6

Ich spazierte durchs Haus, erstaunt über dessen Größe. Es war sehr hübsch, hatte schmiedeeiserne Balkone und drei Stockwerke. Die Wände waren in kräftigen Farben gestrichen und mit kunstvollen Stuckleisten verziert. Sämtliche Badezimmer, auf die ich stieß, waren mit Marmor ausgekleidet. Kurz gesagt, es war luxuriös und geschmackvoll, gab mir aber nicht das Gefühl, die antiken Stühle aus dem achtzehnten Jahrhundert nicht benutzen zu dürfen.

Bei einigen Gegenständen zeigte sich Bones’ Einfluss in dem sonst eher femininen Ambiente. Eine Sammlung Silbermesser. Sofas, die zum Herumlümmeln einluden, statt dem Besucher eine steife Haltung aufzuzwingen. Ich hatte genug Zeit, um auf solche Details aufmerksam zu werden. Bones war ohne mich zu Marie gegangen.

Als er mir gesagt hatte, dass er mich nicht mitnehmen würde, bekam ich einen solchen Tobsuchtsanfall, dass Liza hastig das Zimmer verließ. Bones ertrug meinen Zorn schweigend, ohne seine Meinung zu ändern. Er war der Ansicht, meine Gegenwart würde Marie vom Wesentlichen ablenken, oder irgend so ein Mist.

Ich glaubte ihm keine Sekunde lang. Bones wollte mich nur wieder schützen. Da konnte er mir von »strikter Etikette« erzählen, was er wollte, denn wenn ich nicht mitkommen durfte, bedeutete das, dass sein Treffen mit Marie gefährlich war. Aber als er sich zum Gehen bereitmachte, konnte ich im Grunde nur handgreiflich werden oder ihn ziehen lassen und Rache schwören. Ich entschied mich für Letzteres.

Nach meinem Streifzug durchs Haus nahm ich ein Bad in einer Wanne mit Löwenfüßen. Als ich fertig war, schlüpfte ich in einen seidenen Morgenmantel und wanderte auf der Suche nach einer Waschmaschine und einem Trockner weiter durchs Haus. Ich hatte keine sauberen Klamotten mehr, und die von Liza würden mir nicht passen. Es war auch noch so früh, dass ich mir nichts Neues kaufen konnte. Nach drei Uhr morgens hatten nur noch Nachtclubs geöffnet.

Als Bones zurückkam, dämmerte es schon fast. In der Tür hielt er inne, als er Liza und mich sah. Wir saßen auf dem Boden, ich flocht ihr die Haare. Während seiner Abwesenheit war ich mit ihr ins Gespräch gekommen. Sie schien wirklich nett zu sein, und ich hatte sie erstaunlich schnell ins Herz geschlossen. Ich warf Bones einen vernichtenden Blick zu, obwohl ich innerlich vor Erleichterung über seine Unversehrtheit dahinschmolz, dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder Lizas Haaren zu.

»Du hast wundervolles Haar. So voll. Du solltest es bis zum Boden wachsen lassen.«

»Wie ich sehe, vertragt ihr euch«, bemerkte Bones leicht erstaunt. »Willst du mich nicht fragen, wie es gelaufen ist, Kätzchen?«

»Als du eben reingekommen bist, hast du in aller Ruhe eine Treppenstufe nach der anderen genommen«, antwortete ich. »Und ins Auto hast du mich auch nicht beordert, also gehe ich davon aus, dass Majestic unsere Ärsche nicht zum Abschuss freigegeben hat. Sehe ich das richtig?«

Er verzog die Lippen. »Bist also immer noch sauer auf mich. Dann dürfte dich Folgendes freuen: Marie will dich sehen, und sie will nicht, dass ich dabei bin.«

Ein jähes, selbstzufriedenes Lachen entfuhr mir.

»Gott, Bones, du hast dir bestimmt den Mund fusselig geredet, um das zu verhindern. Mann, ich mag die Frau jetzt schon.«

»Dachte mir, dass dir das gefällt.« Sein Gesichtsausdruck zeigte, dass er das Ganze gar nicht lustig fand. »Soll ich dich in Ruhe Zöpfchen flechten lassen und zu Bett gehen? Lizas Gesellschaft behagt dir anscheinend mehr als meine.«

»Nervt ganz schön, wenn einem nichts anderes übrig bleibt, als Däumchen zu drehen, während die Person, die man liebt, sich in Gefahr begibt, was?«, sagte ich und hatte nicht im Mindesten ein schlechtes Gewissen.

»Es ist mir ganz und gar nicht leichtgefallen, dich zurückzulassen«, schoss er zurück. »Mir das Gleiche anzutun, löst bei dir hingegen ja fast schon hämisches Gegacker aus.«

Liza drehte ständig den Kopf hin und her, um abwechselnd Bones und mich ansehen zu können. Was ihr nicht ganz leichtfiel, da ich nach wie vor drei ihrer Zöpfchen festhielt.

»Wie es mir damit ging, hierbleiben zu müssen, war dir ja auch egal«, zischte ich. Die aufgestaute Anspannung der letzten Tage forderte mit einem Mal ihren Tribut. »Ganz recht, ich koste meine Rache aus. Dann bin ich wohl ein Charakterschwein. «

»Eine gehässige Rotzgöre bist du«, gab Bones zurück und kam auf mich zu, bis er fast drohend über mir stand. »Was sagst du dazu?«

Ich ließ Lizas Zöpfe los und stand auf. Jetzt war also Krieg, hm? »›Du musst’s ja wissen‹, das sage ich. Was ist los mit dir? Bist du sauer, weil du mit deinen plumpen Annäherungsversuchen und deinen Geschichten über alte Zeiten bei Marie nicht landen konntest?«

»Zu deiner Information: Ich hatte nie etwas mit Marie.« Bones untermalte seine Worte, indem er mir den Zeigefinger in die Brust stieß. Liza machte, dass sie Land gewann.

Ungläubig sah ich auf seinen Zeigefinger herunter, der sich keinen Zentimeter gerührt hatte. »Pfoten weg oder ich schlag zu.«

Herausfordernd zog er die Brauen hoch. »Gib dein Bestes, Süße.«

Du hast es nicht anders gewollt. Meine Faust traf ihn am Kinn. Bones duckte sich weg, bevor ich einen Treffer landen konnte, seine Augen blitzten grün.

»Mehr hast du nicht drauf? Musst dich schon mehr anstrengen. « Wieder bohrte sich sein Zeigefinger in meine Brust.

Oh, jetzt ist Krieg, Schätzchen!

Ich packte ihn am Handgelenk und trat gleichzeitig nach seinem Schienbein, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Aber er war zu schnell, sprang über das Bein hinweg, mit dem ich nach ihm getreten hatte, sodass mir die Wucht meines eigenen Tritts zum Verhängnis wurde. Ein kleiner Schubs in den Rücken, und ich flog gegen das Sofa. Liza kreischte entsetzt auf.

»Bitte hört auf, alle beide, aufhören!«

Ich ignorierte sie. Bones auch. Die Vorfreude ließ meinen Puls rasen, als ich mich aufrappelte. Ich war schon ganz wild auf die Klopperei, bei der ich mal ordentlich Dampf ablassen konnte. Er offensichtlich auch, das sah ich an dem Blitzen in seinen Augen.

Zur Sicherheit vergewisserte ich mich aber doch noch mal: »Du willst es also wirklich auf die harte Tour?«, erkundigte ich mich, bemüht, ihm nicht durch meine Gedanken zu verraten, was ich vorhatte.

Sein Lächeln war blasiert, herausfordernd und sexy, während er dastand und mich näher kommen ließ. »Warum nicht? Ich gewinne sowieso.«

Ich lächelte zurück. Dann rammte ich ihm die Faust in den Magen. Du darfst dir für keinen noch so miesen Trick zu schade sein, hatte Bones mir vor Jahren geraten. Sollte keiner sagen, ich hätte nicht aufgepasst.

Statt sich zusammenzukrümmen, wie ich erwartet hatte, schleuderte er mich einfach über die Schulter nach oben. Mein Körper krachte gegen die Decke, dass es mir die Luft abschnürte. Ich hatte nur einen Sekundenbruchteil Zeit, um mich von den Stuckverzierungen abzustoßen, da kam auch schon sein Angriff, der allerdings ins Leere ging. Auf dem Boden rollte ich mich ab und stieß auf meiner hektischen Flucht den Couchtisch um.

Sofort war er über mir. Ich sah ihn hämisch grinsen, als er mich mit seinem gesamten Körpergewicht niederdrückte. Das Oberteil meines Bademantels klaffte auf, sodass meine nackte Brust an seinem Hemd rieb, als ich mich unter ihm wand. Er sah auf mich herunter und fuhr sich mit der Zunge über die Innenseite der Unterlippe.

»Gibst du auf?«

Mein Herz hämmerte vor Erregung, während ich ihm gleichzeitig am liebsten seine grinsende Visage poliert hätte. Meine Arme hielt er nicht fest, was ein Fehler war.

»Noch nicht.« Ich langte hinter mich und packte den erstbesten Gegenstand, der mir in die Finger kam. Über Kopf holte ich nach ihm aus.

Der marmorne Couchtisch ging in Stücke, als ich Bones damit traf – seinen Kopf, um genau zu sein –, sodass er ganz benommen war, was ich ausnutzte. Ich hatte mich unter ihm hervorgekämpft und wollte mich schon über meinen Sieg freuen, … da spürte ich, wie mit eisernem Griff meine Fußknöchel gepackt wurden. Ich versuchte mich loszumachen, aber Bones hielt fest, während er die Überreste des Couchtisches von sich abschüttelte. Der einzige Gegenstand, den ich zu fassen bekam, war die Servierplatte aus Zinn. Ich schnappte sie mir und schwang sie wie eine Waffe.

»Als Nächstes nehme ich die!«, warnte ich ihn.

Die Hände noch immer fest um meine Fußknöchel geschlossen, sah Bones verdutzt zu mir auf. Als ich mich umsah, bemerkte ich in einer Zimmerecke Liza, die sich entsetzt auf die Fingerknöchel biss. Hopscotch und Band-Aid trieben sich unschlüssig nahe der Tür herum.

Auf einmal musste ich lachen.

Bones’ Mundwinkel zuckten ebenfalls. Liza machte große Augen, als er anfing zu glucksen. Immer lauter, genau wie ich, bis er schließlich meine Knöchel losließ und wir uns vor Lachen beide nicht mehr halten konnten.

Immer noch lachend schüttelte Bones sich die Marmorbröckchen aus dem Haar. »Verdammte Scheiße, Kätzchen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal mit meinem eigenen Mobiliar verprügelt würde. Weißt du, dass ich Sternchen vor Augen hatte, als ich den über die Rübe bekommen habe?«

Ich kniete mich zu ihm und fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar, um die letzten Marmorsplitter zu entfernen. Seine Augen leuchteten grün, und das Lachen blieb mir im Hals stecken, als er mich an sich zog und küsste.

Seine Lippen waren unnachgiebig und verlangend. Das Adrenalin in mir verwandelte sich in etwas anderes, während ich seine Umarmung nicht weniger drängend erwiderte. Ich hörte noch, wie unsere drei Zuschauer hastig die Tür hinter sich schlossen, bevor er mich mit seinem Körper niederdrückte.

»Wir haben uns schon lange nicht mehr geprügelt«, murmelte Bones, während seine Lippen meine Kehle hinabwanderten. »Ich hatte ganz vergessen, was für einen Spaß das macht.«

Ungehindert fuhr seine Hand über meinen Schenkel nach oben, schließlich war ich unter dem Morgenmantel nach wie vor nackt. Ein animalischer Laut entfuhr mir, als seine Finger sich zwischen meinen Schenkeln zu schaffen machten.

»Dir scheint es auch gefallen zu haben«, flüsterte er.

Ich zerrte an seinem Hemd, kümmerte mich nicht um den zertrümmerten Couchtisch, dessen Teile überall herumlagen, und schlang die Beine um ihn.

»Ich brauche dich.«

Damit meinte ich nicht nur, dass ich scharf auf ihn war. Unser angespanntes Verhältnis hatte mir in den letzten Tagen arg zugesetzt. Jetzt wollte ich ihm unbedingt nahe sein. Glauben, dass alles gut werden würde, egal wie verrückt unsere Situation war.

Er drückte mich nach hinten gegen die Couch und zerrte sich die Hose herunter. Ich stöhnte über den Ansturm an Empfindungen, der mich bei seinem ersten Stoß überkam, und biss ihm vor Lust in die Schulter.

Bones presste meine Stirn an seine, während er tiefer in mich eindrang. »Fester«, stöhnte er.

Ich schlug die Zähne in ihn, schluckte sein Blut, als sie die Haut durchdrangen. Die kleine Wunde heilte, kaum dass ich von ihr abließ, um ihn zu küssen.

Seine Lippen verschlangen mich, raubten mir den Atem, so intensiv war sein Kuss. »Ich stehe drauf, wenn du mich beißt«, knurrte er, als ich den Kuss unterbrach, um Luft zu schöpfen.

Ich drückte ihn enger an mich, grub ihm die Fingernägel in den Rücken. »Zeig mir, wie sehr.«

Ein leises Lachen entfuhr ihm. Seine Bewegungen wurden schneller.

»Ich mach ja schon.«

 

Bones weckte mich mit Beignets und Kaffee, und wir faulenzten noch eine Weile im Bett herum. Die schlechte Stimmung zwischen uns war wie weggeblasen, zumindest vorerst.

Da ich mich am Abend mit Marie treffen wollte, fielen wir nach wie vor unter ihr Gastrecht und konnten uns in der Stadt frei bewegen. Wir wollten das ausnutzen und begaben uns im French Quarter auf Erkundungstour. Bei dem heißen Augustwetter brauchte ich keine Jacke, rieb mich aber mit Sonnencreme ein.

Bones führte mich von der Bourbon Street zum Jackson Square und dann zur St.-Louis-Kathedrale, die mich sehr an einige Kirchen erinnerte, die ich kurz in Paris gesehen hatte. Zum Schluss besuchten wir Lafitte’s Blacksmith Shop, eines der ältesten Gebäude der Altstadt, eine Bar. Während ich mir draußen an einem der Tische einen Gin Tonic schmecken ließ, bemerkte ich neben uns plötzlich einen Geist.

»Mach den Abflug, Kumpel«, wies Bones ihn an. »Wie gesagt, Süße, während der großen Feuersbrunst …«

»Schon schlimm, dass nur noch die Verrückten mit einem reden, wenn man tot ist«, murrte der Geist. »Vampire und Ghule sagen einem ja nicht mal guten Tag.«

Bones schnaubte ärgerlich. »Ja, ja, guten Tag, und jetzt hau ab.«

»Sie wird sich fragen, mit wem du redest«, meinte der Geist mit einem Grinsen in meine Richtung. »Die hält dich für komplett verrückt …«

»Ich kann dich sehen«, unterbrach ich ihn.

Wenn ein Geist ein verblüfftes Gesicht machen konnte, tat er es in diesem Moment. Augen, die vielleicht einmal blau gewesen waren, wurden schmal.

»Du kommst mir nicht begabt vor«, bemerkte er in anklagendem Tonfall.

»Medial veranlagt meinst du? Ich bin vieles, nur das nicht. Aber findest du es nicht ein bisschen unhöflich, dich einfach zu uns zu setzen und dich in unser Gespräch einzumischen? Nicht mal ›Entschuldigung‹ hast du gesagt.«

»Kätzchen, ich habe dir doch gesagt, dass du nicht mit ihnen reden sollst«, seufzte Bones.

»Ich hätte nicht gedacht, dass du auf mich reagieren würdest«, antwortete der Geist lächelnd. »Die Untoten«, er nickte in Richtung Bones, »ignorieren uns einfach. Sie gehören zu den wenigen, die uns sehen können, aber das ist ihnen vollkommen egal!«

Er sprach so leidenschaftlich, dass ich ihm begütigend auf die Schulter geklopft hätte, wenn er aus Fleisch und Blut gewesen wäre. So beschränkte ich mich auf ein verständnisvolles Lächeln.

»Wie heißt du? Ich bin Cat.«

Er machte einen Diener, wobei sein Kopf durch den Tisch fuhr. »Ich bin Fabian du Brac. Geboren 1877, gestorben 1922.«

Bones lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Fabian. Und jetzt, bitte … wir haben’s eilig.«

»Du bist Bones«, stellte der Geist fest. »Ich habe dich schon mal gesehen. Du bist immer zu sehr in Eile, um mit uns zu reden.«

»Worauf du einen lassen kannst, du naseweise Spukgestalt …«

»Bones.« Ich zog ihn am Arm. »Er kennt dich!«

»Kätzchen, was soll das …«

Er verstummte, als die Worte, die ich ihm in Gedanken entgegenschrie, bei ihm ankamen. Dann wandte er Fabian seine volle Aufmerksamkeit zu und lächelte.

»Mensch, Kumpel, hast ja recht. Manchmal muss man mich an meine Manieren erinnern, wirklich wahr. Geboren 1877, sagst du? Ich erinnere mich an damals. Das waren bessere Zeiten, was?«

Bones hatte recht, Geister waren schwatzhaft. Fabian plauderte angeregt über die Vergangenheit, das Elend der modernen Welt, seine Lieblingspräsidenten und die Veränderungen in Louisiana. Er war ein wandelndes Lexikon. Schon erstaunlich, was ein Geist so alles mitbekam. Zum Beispiel, dass es in letzter Zeit jede Menge Ghule von auswärts nach New Orleans zog. Dass sie heimliche Treffen abhielten. Bei denen tauchte immer wieder Gregors Name in Zusammenhang mit Gerüchten über eine Bedrohung für die gesamte Spezies der Ghule auf.

»Gregor und Ghule, hm?«, hakte Bones nach. »Was haben sie noch gesagt?«

Fabian warf ihm einen listigen Blick zu. »Ich habe es satt, vergessen zu werden.«

»Versteh ich«, pflichtete Bones ihm bei. »Ich habe ein super Gedächtnis, ich werde mich ewig an dich erinnern.«

»So hat er das nicht gemeint.«

Das war eins der wenigen Male, die ich mich in die Unterhaltung der beiden einmischte. Ich konnte schließlich schlecht mitreden, wenn es darum ging, wie man zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gelebt hatte, und ich wusste auch nicht, wie traurig es gewesen war, mit anzusehen, dass Autos die Pferde ersetzten, oder wie die Luft vor Einführung der fossilen Brennstoffe gerochen hatte. Aber in diesem Punkt kannte ich mich aus.

»Fabian wünscht sich Gesellschaft«, sagte ich. »Er ist einsam. Stimmt doch, oder?«

»Ja.« Vielleicht lag es nur am Lichteinfall, aber ich meinte, Tränen in den Augen des Gespenstes zu sehen. »Ich wünsche mir ein Zuhause. Oh, ich weiß, dass ich keine echte Familie mehr haben kann, aber ich will wieder irgendwo dazugehören.«

Manches ändert sich nie. Die Sehnsucht nach Gesellschaft hält sogar bis in den Tod beziehungsweise die Unsterblichkeit an.

Bones machte ein ergebenes Gesicht. »Nimmst du dich jetzt der Heimatlosen an, Kätzchen? Aber erst werden ein paar Regeln aufgestellt. Ein Verstoß dagegen, Fabian, und du handelst dir einen sofortigen Exorzismus durch den besten Geisterjäger ein, den ich auftreiben kann, alles klar?«

»Ich höre.« Fabian gab sich Mühe, gleichgültig dreinzublicken, aber er bebte fast vor Erwartung.

»Erstens gibst du keine Informationen über mich, meine Frau oder meine Leute an irgendwelche Lebenden, Toten, Untoten oder sonst wen weiter. Klar?«

Fabian nickte. »Einverstanden.«

»Du hast unsere Privatsphäre zu respektieren wie jeder andere auch, mein Freund. Wenn du glaubst, nur weil du ein Geist bist, kannst du den Voyeur spielen, irrst du dich.«

Ein empörtes Schnauben. »Ich erlaube mir, diese Fehleinschätzung meines Charakters auf die in der heutigen Zeit so verbreitete Sittenlosigkeit zurückzuführen.«

»Ist das ein Ja?«, fragte ich lachend.

»Ja.«

»Alles klar.« Bones ließ die Fingerknöchel knacken. »Und zu guter Letzt wirst du nicht mit deinem Status angeben. Ich will nicht, dass mir auf Schritt und Tritt heimatlose Gespenster nachrennen. Kein verdammtes Wort, kapiert?«

»Selbstverständlich.«

»Dann sind wir uns einig, Fabian du Brac.«

Ein glücklicheres Lächeln als das auf dem Gesicht des Geistes hatte ich noch selten gesehen. Bones erhob sich. Ich nahm noch einen letzten Schluck aus meinem Glas und tat es ihm nach.

»Also schön, Fabian, du bist jetzt einer von meinen Leuten. Könnte nicht behaupten, dass das der beste Deal ist, den du je gemacht hast, aber ich verspreche dir, wenn du dich an unsere Abmachung hältst, wirst du nie mehr heimatlos sein.«

Wir verließen die Bar und gingen zum Haus zurück, der Geist immer hinter uns, eine Hand auf meiner Schulter.