Heute Morgen kam Gilbert mit frischem, warmem Brot und ein paar gebratenen Hühnerflügeln. Beim Essen sieht er mich ständig an. Ich frage ihn, was los sei.

»Sie kommen«, sagt er schließlich. »Die Kälte ist vorbei.«

Ich sage nichts.

»Es ist immer noch Zeit«, flüstert er.

»Nein«, sage ich entschlossen und wische mir mit der Hand das Fett vom Kinn.

»Wie Sie wollen.«

Schwerfällig steht er auf und streckt die Hand aus.

»Was haben Sie vor?«, frage ich.

»Ich werde nicht hierbleiben und mir das mit ansehen«, murmelt er.

Bestürzt sehe ich, wie Tränen seine Augen füllen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Er zieht mich an sich, schlingt seine Arme um meine Schultern wie zwei riesige knorrige Äste. Aus der Nähe ist sein Gestank überwältigend. Dann weicht er verlegen einen Schritt zurück. Er wühlt in seiner Hosentasche und reicht mir eine verwelkte Blume. Es ist eine kleine zartgelbe Rose.

»Sollten Sie doch noch Ihre Meinung ändern …«, hebt er an.

Ein letzter Blick in meine Augen. Ich schüttle den Kopf.

Und weg ist er.

Ich bin ganz gelassen, Liebster. Ich bin bereit. Ich höre sie jetzt, das Dröhnen, die Stimmen, den Krach ihres langsamen, aber unaufhaltsamen Nahens. Ich muss Dir nun ganz schnell das Ende meiner Geschichte erzählen. Ich glaube, Du weißt es jetzt. Ich glaube, Du hast verstanden.

Ich habe Gilberts Rose in mein Mieder gesteckt. Ich schreibe Dir mit zitternden Händen, nicht wegen der Kälte, nicht wegen der Angst vor den Arbeitern, die auf dem Weg hierher sind. Es ist das Gewicht dieses Augenblicks, das Gewicht dessen, von dem ich mich nun endlich befreien muss.