Welch merkwürdige Träume ich zurzeit habe! Der letzte war ausgesprochen befremdlich: Ich liege auf einer flachen Wiese und blicke in den Himmel. Es ist ein sehr warmer Tag, mein dickes Winterkleid kratzt auf der Haut. Die Erde unter mir ist flauschig weich. Wenn ich den Kopf drehe, sehe ich, dass ich auf einem dichten Bett aus Rosenblüten liege. Einige sind zerdrückt und welk und verströmen einen herrlichen Duft. Nicht allzu weit entfernt höre ich ein junges Mädchen leise singen. Sie klingt wie Alexandrine, ich bin mir aber nicht sicher. Ich will aufstehen, kann aber nicht. Meine Hände und Füße sind mit dünnen Seidenbändern gefesselt. Ich kann nicht sprechen, mein Mund ist mit einem Baumwolltuch zugebunden. Ich winde mich, aber meine Bewegungen sind schwerfällig und träge, als hätte man mich betäubt. Also liege ich hilflos da. Ich habe keine Angst. Am meisten setzen mir die Hitze und die Sonne zu, die direkt auf meine helle Haut scheint. Wenn ich noch länger hier liegen bleibe, bekomme ich Sommersprossen. Der Gesang wird lauter, ich höre stampfende Schritte, sie werden von den Rosenblüten gedämpft. Jemand blickt zu mir herab, ich kann nicht sehen, wer es ist, die Sonne blendet zu stark. Dann erkenne ich ein Mädchen, das ich oft in der Buchhandlung gesehen habe, ein geistesgestörtes Kind mit dem runden Gesicht einer Schwachsinnigen. Es ist ein nettes, bedauernswertes Ding, ich erinnere mich nicht an seinen Namen, aber ich glaube, es stand in irgendeiner Beziehung zu Monsieur Zamaretti, dem Buchhändler – in welcher Beziehung, wollte er mir aber nicht verraten. Wenn ich dort meine Bücher kaufte, saß das Mädchen oft auf dem Boden und spielte mit einem Luftballon. Manchmal zeigte ich ihm Illustrationen aus dem Märchenbuch der Comtesse de Ségur. Dann lachte es, besser gesagt, es heulte laut auf, aber ich gewöhnte mich daran. Und gestern träumte ich von ihm, wie es mit heulendem Gelächter Gänseblümchen vor meinen Augen baumeln lässt. Ich will ihm sagen, dass es mich losbinden soll, aber es versteht mich nicht. Ich gerate ganz durcheinander, die Sonne brennt sengend auf mich herab. Ich verliere die Nerven, schreie das Mädchen an, und es bekommt Angst. Trotz meiner flehentlichen Bitten weicht es zurück und rennt plump hüpfend wie ein Tier davon. Fort ist sie. Ich schreie, aber wegen des Tuchs um meinen Mund kann mich niemand hören. Und ich kenne nicht einmal den Namen des Mädchens. Ich fühle mich ohnmächtig. Ich breche in Tränen aus.
Und als ich bei diesem Traum erwachte, liefen mir Tränen übers Gesicht.