Kapitel 17

Der Waldlöwe


Am Morgen war es trocken, wenngleich immer noch bewölkt, und ein frischer Wind wehte von Osten.

Im Lager wurde verbreitet, dass der Heermeister eine Ansprache halten würde. Fast das gesamte Heer hatte nur wenig später Aufstellung genommen, in einem großen Kreis, mit den Rufern dazwischen, die Fürst Noïruns Worte weitergeben würden, bis zum letzten Mann.

Auch die Garde stand bereit, als er erschien, flankiert von Olrig an seiner linken und Rowarn an seiner rechten Seite.

Rowarn empfand unerwartet Trost, als er Noïrun so stark, ruhig und ausgeglichen wie immer sah. Der Fürst hatte seine volle Rüstung angelegt, mit Umhang und Schwert; nur den Helm trug er unter dem Arm. Der Wind fächelte seine leicht ergrauenden blonden Haare und wehte durch seinen Umhang, als Noïrun in die Mitte des Kreises trat, mit dem Rücken zur Garde. In der ersten Reihe standen die befehlshabenden Offiziere, und so ging es in der Rangfolge immer weiter nach hinten. Fashirh und die anderen Dämonen hielten sich abseits.

Es war sehr still, nicht einmal ein Räuspern war zu hören.

Fürst Noïrun, Heermeister von Ardig Hall, hatte den Kopf erhoben und ließ seinen Blick in die Runde schweifen, von Reihe zu Reihe. Dann begann er mit klarer, fester, dennoch feierlicher Stimme zu sprechen:

»Wir haben verloren.

Tamron den Unsterblichen, einen großen Mann, Meister des Schwertes, dessen Name in vielen Liedern genannt wird. Eine Legende, die sich entschieden hat, für unsere Seite einzustehen.

Morwen, meine Tochter, Beste aller Fährtenleser, eine gute Soldatin und Ritterin, und eine noch bessere Befehlshaberin ihrer hundertköpfigen Einheit, mit der sie das Leben vieler gerettet hat, sonst wären die Verluste noch höher gewesen.

Rayem aus Madin, ein einfacher Wirtssohn, der sich für unsere Sache begeisterte und sich aus ganzem Herzen dafür einsetzte, mit Ehrgeiz und großer Ausdauer, und Morwen bis zuletzt treu zur Seite stand, auch als sie schon wussten, dass es keine Rückkehr für sie gab.

Diese drei stehen für die unersetzlichen Verluste, die wir in jeder Schlacht erleiden, wenn wir wieder und wieder gegen einen unüberwindlich scheinenden Feind anrennen. 

Diese drei stehen aber vor allem für die Verluste, die wir gestern erlitten haben, während eines langen blutigen Tages.

Jedes Opfer, das wir beklagen müssen, ist zu hoch.

Und doch ist jedes Opfer auch gering, wenn wir bedenken, wofür wir kämpfen.

Tamron, Morwen und Rayem haben ihr Leben für Ardig Hall eingesetzt, für den kommenden Frieden, der einstmals länger andauern soll als der Ewige Krieg.

Ihr gemeinsames Opfer steht für den Stolz, die Tapferkeit und die Treue, mit der sie den Regenbogen verteidigt haben, und für einen unbeugsamen Willen, niemals zu verzagen und alles zu geben, wenn dafür etwas Besseres gewonnen wird.«

Er machte eine Pause. Rowarn sah, wie einige die Gelegenheit nutzten, um verstohlen Tränen abzuwischen. Er hatte selbst nasse Wangen, aber er rührte sich nicht, sondern hielt die Augen starr nach vorn gerichtet. Pflicht und Ehre, wenn es sonst schon nichts zu tun gab für ihn. Er würde ein Vorbild geben an des Fürsten Seite, niemals zu wanken und zu weichen, niemals aufzugeben und sich ohne zu zögern für eine höhere Sache einzusetzen.

Noïruns Stimme erklang wieder. »Jeder von uns hat gestern einen Freund, Geliebten, Blutsverwandten verloren. Einen verlässlichen Kameraden, mit dem man lachte und weinte, trank und sang.

Jeder einzelne Kämpfer für Ardig Hall starb in Ehren, und in dem Bewusstsein, dass sein Opfer nicht umsonst war, sondern unseren Kampf einen Schritt weiter nach vorn brachte.

Die Verluste sind groß, doch die Wunden werden heilen, auch wenn sich die Lücken niemals gänzlich schließen werden, und mögen wir noch so viel Verstärkung bekommen.

Ja, wir haben verloren. Doch einen Sieger gibt es nicht, denn der Feind hat einen noch größeren Verlust davongetragen, und einer trifft ihn besonders schmerzlich: Sein Heermeister, der bedeutendste Anführer, über den er verfügte, und der uns Angst und Schrecken einjagte und als unüberwindlich galt. Ihn zu ersetzen, dürfte Femris kaum möglich sein. Nun wird er selbst eingreifen müssen, um seinem Geschick noch eine günstige Wendung geben zu können.

Und trotzdem haben wir verloren.«

Nochmals machte Noïrun eine kurze Pause, und ein Glanz trat in seine Augen, der noch bis weit in die hinteren Reihen zu sehen war. Dann hob er leicht den Arm, ballte die Faust und führte den Satz mit starker Stimme, die nicht mehr weitergetragen werden musste, zu Ende: 

»Aber nicht die Hoffnung!«

Der Fürst schüttelte nachdrücklich die Faust. »Nein, die Hoffnung haben wir nicht verloren, das werden wir auch niemals! 

Ein Jahr schon halten wir unsere Stellung, ein Jahr lang ist es dem Feind nicht gelungen durchzubrechen! Und gestern standen wir kurz davor, Femris zu überwinden! Wir mussten im Unentschieden voneinander weichen, und der Feind mag dies vielleicht als Sieg für sich werten, aber er wird keine Gelegenheit bekommen, ihn zu feiern. Seht doch selbst, wie verzweifelt er inzwischen sein muss, wenn er bis jetzt noch nicht einmal Aufstellung genommen hat! Wir werden den Moment nutzen! Wir werden vollenden, was Tamron, Morwen und Rayem gestern beinahe gelungen wäre: den Durchbruch durch die feindlichen Linien. Und wir werden Femris vor die Füße spucken, bevor wir ihm den Splitter abnehmen und ihn dann in einen finsteren Abgrund stürzen, dessen glatte Wände er niemals mehr erklimmen soll!«

»Alay!«, brüllte daraufhin die zusammengeschrumpfte Garde, und dann donnerte das gesamte Heer: »ALAY!«

Noïrun hob die Hand, und es wurde wieder ruhig. Er drehte sich kurz um und gab jemandem hinter Rowarn ein Zeichen. Kurz darauf traten mehrere Soldaten mit Musikinstrumenten vor – Flöte, Geige, Laute und Armharfe, und zu Rowarns Erstaunen hielt auch Olrig plötzlich ein Zupfinstrument in Händen. Auf einen Fingerzeig fingen sie gemeinsam an zu spielen. Noïrun setzte den Helm ohne Visier auf, und dann sang er im unerwartet weichen Bariton, begleitet von der Musik und bald auch von vielen Stimmen, den Großen Totengesang, den einst Lichtsänger, der große Held der Velerii, am Ende der Titanenschlacht um Waldsee vorgetragen hatte, als es nur noch Tote und Trauer gab und niemand mehr zu kämpfen vermochte. 


»Die Sonne brennt am Himmel, hoch und groß und weit

Wolkenscharen zieh'n geballt vorbei

in Wald und Wiese träumen tausend Bienen, frei wie Adler zu sein

und Adler ziehen einsam, wollen Bienen sein.


Und so brennt die Sonne, ich kann sie nicht erreichen

und ich träume fern, ein Stern zu sein.


Doch da steigt die Sonne in den Westen hinab,

alt und schwer und rot von Blut

Elfen des Zwielichts bereiten ihr Bett

mit tausend Blumen, und Glocken dazu

doch tief ist das Meer, kein Licht hat der Grund.


Und so brennt die Sonne, ich kann sie nicht erreichen

und ich träume fern, ein Stern zu sein.


Und Verliebte wandeln Hand in Hand, wartend auf die Nacht,

und da sinkt sie schon nieder, geleitet Kinder zu Schlaf und Traum

mit sterbend zarten Fingern, rosaweich und warm.


Hoch oben erstrahlt Ishtrus Träne

tief unten verblasst eine Blume


Könnt ich einmal noch ihr nahe sein

ich wollte träumen nimmermehr ...


Nun legt die Sonne sich zur Ruh

Gebettet in Wolken, Moos und Erde

Tod kommt herbei im blendenden Blitz

löscht aus das Licht, es ist vorbei.


Könnt ich einmal noch ihr nahe sein

ich wollte leiden nimmermehr ...


Fort ist die Sonne, mit ihr das Licht

alles ist dunkel.

Gebunden in Furcht, Angst und Trauer

die Sterblichen sind, die Erschaffnen und die Gebornen

versinken in Leid und Not.


Könnt ich einmal noch ihr nahe sein

ich wollte singen und lieben immerdar ...


Dunkel ist es, und still ruhen die Waffen

Tod hält uns umfangen, schweigend darben wir im Nichts


Bis der neue Morgen kommt, die Sonne erwacht,

und das Licht kehrt zurück.


Und so brennt die Sonne, ich kann sie nicht erreichen

und ich träume fern, ein Stern zu sein.«


Als der letzte Ton verklungen war, löste sich die Menge langsam und schweigend auf, um die Totenfeier zu begehen.

Noïrun wandte sich an Rowarn. »Wir haben Morwen und Rayem geborgen«, sagte er und wies Richtung Westen, wohin die Krieger in feierlicher Prozession gingen. Die meisten hielten eine Blume in der Hand. »Am Rand dort draußen haben wir einen großen Scheiterhaufen errichtet, der nun entzündet wird. Du kannst wie die anderen vorbeigehen und ihnen die letzte Ehre erweisen – wenn du es willst. Jeder geht anders mit seiner Trauer und dem Abschied um.«

»Ich werde mit dir gehen«, sagte Rowarn. Er hatte geglaubt, seine Stimme würde brüchig klingen, aber Noïruns ausgeglichene Ruhe ging wohl auch auf ihn über. Die Ausstrahlung des Fürsten war heute stärker denn je, und Rowarn bewunderte und liebte ihn dafür und war dankbar, dass er lebte und weiterhin die Verantwortung trug. Nun konnte Rowarn sich selbst vergeben, dass er sich hatte entscheiden müssen. »Ich lasse dich jetzt nicht allein.«

In Noïruns Mundwinkel zuckte ein kurzes Lächeln. Dann schweifte sein Blick ab. Er ging auf Jelim zu, die allein und verloren dastand, und zog zwei versiegelte Briefe aus der Tasche. »Bring diesen zuerst zu Morwens Mutter und den anderen anschließend nach Madin, zu Rayems Eltern«, sagte er.

»Danke für die Ehre«, erwiderte sie leise.

»Reite los, sobald du so weit bist, Mädchen. Wenn du einen Grund hast, in Madin zu bleiben, dann sei es so. Verstehst du mich? Lass mir eine kurze Nachricht zukommen.« Er ergriff ihre Schultern und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Achte auf dich. Lebewohl.«

Jelim nickte. Dann umarmte sie Rowarn ein letztes Mal, bevor sie ging. »Ich nehme Rayems Pferd mit«, rief sie zuletzt über die Schulter.

»Sie ist schwanger«, sagte Noïrun zu Rowarn, als er zu ihm zurückkehrte. »Sie hat es mir natürlich nicht gesagt, aber ich sehe es ihr an. So geht das Leben weiter, nicht wahr? Und Hoffnung wächst auf den Trümmern des Leids.«

Rowarn nickte. »Ja. Das wird auch Rayems Eltern ein Trost sein. Ich bin sicher, sie werden Jelim mit offenen Armen empfangen.« Er lächelte schwach. »Und sie wird bald ganz Madin im Griff haben. Bestimmt wird sie Bürgermeisterin.«

Seite an Seite folgten sie nun der Prozession und gingen zu dem Scheiterhaufen, der bereits in Flammen stand, die hoch loderten und den bewölkten Tag heller machten. Hier und da rissen die Wolken auf und ließen ein Stück Himmel hindurch.

Still wanderten die Soldaten an dem mächtigen Feuer vorbei, warfen Blumen und noch andere kleine Dinge hinein. Manche verharrten in kurzer Andacht oder zum Gebet, andere sangen leise.

Es war seltsam, aber die Stimmung war nicht niedergedrückt und voller Trauer, sondern gelöst und zuversichtlich. Ein Abschied auf besondere Weise.

»Du hast großartig gesungen«, bemerkte Rowarn. »Ich wusste gar nicht, dass deine Reibeisenstimme so gut klingen kann.«

Noïrun lächelte. Er legte Rowarn den Arm um die Schultern, und sie nahmen jeder aus einer bereitgestellten Schale Blumen und warfen sie in die Flammen, während sie an der großen, brennenden Totenstätte vorbeigingen, durch die wallenden Hitzeschleier hindurch. Es war wie eine Reinigung.

»Was ist mit Tamron?«, fragte Rowarn. Der Fürst hatte nur Morwen und Rayem erwähnt.

»Wir haben ihn nicht gefunden«, antwortete Noïrun.

Rowarn war überrascht und plötzlich aufgeregt. »Aber das könnte bedeuten ...«

»Dass er noch lebt, ja. Aber wer weiß, ob der Tod für ihn nicht besser gewesen wäre.« Noïrun zog den Arm zurück und sah Rowarn ernst an. »Wenn er noch lebt, hat Femris ihn.«

Rowarn ballte die Faust. »Besteht denn überhaupt noch Hoffnung?«, flüsterte er.

»Mehr denn je«, sprach der Fürst. »Glaube mir. Wir waren noch nie so nah an Femris dran. Ganz gewiss werden wir jetzt nicht locker lassen.«



Am Vormittag, als die letzten Wolken sich verzogen hatten, marschierte das Heer wieder auf die Ruinen von Ardig Hall zu. Sie hatten sich Zeit genommen, um sich in aller Ruhe vorzubereiten und gefasst in den neuerlichen Kampf zu gehen. Dementsprechend war auch der Feind wieder bereit. Wenn das überhaupt möglich war, war es stiller als gestern. 

Gewiss musste es Femris überraschen, dass der Heermeister von Ardig Hall sich schon nach wenigen Stunden zum nächsten Angriff bereit machte, denn inzwischen dürfte er die normalerweise Tage dauernden, aufwändigen Bestattungszeremonien der Menschen kennen. Und sicherlich verfluchte er den Bepheron, seinen Heermeister, der mit seinem Speerwurf den Fürsten verfehlt hatte und dann auch noch gefallen war, wohingegen Ardig Halls Heermeister immer noch aufrecht stand.

Noïruns Züge entgleisten kurz, als er auf das Pferd zuschritt, das er heute reiten würde. »Dieser verrückte Hengst«, murmelte er. »Schon in Lingvern hat er mich begleitet. Er fehlt mir, verflucht noch mal, und allein dafür werde ich dem verdammten Mistkerl Femris den nächsten Speer in seinen ungewaschenen Hals jagen!«

Rowarn, der neben ihm Windstürmer sattelte, bemerkte vorsichtig: »Du solltest nicht gehen.«

Noïrun stieß einen trockenen Laut aus. »Rowarn, nichts und niemand auf der Welt kann mich daran hindern, wieder in die Schlacht zu ziehen. Aber ich verspreche dir, ich werde nicht direkt eingreifen ... zumindest nicht so schnell, sondern zunächst als Heermeister aus dem Hintergrund meine Befehle geben, bis ich gesehen habe, wie sich alles entwickelt. Eine neue Strategie habe ich nicht, ich muss also ganz genau beobachten und spontan entscheiden. Daher kann ich zunächst gar nicht kämpfen. Und du wirst an meiner Seite bleiben, um mich zu beschützen.«

Darauf fiel der junge Ritter nicht herein. »Damit willst du wohl eher auf mich aufpassen, damit ich keine Dummheiten mache.«

»So ist der Handel«, sagte Noïrun ruhig. »Entweder wir halten uns beide raus, oder keiner von uns.«

Rowarn schwang sich in den Sattel und sah sich unwillkürlich nach Morwen um, bis ihm einfiel, dass sie nie mehr dabei sein würde. Er war wütend, weil er sie vermisste. Sie hatte ihren Weg gewählt und war auf die Weise gestorben, die sie sich gewünscht hatte. Und der Ausgang der Schlacht gestern war allein ihr zu verdanken, sie hatte das Heer angeführt, nachdem der Fürst das Bewusstsein verloren hatte. Ganz die Tochter ihres Vaters. Noïrun hatte jeden Grund, auf sie stolz zu sein, und sie bekam gewiss einen Ehrenplatz in der Halle der Krieger. Ein großer Tod, der ganz sicher nicht umsonst war.



Beide Heere bezogen an der magischen Grenze Stellung und musterten sich, heute sehr viel eindringlicher und keineswegs mehr so selbstbewusst wie gestern. Es hatte sich gezeigt, dass Ardig Halls Truppen an Zahl zwar geringer waren, aber keinesfalls schwächer. Sie glichen den Nachteil durch strategische Vorgehensweise und perfektes Miteinander aus. Und Femris’ zahlenmäßiger Vorteil war zudem noch kräftig dahingeschwunden.

Inzwischen schien die Sonne mit voller Kraft, der Wind hatte sich gelegt, und die Luft erwärmte sich rasch. Aber der Boden war immer noch feucht, eine Matschgrube aus Braun und Rot, die schreckliche Spuren der Verwüstung zeigte. Nachdem alle Gefallenen von beiden Seiten geholt worden waren, erinnerte dies alles Rowarn stark an seine Vision auf dem Titanenfeld, und fast erwartete er, die Eliaha zu sehen. Doch hier konnte sie ihn nicht erreichen; und er lernte langsam, ihr zu entgehen.

Länger als gestern verharrten die feindlichen Heere voreinander. Ardig Hall musste den ersten Schritt tun, die anderen konnten die Schwelle nicht überschreiten. Und genau das schien der Fürst zu genießen, der ein gutes Stück hinter dem Heer, in der Nähe des Lagers, Stellung bezogen hatte. »Ich habe Zeit«, bemerkte er. »Sollen sie unruhig werden. Wir haben sie gestern fast geschlagen, und sie wissen nicht, ob wir noch etwas in der Hinterhand haben.« Plötzlich hob er den Kopf und lauschte. »Hörst du das auch?«, fragte er Rowarn.

Rowarn tat es ihm gleich und nickte. »Es donnert ...«

Ein fernes, düsteres Grollen, obwohl der Himmel wolkenlos war, so weit das Auge reichte. Dann donnerte es lauter, und es wetterleuchtete am nordöstlichen Horizont. Rowarn überlief ein eiskalter Schauer, als er hohe, schrille Schreie hörte. Sehr fern, doch markerschütternd. Er hatte noch nie so schreckliche Schreie gehört, die durch Mark und Bein gingen und die Knochen eiskalt werden ließen.

Der Fürst wurde blass. »Donnervögel ...«, flüsterte er.

Olrig, der neben ihm gerade seine Axt mit einem Schleifstein behandelte, hielt inne. »Was?« Seine Augen suchten den Himmel ab, und tatsächlich: In weiter Ferne und großer Höhe wurden lange, dünne Striche sichtbar, die durch das Wetterleuchten flogen – oder es mit sich brachten, zusammen mit dem Donner. Und sie kamen rasend schnell näher. Der Zwerg stieß einen Schrei aus, allerdings in großem Jubel. Rowarn fuhr zusammen und sah ihn völlig verblüfft an. 

»Das ist Angmor!«, rief der Kriegskönig.

Als der Name fiel, war es wie ein magisches Lauffeuer. Vor allem unter den Zwergen wurde der Ruf innerhalb eines Lidschlags aufgenommen und pflanzte sich in rasender Geschwindigkeit durch das ganze Heer fort.

Rowarn stutzte, auch er hatte den Namen schon einmal gehört. Wo war das doch gleich gewesen? Dann erinnerte er sich: In Ennishgar, als sie Pyrfinn, den Läufer der Zwerge, getroffen hatten. Er und Olrig hatten über ihre Hoffnung gesprochen, dass Angmor der Waldlöwe nach Ardig Hall kommen würde. Der Visionenritter, ein ähnlich legendärer Held wie Tamron.

»Angmor!«, brüllte Olrig und hob die Axt. 

»ANGMOR!«, donnerte es weithin schallend vom Heer, als die riesigen, Luft aufwirbelnden, federlosen Vögel bereits heran waren und schneller als Pfeile über die beiden Heere hinwegflogen. Und für einen Moment schien die Welt in Wetterleuchten und Gewittergrollen unterzugehen, als sich der Himmel verfinsterte und schwarz geballte Wolken dahinrasten. In diesem Augenblick erschien auf der nordöstlichen Hügelkuppe ein gewaltiges Pferd mit einem Mann in Rüstung. Daneben lief eine große, kurzschwänzige Katze mit langen Pinselohren.

Für Olrig gab es keinen Zweifel. »Er ist es! Der Waldlöwe ist zurückgekehrt! Angmor! Angmor!« Strahlend schrie er Noïrun an: »Habe ich es dir nicht gesagt, damals in Ennishgar? Er wird uns nicht im Stich lassen, habe ich gesagt, und er wird kommen, habe ich gesagt, und nun ist er hier!« Dann setzte er in rhythmischer Euphorie fort: »Ang-mor! Ang-mor! Ang-mor!«

Seine Begeisterung riss die Kämpfer mit, und erneut fielen sie in seinen weithin schallenden Ruf ein, der sich an den Bäumen der umliegenden Wälder brach und tausendfach zurückgeworfen wurde, während der Feind sich umwandte, stockte und nun ebenfalls den Namen raunte, aber keineswegs in freudiger Erwartung.

»Was ist das für ein Tier?«, fragte Rowarn und deutete auf die Riesenkatze.

»Graum, der Schattenluchs«, antwortete Fürst Noïrun anstelle von Olrig, der momentan für die Beantwortung von Fragen keine Zeit hatte. »Obwohl ich dem Visionenritter nie begegnet bin, weiß ich, dass er von diesem Tier begleitet wird – ein untrügliches Zeichen, dass er es tatsächlich ist.« Inzwischen hatte auch ihn die Begeisterung angesteckt; er konnte davon nicht unberührt bleiben. Bewegt schlug er sein Schwert an den Schild. »Kaum zu fassen, dass er noch lebt – und gekommen ist! Olrig, ich werde nie mehr an dir zweifeln!«

Das schmetternde Wiehern des mächtigen Rosses erscholl bis hierher, und dann fegte es in gestrecktem Galopp den Hügel hinunter, was den Boden bis unter Windstürmers Hufe erzittern ließ, der daraufhin nervös trippelte. Der Schattenluchs hielt mühelos mit dem Pferd mit.

Ein Aufschrei ging nun durch die Reihen der Feinde, und das Heer wogte hin und her, unschlüssig, was es tun sollte, und zerfaserte bereits an einigen Rändern.

»Sollten wir nicht ...«, begann Rowarn, aber Olrig winkte grinsend ab.

»Lass ihn nur machen, Junge.«

Der Fürst, der sein Pferd gerade antreiben wollte, verhielt ebenfalls. »Wir sollen nicht angreifen?«

»Ganz recht, Freund. Schone deine Soldaten, ihre Stunde wird kommen. Das hier ist wichtig, um die Gegenseite zu demoralisieren. Vertrau mir.«

In diesem Moment hatte der Visionenritter die magische Barriere durchbrochen und erreichte schon die vorderste Front der Dubhani. Ein gewaltiges Durcheinander entstand, als er, ohne das Tempo zu verringern, mit einem geflammten, gleißenden Langschwert nach allen Richtungen hieb und sich mit gewaltigen Schlägen die Bahn freimachte. Der Schattenluchs ließ ein heiseres Gebrüll erklingen, sprang mit offenem Rachen und ausgefahrenen Krallen die Feinde an, die es törichterweise wagten, sich ihm in den Weg zu stellen, und streckte sie innerhalb weniger Herzschläge einen nach dem anderen mit fetzenden Prankenhieben und kraftvollen Bissen nieder; auch er verlor dabei kaum an Geschwindigkeit.

Schon nach wenigen Augenblicken fiel die Ordnung des feindlichen Heeres endgültig in sich zusammen. Wie Wasser aus einem zertrümmerten Behälter zerfloss es, schwappte auseinander und strömte in alle Richtungen davon – nur weg von Angmor, dem Waldlöwen, dem Visionenritter.

In heller Panik ergriff schließlich das gesamte Heer von Femris die Flucht, floh vor einem einzigen Reiter, der immer weiter vordrang. Bald war Angmor kein Hindernis mehr im Weg. Er galoppierte direkt auf den Heermeister von Ardig Hall zu, verschwand in einer Bodenwelle und war beim nächsten Auftauchen schon fast greifbar nah. Neben ihm lief unermüdlich der Schattenluchs. Kurz darauf durchquerte der Visionenritter die Bannmauer ungehindert ein zweites Mal.

Rowarn stand der Mund offen, als das dampfende Ross dann wenige Schritte vor ihnen anhielt. Atemnebel wallte aus den rotgeblähten Nüstern, seine Augen leuchteten wie dunkle Granate. Der Schattenluchs setzte sich neben den schnaubenden, abwechselnd mit den Hufen aufstampfenden Hengst und begann, sich in aller Ruhe zu putzen.

Der Ritter stieg ab, und Rowarn sah, dass er mindestens so groß war wie Tamron, und sehr viel muskulöser. Das Visier seines mit gebogenen Hörnern verzierten Helms war wie ein männliches Gesicht geformt, mit schmalen Augenschlitzen, Nasenlöchern und einer kleinen Mundöffnung. Er trug einen Eisenharnisch mit dem Wappen von Ardig Hall, dem Seedrachen, als Punzierung auf der Brust, darunter ein dicht gewebtes, dunkles Hemd, Armschienen, einen langen dunklen Umhang mit Kapuze und kniehohe Stiefel aus Leder mit Eisenverstärkungen. In seinem breiten Gürtel steckten Krummdolch und Messer, an der linken Seite waren die beiden Riemen für die gewaltige Schwertscheide befestigt. 

Eine mächtige Aura ging von ihm aus, die Rowarn gegen das Sonnenlicht wie einen dünnen Schleier um ihn ausmachen konnte. Diese Ausstrahlung war mit nichts zu vergleichen, was er jemals erlebt hatte, und trotzdem auf eine merkwürdige Weise vertraut, die er sich nicht erklären konnte. Er vermutete, dass es unter anderem die Macht von Angmors geheimnisvoller Gabe war, die allen Visionenrittern des Ordens zueigen war.

Die Soldaten begrüßten ihn aus gebührlicher Entfernung mit großem Jubel. Abwechselnd wurde »Angmor!«, »Der Waldlöwe!« und sogar »Graum!« gerufen. Der Schattenluchs hielt kurz inne, als er seinen Namen hörte, die langen Pinselohren drehten sich aufmerksam in alle Richtungen; dann putzte er sich in aller Ruhe weiter.

Olrig sprang vom Pferd, nahm den Helm ab und ging rasch mit strahlendem Gesicht auf den großen Mann zu, der den völlig geschlossenen Helm nicht ablegte; das Visier konnte nicht geöffnet werden. »Angmor, welche Freude!« Er streckte den rechten Arm aus. Der Visionenritter legte den Unterarm an den des Zwerges, und beide drückten kräftig zu.

»Olrig, mein alter Freund«, sprach der Visionenritter mit tiefer, wohlklingender Stimme. »Es tut gut, dich nach all den Jahren wohlauf zu sehen.« Er schlug mit der Linken an die Schulter des Kriegskönigs. »Grau wirst du, so wie ich. In unseren herbstlichen Tagen sollten wir angenehmeren Dingen frönen, als uns ständig mit diesem unsterblichen Halsabschneider herumschlagen zu müssen.«

»Ein wahres Wort! Ich dachte ja schon, du hättest deine Waffen für immer abgelegt«, lachte Olrig. »Du ahnst nicht, wie nötig wir deine Hilfe brauchen!«

»Oh, ich weiß es, und deswegen bin ich hier«, erklärte Angmor. Er wandte sich dem Fürsten zu, der ebenfalls abgestiegen war und langsam hinzutrat. Olrig übernahm die Vorstellung.

»Das ist Heermeister Fürst Noïrun Ohneland, der bisher die Stellung gehalten hat.«

Noïrun neigte leicht den Kopf. »Es ist mir eine große Ehre, einer Legende wie Euch zu begegnen.«

»Die Ehre ist vielmehr auf meiner Seite«, versetzte Angmor. »Ihr seid ein großartiger Heermeister, von dem man in ganz Valia spricht. Der Beste, den Ardig Hall je hatte, was ich ohne Schmeichelei bestätigen kann.« Er drückte die Hand des Fürsten. »Welch Glück für den Regenbogen, einen Kämpfer wie Euch zu haben.«

»Doch leider haben wir unser Ziel, den Splitter zurückzuerobern, nicht erreicht«, versetzte Noïrun.

»Noch ist es nicht entschieden.« Angmor hob die Hand, als Noïrun wieder in den Sattel steigen wollte. »Wartet, mein Fürst. Für den Angriff ist es noch zu früh.« 

»Für mich sieht der Augenblick günstig aus, solange das feindliche Heer in Auflösung ist«, bemerkte Noïrun erstaunt.

»Genau das könnte Euer Verderben sein. Es war ein Glück, dass ich gerade jetzt eingetroffen bin, denn Femris hatte eine Strategie geplant, die Euer Heer heute vernichtet hätte. Ich konnte es beim Durchqueren erkennen. Mein Eintreffen hat diesen Plan vorerst zunichtegemacht, und Femris muss das Heer neu formieren, doch wir müssen vorsichtig sein. Es ist noch nicht überstanden. Ich habe aber eine gute Sicht auf die Dinge und werde Euch sagen, wie wir vorgehen.«

»Dann besprechen wir uns in meinem Zelt«, schlug der Fürst vor und winkte Rowarn, sich ihnen anzuschließen.

Rowarn, der dies trotz seiner Position an Noïruns Seite nicht erwartet hätte, beeilte sich, von seinem Pferd zu kommen, und folgte ihnen erfreut. Er zuckte leicht zusammen, als der Schattenluchs plötzlich samtpfötig an seiner Seite auftauchte. Er reichte Rowarn mit der Schulter fast bis an die Hüfte. Sein Fell war rotbraun, mit schwarzen, unterschiedlich großen Tupfern; vorn an der Brust bis hinunter zum Bauch seidig, lang und weiß. Seine großen Katzenaugen schillerten orangefarben, schwarze Linien umrandeten sie und bildeten eine Verlängerung bis zu den Ohren. Auch seine helle, mit langem Fell geformte, weiß umrahmte Gesichtsmaske war gestreift. Die Pinsel an den hochstehenden, spitzen, mit dünnen Haaren gefütterten Ohren waren schwarz. Sein seltsam stummelig anmutender Schwanz trug Streifen, mit schwarzer Abrundung. Es war nicht schwer zu erraten, weswegen er »Schattenluchs« hieß: Er verschmolz durch seine vielfältige Färbung und Fellzeichnung mühelos mit der Umgebung, außer vielleicht auf grünem Gras. Er war kräftig und muskulös gebaut, dennoch hochbeinig und daher in den Bewegungen elegant.

Während Rowarn überlegte, ob er es wagen durfte, dieses ungewöhnliche Tier zu berühren, rieb der Luchs plötzlich den Kopf schnurrend an seinem Bein, ganz nach Katzenart, um dann vor ihm das Zelt zu betreten. Offensichtlich wich er seinem Herrn nie von der Seite.

Als Rowarn eintrat, wandte Angmor ihm den Kopf zu und schien ihn zu mustern, machte jedoch keine Bemerkung. Er beugte sich gleich wieder über den Tisch, auf dem Pläne ausgerollt lagen und ein großer Krug und mehrere Becher bereitstanden, dazu eine Schale mit Trockenfleisch und geröstetem Brot, und eine mit frischen Früchten. Angmor legte den Umhang, den Eisenharnisch und die Armschienen ab und zog die Handschuhe aus, und Rowarn sah schmale, sehnige Hände mit langen Fingern. Die Haut war hell, aber das war auch kein Wunder; wahrscheinlich kam so gut wie nie Sonne daran. Rowarn fragte sich, wann und wie Angmor Flüssigkeit und Nahrung zu sich nahm, mit der Gesichtsmaske war das unmöglich.

Da weder Olrig noch Noïrun oder irgendein anderer der anwesenden Befehlshaber es für nötig befand, Rowarn vorzustellen, sagte er auch nichts und nahm seinen Platz rechterhand in der Nähe des Fürsten ein, ein wenig nach hinten gerückt. Graum saß am Rand des Zeltes, hinter seinem Herrn.

Der Visionenritter erläuterte, was er beim Durchqueren der feindlichen Linien gesehen hatte, und machte Vorschläge, wie sie vorgehen sollten. Fürst Noïrun gab ohne Einwände seine Zustimmung.

»Mehr als ein kurzes Scharmützel können wir heute nicht wagen«, erklärte Angmor. »Wir werden den Dubhani Angst und Schrecken einjagen und ihnen verdeutlichen, dass meine Verstärkung für sie den Untergang bringt. Ich selbst will eine ausgesuchte Schar führen. In erster Linie möchte ich die Truppen reduzieren, denn es sind immer noch zu viele, um an Femris selbst heranzukommen. Das heißt für heute: töten um jeden Preis, aber keinesfalls nachrücken. Deshalb werden wir auch nicht das gesamte Heer einsetzen. Dies ist die Vorbereitung für den tatsächlichen Endkampf, der uns danach bevorsteht.«

»Sie sollen demoralisiert werden und anfangen zu zweifeln, das macht sie schwach und zögerlich«, dröhnte Olrig begeistert. »Endlich sind wir so weit! Die letzte Schlacht wird uns dann den Sieg einbringen.«

»So ist es geplant. Ich muss selbst erst die Lage genauer einschätzen. Ein Glück für uns ist natürlich, dass ihr gestern den Bepheron beseitigt habt.« In Angmors Stimme klang fast so etwas wie Bewunderung. »Die Geißel der Alten Welt zu besiegen, ist eine wahrhafte Höchstleistung und lässt mich dem Volk der Menschen höchsten Respekt zollen.«

»Wir haben einen hohen Preis gezahlt«, sagte Fabor leise, und Rowarn fiel zum ersten Mal auf, dass er tatsächlich Zuneigung für Morwen empfunden hatte. Einige Begebenheiten, auf die er früher nie geachtet hatte, setzten sich nun zusammen und ergaben ein klares Bild.

»Der Preis ist immer hoch«, sagte der Visionenritter ruhig. »Jeder von uns verliert im Krieg jemanden, den er liebt. Ich bedaure, dass ich nicht schon gestern eingetroffen bin, dann wäre Euch vielleicht Leid und Trauer erspart geblieben.«

»Zeit für Trauer wird sich finden, doch nicht jetzt«, bemerkte der Fürst. »Halten wir uns nicht auf, handeln wir und bringen den heutigen Kampf zu Ende. Wir brauchen noch ein wenig Erholung vor der letzten Schlacht, die wir schon morgen schlagen wollen.«

Angmor nickte. »Eben deswegen möchte ich Euch und Olrig darum bitten, an diesem Kampf nicht teilzunehmen, sondern mir alles zu überlassen. Seht zu, wie ich kämpfe, prägt Euch meine Vorgehensweise ein, dann werden wir morgen alle zusammen wie ein einziger Mann zuschlagen. Ich weiß, ich verlange viel, aber ...«

»In Ordnung!«, unterbrach Noïrun. »So soll es geschehen.«

»Ich danke Euch für Euer Vertrauen«, sprach der Visionenritter.

Noïrun lächelte. »Ihr habt Euch hinreichend auf dem kurzen Weg durch das Heer des Feindes hierher bewiesen. Es wird mir eine Ehre sein, Euch nun unter dem Einsatz Eurer Gabe zu sehen, und ich vertraue Euch meine Leute ohne Bedenken an.«

Damit löste er die Versammlung auf. Rowarn war erleichtert, dass weder Olrig noch Noïrun in den Kampf gehen würden. Beim Hinausgehen hielt der Fürst Rowarn kurz auf: »Du wirst ebenfalls nicht in den Kampf gehen«, befahl er. »Du bleibst an meiner Seite, siehst zu und lernst.«



»Nun, was sagst du zu Angmor, Rowarn?«, fragte Olrig launig, als sie zu den Pferden gingen.

»Ich spüre große Stärke und Macht in ihm«, antwortete Rowarn. »Stimmt das mit seinem deformierten Gesicht? Er nimmt den Helm nicht ab.«

Der Zwerg nickte. »Er hat mir mal erzählt, dass sein Gesicht durch Narben völlig entstellt sei. Er war gerade erst ein junges Mitglied des Ordens der Visionenritter und musste schon seinen ersten Kampf gegen Femris bestreiten. Seither hat er neben allen anderen auch persönliche Gründe, Femris zu töten. Ich bin vor etwa achtzig Jahren in einigen Schlachten mit ihm geritten, und ich habe ihn nie ohne Helm oder wenigstens Kapuze gesehen. Ich weiß aber, dass einmal eine junge Maid ihre Neugier nicht im Zaum halten konnte und sich zu ihm schlich, als er schlief. Ihren Schrei höre ich heute noch in mir schallen, denn ich schlief im Zelt nebenan. Tagelang war sie völlig verstört und hat kein Wort mehr gesprochen. Als er eines Nachts während eines gemeinsamen Spaziergangs eine Kapuze trug, fiel kurzzeitig das Licht einer Fackel auf sein Kinn, und ich sah, dass er nicht gelogen hatte – es war deformiert und von Narben überwuchert. Allein dieser scheußliche Anblick hat mir ein für alle Mal jegliche Neugier genommen, den Rest seines Gesichtes zu sehen.«

Rowarn schauderte es. »Der arme Mann.«

»Ja, er trägt ein schweres Schicksal. Es ist schon Bürde genug, ein Visionenritter zu sein, aber noch dazu eine solche Entstellung, und das bereits als junger Mann ... Es ist ein Wunder, dass er nicht vollends verbittert ist.«

»Weil er vom heiligen Feuer erfüllt ist, die Bestimmung seines Ordens zu erfüllen«, erklang Noïruns Stimme hinter ihnen, und er schloss zu ihnen auf. »Olrig, du sagst, dass du vor achtzig Jahren an seiner Seite gekämpft hast. Er ist also kein Mensch?«

»Ich habe keine Ahnung, von welcher Art er ist«, musste Olrig zugeben. »Er spricht nicht über seine Vergangenheit, denn er ist dem Orden wohl schon sehr früh beigetreten. Er sagte mir allerdings, dass der Empfang der Gabe gleichzeitig das Leben um einiges verlängert, und wenn einer der Ritter im Kampf stirbt, überträgt sich ein Teil seiner Kraft auf die überlebenden. Da er vielleicht der Letzte ist, ist nicht auszuschließen, dass er mindestens so alt wie ein Zwerg wird ... oder schon ist. Er war damals schon kein junger Mann mehr, auch wenn er heute erst den Scherz über die grauen Haare machte. Wobei ich bezweifle, dass er auf dem Haupt noch ein einziges Haar hat. Dauernd den Helm aufzuhaben, da muss man doch eine Glatze kriegen.«

Auf dem Weg verharrte Rowarn und betrachtete neugierig das mächtige Ross des Visionenritters. Sein Fell hatte die Farbe dunkler Asche, sein Behang war schwarz und wallte lang und dicht am Hals bis zum Widerrist hinunter. Schweif und Fesselhaare waren ebenso voll.

Als er darauf zugehen wollte, vertrat ihm Fashirh den Weg. »Komm dem bloß nicht zu nahe!«, warnte er. »Aschteufel ist die bösartigste Bestie, die ich je gesehen habe.« 

Rowarn lachte. »Wenn das ein Dämon sagt ...«

»Ich meine es ernst. Er schlägt, beißt und tritt und hat ständig schlechte Laune.«

»Aber ich bin mit Pferden aufgewachsen und ...«, setzte Rowarn an und zuckte zusammen, als Angmors tiefe Stimme hinter ihm erklang.

»Hör besser auf Fashirh. Aschteufel ist nicht wirklich gezähmt, er hat lediglich einen Narren an mir gefressen, deswegen tut er alles für mich.«

Olrig bemerkte aus dem Hintergrund: »Schönheit mit miesem Charakter. Genau wie meine zweite Frau.«

»War sie auch so anhänglich?«, fragte Angmor.

»Zum Glück nicht«, antwortete Olrig und löste damit brüllendes Gelächter aus.

»Du warst verheiratet?«, fragte Rowarn, als sie sich ihren Pferden zuwandten, während die anderen sich kichernd zerstreuten.

»Bin's noch«, brummte Olrig. Er schien in Gedanken zu zählen, nahm dann die Hände zu Hilfe und hob schließlich sechs Finger hoch. »Was glaubst du, wieso ich das Amt des Kriegskönigs annahm?«

Rowarn war fassungslos. »Zum sechsten Mal? Wieso tust du das?«

»Weiß nicht«, antwortete der Zwerg. »Muss wohl eine Schwäche für Frauen haben, aber einen ziemlich schlechten Geschmack. Genau wie mein Freund Noïrun übrigens, das war das Erste, was uns zusammenschweißte.«

»Der ist auch verheiratet?«, stieß Rowarn entgeistert hervor.

»Wie man's nimmt.« Olrig sah sich um und wisperte dann vertraulich: »Sie ist mit einem anderen abgehauen. Sprich ihn bloß nicht drauf an, darin versteht er überhaupt keinen Spaß.« Er stieß Rowarn an, als der Fürst sich zu Pferde näherte. Um abzulenken, wandte er sich Angmor zu, der seinem Hengst gerade mit der Faust drohte, als der ihm mit angelegten Ohren die gebleckten Zähne zeigte. »Sag mal, alter Freund, der Gaul sieht genauso aus wie der, den du vor achtzig Jahren geritten hast, und er heißt auch so.«

»Einmal Aschteufel, immer Aschteufel«, brummte der Visionenritter. »Mein Geschmack scheint nicht besser zu sein als deiner, Freund Olrig.«

Olrig lachte dröhnend, während er aufsaß. »Wir sind wohl beide nicht zu beneiden – aber er lässt dich immerhin aufsitzen und tut wenigstens ab und zu, was er soll!«

Rowarn schloss sich der allgemeinen Heiterkeit ringsum nicht an, sondern sah genau zu, wie Angmor aufstieg. Erstaunt beobachtete er, wie das wilde Pferd augenblicklich gehorsam verharrte und sich an den Zügel stellte. Beeindruckt tätschelte er Windstürmer den Hals, der erwartungsvoll schnaubte, und schwang sich auf seinen Rücken.

Fürst Noïrun gab das Zeichen, und sie ritten los. Angmor trennte sich bald von der Schar und lenkte Aschteufel an die äußere linke Flanke des unverändert ausharrenden Heeres von Ardig Hall. Kurz darauf kam Graum, der Schattenluchs, in weiten Sätzen herangefegt und schloss sich seinem Herrn an. Aschteufel legte nun richtig los, und bald waren sie dem Heer weit voraus. Angmor zog sein Schwert, das im schrägen Licht der Nachmittagssonne aufblitzte, und fiel wie ein wütender Sturm über den Feind her.

Das Heer von Ardig Hall, mit Fashirh und den Dämonen an der Spitze, setzte sich in Bewegung.

Der Fürst schloss zu Olrig auf und kam an Rowarns Seite. »Pass gut auf, Rowarn«, forderte er ihn auf. »Beobachte genau, was Angmor tut, damit du verstehst, weshalb er eine Legende ist. Ich bin ebenfalls gespannt, nach allem, was Olrig mir berichtete.«

Sie bezogen Position auf einer kleinen Anhöhe, die eine gute Übersicht bot. Rowarn tat, wie ihm geheißen, indem er den Visionenritter scharf beobachtete, und war bald voller Staunen.

Ein Teil des Heeres verharrte an der magischen Barriere, der andere hatte sich nunmehr dahinter verteilt und war dabei, die Dubhani einzukreisen, während Angmor sich bereits mittendrin auf Feindesboden befand. Er hatte eine breite Bresche in die Dubhani-Stellungen geschlagen und verhielt nun. Aschteufel stieg und teilte tödliche Hufschläge aus, während er sich langsam im Kreis drehte. Er zeigte sich als hervorragend ausgebildetes Kriegspferd und wusste genau, was er zu tun hatte, ohne Zügel- oder sonstige ersichtliche Einwirkung.

Fashirh und die anderen Dämonen hatten sich inzwischen zu ihm durchgeschlagen und hielten sich dicht an den Visionenritter, im Gefolge eine ausgewählte Truppe Bogenschützen und Speerwerfer. Der Schattenluchs wütete unter den Soldaten, die es wagten, sich Angmor zu nähern. Er entfernte sich dabei nie weit von ihm. Mit traumwandlerischer Sicherheit entging er jedem Pfeilhagel.

Der Visionenritter gab den Dämonen Befehle, und sie stürmten in geschlossener Formation los. Auch die Bogenschützen und Speerwerfer erhielten Anweisungen, denn plötzlich sirrten Pfeile und Speere durch die Luft – allerdings scheinbar völlig ziellos irgendwohin.

Und dann erfuhr Rowarn, was die besondere Gabe des Ritters war, und wieso sein Orden diesen Namen trug. Denn während die Pfeile und die Speere scheinbar ziellos unterwegs waren, rannten die feindlichen Soldaten plötzlich hinein, ohne ausweichen zu können! Nicht ein einziger Pfeil oder Speer verfehlte sein Ziel, und reihenweise stürzten die Krieger wie gefällte Bäume, jeder ohne Ausnahme zu Tode getroffen.

Das ist unglaublich!, dachte Rowarn staunend, der seinen Augen kaum traute. Wie bringt er das zuwege?

Wie wenige Stunden zuvor schon brach erneut Panik in Femris’ Heer aus. Angmor gab weiter seine Befehle, und wieder sah es so aus, als liefen die Verteidiger von Ardig Hall ziellos irgendwohin, schleuderten Speere oder hoben Lanzen, hieben mit den Schwertern um sich – und kurz darauf fielen ihre Gegner, ohne auch nur die Gelegenheit zur Abwehr zu bekommen oder ihre Strategie ändern zu können.

Da begriff Rowarn. »Er sieht es voraus«, flüsterte er fassungslos. »Er weiß, was geschieht ... was sie als Nächstes tun werden ... und positioniert rechtzeitig unsere Soldaten ...«

Olrig nickte. »Das ist das Geheimnis seines Ordens. Angmor ist der absolute Meister darin, es gab wohl keinen, der jemals unfehlbarer war als er.«

Rowarn wandte schaudernd den Blick. »Dies ist wirklich eine Schlacht ... ein grausames Gemetzel, aber nur für eine Seite. Obwohl ich mich freuen sollte, kann ich es kaum mit ansehen.«

»Krieg ist nie ein schöner Anblick, Rowarn«, bemerkte der Fürst. »Aber zum ersten Mal wendet sich das Blatt eindeutig zu unseren Gunsten, und wir gewinnen Boden, anstatt ihn nur zu verteidigen.«

Das Heer von Femris befand sich inzwischen in völliger Auflösung. Die Sonne machte sich gerade auf den Weg in den tiefen Westen, als die Dubhani scharenweise die Flucht ergriffen, aber nun zeigte sich erst wirklich Angmors Können. Denn die Einkreisung des Feindes war nach einem bestimmten Muster vor sich gegangen. Rowarn hatte sich bereits darüber gewundert, wie viele Lücken es zwischen den Truppen von Ardig Hall gab. Nun wusste er es. Die Feinde sahen in ihrer kopflosen Panik genau diese Lücken und steuerten unwillkürlich darauf zu. Die Falle schnappte zu, als die Truppen von Ardig Hall erneut auseinanderwichen und bereits vor den Fliehenden die Lücken schlossen. Sie hatten vorher die Befehle erhalten, wo sie sich verteilen mussten.

Noch vor der Abenddämmerung verlor Femris in der Schlacht nochmals über zweitausend Mann, bevor Angmor den Befehl zum Rückzug gab. Ardig Hall hatte nur achtzig Männer eingebüßt, und nicht mehr als hundertfünfzig waren verwundet.

Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges war das Verhältnis ausgeglichen.



An diesem Abend war die Stimmung gelöst, überall brannten Freudenfeuer, und es wurde gelacht, gesungen und getanzt. Nach und nach trafen die müden, aber stolzen Kämpfer ein, und jeder wurde unter großem Hallo willkommen geheißen.

Graum schlich heran, als der letzte Soldat schon lange unter Jubelrufen zum Feuer geleitet worden war, wo man ihm einen dampfenden Becher Würzwein in die Hand drückte. Die Nacht war hereingebrochen, und der Katzenkörper schälte sich erst spät aus der Dunkelheit in den Kreis der Fackeln am Lagerrand.

Der Schattenluchs war blutbesudelt, aber es schien nicht sein eigenes zu sein. Müde trottete er dahin, hob aber den Kopf, als er den jungen Ritter entdeckte, der immer noch geduldig wartete. Er maunzte leise und rieb seine Stirn an Rowarns Hüfte. Zum ersten Mal wagte Rowarn es, ihn zu berühren; das Fell am Hals war dick und weich, und hingebungsvoll streichelte er den Luchs, der nichts dagegen zu haben schien. Beide hoben den Kopf, als leises Hufklappern ertönte.

Angmor traf endlich ein.

Rowarn hatte nicht verstehen können, warum niemand auf den Visionenritter warten wollte, aber Olrig hatte gebrummt, dass Angmor einen feierlichen Empfang nicht besonders schätzte.

Aschteufel war schweißnass und zockelte mit hängendem Kopf dahin. Bei Rowarn und Graum angekommen, hielt er an. Die mächtige Gestalt im Sattel regte sich nicht.

Rowarn hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. »Herr Angmor ...«, begann er scheu.

»Hilf mir aus dem Sattel, Junge«, erklang Angmors tiefe Stimme wie von Ferne, mit einem seltsamen Hall.

Rowarn beeilte sich, an Aschteufels linke Seite zu kommen, und ächzte auf, als er das Gewicht des Mannes zu spüren bekam, der halb aus dem Sattel stürzte. Er stützte sich schwer auf das Sattelhorn und schwankte leicht.

»Ihr seid verletzt! Ich hole sofort einen Heiler, und ...«, begann Rowarn, aber Angmor winkte ab.

»Mir fehlt nichts, junger Rowarn. Nur Kraft.« Er hielt sich am Sattel fest und ließ sich von Aschteufel weiterziehen.

»Ihr zahlt einen hohen Preis«, sagte Rowarn langsam.

»Die Magie fordert immer ihren Preis«, versetzte Angmor. »Eines Tages mehr, als man geben kann. Zumindest, wenn man eine Gabe wie die meine verliehen bekommt, anstatt mit ihr geboren zu werden.«

»Das tut mir leid.« Rowarn erinnerte sich an das, was Halrid Falkon ihm im Freien Haus über die Magie gesagt hatte.

»Warum bist du nicht bei den anderen?«, wollte der Visionenritter mit strengem Unterton wissen. »Hat Olrig dir nicht gesagt, dass ich keinen Empfang, keine Begleitung wünsche?«

»Ich habe nicht auf ihn gehört«, murmelte Rowarn beschämt.

Angmor war geduldig und nachsichtig. »Natürlich nicht. Du bist jung und lernst das Leben erst kennen, genauso wie diese Welt. Ich sehe es in deinen Augen, du bist behütet und abgeschieden aufgewachsen.«

»Ja, Herr. Ich wurde von Velerii aufgezogen.« Rowarn versuchte ein scheues Grinsen.

»Velerii!« Angmor klang aufrichtig erstaunt. »Ich habe schon sehr lange keine Pferdmenschen mehr gesehen. Und sie haben dich nicht den nötigen Respekt gelehrt?«

Rowarn wünschte sich, im Erdboden versinken zu können. »Ich bitte um Vergebung, Herr. Ich habe gestern viele Freunde verloren, die nicht aus der Schlacht zurückkehrten. Einer von ihnen lebt vielleicht noch, denn er ist verschwunden. Ich ... musste einfach auf Euch warten, um ganz sicher zu gehen, dass Euch nichts geschehen ist.«

Angmor verharrte, und Aschteufel blieb stehen. Nach einer Weile sagte er: »Verstehe.« Er wandte sich dem jungen Nauraka zu. Der Feuerschein spiegelte sich flackernd auf seinem metallischen Gesicht und warf Schatten, die es fast lebendig machten. »Wonach bist du auf der Suche, junger Rowarn?«

»Nach dem Mörder meiner Mutter«, flüsterte Rowarn. Diesem Mann konnte er nichts vorenthalten oder vormachen. Die Wahrheit rutschte aus ihm heraus, noch bevor er nachgedacht hatte.

»Rache also.« Angmor wies um sich. »Diese große Geschichte hier interessiert dich gar nicht, ja? Du glaubst, dass andere sich darum kümmern sollen? Jemand wie – ich?«

Rowarn wich aus. Er blickte zu den Zelten, den Feuern, um die Menschen und Zwerge tanzten, während andere herumstanden und lachten, sangen oder tranken. »Ich bin nicht von Bedeutung«, sagte er leise.

Graum blickte zu ihm hoch, seine orangefarbenen Augen glühten in der Dunkelheit.

»Du irrst dich«, sagte Angmor langsam. Er schien allmählich wieder zu Kräften zu kommen, denn er stand frei, ohne sich aufzustützen. »Jeder ist von Bedeutung. Du bist jetzt hier. Wenn du nicht für Ardig Hall stehst, und auch nicht für Femris kämpfen willst, solltest du gehen. Ansonsten stehe zu deiner Entscheidung! Auch du hast bisher verhindert, dass Ardig Hall fällt. Du hast noch weitere Freunde, nicht wahr? Sie bedeuten dir etwas. Also bedeutest auch du ihnen etwas. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du das alles nur für dich tust. Damit machst du dir etwas vor und tust anderen unnötig weh.«

Rowarn hatte das Gefühl, dass ihm die Entschuldigungen ausgingen. Er fühlte sich elend, und das an diesem Abend des Sieges. 

Aber auch Angmor schien nicht feiern zu wollen, und der Sieg war wohl zweitrangig.

Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte der Visionenritter: »Es ist noch nicht vorbei.«

Rowarn nickte. Umso wichtiger erschien es ihm, jetzt hier zu sein. Gerade weil der Visionenritter geschwächt wirkte. »Gibt es nichts, was ich für Euch tun kann?«

»Doch«, sagte Angmor überraschend. »Sprich nicht hierüber ... über meine Schwäche. Und damit genug für heute. Ich gehe jetzt zu meinem Lager.« Er wies auf ein neues, schwarzes Zelt am Rande. »Du wirst mich nicht weiter begleiten und keine Fragen mehr stellen.«

»Eine ... hab ich aber noch«, sagte Rowarn hastig, bevor er seinen törichten Mut und sein schlechtes Benehmen bereuen konnte. »Warum mag Graum mich? Er nähert sich sonst keinem.«

Da lachte Angmor, rau und leise. »Deine unschuldige Jugend, die an dir haftet wie der süße Duft einer rolligen Katze«, antwortete er. »Derselbe Grund, weswegen ich mich mit dir abgebe, junger Rowarn, denn es ist sehr lange her, dass ich jemanden traf wie dich, von so reinem Herzen, ungeduldig und ruhelos, auf einer Suche, deren Ziel du nicht kennst ... und nicht einmal den Inhalt. Du bist ein Beispiel dafür, warum wir immer noch um Ardig Hall kämpfen, warum wir Femris den Splitter nicht überlassen können. Das Licht des Regenbogens umgibt dich mit leuchtender Aura.« Er nickte Rowarn zu. »Und damit endgültig genug für heute. Geh nun zu den anderen, feiere und freue dich, und behalte dieses Geheimnis zwischen uns ebenso für dich, wie ich niemandem etwas über deine Offenbarung sagen werde. Morgen gibt es einen neuen Kampf.«

Er wandte sich ab, nahm Aschteufel am Zügel und war bald darauf zusammen mit dem Schattenluchs in der Dunkelheit verschwunden.