diesem Schwur schließt sich Olrig an, Kriegskönig der Kúpir, im Namen des gesamten Volks der Zwerge. Ich sichere dem König meine Dienste, meinen Schutz und meinen Waffenarm zu, und unterstelle ebenso seinem Oberbefehl die Kriegseinheiten der Zwerge, bis das Tabernakel geborgen und Femris endgültig besiegt ist. Ich stehe mit meinem Leben für Ardig Hall ein, bis es wieder in voller Pracht erblüht ist und der Hüter seiner Aufgabe nachkommen kann.«

Und im Chor erklang ringsum, einschließlich Tamrons Stimme: »Wir geloben unsere Treue dem König von Ardig Hall und erwarten seine Befehle.«

Dann folgte Stille. 

Rowarn blinzelte, als ihn alle erwartungsvoll anblickten. Verzweifelt neigte er sich leicht zu Olrig und flüsterte: »Ich glaube, ich muss jetzt was sagen, oder? Aber was?«

»Hast du deinem Vater vorhin nicht zugehört? Sag einfach: Ich nehme an«, raunte der Zwerg.

Noïruns Mundwinkel zuckten.

»Ich ...«, fing Rowarn krächzend an, räusperte sich und fuhr fort: »Ich nehme an, als ... als Erbe und König von Ardig Hall, und ich danke euch allen, dass ihr an meiner Seite bleibt, denn ich brauche euch wirklich.«

»Gut«, brummte Olrig. »Besser, als ich dachte.« Ächzend stand er auf, und die angespannte Stimmung löste sich, als jemand zu applaudieren anfing, und dann schlugen sie sich gegenseitig auf die Schultern und lachten. 

Nun hatten sie wieder ein Ziel und neue Hoffnung, gegen Femris zu bestehen!