Glossar

 

Apokalypse: Das letzte Buch der Bibel, auch Offenbarung des Johannes genannt, gehörte im Mittelalter zu den am häufigsten illustrierten Handschriften. Das mag an den drastischen, bildhaften Visionen vom Weltende liegen, aber vielleicht auch an der schweren Verständlichkeit des Textes, den man so zugänglicher machen wollte.

Beutelbuch: Heute sind weltweit nur noch sehr wenige Beutelbücher erhalten, allerdings kennen wir sie von mehr als vierhundert Abbildungen in mittelalterlichen Handschriften und frühen Drucken. Die besondere Form dieser Bücher kam dadurch zustande, dass sie in einen Lederbeutel eingebunden wurden, der über die Unterkanten der Buchdeckel hinausragte und den in der Regel ein Knoten oder Zipfel abschloss. Man schob den Knoten unter den Gürtel und konnte so im Alltag oder auf Reisen ein wichtiges Buch immer griffbereit bei sich führen.

Blockbuch: Diese Buchform war in Europa im 15. Jahrhundert verbreitet und wurde erst aufgegeben, nachdem sich Gutenbergs Druck mit beweglichen Lettern aus Metall durchgesetzt hatte. Ein Blockbuch besteht aus Holztafeldrucken. Abbildungen und oft auch der Text einer Seite wurden im ganzen Block ins Holz geschnitten. Besonders von der Apokalypse sind Blockbücher erhalten und von der so genannten Biblia Pauperum (einer Art Bilderbibel).

Donat: Der römische Grammatiker Aelius Donatus lebte im 4. Jahrhundert n. Chr. und zählte zu den Lehrern des Bibelübersetzers Hieronymus. Die von Donatus verfasste ars grammatica war im Mittelalter so bekannt und verbreitet, dass sein Name zum Synonym für das Lehrbuch wurde.

Druckerpresse: Gutenberg druckte mit einer Spindelpresse, ähnlich denen, wie sie zum Weinpressen verwendet wurden.

Das Papier (oder Pergament) wurde in einen Rahmen gespannt und auf die mit Hilfe von Lederballen eingefärbte Druckform gelegt, die man dann unter die Presse schob.

Ecclesia: Bezeichnet die christliche Gemeinde und kann sich sowohl auf eine lokale Gemeinschaft beziehen als auch auf die Christenheit insgesamt. An mittelalterlichen Kirchen wird sie oft als Frau personifiziert und triumphiert über die Synagoge (ebenfalls als Frau dargestellt).

Evangeliar: Im Mittelalter war es nicht üblich, die ganze Bibel handschriftlich zu kopieren, sondern man beschränkte sich auf einzelne Bücher. Neben der Apokalypse und dem Psalter waren Evangeliare beliebt. Sie bieten in der Hauptsache den vollständigen Text der vier Evangelien. Mitunter wurden sie mit prächtigem Buchschmuck ausgestattet. Das Evangeliar Heinrichs des Löwen beispielsweise zählt zu den Hauptwerken der Buchmalerei.

Initiale: In vielen mittelalterlichen Handschriften findet man reich illustrierte Initialen. Die Initiale ist der Anfangsbuchstabe eines Buches oder Kapitels (von lateinisch initium = Anfang). So schmückte man häufig den Buchstaben I prächtig aus, mit dem das Buch Genesis beginnt (die ersten Worte des lateinischen Bibeltextes lauten: In principio Deus creavit caelum et terram – Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde).

Inkunabel: Der Begriff leitet sich her von lateinisch incunabula = Windeln, Wiege und bezeichnet die Werke der Buchdruckerkunst (mit beweglichen Metalllettern) von Gutenberg bis zum Jahr 1500. Man spricht auch von Wiegendrucken.

Kettenbuch: In Klosterbibliotheken (deren Bestand oft nur wenige hundert Bücher umfasste) kettete man wertvolle Bände an ein Pult an.

Korrektor: Während wir es bei Handschriften mit Unikaten zu tun haben, führte die Erfindung der Druckkunst zu Auflagen in Höhe von einigen hundert Exemplaren pro Buch. Um zu vermeiden, dass die Fehler der Setzer sich multiplizierten, beschäftigten viele Drucker einen Korrektor. Oft übernahmen Gelehrte diese Aufgabe.

Legenda Aurea: Die im Mittelalter beliebteste und am weitesten verbreitete Sammlung von Heiligenlegenden. Sie entstand im 13. Jahrhundert, als Verfasser gilt der Italiener Jacobus de Voragine.

Mehrfarbendruck: Bereits Gutenberg beherrschte den Mehrfarbendruck: Anfangs druckte er den Bibeltext in schwarzer Farbe, die Überschriften und Kolumnentitel jedoch rot. Wegen der Aufwändigkeit des Verfahrens überließ er Letzteres schließlich den Rubrikatoren (lat. rubricare = rotfärben).

Miniatur: Bezeichnung für die mittelalterlichen Buchmalereien. Anders als man vielleicht vermuten würde, bezieht sich der Begriff nicht auf das kleine Bildformat, sondern rührt her vom lateinischen Wort minium, das rote Farbe bezeichnet. Miniatoren schmückten die Initialen und Randleisten prächtig aus mit Abbildungen, Rankenwerk oder sonstigen Verzierungen. In Göttingen hat sich ein Musterbuch erhalten, das als Vorlage für Buchschmuck diente, (www.gutenberg-

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digital.de/musterbuch.html

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Pergament: Pergament wurde aus Tierhäuten hergestellt. Gutenberg druckte einen Teil seiner Bibeln auf Papier und einen Teil auf Pergament. Der Begriff leitet sich her von der antiken Stadt Pergamon.

Schreibstube: Bereits vor der Erfindung des Buchdrucks sorgten Schreibwerkstätten für die gewerbsmäßige Vervielfältigung von Büchern. Die wohl bekannteste Werkstatt dieser Art betrieb in Hagenau im Elsaß Diebold Lauber. Der erste Nachweis für seine Tätigkeit datiert auf das Jahr 1427, aber auch nach Gutenbergs Erfindung bestand die Schreibstube noch bis etwa 1470. Meist entstanden dort bebilderte, deutschsprachige Handschriften.

Schriftgießer: Die Entwicklung einer funktionierenden Schriftgießerei stellt vielleicht Gutenbergs herausragende Leistung dar. Zum einen musste er aus verschiedenen Metallen die richtige Legierung gewinnen, damit die Buchstaben nicht brachen. Zum andern musste er eine Methode entwickeln, sie zu gießen. Hierzu erfand er das aufklappbare, aus Holz und Metall bestehende Handgießgerät. Die mit dem Schriftstempel hergestellte Matrize wurde in dieses Instrument eingespannt. Das flüssige Metall floss durch eine Röhre in einen Hohlraum, den die Matrize abgrenzte. Das Metall erkaltete sehr schnell, und der Vorgang zur Herstellung der neuen Letter konnte beliebig oft wiederholt werden.

Schriftsetzer: Er stellte die Druckform her (umfasst in der Regel mehrere Seiten), die in einem späteren Arbeitsschritt unter die Presse geschoben wurde. Die Metalllettern fand er im hölzernen Setzkasten, der in viele kleinere Fächer unterteilt war. Während er in der einen Hand den Winkelhaken hielt, fügte er mit der anderen die Lettern zusammen, bis der Winkelhaken gefüllt war. Die so gewonnenen Worte wurden auf dem Schiff (eine Metallplatte mit Rahmen) abgelegt. Hier bestand die Möglichkeit, einen Probedruck herzustellen und Fehler zu korrigieren.

Stundenbuch: Das Stundenbuch war ein hauptsächlich für Laien gedachtes Andachtsbuch, das einen Kalender der zwölf Monate enthält sowie zahlreiche Gebete, Lesungen aus den Evangelien, Bußpsalmen und ähnliches. Bei vielen Stundenbüchern handelt es sich um Handschriften mit wertvollen Illustrationen und aufwendigem Buchschmuck. Häufig hatten sie die Funktion von Statussymbolen für reiche Auftraggeber. Bekannt sind zum Beispiel die Stundenbücher des Herzogs von Berry mit herrlichen Illustrationen zu den einzelnen Monaten des Jahres.

Totentanz: Die Totentänze stammen aus dem französischsprachigen Raum und wurden auch danse macabre genannt. Sie entstanden wahrscheinlich unter dem Eindruck der Pestepidemien, die Europa im späten Mittelalter heimsuchten. Es handelt sich um Allegorien. Menschen jeden Alters, Geschlechtes und Standes tanzen mit Skeletten, die an die Vergänglichkeit alles Irdischen erinnern.

Vatikanische Bibliothek: Die Ursprünge der Vatikanischen Bibliothek reichen zwar bis in die Frühzeit des Christentums zurück, doch begründete erst Nikolaus V die heutige Sammlung. Als er 1447 zum Papst gewählt wurde, umfasste die Bibliothek kaum 350 Bände. Er sammelte systematisch Literatur und sorgte dafür, dass wichtige Werke kopiert wurden. Bei seinem Tod 1455 besaß die Bibliothek weit mehr als tausend Bücher und gehörte damit zu den bedeutendsten Sammlungen der damaligen Welt.