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„Na, ihr Gangster. Ist ja fast wie’n Klassenausflug.“ Timo kam mit großen Schritten quer über den Jahnsportplatz auf sie zu und begrüßte alle mit Handschlag, wie er es immer tat. Den linken Arm hatte er um Julias Hüfte gelegt, die Rechte reichte er seinen Freunden. Valentin und Lars saßen mit Michelle und Saskia auf dem Boden, sie spielten Mau-Mau.

Philip stand an einen Baum gelehnt und rauchte. „Gordon und ich müssen gleich los. Wir sollen Sicherheitsdienst am Johannismarkt machen.“

„Dann sehen wir uns nachher alle auf dem Parkplatz Nordstraße.“

Als Lars antworten wollte, erklang vom Sportplatz des Campe-Gymnasiums ohrenbetäubender Lärm. Lars grinste. „Jetzt wissen wir, warum die sich „Titanick“ nennen. Bei dem Krach würde der Eisberg bersten, bevor er Schaden anrichten kann.“

Timo deutete High five an. „Ich denke, wir haben den coolsten Einsatzort erwischt. Vielleicht können wir uns was abgucken für die Star Oils.“

„Willste wirklich noch was für die Abi-Entlassung auf die Beine stellen? Das sind nur noch sechs Wochen oder so“, sagte Valentin.

Timo winkte ab. „Auf jeden… Sobald wir ’ne Idee haben, geht’s rund.“

„Material brauchen wir auch“, wandte Philip ein.

„Die Zehnten haben bald Mündliche, und wir schreiben noch Mathe.“

Julia kaute ständig Kaugummi, sodass sie oft nicht gut zu verstehen war.

„Willst du dafür etwa lernen?“, fragte Timo, ohne sie anzusehen.

„Du hast gut reden. Mir würgt der Heckmann mündlich garantiert ’ne Fünf ins Zeugnis. Ich brauche unbedingt eine gute schriftliche Arbeit, an der es nichts zu rütteln gibt.“

„Bleibste eben sitzen. Dann kannst du mit Vale und Nora in eine Klasse gehen. Und voilà, den Heckmann biste auch los. Null Problemo.“ Timo grinste breit.

‚Für dich vielleicht‘, dachte Lars. „Deine Eltern stehen immer hinter dir, egal wie hoch der Bockmist liegt, mit dem du gebaut hast.“

„Tickst du noch sauber?“ Julia befreite sich mit einem Sprung zur Seite aus Timos Umarmung. „Mein Vater nimmt mich von der Schule, wenn ich das Jahr nicht packe.“ Etwas leiser fügte sie hinzu: „Und meine Mutter wird wochenlang ächzen, stöhnen und jammern, weil ich sie sooooo enttäuscht habe.“

Mit verstellter, leidender Stimme sagte sie: „Julia, Kind, habe ich nicht alles für dich getan?“

„Die können dir gar nichts. Du gehst zum Jugendamt oder zur Polizei und zeigst sie an.“

Lars konnte gut verstehen, dass Julia darauf nicht einmal antwortete. Wer zeigte schon seine Eltern an? Blöde Eltern waren immer noch besser als gar keine oder welche, die sich ständig zankten und schließlich scheiden ließen.

Philip strich sich die Haare aus der Stirn und ging einen Schritt auf Julia zu. „Wenn du möchtest, erkläre ich dir das mit der Kurvendiskussion am Wochenende noch mal. Du musst am Mittwoch bestimmt an die Tafel.“

„Du bist lieb, danke.“ Julia sah Philip aus schwarz umrandeten Augen an, in denen Tränen schwammen.

Philip wich ihrem Blick aus, indem er seinen Pony wieder vor die Augen rutschen ließ. „Ich ruf dich an, und dann verabreden wir uns.“

Lars beobachtete Philip. Er konnte nicht verstehen, dass der sich mit so einem komischen Haarschnitt wohlfühlte. Er konnte kaum was sehen. Na, immerhin sparte er sich die Sonnenbrille.

Timo hatte den Wortwechsel bereits vergessen. Er stand bei Valentin und Gordon, die sich über irgendwelche Videos auf ihren Handys beömmelten.

Lars schüttelte den Kopf. So hatte es bei seinen Eltern auch angefangen.

Ausweichmanöver
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