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Sebastian war mit dem Werkstattwagen auf dem kürzesten Weg über Eschershausen zu seiner Scheune gefahren.

Nachdem er den Wagen hineinbugsiert hatte, räumte er ihn sorgfältig leer. Danach schob er die Werkbank zur Seite. Sie stand in der Mitte der Scheune, sodass er die Werkzeuge von beiden Seiten aus erreichen konnte.

Links von der Werkbank stand der flaschengrüne Volvo, den er gerade restaurierte. Rechts davon hatte er jetzt den roten Werkstattwagen geparkt. Ganz hinten in der Ecke stand sein Buckelvolvo, sein Meisterstück. Fahrbereit, mit alten Kennzeichen, die er schon vor Jahren in Hameln aus dem Schrottcontainer gefischt hatte. Es sah einfach kompletter aus mit Kennzeichen.

Die Rückwand der Scheune hatte er im Laufe der Jahre mit Paneelbrettern verkleidet, sodass dahinter fast eine kleine Wohnung entstanden war. Angefangen hatte es mit einer Toilette aus einem Wohnmobil. Dann hatte er sich ein Bett aufgestellt. Dort wo früher das Stroh eingelagert wurde, quasi in der oberen Etage, hatte er heute sein Schlafzimmer. Nur die alte Holzleiter erinnerte noch an die ursprüngliche Nutzung. Unten hatte er sich ein Wohnzimmer eingerichtet, mit Sessel und Fernseher, sogar eine Kochplatte war vorhanden.

Manches Wochenende hatte er komplett hier verbracht. Das einzige Problem war das Wasser. Er konnte sich auf dem Hof nebenan etwas holen. In der Scheune selbst lag weder Wasser noch Abwasser. Immerhin hatte er inzwischen einen eigenen Stromanschluss.

Gelegentlich überlegte er, ob er nicht ganz hierher ziehen sollte. Er würde die Miete sparen. Dafür hätte er es weiter zur Arbeit. Außerdem müsste er sich hier anmelden. Ohne Wohnsitz ging es nicht, danach hatte er sich erkundigt. Dann wäre die Scheune nicht mehr geheim. Das wollte er vermeiden.

Außerdem hätte Frau Gambach ihn wohl kaum in einer Scheune besucht. Er sah sich um. Hier passte sie überhaupt nicht hin.

Nachdem er die Werkbank zur Seite geschoben hatte, rollte er die Plane auf, die den Boden bedeckte. Darunter kam ein Brett zum Vorschein. Er hob es an. Darunter versteckte sich die alte Grube, die der Bauer angelegt hatte, um in aller Ruhe an seinen Autos basteln zu können.

Sebastian musste grinsen. Damals war das Wort Ölabscheider noch ein Fremdwort gewesen. Jeder hatte seine eigene Grube gehabt.

Heute bewahrte er darin alles auf, was ein Einbrecher oder die Polizei, falls sie jemals auf ihn kommen sollten, nicht auf den ersten Blick finden sollten.

Die Kopiermaschine verschwand als Erstes in der Grube. Darum herum stapelte er die Kisten mit den Schlüsselrohlingen und die bereits kopierten und codierten Schlüssel der Kunden.

Aus seiner Wohnung holte er noch die beiden Schlüssel für die beiden Kunden, die dieses Wochenende verreist waren. Das musste jetzt warten.

Ganz zuletzt warf er noch den Schlüssel für den Heckmann-Volvo in die Grube. Dann legte er die Plane wieder aus und rollte die Werkbank darauf.

Mit geübten Griffen entfernte er die Magnetschilder des Autohauses Gambach vom Werkstattwagen und tauschte die Kennzeichen aus.

Am liebsten wäre er mit seinem Buckelvolvo zu seiner Verabredung mit diesem Lars gefahren. Doch das erschien ihm zu gefährlich. Der Wagen zog die Aufmerksamkeit auf sich. Jeder, der ihn unterwegs sah, würde sich daran erinnern.

Er könnte ihn auf Lirim zulassen. Das wäre ein Spaß. Nein, nicht wirklich, er müsste den Buckelvolvo irgendwo zurücklassen, und das ging gar nicht.

Er setzte sich an seinen PC, der in einem Regal an der Wand stand und füllte die Papiere für den Werkstattwagen auf Lirims Namen und diese erfundene Münsteraner Adresse aus. Dass die heute alles am PC machen mussten. Prompt legte er den Schein verkehrt herum ein und musste alles noch mal ausdrucken.

So, jetzt noch den Stempel. Er zögerte, Stempel aus Holzminden für Papiere aus Münster. Gab es das? Egal, guckte sowieso niemand so genau hin. Außerdem, Lirim war tot, hatte ihm das Auto nur geliehen, was konnte er dafür, wenn Lirim gefälschte Papiere verwendete? Sowieso egal, wenn sie ihn nicht wegen einer normalen Verkehrskontrolle anhielten und mehr als oberflächlich überprüften, war er eh genatzt.

Ausweichmanöver
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