30

Nachdem ich dem letzten Gast die Hand geschüttelt hatte, wandte Bones sich mit gepresster Stimme an mich.

»Warum hast du Tepesch eingeladen?«

Ich warf einen Blick in Richtung Vlad, der sich am anderen Ende des Saales mit einem Vampir namens Lincoln unterhielt. Soweit ich wusste, war er nicht der Lincoln, der die Sklaven befreit hatte, aber ziemlich groß war er trotzdem.

»Habe ich nicht.«

Bones starrte mich an, als fragte er sich, ob ich die Wahrheit sagte.

»Frag ihn doch, wenn du mir nicht glaubst«, fügte ich aufgebracht hinzu. »Nicht, dass es mich stört, Vlad hierzuhaben, aber mir ist es gar nicht in den Sinn gekommen, ihn einzuladen, weil er nicht zu den Leuten gehört, die meinen Kopf wollen.«

»Leise«, zischte Bones und zog mich nicht gerade sanft zu einem Alkoven in der Nähe der Eingangstür.

Ich wusste nicht, worüber er so sauer war. War es wirklich so eine Riesensache gewesen, Vlad außerhalb des Protokolls zu begrüßen? Scheißvampire und ihre verschrobenen Gesetze.

Obwohl ich meine Ansichten in diesem Punkt vielleicht noch einmal überdenken sollte. Immerhin war ich jetzt auch eine vollwertige Vampirin und beleidigte mich damit selbst.

»Wo ist das Problem?«, fragte ich sehr leise.

Bones sah mich an, als wären mir gerade zwei Köpfe gewachsen.

»Das Problem, Schätzchen, ist, dass du von meiner Seite gewichen bist und deinen alten Geliebten begrüßt hast, als würdest du es ohne ihn gar nicht mehr aushalten können.«

Jetzt war ich es, die Bones ansah, als wäre er zum Außerirdischen mutiert. »Meinen alten Geliebten? Hast du den Verstand verloren?«

Der Unglaube ließ meine Stimme lauter werden. Bones’ Finger packten meinen Arm fester. »Willst du das unbedingt vor versammeltem Publikum ausdiskutieren? Brauchst es nur zu sagen.«

Ich zwang mich, ruhig zu bleiben, weil ich sonst losgebrüllt hätte. »Wie kommst du darauf, ich hätte Sex mit Vlad gehabt? «, presste ich flüsternd hervor.

Bones zog die Augenbrauen hoch. »Charles hat mir erzählt, als er dich angerufen hat, wärst du mit Tepesch im Bett gelegen.«

O Gott, er hatte ja recht. Spade hatte an dem Morgen angerufen, als Vlad bei mir geschlafen hatte. Bei dem ganzen Trubel hatte ich vergessen, was für einen Eindruck das hinterlassen haben musste.

»Weißt du noch, wie du mir gesagt hast, dass ich dich hätte fragen sollen, was in New Orleans passiert ist, statt einfach nur dem Schein zu trauen? Den Rat kann ich dir nur zurückgeben, Bones. Hättest du mich gefragt, hätte ich dir sagen können, dass ich nie Sex mit Vlad hatte. Ich habe ihn noch nicht mal geküsst. Wir haben in einem Bett geschlafen, weil wir beide einsam waren und einen Freund brauchten. Das war’s.«

Bones’ Gesichtsausdruck nach zu urteilen war diese Information schwer zu verdauen. Ich trommelte mit dem Fuß auf den Boden. Wenn ich dir glauben kann, dass du zusammen mit Cannelle ein Mädchen nach dem anderen abgeschleppt und sie anschließend nur eingeschläfert hast, dann ist es ja wohl nicht zu viel verlangt, von dir zu erwarten, dass du mir in der Sache mit Vlad auch vertraust, wandte ich mich leicht gereizt per Gedankenübertragung an ihn.

»Okay«, sagte er schließlich. »Ich glaube dir, und ich hätte dich fragen sollen.«

»Ich fass es nicht, dass du dachtest, ich wäre mit Vlad in die Kiste gestiegen, und kein Wort darüber verloren hast.«

»Oh, das hätte ich schon noch, aber erst, wenn das mit deiner Mutter geklärt ist.« Seine Stimme war rau. »Ich dachte, du hättest es getan, weil du der Meinung warst, ich hätte dich verlassen und selbst jede Menge Weiber ins Bett gezerrt. Mir war schon klar, wie es dazu gekommen sein konnte, aber ich hätte das bestimmt nicht einfach so auf mir sitzen lassen.«

Auch aus diesem Grund also hatte Bones sich in der Nacht, in der er mich aus dem Haus des Pfählers geholt hatte, mit ihm duellieren wollen. Nicht allein die Sorge, Vlad könnte mich im Falle eines Ghul-Angriffs zugunsten seines Volkes opfern, hatte ihn dazu getrieben.

»Du hast mich von Vlad weggeholt, obwohl du dachtest, ich würde dich betrügen?«

Bones umfasste mein Gesicht. »Du hast mich ja auch aus New Orleans herausgeschafft, obwohl du glaubtest, ich hätte dich verlassen und betrogen. So sind Vampire eben, Kätzchen. Wir holen uns immer, was uns gehört, komme, was wolle.«

Gerade dachte ich, dass ich noch nie glücklicher darüber gewesen war, eine Vampirin zu sein, da drang eine vernichtende Stimme an mein Ohr.

»Hände weg von meiner Frau.«

Mein ganzer Körper versteifte sich, als ich mich ungläubig umwandte. Durch die offene Tür hinter mir konnte ich deutlich sehen, wie Gregor eintrat.

Bones stellte sich zwischen mich und den anrückenden Vampir. Dass Mencheres sich näherte, spürte ich mehr, als dass ich es sah.

»Du bist hier nicht willkommen, Traumräuber«, verkündete er beängstigend höflich.

»Mencheres.« Ein kühles Lächeln lag auf Gregors Lippen. »Du dachtest schon, du hättest gewonnen, als du ihre Erinnerungen gelöscht und mich eingekerkert hattest, aber du hast versagt. Alle wissen, dass Catherine und ich das Bündnis eingegangen sind. Und unserem Gesetz nach kann einem Ehegatten der Zugang zu einer offiziellen Zusammenkunft, bei der der andere zugegen ist, nicht verwehrt werden.«

Gregor hatte recht. Warum hatte ich daran eigentlich nicht selbst gedacht? Warum hatte der zigtausend Jahre alte Vampir neben mir nicht daran gedacht? Verdammt noch mal, wo waren Mencheres’ berühmte Visionen, wenn man sie brauchte?

»Deine Frau genannt zu werden, ist die schlimmste Beleidigung, die man mir je an den Kopf geworfen hat«, stieß ich hervor. »Wo ist meine Mutter, Gregor?«

Vlad kam ebenfalls näher. Zusammen hätten er und Mencheres Gregor lähmen und anschließend knusprig braten können, wenn er angegriffen hätte. Wie’s aussah, konnte die Party ja doch noch ganz lustig werden.

»Deine scharfe Zunge wird dir nur noch mehr Strafe einbringen«, erwiderte Gregor und rauschte ins Haus.

Unerwartet lächelte Bones und ließ zärtlich und langsam die Hand über meinen Arm gleiten.

»Stehst nicht so auf ihre Zunge, was? Komisch. Dabei ist sie eins der Körperteile, die ich am meisten an ihr schätze.«

Wutentbrannt wollte Gregor sich auf ihn stürzen … da fing er sich wieder. Er warf Mencheres und Bones einen wissenden Blick zu. Dann lachte er laut auf.

»Nein«, rief er. »Ich werde den allgemeinen Waffenstillstand nicht als Erster brechen. Du und ich, wir werden uns noch sprechen, chien, aber nicht heute. Eigentlich bin ich ja gekommen, weil ich ein Geschenk für Catherine habe.«

Rodney bahnte sich mit den Ellbogen einen Weg zu uns und starrte Gregor beinahe so hasserfüllt an wie ich. Gregor störte sich nicht daran. Lächelnd sah er zu, wie hinter ihm eine Frau auf das Haus zukam. Sie trug ein rotes Abendkleid und einen weißen Pelzmantel. In der Hand hielt sie eine Leine, an der eine weitere Vampirin auf allen vieren hinter ihr herkroch.

»Du bist doch tot«, rief ich ungläubig.

Die Vampirin mit den kastanienbraunen Haaren lachte. »Oui, Catherine! Aber du hast einen Fehler gemacht. Vor meiner Ermordung hast du mir Vampirblut zu trinken gegeben, dann hast du mich an Gregor zurückgeschickt, ohne mir den Kopf abzuschlagen. Merci dafür. Gregor hätte mich sonst nicht als Ghula wiederauferstehen lassen können.«

Cannelle grinste unentwegt, während sie redete. Ich hingegen hätte mich am liebsten geohrfeigt. Natürlich. Cannelle hatte ein paar Tropfen von Ians Blut getrunken, bevor ich ihr das Messer ins Herz gestoßen hatte. Gregor hatte es wohl aus meinen Träumen erfahren, wie so vieles andere auch. Cannelle hatte zur Vampirin werden wollen, aber wie es aussah, hatte ich ihr geholfen, eine Ghula zu werden.

Cannelle versetzte der Vampirin zu ihren Füßen einen Tritt. Ich blickte zu der Gestalt. Langes dunkles Haar verbarg ein Frauengesicht … und mir gefror das Blut in den Adern.

»Nein«, flüsterte ich.

Die Vampirin hob den Kopf, ihr Haar fiel zur Seite … und ich stürzte auf sie zu.

»Mom!«

Bones hielt mich zurück. Ich versuchte mich loszureißen, wollte unbedingt zu ihr, entsetzt über das leuchtende Grün in ihren sonst so blauen Augen.

»Catherine«, wandte sie sich mit bebender Stimme an mich. Ein krasser Gegensatz zu dem schneidenden Tonfall, in dem sie normalerweise sprach. »Bitte, töte mich.«

»Bones, lass mich los!«

Er packte mich nur noch fester und zog mich sogar zurück. Neben mir hielt Spade Rodney genauso unbarmherzig fest, während der Gregor wüste Beschimpfungen an den Kopf warf. Mencheres trat vor und deutete auf Gregor, den Zeigefinger nur Zentimeter von seiner Brust entfernt.

»Was soll das?«

Gregor warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Das ist das Geschenk für meine Frau. Seht ihr, wie gütig ich bin? Jetzt kann Catherine ihre Mutter für immer bei sich haben … natürlich erst, wenn meine treue Cannelle keine Dienerin mehr benötigt.«

Lächelnd trat Cannelle meiner Mutter ins Gesicht. Sie stürzte.

»Dafür werde ich dich umbringen, Gregor!«

In meinen Ohren begann es zu dröhnen. Erst dachte ich, es käme davon, dass ich mit den Fäusten auf Bones einschlug, der mich mit aller Kraft festhielt. Dann aber wurde mir klar, dass das Geräusch nicht daher rührte. Es kam aus meinem Inneren.

Cannelle machte große Augen. Im Saal wurde entsetztes Gemurmel laut. Immer mehr Blicke richteten sich auf mich. Apollyon bahnte sich einen Weg durch die Menge und starrte mich an.

»Ihr Herz schlägt. Was ist das für ein fauler Zauber?«

Ich weiß nicht, wer anfing, aber urplötzlich war eine ausgewachsene Schlägerei im Gange. Apollyon und die Ghule kamen schreiend auf mich zugestürmt.

»Schaff sie von hier weg«, rief Bones Vlad zu, bevor er sich ins Getümmel stürzte. Vlad hielt mich mit der Gewalt einer Schraubzwinge fest und wich mit mir zurück. Mencheres warf seine Macht aus wie ein Netz, um die aufgebrachte Menge im Zaum zu halten, aber die Untoten waren zu mächtig und zahlreich, als dass er sie alle gleichzeitig hätte erstarren lassen können. Rufe wirbelten durch die Luft, dann Körper, als die Gemüter sich immer mehr erhitzten, und als Vlad schließlich beschloss, den Rückzug anzutreten, brach sogar noch Feuer aus.

Eine schützende Flammenwand erhob sich um uns, während er mich an sich drückte und wir beide steil nach oben schossen. Im nächsten Augenblick durchstießen wir die Decke über unseren Köpfen. Dann die nächste und die übernächste, bis schließlich nur noch der Nachthimmel über uns war.

»Verflucht noch mal, ich lasse meine Leute nicht im Stich!«, brüllte ich, während wir uns durch das zerstörte Dach schwangen.

»Es gibt keine andere Lösung«, murmelte Vlad und drückte mich so fest an sich, dass ich gekotzt hätte, wäre ich noch dazu in der Lage gewesen.

Bumm. Bumm. Bumm. Immer weiter schlug mein Herz in meiner Brust. Es machte mich ganz konfus, so erstaunlich fremd war mir das Gefühl nach einer Woche schon. In meinem Kopf stürmte eine Bilderflut auf mich ein, während wir uns immer weiter vom Haus entfernten. Mom. O Gott, Mom. In eine Vampirin verwandelt. An einer Leine herumgezerrt und getreten. Bones, wie er sich in den Kampf stürzte. Gregor, der über all das nur lachte.

»Mencheres wird alles in Ordnung bringen«, beruhigte mich Vlad. Er musste schreien, damit ich ihn über den Fahrtwind hinweg verstand, zumal er immer schneller flog. Sogar einen richtigen Feuerschweif zogen wir hinter uns her, wie ein Komet. »Aber nicht, solange du da bist mit all deiner Wut auf Gregor und deinem schlagenden Herzen. Wärst du geblieben, hätte das Ganze in einem Gemetzel geendet.«

Ich wollte mich von ihm losmachen und zum Haus zurückkehren, aber die bittere Wahrheit war, dass Vlad recht hatte. Wieder einmal waren alle, die mir etwas bedeuteten, ohne mich besser dran.

 

Als ich die Augen öffnete, dauerte es ein paar Sekunden, bis ich wusste, was los war. Als Erstes fiel mir auf, dass ich mich auf einem Autorücksitz befand. Zweitens fuhr der Wagen nicht. Drittens hatte ich mich mit aller Macht in jemandes Kehle verbissen, und der Geschmack sagte mir, dass es die von Bones war.

Ich wich zurück und sah, dass es Vlads Hals war, dem ich Gewalt angetan hatte. Sein Hemd war aufgerissen, und ich hatte ihn gegen die Seitentür des Wagens gepresst.

Er setzte sich auf. »Was war das denn?«, erkundigte er sich gelassen.

Innerlich verfluchte ich mich, weil ich vergessen hatte, ihn über diese so wichtige Besonderheit in meinem Essverhalten aufzuklären, auch wenn das meine geringste Sorge gewesen war. Nachdem wir uns auf dem Luftweg von der Klopperei verabschiedet hatten, die einmal eine Party gewesen war, hatte Vlad den erstbesten Autofahrer gekidnappt und hypnotisiert, der ihm untergekommen war, und uns von ihm zum Bahnhof bringen lassen. Dort hatten wir uns in den nächsten Zug gesetzt, der abfuhr, und ich hatte darauf bestanden, Bones anzurufen, den ich allerdings nicht erreicht hatte. Spade und Mencheres ebenso wenig.

Vlad hatte mich beruhigt und gemeint, sie wären vermutlich zu beschäftigt, um ans Telefon zu gehen. Alle weiteren Versuche meinerseits, sie anzurufen, wurden eine Stunde später vom Sonnenaufgang durchkreuzt, der mich auf der Stelle außer Gefecht setzte.

»Hast du was von Bones gehört?«

»Vor ein paar Stunden habe ich mit ihm gesprochen. Er dürfte bald hier sein.«

Während ich die Nachricht verdaute, fiel mir auf, dass mein Herzschlag, der das ganze Desaster ausgelöst hatte, inzwischen verstummt war. Was für eine Ironie des Schicksals; mit meiner Coming-out-Party hatten wir die Bedenken der Ghule eigentlich zerstreuen wollen. Jetzt hatten wir auch noch Öl ins Feuer gegossen. Ich konnte nur hoffen, dass es Mencheres und Bones gelungen war, für Ruhe zu sorgen, und ich als ungewöhnlicher Vampir weniger bedrohlich auf die Ghule wirkte, als dies während meiner Halbblut-Existenz der Fall gewesen war.

Vlad zog die Enden seines zerfetzten Hemdkragens zusammen und erinnerte mich so daran, dass ich ihm noch eine Erklärung für mein Verhalten schuldete.

»Nach meiner Verwandlung ist etwas Seltsames passiert. Statt auf Menschen hatte ich es auf jeden Vampir in meiner Nähe abgesehen. Aus irgendeinem Grund verlangt es mich nach Vampirblut … und dass mein Herz manchmal noch schlägt, weißt du ja schon.«

So verdutzt wie in diesem Augenblick hatte ich Vlad noch nie gesehen. »Außergewöhnlich«, murmelte er.

Selbst während er das sagte, konnte ich es mir nicht verkneifen, mir die Lippen zu lecken. Vlads Blut schmeckte anders, klar, aber lecker war es trotzdem.

Vlad beobachtete mich, und ich hielt inne. Ich hatte zwar nicht mitbekommen, wie ich es getan hatte, aber ein schlechtes Gewissen hatte ich trotzdem, weil ich einfach so meinen Freund angenagt hatte.

»Verzeihung«, murmelte ich.

Seine Lippen verzogen sich. »Du bist doch immer wieder für eine Überraschung gut, Cat.«

Wäre es doch bloß anders gewesen! Schon als Halbblut war ich eine Kuriosität gewesen, und jetzt, als Vampirin, sogar eine noch größere.

Und zu allem Überfluss war meine Mutter jetzt auch noch zur Vampirin geworden. Meine Mutter, die Vampire hasste, seit sie wusste, dass es sie gab. Meine Mutter, die mich abends zuvor angefleht hatte, sie umzubringen.

»Vielleicht denkst du lieber noch mal darüber nach, ob du mein Freund bleiben willst, Vlad, denn ich werde meine Mutter zurückholen, und wenn ich dazu gegen jedes einzelne Vampirgesetz verstoßen muss.«

Vlads kupfergrüne Augen sahen mich fest an. »Ich hätte auch nichts anderes von dir erwartet.«

Statt etwas darauf zu antworten, sah ich aus dem Fenster. Die Sonne stand hoch am Himmel. Es musste wohl Mittag sein. Ich war stundenlang bewusstlos gewesen. Vampirgesetze hin oder her, wie ich das Versprechen, meine Mutter zu retten erfüllen sollte, wo der Sonnenaufgang mir alle Kraft raubte, war die eigentliche Frage. Ganz zu schweigen davon, dass ich keine Ahnung hatte, wo Gregor meine Mutter hingebracht hatte. Inzwischen konnte sie überall sein.

»Cat.« Ich schaute hoch und stellte fest, dass Vlad mich immer noch anstarrte. »Ich kann dir in dieser Angelegenheit nicht helfen, das weißt du.«

Ein kleines, trauriges Lächeln erschien auf meinen Lippen. »Ja, ich weiß.«

»Gregors größte Schwäche ist sein Stolz«, erklärte Vlad. »Mach dir das zunutze. Das zieht bei ihm immer.«

Ich spürte Bones schon Minuten, bevor ich seinen Wagen hörte. Seit er mich verwandelt hatte, stand ich ihm auf eine Weise nahe, die mit Logik nicht zu erklären war. Im Augenblick konnte ich seine Ungeduld spüren wie Sandpapier, das über mein Unterbewusstsein schabte.

Ich war bereits aus dem Auto gesprungen, als der schwarze Mercedes neben Vlads Wagen stehen blieb. Bones stieg aus und zog mich an sich, bevor ich etwas sagen konnte. Er küsste mich so heftig, dass es mir den Atem geraubt hätte, wenn noch welcher in mir gewesen wäre. Dann schob er mich ein Stück von sich und strich mir über die Lippen, während seine Augen grün wurden.

Ich wusste, dass er Vlads Blut an mir schmecken konnte. Einerseits wollte ich mich entschuldigen, andererseits dachte ich mir, dass gerade Bones mich verstehen würde.

»Bones«, begann ich.

»Mach dir keine Gedanken, Süße«, sagte er und fuhr mir noch einmal über die Lippen. »Gehen wir.« Bones schenkte Vlad ein kurzes Nicken. »Tepesch, wir sehen uns.«

Vlad hatte sich an seinen Wagen gelehnt, müde lächelnd wie üblich.

»Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass das bald der Fall sein wird.«