23

Wasser umwirbelte mich. Alles war dunkel und verschwommen. Wo war ich? Wie war ich hierhergekommen? Es stank fürchterlich, und das Zeug, in dem ich herumstrampelte, wurde schwarz und zu zäh, als dass ich darin hätte schwimmen können. Es drang mir in den Mund, und ich musste würgen. Es war gar kein Wasser. Es war Asphalt.

»Hilfe!«

Mein Rufen wurde nicht erhört. Der Asphalt schien mich in die Tiefe zu ziehen. Ich keuchte, erstickt, und spürte, wie der Asphalt in meine Lunge gelangte. Immer tiefer wurde ich nach unten gesogen. Ich ertrank. Ein flüchtiger Gedanke schoss mir durch den Kopf. So also werde ich sterben. Lustig, dabei dachte ich immer, es würde während eines Kampfes sein …

»Nimm meine Hand«, hörte ich eine drängende Stimme.

Blind griff ich zu, die pechschwarze Masse in meinen Augen raubte mir die Sicht … Und dann war der Asphalt verschwunden, und ich stand dem Mann gegenüber, vor dem ich davongelaufen war.

»Gregor«, fauchte ich, verzweifelt bemüht aufzuwachen. Ein Traum, du bist nur in einem Traum gefangen. »Verflucht noch mal, lass mich in Ruhe!«

Drohend ragte Gregor vor mir auf. Ein nicht vorhandener Wind zauste sein aschblondes Haar, und seine rauchig grünen Augen nahmen einen smaragdfarbenen Glanz an.

»Für diesmal hast du deinen Liebsten vielleicht vor mir in Sicherheit gebracht, aber er fällt mir noch früh genug in die Hände. Was ist das für ein Gefühl, meine Gemahlin, fallen gelassen zu werden? Ah, chérie. Du hast deinen Schmerz verdient.«

Gregor hielt meine Arme umklammert. Ich konnte spüren, wie er versuchte, mich aus meinem Körper herauszuziehen, und musste einen Augenblick lang gegen meine eigene Panik ankämpfen. Ich hatte selbst dafür gesorgt, dass Bones und ich getrennt wurden. Warum hatte ich nicht damit gerechnet, dass Gregor nur darauf warten würde, dass ich die Augen schloss? Seine Energie schien in mich einzusickern, mich allmählich auszufüllen. Ich wollte ihn ablenken, und zwar schnell, damit er nicht länger diese gefährliche Aura um mich aufbauen konnte.

»Cannelle zu beauftragen, war ein Fehler. Falls du es noch nicht gehört hast: Ich habe sie umgebracht. Ian schickt dir ihre Leiche mit einer großen roten Schleife drum. Wenn sich das herumspricht, wird sich keiner mehr so leicht beschwatzen lassen, die Drecksarbeit für dich zu erledigen.«

Gregor nickte wenig beeindruckt. »Oui, damit hatte ich nicht gerechnet, und du wirst dafür zahlen müssen, ma femme. Komm zu mir zurück, und ich setze den Preis nicht zu hoch an.«

»Warum willst du unbedingt, dass ich zu dir zurückkomme? «, fragte ich frustriert. »Wir passen doch ganz offensichtlich nicht zusammen. Du machst nicht den Eindruck, als würdest du mich lieben. Mir kommt es sogar so vor, als ob du mich nicht mal leiden könntest.«

Eine Regung flackerte in Gregors Zügen auf, aber so kurz nur, dass ich sie nicht deuten konnte. »Du gehörst mir«, sagte er schließlich. »Und bald wirst du auch merken, dass du an meine Seite gehörst.«

Da war mehr im Busch, das wusste ich einfach, aber im Augenblick hatte ich größere Sorgen. Pulsierend umgab mich Gregors Macht. Ich versuchte, seine Finger aufzubiegen, aber sie waren wie festgeschweißt.

»Dann habe ich schlechte Neuigkeiten für dich: Noch einmal bei jeder deiner Launen einen Eiertanz aufführen? Sorry, Gregor. Die Chance hast du verspielt, als ich erwachsen geworden bin und Selbstbewusstsein entwickelt habe. Ich komme nie mehr zu dir zurück.«

»Warum tust du das!«, brüllte er, seine gespielte Gelassenheit aufgebend. »Ich biete dir alles, und du verschmähst mich, als wäre ich weniger wert als dieser Lustknabe, der dich verlassen hat!«

Die Wut saugte seine Energie wieder zurück in seinen Körper, fort von mir. Ich nutzte meine Chance.

»Weil ich als Verflossene eines Lustknaben glücklicher bin als mit dir als Ehemann.«

Gregor stieß mich von sich. Ich landete wieder in der Asphaltgrube, bis zu den Schultern in der klebrigen schwarzen Masse. Er stand über mir und schüttelte die Faust.

»Du gehörst mir, ob du willst oder nicht, und darüber kannst du nachdenken, während du dich weiter vor mir versteckst. Ich werde Bones aufspüren, wenn er seine Leute nicht um sich hat. Es ist nur eine Frage der Zeit. Und dann, chérie, wird er sterben.«

Ich kam nicht dazu, meinem Hass auf ihn Luft zu machen, denn im nächsten Augenblick war ich ganz im Asphalt versunken. Ich bewegte mich sehr schnell nach unten, als würde ich gezogen, und dann …

Ich setzte mich kerzengerade im Bett auf. Die Laken um mich herum waren feucht, aber nicht vom Asphalt. Ich war von kaltem Schweiß bedeckt. Und stinkwütend.

»Ich bringe dich um, Gregor«, knurrte ich ins leere Zimmer hinein. Was für positive Gefühle ich auch als Teenager für ihn gehegt haben mochte, mit denen war es jetzt vorbei. Hätte ich Gregor noch mal ein Silbermesser in den Rücken stoßen können, hätte ich es lächelnd in der Wunde gedreht. Das hättest du damals machen sollen, spottete meine innere Stimme. Keine gute Tat bleibt ungesühnt.

Vlad kam ohne anzuklopfen ins Zimmer. »Seit fünf Minuten spüre ich schon deinen brennenden Zorn in meinem Schädel.«

»Ich hasse ihn«, verkündete ich, stand auf und tigerte im Zimmer auf und ab.

Vlad beobachtete mich ungerührt. »Ich habe keinen Grund, Krieg gegen Gregor zu führen, Cat, aber es tut weh, dich so leiden zu sehen.«

»Es ist zum Verrücktwerden«, fuhr ich fort. »Bones würde es vielleicht schaffen, Gregor umzubringen, wenn er ihm allein in einem fairen Kampf gegenüberstehen würde, aber darauf wird Gregor sich nicht einlassen. Und ich bin nicht stark genug, um Gregor allein auszuschalten. Ich atme, blute, mein Körper heilt nicht sofort … ich bin ihm nicht gewachsen. Halb Mensch zu sein, war bei meinem alten Job ideal. All die Eigenschaften, die ich eben erwähnt habe, machten mich zum perfekten Lockvogel und zur effektiven Jägerin. Aber im Kampf gegen wirklich alte Vampire wie Gregor machen sie mich nur … schwach.«

Vlad sagte nichts. Brauchte er auch gar nicht. Wir wussten beide, dass ich recht hatte.

»Was willst du dagegen tun?«, fragte er schließlich.

Ich unterbrach mein Gerenne. Das war die Eine-Million-Dollar-Frage, nicht wahr?

 

Am Abend darauf spielten Vlad, Maximus, Shrapnel und ich im Obergeschoss Poker. Vlad hatte schon den ganzen Abend lang gewonnen, Kunststück, bei seinen telepathischen Fähigkeiten, auch wenn er beteuerte, sie nicht gegen mich einzusetzen. Shrapnel und Maximus hatten wahrscheinlich solche Angst vor ihm, dass sie ihn sowieso gewinnen ließen. Es war schon fast Mitternacht, als wir von unten ein lautes Klopfen hörten. Die drei Vampire waren sofort auf den Beinen. Aus Vlads Händen loderten bereits Flammen.

Vlad hatte niemanden erwartet; das zeigte seine Reaktion deutlich, und deshalb verstand ich auch die Aufregung der Männer. Wer immer dort unten war, er hatte es unbemerkt an Vlads einschüchternden Wachen vorbeigeschafft und angeklopft, um uns zu zeigen, dass er das Überraschungsmoment nicht nötig hatte, und das alles, ohne dass Vlad, der gerade eilig das Zimmer verließ, überhaupt mitbekommen hatte, dass jemand gekommen war.

Kurz gesagt, wir steckten tief in der Scheiße.

Ich wollte Vlad nachlaufen, aber er drehte sich knurrend zu mir um.

»Bleib hier.«

Per Gedankenübertragung brüllte ich zurück, er könne von mir aus zur Hölle fahren, wenn er glaubte, ich würde einfach bloß bangen und warten, als ich eine Bewegung vor dem Fenster wahrnahm.

Ich zeigte darauf. »Da.«

Etwa drei Dutzend von Vlads Wachleuten zeichneten sich als deutliche Silhouetten vor dem Nachthimmel ab, wo sie etwa sechs Meter über dem Boden langsam in der Luft rotierten. Ihre Münder öffneten und schlossen sich immer wieder, als wollten sie sprechen, was ihnen allerdings nicht gelang.

Jetzt konnte ich mir schon vorstellen, wer da geklopft hatte. Ich kannte nur einen Vampir, der seine Machtaura so gut verbergen konnte, dass niemand ihn bemerkte, und es fertigbrachte, hartgesottene untote Wachleute in der Luft herumschwirren zu lassen wie Glühwürmchen.

Vlad war wohl auch schon darauf gekommen, denn die Flammen, die ihm aus den geballten Fäusten drangen, verloschen allmählich.

»Mencheres«, murmelte er.

Im Flur erstarrte ich, als ich mich fragte, ob der Mega-Meister allein gekommen war – oder in Begleitung.

Wieder klopfte es. In meinen Ohren klang es jetzt sogar noch unheilvoller als zu dem Zeitpunkt, als ich noch gedacht hatte, der Feind stünde vor der Tür.

Vlad bedeutete Shrapnel und Maximus, die Waffen zu senken. »Bleib hier«, wandte er sich noch einmal an mich, aber längst nicht mehr so herrisch wie zuvor. »Ich höre mir an, was er hier will.«

»Mencheres«, hörte ich Vlad kurze Zeit später sagen, als mit einem Schlag die Tür aufgeflogen war. »Du bist in meinem Hause willkommen und darfst eintreten. Du«, und hier setzte mein Herz einen Schlag aus, denn der giftige Tonfall, mit dem er das Wort aussprach, bestätigte meine Befürchtungen, »bleibst draußen.«

Als Reaktion auf die barsche Begrüßung erklang ein Lachen. Dass Bones so nah war und ich ihn hören konnte, traf mich wie ein Schlag.

»Tepesch, ich habe eine verdammt lange Reise auf mich genommen, um hierherzukommen, und so hübsch deine kleinen Drachen-Türklopfer auch sind, habe ich keine Lust, sie noch länger zu bewundern.«

Der taktvollere Mencheres wandte sich in dem geduldigen Ton an Vlad, den ein Vater vielleicht seinem trotzigen Kind gegenüber angeschlagen hätte.

»Vlad, ich kann nicht zulassen, dass du meinem Mitregenten den Eintritt verwehrst, das weißt du auch. Du würdest auch mich damit beleidigen, und das willst du doch nicht.«

»Lass meine Männer runter«, verlangte Vlad.

»Natürlich.« So wie Mencheres das sagte, klang es, als wäre ihm tatsächlich entfallen, dass er über dreißig Vampire zum Schweben gebracht hatte. Einen Augenblick später hörte man es plumpsen.

Wäre ich besser aufgelegt gewesen, hätte ich das lustig gefunden.

»Na schön, tretet ein.« Vlad klang nicht gerade freundlich. »Aber ihr missbraucht meine Gastfreundschaft, wenn ihr auch nur einen Fuß auf diese Treppe setzt, und wir beide wissen, für wen das besonders gilt.«

Bones lachte noch einmal, nur klang es diesmal näher. Sie waren offenbar eingetreten.

»Also ehrlich, Alter, du kommst mir vor wie ein Hund, der seinen Knochen nicht teilen will. Pass auf, dass du vor Wut nicht versehentlich in Flammen aufgehst, sonst ruinierst du dir deinen tollen falschen Perser.«

»Und ich habe genug von deinen Bemerkungen über mein Heim!«, fuhr Vlad ihn an. Ich konnte schon fast riechen, wie er anfing zu rauchen. »Was willst du? Und bilde dir ja nicht ein, du hättest auch nur die verfickteste Chance, es auch zu kriegen, Alter

Vlads übertriebener Cockneydialekt ließ den Schockzustand, in den ich verfallen war, in Besorgnis umschlagen. Bones hatte Vlad in null Komma nichts auf die Palme gebracht. Was hatte er vor?

»Ich bin wegen Cat hier«, antwortete Bones, der jetzt überhaupt nicht mehr zum Scherzen aufgelegt zu sein schien.

Eine solche Flut an Emotionen überkam mich, dass mir ganz schwindlig wurde. Genauso schnell verschloss ich meine Gedanken wieder und wünschte mir, ich könnte das Gleiche mit meinem Herzen tun. Bones hatte vielleicht ein ganz nüchternes Anliegen. Ich würde mich nicht selbst demütigen, indem ich ihm zeigte, wie sehr mich allein schon der Klang seiner Stimme aus dem Gleichgewicht brachte. Bones hatte selbst gesagt, wie gut ich darin war, ihm den Zugang zu meinen Gedanken zu verwehren. Steht zu hoffen, dass ich mein Können nicht verlernt habe.

»Wenn sie dich nicht sehen will, hast du deine Zeit vergeudet«, verkündete Vlad, jedes Wort eine Herausforderung.

Ich wusste selbst noch nicht, ob ich Bones sehen wollte oder nicht, da ließ er ein barsches Schnauben hören.

»Du missverstehst mich, Tepesch. Ich bin nicht gekommen, um mich mit ihr zu treffen. Ich will sie mitnehmen.«

Mir klappte die Kinnlade runter. Vlad stieß einen Laut aus, der wie ein Knurren klang. »Ich brate dich bei lebendigem Leib.«

Das unverkennbare Geräusch von zwei aneinanderschabenden Messerklingen trieb mich aus dem Zimmer. Mit all meiner übermenschlichen Kraft stieß ich Maximus beiseite, als Bones gerade antwortete: »Versuch es doch.«

»Aufhören.«

Drei Köpfe fuhren herum und sahen zu mir herauf. Vlads Hände brannten noch, und Bones hatte zwei Silbermesser in der Hand. Mencheres stand ein paar Meter entfernt und beobachtete die beiden wie ein stummer Ringrichter. Ich ging die Treppe hinunter. Fabian schwebte hinter mir her; immer wieder schoss er durch die Wand und wieder daraus hervor.

Auf einen Blick sah ich, wie Bones sich verändert hatte, seit ich ihm das letzte Mal begegnet war. Sein Haar war extrem kurz geschnitten und kringelte sich an den Spitzen. Seine Augen wurden schmal, als unsere Blicke sich trafen. Keine Regung war darin zu erkennen. Das zu sehen, traf mich am meisten.

»Was soll das werden?«, fragte ich ihn.

»Ich will dich holen«, antwortete er mit hochgezogener Augenbraue.

Hätte er mir dabei einen Strauß Rosen überreicht und sich entschuldigt, wäre ich vielleicht gerührt gewesen. Aber so wie Bones das sagte, klang es, als wollte er ein Paar Schuhe mitnehmen, das er liegen gelassen hatte. Ich sah ihn aus schmalen Augen an.

»Und was, wenn ich mich nicht holen lassen will?«

Bones sah erst Vlad und dann mich an, dann lächelte er bedrohlich.

»Dann wird Tepesch sich moralisch verpflichtet fühlen, dich als seinen Gast zu verteidigen. Will sagen, dass wir gegeneinander kämpfen müssen, und er ist jetzt schon auf hundertachtzig. Wird wohl versuchen, mich gleich in ein Häufchen Asche zu verwandeln. Natürlich nur, wenn ich ihm das Herz nicht zuerst mit einem Silbermesser aufschlitze. Weigerst du dich also mitzukommen, wird einer von uns innerhalb der nächsten Minuten tot sein. Du kannst natürlich auch mit mir kommen, und uns beiden das Leben schenken.«

Vlad stieß einen hundsgemeinen Fluch aus, während ich stammelte: »Ist das dein Ernst? Du hast mich verlassen, weißt du nicht mehr? Jetzt willst du dich wegen mir duellieren? Was ist das für ein Spielchen?«

»Kein Spielchen, Süße«, antwortete Bones. »Ich hole mir nur, was mir zusteht. Entscheide dich bitte bald. Vlad sieht aus, als würde er gleich in die Luft gehen.«

Ich warf einen kurzen Blick auf Vlad, der tatsächlich wirkte, als könnte er jeden Augenblick explodieren.

»Du kommst in mein Heim und erpresst meine Freundin? «, fauchte Vlad. Die Flammen wanderten seine Arme hinauf. »Ich werde …«

»Ich komme mit.«

Vlad richtete seinen Blick auf mich. Ich streckte ihm die Hände entgegen, die Flammen ignorierend, die an seinem Arm leckten. »Lass. Ich würde es nicht …«

Ich hoffte, dass nur Vlad den Rest des Satzes gehört hatte. Ich würde es nicht ertragen, wenn ihm etwas zustößt. Ich war vielleicht sauer auf Bones. Mann, am liebsten hätte ich ihm selbst ein bisschen Feuer unterm Arsch gemacht, aber ich konnte unmöglich aus lauter Sturheit sein Leben riskieren. Der Energie nach zu schließen, die von Vlad ausging, würde es bei dem Kampf um Leben und Tod gehen.

Das Leben meines Freundes wollte ich natürlich auch nicht aufs Spiel setzen; denn das Blitzen in Bones’ Augen zeigte deutlich, dass auch er aufs Ganze gehen würde.

Vlad zupfte sich am Bart und warf Bones einen eisigen Blick zu. »Das werde ich dir nicht vergessen.«

Bones lächelte spöttisch. »Das will ich doch hoffen.«

Jeden Augenblick konnten die beiden handgreiflich werden. Ich rauschte an ihnen vorbei. Pfeif auf meine Sachen; es war Zeit zu gehen.

»Kommst du jetzt oder nicht?«, fragte ich Bones auf dem Weg nach draußen.

»Klar doch«, antwortete er. Ohne abzuwarten ergriff ich den Arm, den Mencheres mir höflich anbot, und stürmte auf den Wagen zu, mit dem die beiden offenbar gekommen waren, Fabian immer im Schlepptau.

»War nett bei dir«, wandte sich Bones zum Abschied an Vlad.

Die Antwort, die er erhielt, zeigte mir, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Käme es zwischen den beiden zum Kampf, würde nur einer ihn überleben.

Als wir losgefahren waren, wartete ich eine ganze halbe Stunde, bevor ich etwas sagte. Beim Einsteigen hatte Bones mir ein paar Kopfhörer gegeben. Ich hatte den Ton so laut aufgedreht, dass es schon nicht mehr gesund war. Bei dem Krach würde ich ganz sicher nicht mitbekommen, wohin wir fuhren. Schließlich nahm ich sie aber doch ab, nur die Augen ließ ich geschlossen.

»Was zum Teufel hast du dir eigentlich bei der Aktion gedacht? Vlad hätte dich verkokeln können, bis nur noch ein bisschen Asche auf seinem Fußboden von dir übrig gewesen wäre, wenn ich mich geweigert hätte mitzukommen.«

Bones schnaubte. »Genau wie ich erwartet hatte. Du würdest nie eine Chance ausschlagen, die Heldin für mich zu spielen.«

Bastard, dachte ich und hoffte, dass er es laut und deutlich gehört hatte. Was Bones sich auch gedacht hatte, als er zu mir gekommen war, Romantik hatte damit nichts zu tun, das stand fest. War es bloß vampirisches Besitzdenken gewesen? Wollte Bones nicht, dass mich ein anderer bekam, auch wenn er selbst das Interesse an mir verloren hatte? Das war es vielleicht. Na ja, ich gehörte niemandem, und das würden er und Gregor auch noch feststellen müssen.

»Das wirst du bereuen«, sagte ich schließlich nur.

Wieder ein Schnauben. »Glaub ich auch, Kätzchen.«

Statt etwas darauf zu erwidern, setzte ich die Kopfhörer wieder auf.