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Ich hatte nicht gewusst, was für buckelige Straßen es hier in der Gegend gab. Vor und hinter Dassel gingen die kleinen Dörfer beinahe ineinander über. Wir brauchten gefühlt doppelt so lange wie gedacht von Holzminden nach Einbeck.

Wir sprachen beide kein Wort. Kofi hatte nicht mehr gefragt, wie ich an die Adresse gekommen war, und ich hatte von mir aus nichts dazu gesagt.

Wie verabredet, standen zwei Funkwagen am Ortseingangskreisel. Wir hielten, ich informierte sie. Sie waren nicht begeistert, erklärten sich aber bereit, möglichst unauffällig vorzugehen. Der Einbecker Kollege erklärte: „Agathe Wiesner, verwitwet, wohnt seit ihrer Kindheit in dem Haus, hat es von ihren Eltern geerbt. Der Mann, Hans-Georg, hatte eine Fleischerei mit Imbiss. Die hat sie nach seinem Tod verkauft. Sie haben einen erwachsenen Sohn, der in den Staaten lebt. Dort hält sich die alte Dame mehrere Monate im Jahr auf. Nebraska, soweit wir wissen.“

„Ist sie im Moment hier?“

„Abwesend, seit mindestens zwei Monaten.“

Ein Streifenwagen vor uns, einer hinter uns, fuhren wir in den Ligusterweg. Wir stoppten genau vor der Nummer 14, einem weißen Einfamilienhaus aus den sechziger Jahren. Im Windfang vor der Haustür brannte eine Funzel.

Im Licht der Straßenlaterne erkannte ich, dass der Rasen mal gemäht werden könnte, und ein Formschnitt würde den Bäumen und Büschen auch nicht schaden. Ich klappte den Deckel der Mülltonne auf, als wir daran vorbeikamen. Leere Dosen, Fleischverpackungen, Safttüten, Joghurtbecher. „Der Müll ist keine zwei Monate alt. Also Vorsicht.“

So leise wie möglich umrundeten wir das Haus. Nirgendwo brannte Licht. Auf der Rückseite entdeckten wir einen Kellereingang und beschlossen, das Haus hier zu betreten. Kofi ging wieder nach vorn vor die Haustür.

Ich sah nicht, was er machte, aber einer der Kollegen hielt uns Sekunden später bereits die Tür auf. Rechts die Waschküche, links der Heizungskeller, geradezu eine Treppe nach oben.

Die Tür quietschte etwas, als ich sie aufschob. Dielenfußboden. Ich schnupperte. Es roch nach ausgepusteten Kerzen. Eine Uhr tickte. Holz knackte. Wir standen in einem kleinen Flur.

Direkt vor uns begann das Wohnzimmer. Ein Fernseher auf Stand-by. Mit Gesten zeigte ich den Kollegen, wohin sie gehen sollten. Ich selbst wollte nach oben, ins Schlafzimmer, wollte die beiden aufschrecken sehen und meine ersten Fragen in diesem Moment abfeuern.

Als die Treppenstufen laut knarrten, verfluchte ich meine Ungeduld im Innern. Doch nichts rührte sich.

War das eine Falle?

Ahnten sie, dass wir kamen und hatten sich vorbereitet? Warteten sie schwer bewaffnet auf uns auf dem Treppenabsatz, hinter der nächsten Tür?

Ich zog meine Dienstwaffe, entsicherte sie und stieg die letzte Stufe hinauf.

Alle Zimmertüren standen offen, bis auf eine.

Wie ich es gelernt hatte, stieß ich die Tür auf und sprang sichernd ins Zimmer.

Das Bettzeug war verkrumpelt, als wäre jemand in großer Eile aufgestanden. Aber das Zimmer war leer. Enttäuscht schaltete ich das Licht an. Wir waren zu spät.

Nachdem wir alles durchsucht hatten und nichts, aber auch gar nichts gefunden hatten, was die beiden zurückgelassen hatten, abgesehen vom Müll und ein paar Vorräten in der Küche, blieb uns nur auf die Ergebnisse der Spurensicherung zu warten. Ich war mir jedenfalls auch ohne gesicherte Fingerabdrücke gewiss, dass wir den Unterschlupf von Julia Sproy und Timo Fleck gefunden hatten.

Fragte sich nur, warum sie nicht mehr hier waren.

Es nützte auch nichts, dass wir auf dem Rückweg die Familien Sproy und Fleck aus den Betten klingelten. Die beiden Jugendlichen blieben wie vom Erdboden verschluckt.

Ausweichmanöver
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