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Lars war nach Hause geeilt, hatte seine Kamera und die Karte eingepackt. Schnell hatte er noch eine DVD und ein paar Ausdrucke dazugelegt. So wirkte es authentischer. Er konnte nicht beweisen, dass er alle Kopien von seinem Rechner gelöscht hatte. Ob dem Typen das klar war?

Lars verbot sich, das Foto noch einmal anzuschauen, das der Kerl geschickt hatte. Gini, kniend vor einer weißen Wand. Gefesselt und geknebelt. Die Augen verweint und weit aufgerissen. Sah so Angst aus? Oder Verzweiflung? Das Gesicht blutverschmiert. Hatte sie kein T-Shirt an? War sie nackt unter ihrer Jacke?

Lars mochte nicht darüber nachdenken, was das bedeuten konnte.

Er bereitete sich vor. Sein Messer musste er erst suchen. Es lag zuunterst in der Wäscheschublade. Seine Mutter mochte es nicht. Doch sein Vater fand, jeder richtige Junge brauchte ein anständiges Messer. Wie recht er hatte.

Lars fädelte die Scheide auf seinen Gürtel und probierte, wie schnell er an das Messer herankam. Das funktionierte nur, wenn er das Hemd in den Hosenbund steckte.

Er füllte sich Wasser ab. Es war ein ganz schönes Stück nach Stahle, und wenn er sich nicht irrte, ging es lange bergauf bis zu dieser Freilichtbühne.

Wenn er sich richtig erinnerte, hatte er da den „Gestiefelten Kater“ gesehen, mit seiner Grundschulklasse, gleich nach der Einschulung. Wie lange war das her? Zehn Jahre mindestens. Er wusste noch, dass es jede Menge graue Steine gegeben hatte, auf der Bühne und darum herum. Lag die Bühne in einem ehemaligen Steinbruch?

Eine Gänsehaut kroch über seinen Rücken, während er versuchte, sich die Örtlichkeit vorzustellen. Lag sie mitten im Wald? An Häuser konnte er sich nicht erinnern. Aber das war zehn Jahre her.

Er radelte los. Seine Gedanken kreisten um den Mann, der ihn an der Freilichtbühne erwartete. Oder kam er später? Beobachtete er Lars, wartete, bis der wieder weg war, holte und prüfte die Sachen? Hatte er Gini bei sich oder hockte sie noch vor dieser Wand?

Wer erwartete ihn? Was hatte er demjenigen getan? Und Valentin? Hatten die Mädchen recht? War es dieser Unsympat aus der Werkstatt? Warum? Das ergab alles keinen Sinn.

Lars überquerte die Weserbrücke. Nordrhein-Westfalen. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Stahle gehörte zu Höxter, die Weser war Landesgrenze. Selbst wenn es Valentin gelang, die Polizei zu informieren, und selbst, wenn sie ihn unterstützen wollten, dieser Ollner war in Stahle gar nicht zuständig.

Da, links, das Schild zur Freilichtbühne. Rechts und links lauter Einfamilienhäuser. Allmählich war Lars außer Puste. Er fuhr ein wenig langsamer. Da vorne rechts kam gleich ein Parkplatz. Vielleicht sollte er da kurz Pause machen.

Ausweichmanöver
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