Verantwortung der Unternehmen – auch im eigenen Interesse

Im Schnitt ist jeder zehnte Mitarbeiter in einem Unternehmen von Trauer betroffen: Bei einer durchschnittlichen Sterblichkeitsrate von einem Prozent der Bevölkerung jährlich sind mindestens fünf Prozent der Mitarbeiter akut betroffene Angehörige ersten Grades, das heißt Kinder oder Eltern jüngst Verstorbener. Rechnet man Betroffene anderer Verlustsituationen hinzu und berücksichtigt man die Dauer von Trauerprozessen, ergeben sich durchschnittlich über zehn Prozent akut betroffener Mitarbeiter des Unternehmens.

In vielen Unternehmen hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass Menschen mit Kindern ein anderes Leben führen als ihre kinderlosen Kollegen; sie müssen häufiger auch kurzfristig freigestellt werden, sie können nicht jederzeit erreichbar sein. Auch darüber, wie die Pflege von Angehörigen besser mit den Anforderungen der Arbeitswelt zu vereinbaren wäre, wird heute diskutiert. Bei Trauer- und Todesfällen fehlt dieses Bewusstsein meist noch. Um es an einem Beispiel zu illustrieren: Wie für Hochzeiten oder Umzüge wird auch für eine Bestattung zwei Tage Sonderurlaub gewährt – aber nur dann, wenn es sich bei dem Verstorbenen um einen Verwandten ersten Grades handelt oder um einen Ehepartner. Wenn man dagegen seinen Lebensgefährten, mit dem man vielleicht schon Jahre zusammen ist, zur Beerdigung seines Vaters begleiten möchte, ist dafür kein Urlaub vorgesehen. In diesem Fall ist man den guten Willen seines Vorgesetzten angewiesen.

In einer Zeit, in der psychische Störungen und Erkrankungen für mehr als die Hälfte aller Fehltage verantwortlich zu machen sind, stehen auch Unternehmen in der Verantwortung – in ihrem eigenem Interesse: Angesichts veränderter Altersstrukturen in den Belegschaften und den bereits spürbaren Lücken auf dem Arbeitsmarkt gewinnen betriebliche Gesundheitsmanagementprogramme an Bedeutung.

Deutschland ist in dieser Hinsicht noch immer ein Entwicklungsland. Zwar investieren heute knapp die Hälfte der in Deutschland ansässigen Großkonzerne systematisch in die Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter, doch bei den mittelständischen Unternehmen sind dies nur weniger als fünf Prozent. Oft haben Unternehmensleitungen erkannt, dass sie auf dem Gebiet der betrieblichen Gesundheitsvorsorge in der Verantwortung sind, wissen deshalb aber noch lange nicht, was sie tun und welche Wirkung sie damit erzielen können.

Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts EuPD ist jeder zweite Manager überlastet. Nur ein Drittel der gesundheitsbedingten Produktivitätsverluste entsteht durch Fehlzeiten; zwei Drittel durch eingeschränkt arbeitsfähige Mitarbeiter am Arbeitsplatz. Dazu zählen auch Mitarbeiter, die trauern oder Verlusterfahrungen bewältigen müssen – und zusätzlich an ihrem Arbeitsplatz unter dem Druck stehen, den Anschein von Normalität und Leistungsfähigkeit zu wahren. Sie müssen ihre Trauer zu Hause lassen und geraten dadurch in eine doppelte Belastungssituation. »Die seelische Befindlichkeit eines Menschen beeinflusst massiv die Qualität seiner geistigen Arbeit«, stellt Bernhard Badura, Professor für betriebliches Gesundheitsmanagement an der Universität Bielefeld, anlässlich der Vergabe des »Corporate Health Award« 2011 fest und fordert eine »Schule der Emotionen« für Führungskräfte.

Bislang bietet lediglich jedes fünfte Großunternehmen seinen Beschäftigten auch eine psychologische Beratung an – dies ist angesichts der massiven Zunahme psychisch bedingter Beeinträchtigungen wenig. Dass solche Programme keine Sonntagsveranstaltungen sind, sondern sich betriebswirtschaftlich rechnen, lässt sich an zahlreichen Beispielen belegen.

Das letzte Hemd ist bunt: Die neue Freiheit in der Sterbekultur
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